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Ist ihm der eigene Ruf überhaupt noch was wert? Boris Palmer /dpa

Streit um N****-Sch**** - Herr, lass Niveau regnen!

Langsam nervt's. Ob Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, die Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters Shermin Langhoff oder der Althistoriker Egon Flaig: Sie alle haben Skandale produziert, die nur deshalb zu Skandalen wurden, weil wir uns darüber aufgeregt haben. Sollten wir unsere Energie nicht in wichtigere Debatten investieren?

Autoreninfo

Jens Nordalm leitete bis August 2020 die Ressorts Salon und Literaturen bei Cicero.

So erreichen Sie Jens Nordalm:

Sie haben alle zu Recht gerade große Schwierigkeiten. Nicht weil sie Rassisten wären oder Rechte oder sonst wie gefährlich. Sondern weil sie sich um Kopf und Kragen geredet haben. Weil das alles kein Niveau ist. Oder menschlich nicht anständig. 

Um mit den jüngsten Fällen zu beginnen: Jens Lehmann ist kein Rassist, sondern ein „Vollidiot“ (Karsten Baumann), der ruhig lernen soll, dass man „Quotenschwarzer“ einfach nicht sagt. Dennis Aogo muss lernen, dass man in Deutschland nicht leichtfertig von „vergasen“ spricht. Und Boris Palmer sollte eigentlich wissen, dass man erstens nicht ungeprüft in diesem Schlammloch Facebook irgendwelche Zitate übernimmt, deren Inhalt nicht bestätigt ist. Und dass man zweitens am besten nicht völlig unempfindlich niveauloseste Vulgärsprache wiederholt, vorausgesetzt, der eigene Ruf ist einem überhaupt noch irgendetwas wert. 

Kritik? Ja bitte, aber diskutabel  

Und, Boris Palmer: Es hätte der forcierten pädagogischen Ironie auch gar nicht bedurft. Wer öffentlich mitdenkt, weiß auch ohne diese verunglückte didaktische Benutzung eines wahrscheinlich übel verleumdeten Dennis Aogo (das Profil, von dem die Denunziation kam, ist mittlerweile gelöscht), dass das ununterbrochene Rassismus-Geschrei ausschließlich gegen „alle Weißen“ sowieso längst ins Leere läuft. Um bei diesem Trio Infernale der letzten Tage noch zu bleiben: Cancel Culture möchte man es gar nicht nennen, wenn alle drei vom Schirm genommen werden. Keine Einwände dagegen. 

Man ist es dermaßen leid, sich nahezu täglich mit neuen intellektuell enttäuschenden Mitteilungen und Performances befassen zu müssen. Viele etwa der Schauspieler-Videos gegen die Corona-Politik unter dem Hashtag #allesdichtmachen waren ja nicht deshalb schlimm, weil sie gegen die Corona-Politik gingen, sondern weil sie in ihrem plumpen Sarkasmus intellektuell und künstlerisch so unbefriedigend waren. Kritik am fantasielosen Lockdown – unbedingt gern und unbedingt nötig in einer Demokratie. Aber in einer Situation von täglichem Leben und Tod doch lieber in einer diskutablen Form – mit diskutierbaren Einwände und Alternativen. Wie es ja längst auch geschah und geschieht – zweiter Einwand gegen dieses Schauspielergehabe der einsam-heroischen Kritiker: Einfach mal Welt oder Cicero oder auch FAZ-Feuilleton lesen, dann fühlt man sich nicht so allein in seinem Kopfschütteln.

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Dorothee Sehrt-Irrek | So., 9. Mai 2021 - 18:30

das hat hoffentlich gesessen und nicht nur bei mir.
Ich baue übrigens darauf, dass wir durch die Redaktion geprüft werden.

RMPetersen | So., 9. Mai 2021 - 18:55

Darf man denn Quotenfrau sagen, wenn es stimmt?

Reinhold Schramm | Mo., 10. Mai 2021 - 11:47

Antwort auf von RMPetersen

Die Dekadenz der antikommunistischen und bürgerlichen Linken der deutschen Bourgeoisie.

Dekadenz – Jubelnd in den Untergang- Ein Film von Imad Karim

»„Dekadenz – Jubelnd in den Untergang“ beschreibt den nach meiner Ansicht, absurden Zustand, in dem sich Europa und speziell hier Deutschland befinden. Der Film ist ein kurzweiliger Streifzug durch die Zeitgeschichte des Nachkriegsdeutschlands. Er erzählt vom „langen Marsch der [antikommunistischen und bürgerlichen] Sozialisten [der Bourgeoisie] durch die Institutionen“ und den Warnungen davor durch FJ Strauß, von der deutschen Einheit, der nach [modisch] Links gerückten Republik und vom schleichenden Verlust der Werte der Aufklärung.«

Siehe: Dekadenz – Jubelnd in den Untergang- Ein Film von Imad Karim - YouTube
https://www.youtube.com/watch?v=onkgPTPnNPc

Dr.Andreas Oltmann | So., 9. Mai 2021 - 18:56

Ich stimme Ihnen nicht zu Herr Nordalm. Es geht eben doch tatsächlich darum, dass man in einer Demokratie alles sagen dürfen muss, was den Anderen nicht unter der Gürtellinie trifft. Und leider reihen Sie sich ein in die Kritiker von „ alles dichtmachen“ und Boris Palmer, indem Sie sagen, so sollte man Kritik nicht üben. Man muss es wohl weicher, freundlicher, angepasster tun. Wissen Sie noch, wer gesagt hat „ mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch“? Oder dass Ralf Brinkhaus alle Kritiker am Infektionsschutzgesetz verantwortlich dafür macht, dass Menschen sterben müssen? Das Niveau beider Zitate ist nicht besser als die von Ihnen genannten, wird aber nicht öffentlich und scheinheilig kritisiert. Der Hinweis auf FAZ und Welt reicht da nicht aus, finde ich.

Karl-Heinz Weiß | So., 9. Mai 2021 - 19:26

Antwort auf von Dr.Andreas Oltmann

Sorry, aber Sie sollten den Beitrag nochmals lesen. Dieser ist nach meiner Auffassung selbsterklärend.

Herman Josef Stirken | So., 9. Mai 2021 - 19:42

Antwort auf von Dr.Andreas Oltmann

Da reiht sich eine Doro Baer ein, die im Bundestag der AfD vorwarf, diese habe in Kassel mit geschossen.

Quirin Anders | So., 9. Mai 2021 - 21:15

Antwort auf von Dr.Andreas Oltmann

Volle Zustimmung, Herr Dr. Oltmann.
Die Berechtigung von politischer Kritik und der Wert von Satire hängen doch nicht davon ab, was irgendwelche Leute von der "künstlerischen Qualität" halten wollen, oder ob man die Botschaft auch anders hätte ausdrücken oder verpacken können.
Man kann schliesslich alles auf sehr unterschiedliche Weisen mitteilen. Wer an solchen Äusserlichkeiten herumkrittelt, zeigt ungewollt seinen Mangel an Fähigkeit zu substantieller Kritik.
Vor diesem Hintergrund ist der Stossseufzer des Autors "Herr, lass es Hirn regnen" sogar schon wieder verständlich ;-)

Auch ich bekunde meine Zustimmung zu dem Kommentar des Herrn Dr. Oltmann.

Der Autor des Artikels bekundet, vermutlich unbewusst, wie sehr er sich bereits dem Anpassen der Sprache, der Schere im Kopf, gebeugt hat.

Nur ein Demokratie die derlei sprachlichen Auswüchsen standhält, ohne die zu verdammen, oder zu canceln, ist eine gute und lebenswerte Demokratie.

Der Vorstellung des Autors folgend würden wir schon bald in einem orwellschen D. leben.

Ich will das nicht.

Wolfgang Jäger | So., 9. Mai 2021 - 19:10

Ich bin nicht der Meinung des Autors. Ideologiosch verbohrte "Idioten" lassen sich nicht ein auf vornehm auf die Goldwage der Formulierungen gelegte Kritik. Man muss sie mit Waffen schlagen, die sie gar nicht gerne haben. Ironie, Satire und offensiver verbaler Kampf ist angesagt. Nur so kann man sie entlarven, die Sprechautomaten, Tugend- und Meinungswächter. Palmer entlarvt. Das ist gut so. Hätte sich vor der Aktion "Allesdichtmachen" jemals jemand ernsthaft mit dem Thema/der Problematik auseinandergesetzt? Nein! Man muss die Seite, die immer darauf vertraut, dass man aus vornehmer Rücksicht die Klappe hält, provozieren, damit sie merkt, dass es rote Linien gibt und die Menschen doch nicht so dumm sind, wie sie immer hofft. Palmer ist eben nicht dumm. Und er ist beileibe kein Vollidiot!

möchte ich ihnen darin einerseits zustimmen und auch widersprechen, daß nämlich Ironie, Satire und offener verbaler Kampf nur dann was taugen, wenn mit ihnen inhaltlich debattiert wird, bsw. der inhaltliche Charakter eines dämlichen Arguments getroffen wird. Ansonsten wird eine deutliche Sprache iin einen Angriff auf den Kontrahenten verdreht, die dahinter stehende Sachkritik, verpufft im Streit der Meinungen, auf die jeder pocht sie haben zu können, sei sie auch noch so falsch bis absurd, aber auf die "man ein Recht hat". In diesem Zustand verkommt jeder sachliche Streit, wie auch immer vorgetragen zum Meinungsaustausch, der am Kontrahenten nicht kratzen darf.
Vermutlich hat der Boris einfach Pech, daß er als Bürgermeister die Kanzlerkandidatin B. nebst Partei als potentieller Konkurrent stört.
Ansonsten ist nicht nachzuvollziehen, was an seiner Aussage rassistisch sein soll - es sei frau will es so verstehen. Dann endet Meinungsfreiheit, wie immer auch sprachlich vorgetragen.

Brigitte Miller | So., 9. Mai 2021 - 19:20

"Kritik am fantasielosen Lockdown – unbedingt gern und unbedingt nötig in einer Demokratie.“
Soso.
Aber bitte nicht in "plumpem Sarkasmus und künstlerisch unbefriedigender" Form.
Nun, ich finde es bemerkenswert, dass ü b e r h a u p t jemand den Mut hatte, diese Kritik öffentlich zu machen, und die Form war auch nicht ganz so künstlerisch unbefriedigend.
Wenn doch, lässt sich damit doch besser leben, als mit der unkritischen Akzeptanz des "phantasielosen Lockdowns", der in Wahrheit eine Katastrophe ist.

Christa Wallau | So., 9. Mai 2021 - 19:25

Es sind diejenigen, welche die höhere M O R A L für sich in Anspruch nehmen! Sie picken - geradezu süchtig nach anstößigen Aussagen - jede (möglicherweise) sprachliche Entgleisung auf, um sie an die große Glocke zu hängen.

Das ist der Kern des Übels: Andersdenkende werden nicht mehr als gleichberechtigt u. auf Augenhöhe betrachtet, sondern man sucht bei ihnen mit der Lupe nach Angriffspünktchen, bauscht Kleinigkeiten auf und ruft nach Sanktionen - im Namen der Korrektheit.

Herr Gott, Leute, laßt doch endlich wieder lockeres Denken u. Reden zu! Hört nicht auf jeden, der sich auf die Füße getreten oder seelisch getroffen fühlt! Das ist kindisch.
Ob Schwarze o. Weiße, Hetero- o. Homosexuelle, Dicke o. Dünne, Linke o. Rechte - nehmt Euch nicht so wichtig, sondern haltet es mit den Kölnern, die sagen: "Jede Jeck is anders".Heute mache ich mich über d e n lustig, morgen der über mich ...
Wenn Herr Lenz schreibt, daß ich im "braunen Sumpf" stecke - soll er doch! Mich ficht das nicht an.

Das ist es ja liebe Frau Wallau. Genau das ist es. Provokation, die in´s Leere läuft, pro-voziert den Provokateur. Er muß sich selber trösten mit "auf´s Neue". "Morgen ist auch ein Tag" beruhigt sich Scarlett o´Hara verärgert.

Es sei denn, die Kritik betrifft die AfD.

Dann beginnt das große Klagelied, man würde die grösste Oppositionspartei ausgrenzen, sie diffamieren, den Willen von Millionen von Deutschen missachten.

Dann wird der Wähler als Michel gescholten. Ende der kölnischen Lässigkeit...

Zum Thema. Die Fälle kann man ja nur bedingt vergleichen. Palmer ist Opfer seiner eigenen Goschn. Die, gepaart mit einem enormen Geltungsbedürfnis, und dem offensichtlichen Zwang, immer aus der Reihe tanzen zu müssen, werden ihm schliesslich das politische Genick brechen.
Bei der nächsten OB-Wahl in Tübingen kann er ja als Unabhängiger antreten. Bin jetzt schon gespannt, ob die AfD ihn unterstützen wird!

Bei Allesdichtmachen sind offensichtlich eine Reihe von Schauspielern, die sich sonst durchaus gerne progressiv, ja gar links geben, auf die Hinterlist von Machern reingefallen, die ganz offensichtlich Verbindungen zu Querdenkern haben.

Da haben bodenlose Naivität und Hinterlist zusammengewirkt.

Palmer ist Opfer seiner eigenen Goschn. Die, gepaart mit einem enormen Geltungsbedürfnis, und dem offensichtlichen Zwang, immer aus der Reihe tanzen zu müssen,

Das sind halt die Palmerschen Gene. Kenne ich schon von und seit seinem Vater

werden ihm schliesslich das politische Genick brechen.

Einem Oberbürgermeister bricht das politische Genick nicht so schnell ;-).

wenn man sich über die Argumente der anderen Mitbürger stellt, obwohl man nichts anderes entgegen zu halten hat, als seine Ideologie!
Und ja, Herr Nordalm: "W e r regt sich denn auf ??? Es sind diejenigen, welche die höhere M O R A L für sich in Anspruch nehmen!" Und das sind meistens die selbsternannten Immer-Recht-Habenden - die sogenannten Linken!
Steht da etwa ein wohlbekanntes Lied Pate: "Die Partei, die Partei, die hat immer Recht ... "? Heute ist es die „Politische Korrektheit“, mit der man unser Denken in ein enges Korsett zwängen will. Erziehen uns so die neuen-alten Volkspädagogen wieder das selbständige Denken ab und pressen uns in ihren kleinlich-engstirnigen Denk-Horizont.?

Hallo Frau Wallau, Sie schreiben wieder mal das, was ich auch denke. Ach, hat er Lenz wieder einen raus gehauen. Wie geschrieben, lese ich seine Kommentare schon lange nicht mehr. Liest man einen, kennt man alle. Irgendwie ermüdend. Nur eine Frage kommt da bei mir auf: Ist nicht genau derjenige, der keine Argumente hat und durch persönliche Angriffe versucht andere zu unbedachten, emotionalen Gegenkommentare zu verleiten, nicht derjenige der im "braunen", Sumpf oder eben in der Sch.... sitzt? Nun gut, freies Rederecht für alle und jeder darf sich auf seine Art blamieren. Er muss es ja auch selbst aushalten. Daumen hoch.

Marc Schulze-Niestroy | So., 9. Mai 2021 - 19:29

Herr Salonchef fühlt sich in seinem Salon gestört von unstandesgemäßen Pöbeleien. Der Rest drumrum ist einer Betrachtung nicht wert. „Ich will nur Schönes sehen“. Elfenbeinturmseinfältigkeit.

Helmut Bachmann | So., 9. Mai 2021 - 19:30

… Satire sein? Hätten sie dann nicht ein bisschen stärker auftragen sollen? Der eine oder die andere wird meinen, sie denken wirklich so verquer und verteidigen diesen Cancelblödsinn auf letztlich üble Weise.

Nach dem ersten Lesen war ich auch geneigt, mich in die Tasten zu hängen und Herrn Nordalm in die Reihe der Meinungs – Jakobiner zu schieben.
Aber manchmal ist es gut, nochmal zu lesen, vor allem das „zwischen den Zeilen stehende“.

Ich denke auch, dass man durchaus noch schärfer und bissiger hätte schreiben können, aber der Profi sitzt in der Redaktion, ich bin nur ein „Kunde“.

Ein sehr passender, treffender, „böser“ (im positivsten Sinn) Artikel ist es auf jeden Fall. Ich bin froh, dass es solche noch gibt.

Erneut erinnere ich an die Aussage von der SPIEGEL - Frontfrau Melanie Amann bei Will (ihrer Duz – Freundin) vor ein paar Wochen, als sie unkritisiert, widerspruchslos einfach mal geäußert hat, in diesen Zeiten stehe die „Gesundheitsvorsorgepflicht“ des Staates ja wohl über (u.a.) der Meinungsfreiheit...
Da muss man immer wieder dagegen halten...

Robert Hans Stein | So., 9. Mai 2021 - 19:43

Dabei wurde es von Boris Palmer sehr griffig in einen treffenden Terminus verpackt: SPRACHJAKOBINAT! Wenn wir uns nur noch darum kümmern, WIE etwas gesagt wird und nicht mehr WAS gesagt wird, wenn Form vor Inhalt geht, dann bedarf es keiner Diskussionen mehr. - Deutschland einig Streichelzoo. All diese Reförmchen, die nie an eine Substanz gehen wollen, sondern immer nur an der Verpackung herumloborieren - wer braucht die? ICH NICHT!

Dominik Roth | So., 9. Mai 2021 - 20:09

sortiere man seine Gedanken und Sätze in eine diskutierbare Form!" ... die dann leider von keinem diskutiert werden, weil heutzutage auf allen Seiten nur noch die, durch SocialMedia verstärkten, lautesten Schreihälse Gehör finden. Das ist das Dilema.

Gerhard Schwedes | So., 9. Mai 2021 - 21:03

Sehr geehrter Jens Nordalm! Sie wissen doch sehr wohl, dass in diesem Land schon lange ein links-grünes Meinungsmonopol herrscht und dass damit eine Demokratie ins Wanken gerät. In einer solchen Situation mit der Pinzette eine mimosenhafte Kritik an jenen zu üben, die ganz schön Mut aufbringen müssen, gegen besagtes Meinungsmonopol aufzubegehren, ist einfach nur feige. Sie glauben wohl, mit ihrer Position eine Art Schiedsrichter spielen zu können. In Wirklichkeit verstärken sie aber damit nur die Position der Meinungsmonopolisten.

Reinhardt O. Cornelius-Hahn | So., 9. Mai 2021 - 21:36

Es ist zum Schmunzeln, seit (wirklich) tausenden Jahren wurde am Stammtisch geredet. Man kannte sich, konnte die "Sau" rauslassen, klug und hetzend reden, hassen und auch dem Kumpel die Frau ausspannen. Halt! Da gab es eine auf die Fresse, weil man den anderen Menschen kannte, sonst schätzte, aber man konnte auch zupacken. Ob beim Tee, beim Wein oder in der Spelunke oder im Hotel, Milliarden Worte wurden täglich analog gewechselt. Wie gesagt, man kannte sich, "meistens".
Der digitale Stammtisch dagegen ist überall zugänglich und man muss sich keinen Mut ansaufen und man kann seine Meinung so "lostreten". So einfach ist der Rausch, den die Anonymität am Stammtisch der Konzerne Twitter, Facebook, usw.. verschafft. So wie vor tausend Jahren wird auch hier geredet, gehasst, gelogen.
Das Geraune am analogen Stammtisch war früher die Wählerstimme, die man nicht verärgern durfte, doch was sind die anonymen Worte am Konzernstammtisch (milliardenfache Hass) wert?Man sollte zur Besinnung....

Markus Michaelis | So., 9. Mai 2021 - 22:00

auch wenn die Punkte natürlich auch zutreffen - aber andere Punkte sind für mich relevanter. Der Artikel tut so, als hätten wir eine gesellschaftliche Grundübereinkunft, in deren Rahmen man sich eben zivilisiert unterhält. Ich nehme es aber so war, dass die Grundübereinkunft wackelt und die ersten Steinchen, die fallen, sind immer extremere Kandidaten, die konkreten Auslöser oft trivial. Ich finde es falsch das damit abzutun, dass eben einige mit unflätiger Sprache über das Ziel hinausschießen - ich denke das steht für sehr tiefe Umbrüche, Widersprüche, Neuorientierungen.

Ein Punkt von Palmer, den ich sehr unterstreichen würde ist, dass man die Gesellschaft nicht gegen Nazis verteidigt, wenn man das Wort "vergasen" so heilig behandelt - eher im Gegenteil. Hinter diesem Punkt stecken glaube ich viele Gräben, vor denen viele auch Angst haben. Palmers Ausdrucksweise war nicht hoffähig- keine Frage. Die Sache zu sehr darauf zu reduzieren ist aus meiner Sicht falsch.

Seriöse Medien sollten einen Index dessen erstellen, welche Meinungsäußerungen in Deutschland zulässig sind und was unbeanstandet wie gesagt werden darf.

Mein Eindruck: Die Bigottenriege schreitet voran, in ihrem Bemühen selbst einfache Leute - die gerade genug damit zu tun haben ihren Lebensunterhalt zu verdienen - zu ihren überheblich vermittelten Einsichten zu bekehren

Dieter Schimanek | So., 9. Mai 2021 - 23:36

Wenn es zB. ein Straftatsbestand wäre oder wenigstens eine Ordnungswidrigkeit. War es das?
Immer nur Wattebäuschchen verfehlt die öffentliche Wirkung, da ist die Holzhammer Methode wesentlich effektiver. Wer auf den Titelseiten erscheinen möchte kommt mit gepflegtem Gendern nicht weiter. Manche Leute kennen nicht einmal den Bürgermeister der eigenen Stadt, Palmer kennt jeder, ganz der Papa alles richtig gemacht.

Brigitte Simon | So., 9. Mai 2021 - 23:38

Nein, schnell nervt die Arroganz der journalistischen Besserwisserei. In diesem elitären Club finde ich Sie ebenfalls, lieber Herr Nordalm. "Sie alle haben Skandale produziert, die nur zu Skandalen wurden,...".
Mit dieser, Ihrer Kritik, kritisieren Sie sich selber.
Auch Sie stilisieren Palmers angebliche Niveaulosig-keit mit Ihrer Berichterstattung zum Skandal.
Merkel denkt alles vom Ende her...!

Norbert Heyer | Mo., 10. Mai 2021 - 07:02

Hier wird so getan, als ob Kritik -entweder in feine Satire oder wohlformuliert- möglich ist. Genau das ist doch nicht der Fall: Schauspieler haben sehr moderate Kritik an Zuständen in unserem Land geübt. Sie wurden medial niedergemacht, Herr Nuhr wurde für eine berechtigte Beschreibung der Lage kritisiert, Herr Maaßen für Majestätsbeleidigung komplett aus dem Geschehen genommen. Jetzt wurde er im Osten von der CDU nominiert und die Merkeltreuen spucken Gift und Galle. Also -wo ist sachlich/reale Kritik möglich? Herrn Palmer wird seine eigene Partei nicht kleinkriegen, gibt es doch auch das „leuchtende Vorbild“ Fischer mit seinem Vulgärausfall gegenüber einem Vize-Präsidenten. Dann gibt es noch Herrn Strauß, bei jeder Rede wären heute die Jakobiner entrüstet. Es gab Entgleisungen, alle haben sich entschuldigt und damit hat es sich. Die Methode dahinter ist perfide und wirksam: Bald traut sich keiner mehr, seine Meinung zu sagen und genau das soll mit solchen Aktionen erreicht werden.

Hermann Kolb | Mo., 10. Mai 2021 - 07:42

„Sie alle haben Skandale produziert, die nur deshalb zu Skandalen wurden, weil wir uns darüber aufgeregt haben. Sollten wir unsere Energie nicht in wichtigere Debatten investieren?“

Wer ist denn dieses ominöse „Wir“?
Nach meiner Beobachtung die üblichen moralinsauren, konformen, guten Menschen, die virtue signalling als Teil ihres Geschäftsmodells begreifen.
Was sind denn wichtige Debatten? Etwa Klimaschutz, zu dem Bjorn Lomborg alles Nötige gesagt hat? Oder doch der Rassismus, der je schlimmer wird, desto weltoffener Deutschland wird? Und wenn man darauf hinweist wie Frau Feitani vom Tagesspiegel, man halt trotzdem einen shitstorm abbekommt?
Wenn man dummes Geschwätz wie Herr Flaig als dummes inhaltloses Geschwätz entlarvt, nervt das zurecht.
Dieser Beitrag reiht sich nahtlos ein in die Reihe der Hinweise, dass die vermeintliche Meinungselite zunehmend abgehoben in ihrer Blase vor allem Meinung für sich selbst produziert.
Parallel: Wagenknecht, Palmer, Sarrazin, Maassen

Bei Herrn Palmer wurde es deshalb zum Skandal, weil er halt immer, immer wieder meinte, unnötig provozieren zu müssen. Was ist denn seine Motivation??
Den Grünen, die zum ersten Mal eine reelle Chance auf das Kanzleramt haben, zum Wahlkampfauftakt diese Debatte ohne irgendwelche Not ins Haus zu holen? Oder vor lauter Ego einfach nicht dran gedacht?

Es gibt ja keine Anzeige oder rechtl. Klage, sondern nur, dass die Grünen auf das Verhalten nicht mehr so richtig Bock haben und es deswegen intern ein Verfahren gibt. Wenn die Kinder im Sandkasten nicht mehr mit einem spielen wollen, weil man widerholt mit Sand geworfen hat, dann geht man am Besten. Liebe kann man nicht erzwingen.
Warum muss er überhaupt zu diesem nicht gerade hochintellektuellen Fußballerdialog als Tübinger OB auch noch seinen Senf beisteuern? Arbeitstechnisch nicht ausgelastet? Oder sitzt er nun beleidigt da und sagt, super der Annalena muss man Steine in den Weg legen, bei der wäre ich ja kein Minister geworden.

helmut armbruster | Mo., 10. Mai 2021 - 08:12

und ein anderer, in aller Welt bekannter Deutscher sagte dies:
Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen auf die Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt.
Ein Donald Trump hat sich ebenfalls nicht akademisch gewählt ausgedrückt und hat es damit geschafft US-Präsident zu werden.
Wieso also sollte ein Politiker wie Palmer, der sich schließlich an das Volk wendet, nicht eine Sprache benutzen dürfen, die dem Volk geläufig und vertraut ist?
Und wer soll darüber richten und urteilen welche Ausdrucksform zu wählen ist?
Nein, die Gedanken sind frei (Schiller) und die Worte müssen ebenfalls frei sein.
Ob es uns gefällt oder nicht.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 10. Mai 2021 - 08:38

dennoch nehmen Sie sich Herr Nordalm zu Recht die Freiheit heraus, Ihre Sicht der Dinge darzustellen. Nur ist das nicht meine Sicht auf diese Vorfälle. Jeder muss alles und überall sagen können, so lange er nicht beleidigt, er mit Lügen den anderen diskreditiert oder bewusst oder gewollt, dessen Aussagen umdeutet. Keiner von uns, auch Sie nicht, haben das Recht, anderen ihre sicherlich manchmal drastische und überzogene Wortwahl abzusprechen. Nur in einem bin ich bei Ihnen. Dass man besser gerade die aus dem Bauch im Schnellschussverfahren, oft unüberlegt und gerne auch dem eigenen Narzissmus frönenden Äußerung besser ignoriert, wäre mal eine gute Überlegung. Ich bin nicht in diesen Medien, mir ist es egal, ob und wer da was über mich möglicherweise schreibt. Foristen im Forum, die hier die sachliche Ebene verlassen, ignoriere ich einfach und lese deren Kommentare nicht mehr, geschweige denn, dass ich etwas antworte. Das Palmer diesen N***Sch*** Tweet übernahm, war sicher ein Fehler.

Yvonne Stange | Mo., 10. Mai 2021 - 08:59

Dem Artikel kann ich gar nicht zustimmen. Wo gibt es denn so etwas wie Niveau in der Politik und Debatte? Das gab es noch nie und wird es nicht geben. Wenn es der Debatte dient darf und muß alles gesagt werden können. Über die Qualität unserer Politik darf sowieso schon nichts mehr gesagt werden - d.h. man steht dann gleich in einer bestimmten Ecke. Diese Verhältnisse erinnern mich wieder einmal an längst vergangene Zeiten. Traurig. Ich stimme Herrn Palmer zu in diesem Fall. Fußballer sind auch noch nie durch besondere Intelligenz hervorgetreten, dies kommt noch hinzu. Was soll da schon kommen? Egal welche Schwanzfarbe. ;-)

Markus Michaelis | Mo., 10. Mai 2021 - 12:42

Antwort auf von Yvonne Stange

"Wo gibt es denn so etwas wie Niveau in der Politik und Debatte?"

Natürlich gibt es auch viel Niveau. Merkel wurde lange (durchaus zurecht) von vielen dafür gefeiert, dass sie mit "Männergegockel"-Politik etwas aufgeräumt hat und einen uneitleren, sachlicheren Politikstil eingeführt hat. Nur sieht man an Merkel, dass Niveau alleine auch nicht reicht. An irgendeinem Punkt hat sich Merkel wegtragen lassen und mit ihrem niveauvollen Stil angefangen sehr große Änderungen Schritt für Schritt zu begleiten und auch voranzutreiben (Europa, Gesellschaft, Währung, Migration, Grundwerte). Ok, sie und Millionen Menschen sind von der universellen Richtigkeit dieses Wegs überzeugt. Das Problem ist, dass es auch Millionen andere gibt und in der Welt das ohnehin eine kleine Strömung ist. Mit den dadurch entstehenden Widersprüchen hat sich Merkel und ihr Politikverständnis aus meiner Sicht vollkommen überhoben, weil außer Niveau und allgemeinem Wahrheitsanspruch nichts kam. Keine Diskussion.

Jens Böhme | Mo., 10. Mai 2021 - 09:07

Palmers öffentliches Scharmützel mit einem Parteikollegen ist Palmers Problem geworden, Pech für ihn, dass er sich in seiner Position so reinsteigerte. Zur Causa Flaig, Herr Nordalm, bin ich in Ihrer Ansicht konträr. Warum nicht in einer rechtsorientierten Zeitschrift veröffentlichen? Darf man nicht mehr die Talkshows von Servus TV schauen? Darf man nicht einen Wahlzettel anfassen, anschauen und bekreuzen, auf dem NPD, AfD oder PBC stehen? Die Zeitschrift "Tumult" ist so trocken, langwierig und kopflastig, dass nicht mal dorthin verirrte Linksextremisten auch nur einen kompletten Artikel bis zu Ende lesen könnten, geschweige denn inhaltlich das Geschriebene erfassen oder verstehen. Von "Tumult" geht weniger Gefahr aus, als von einem Wahlzettel, wo jeder die Freiheit hat, simple Buchstaben-Kombinationen anzukreuzen und den dahinterstehenden Personen Macht zu verleihen. Beifall von falscher und richtiger Seite ist Alltag. Falsche Seite auszuschliessen ist ideologischer Unfug.

Heidemarie Heim | Mo., 10. Mai 2021 - 12:01

Ja und Nein lieber Herr Nordalm! Ja, es nervt mich persönlich nicht nur, es widert mich inzwischen veritabel an, wie man gemäß Zeitgeist aus jedem verbalen Furz einen Atomschlag macht und die mit hohem Niveau ausgestatteten Empörlinge und Beobachter der Marke facebook & Co. diese Skandalisierungsmaschine eifrig füttern um unliebsam gewordene Zeitgenossen abzuschalten und eine Diskussion gar nicht erst aufkommen zu lassen. Das wahrhaft widerwärtige dabei, Skandal=Empörung ist bzw. wird nicht mehr differenziert! Gestern Abend bei Anne Will: Eine Moderatorin, ein eventuell künftiger Kanzler, die es unwidersprochen zulassen und dabei konziliant durch die Wäsche schauen, während eine grüne Aktivistin Neubauer den ehemaligen Verfassungsschutzchef als Antisemiten und Rassisten bezeichnet, natürlich ohne jeglichen Beweis dazu zu führen! Glauben Sie Herr Nordalm mit so jemand können Sie noch über Klima oder andere (Mehrheits)-Meinungen diskutieren? Da gibt`s nichts mehr zu debattieren! MfG

Georg Schuh | Mo., 10. Mai 2021 - 12:28

Ein unbedachtes Wort, bei dem ein bestimmtes Klientel bewusst einen Empörungstsunami auslöst oder wie bei Will die bewusste Verleumdung von Menschen als Nazis oder Antisemiten wie durch die deutsche FFF Führerin in aller Öffentlichkeit bei Will.

Harald Lieder | Mo., 10. Mai 2021 - 15:44

Der Autor kritisiert am Ende die Geschmacklosigkeit der Palmerschen Nachricht.
Kann man so sehen, aber weder Sie, Herr Nordalm noch ich kennen die genauen Umstände: immerhin hat er zwar einen öffentlich einsehbaren Kanal für seine Äußerung genutzt, aber sich nicht an die Öffentlichkeit gerichtet, sondern an einen alten Kontrahenten.
Die satirische Absicht war - wie auch immer die Umtände - klar erkennbar. Für jeden mit einem IQ ab Zimmertemperatur.
Wer Palmer nun Rassismus unterstellt, kann also einfach nicht dämlich genug sein, selbst an diesen Vorwurf zu glauben.
Auch nicht eine grüne Kanzlerkandidatin mit derart bedenklichen Bildungslücken.
Dass hier demnach ein Vorwand gesucht und gefunden wurde, Palmer das Maul zu stopfen, liegt mithin auf der Hand.
Aus meiner Sicht ist dies der einizig interessante Aspekt an der Sache.

Palmer das Maul stopfen zu wollen, kann (hoffentlich) nach hinten losgehen, da es zu offensichtlich ist. Es ist zwar richtig, nach 16 Jahren Stillstand endlich mal mit Klimadingens anzufangen, aber der ganze Rattenschwanz, den man mitwählen soll, ist eine Zumutung. Das wollen die grünen Strategen aber nicht wissen, und hier greift Palmer in die Speichen. Deshalb muss er weg, der letzte Realo, er könnte noch eine Palastrevolution auslösen, die anderen sind zu feige und freuen sich schon auf ihre Posten.

Allerdings sollte Palmer sich nicht zu oft in die Jauchegrube Facebook begeben.

Bernd Muhlack | Mo., 10. Mai 2021 - 17:42

Zum Aufruf kommt die Sache "GRÜNE gg.
Palmer wg. Negerschwanz"
Zum Aufruf kommt die Sache "Erdogan gg. Böhmermann wg. Ziegenficker"
Zum Aufruf kommt die Sache "Maaßen gg. Neubauer wg. Antisemit"
usw. usf.

Nein, ich bin in keinem "sozialen Medium" registriert, also iSv facebook u Gedöns.
Ich brauche das nicht, vermisse nichts!
"Heidi mit neuem Look!"
"Henssler ist Veganer!"
Da ist doch Negerschwanz oder Ziegenficker mal ne klare Ansage, woll?

"Heute mal kein Mitleid. Wenn man an einer Debatte teilnehmen will, sortiere man seine Gedanken und Sätze in eine diskutierbare Form!"

Mitleid? Wieso sollte ich Mitleid haben?
Mit wem oder was?
Dem zweiten Satz stimme ich mit Kommissarin Bibi Fellner im Tatort Wien absolut zu: "So, jetzt ordnen wir die Worte neu und fangen von vorne an, gell?!"

Ich denke mit diesen "no-goes" verhält es sich wie mit Dissertationen: es sitzen Hunderte an PCs und suchen nach "Verwertbarem."
Die Algorithmen glühen!
Treffer!
Feuer frei!

"biggus dickus"
Monty Python

Gunther Freiherr von Künsberg | Mo., 10. Mai 2021 - 19:24

Der Rausschmiss ist überfällig.
Ein grüner Moralpolitiker, der vom in der Regel kompromisslosen Umweltaktivisten aufgrund seiner Erfahrungen in der (Kommunal-)Politik zum Realpolitiker mutiert ist für die Partei ungeeignet. Er könnte sich gegebenenfalls öffentlich auf objektive Tatsachen und wissenschaftliche Erkenntnisse berufen, und diese nicht verschweigen. Auch schon Donald Trump hat solche Realisten aus seiner Regierungsmannschaft entsorgt.
Ein weiteres Merkmal für die Ungeeignetheit der Mitgliedschaft in einer Partei, die dazu neigt von höchstem Moralstandard auszugehen, ist der Sinn für Satire. Diese kommt in der Politik einen Politiksuizidversuch gleich, weil dem Verfasser der Aussage bescheinigt werden wird, dass seine Aussage im konkreten Umfang auch so gemeint ist und weder Ironie noch Witz oder Humor festzustellen seien.
Fazit: ein Realpolitiker mit Sinn für Satire ist aus identitären politischen Parteien auszuschließen, weil für eine Mitgliedschaft nicht geeignet.

Thomas Hechinger | Mo., 10. Mai 2021 - 22:47

Warum sollte man "Quotenneger" nicht sagen dürfen? Das ist ein - zugegebenermaßen - polemischer Begriff, mit dem man kritisiert, daß jemand seine Position nur deshalb erreicht hat, weil er schwarz ist. Ob der Vorwurf in Bezug auf Herrn Aogo eine gewisse Berechtigung hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich kenne diesen Herrn nicht. Fußball interessiert mich nicht. Ebenso könnte man sagen: "Quotenfrau", "Quotenmuslim", "Quotenfranke", "Quotenkonservativer". Mit keinem dieser Begriffe wird jemand verleumdet, weil er weiblich ist, weil er islamischen Glaubens ist, weil er Franke ist, weil er konservativ ist. Vielmehr werden die Organisationen kritisiert, die jemanden wegen eines äußeren Merkmals, um sich zum Beispiel besonders weltmännisch zu geben, oder aus Proporzgründen, in eine Position hieven, für die er nicht geeignet ist.
Ach so! Um "Neger" geht es? Ich selbst verwende dieses Wort im allgemeinen nicht mehr. In einer überspitzten polemischen Wendung aber? Warum nicht!