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„Das Autokennzeichen GT schreckt wahrscheinlich noch ab, wenn die Coronakrise vorbei ist“/ dpa

Leben mit dem Autokennzeichen GT für Gütersloh - „Verpisst Euch, Ihr Dreckschlampen!“

Seit dem Ausbruch des Corona-Virus in der Fleischfabrik Tönnies haben die umliegenden Landkreise wieder einen Lockdown verhängt. Für viele Bewohner hat das verheerende Konsequenzen. Sie werden schon hinter ihrem Ortsschild angefeindet. Beate Bredenbals aus Gütersloh hat es selbst erlebt.

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Beate Bredenbals ist Finanzbeamtin. Sie lebt mit ihrer Familie im Landkreis Gütersloh und hat das Autokennzeichen GT. Welche Folgen das haben kann, erlebte sie am vergangenen Samstag, als sie ihre jüngste Tochter nach Münster fahren wollte. Über einen Facebook-Eintrag wurden erst die Lokalzeitung und dann auch andere Medien auf sie aufmerksam. 

Frau Bredenbals, wer ein Auto mit dem Kennzeichen GT für Gütersloh fährt, lebt dieser Tage gefährlich. Er muss damit rechnen, angefeindet zu werden, wenn er den Landkreis verlässt. Sie sind am vergangenen Samstag mit ihrer Tochter Leonie trotzdem mit dem Auto nach Münster gefahren. Warum?
Meine Tochter studiert dort Medizin. Ich habe sie mit dem Auto zurückgebracht, weil sie so viel Gepäck hatte.  

Der Landkreis Gütersloh ist seit einer Woche wieder im Lockdown. Darf man den einfach so verlassen?
Ja, es gibt kein Verbot. Es ist fast alles so, wie es am Anfang der Coronakrise war. Man darf sich nur zu zweit in der Öffentlichkeit aufhalten, wenn man verwandt ist. Friseure und Geschäfte haben zwar auf, aber Kneipen und Restaurant sind alle geschlossen. Die meisten Lockerungen wurden zurückgenommen. In andere Bundesländer dürfen wir nur mit einem negativen Corona-Test reisen. Vorausgesetzt, der ist nicht älter als 48 Stunden. 

Haben Sie schon einen Test gemacht?
Nein, wir wollten eigentlich nach Usedom fahren, wo wir Ferienwohnungen haben. Ich habe aber von Anfang an Bedenken gehabt wegen dem Gütersloher Autokennzeichen. Und meine Befürchtung hat sich ja jetzt auch bestätigt. 

Was ist genau passiert?
Meine jüngste Tochter fragte, ob wir nicht das Cabrio nehmen wollten, weil das Wetter so schön war. Meine beiden älteren Kinder fanden, das sei keine gute Idee. Die andere Tochter sagte: „Hinterher wirft euch noch einer einen Stein ins Auto.“ Mein Sohn sagte: „Der Alpha Romeo Spider ist zu auffällig, lasst das sein!“ 

Aber Sie sind trotzdem gefahren.
Ja, hätte ich mal auf meine Kinder gehört. Ich hab allerdings gleich gesagt, ich werde das Auto in Münster nirgendwo abstellen. Autos mit Gütersloher Kennzeichen werden ja jetzt überall mutwillig beschädigt

Ist das tatsächlich so?
In Bielefeld wurden die schon massenweise beschädigt. Besonders schlimm war es am Sonntag. 

Was ist da passiert?
Arminina Bielefeld ist aufgestiegen. Feiernde Fans umringten ein Auto mit Kennzeichen Gütersloh und riefen: „Scheiß-Gütersloh“. So werden wir Gütersloher gerade stigmatisiert. Dabei wohnen wir am Rande des Landkreises. Wir haben null Coronafälle. Aber egal, in welche Richtung wir fahren, ob nach Bielefeld, Paderborn oder in den Kreis Lippe, nirgendwo will man uns sehen. Dabei liegen die drei Kreise nur in einem Kilometer Luftlinie von uns entfernt. 

Hatten Sie diese Erfahrung schon vorher gemacht?
Nein, zum Glück nicht. Ich lebe und arbeite in Gütersloh. Ich habe das aber von anderen gehört. Ein Mann, der mit dem Motorrad an den Lipper See gefahren ist, wurde zum Beispiel von Anwohnern aufgefordert, er solle wieder nach Hause fahren. 

Wie erklären Sie sich solche Reaktionen?
Ich denke, dass die Menschen nach vier Monaten Corona alle gar sind. Die haben Angst. Die wollen mal Druck ablassen. Aber es trifft jetzt die Falschen. 

Was ist dann auf dem Weg nach Münster passiert?
Es fing schon damit an, dass wir auf der Autobahn mit Lichthupe belästigt wurden. Es gab Autofahrer, die wild gestikuliert haben. Irgendwann fuhr ein Auto auf einer einspurigen Ringstraße hinter uns immer wieder ganz dicht auf. Ich hatte das Gefühl, die verfolgen uns. Vor einer roten Ampel streckte die Beifahrerin ihren Oberkörper durchs offene Fenster heraus und rief uns zu: „Ihr alten Dreckschlampen, verpisst Euch.“ 

Wie haben Sie reagiert?
Ich habe meine Tochter gebeten, das Kennzeichen aufzuschreiben. Ich war ziemlich aufgeregt. Man weiß ja nicht, was noch hätte passieren können. Hinterher schmeißen die noch mit Gegenständen auf uns. Aber das Schlimmste kam erst noch. 

Was ist passiert?
An der nächsten Ampel kam ein Fahrradfahrer uns zu. Er hat sein Rad abgestellt, hob den Arm und formte die Hand zur Pistole. Er tat so, als würde er abdrücken. Dann raste er zu Fuß auf uns zu und kam nahe an die Beifahrerseite heran. Meine Tochter hat vor Angst geschrieen.

Hat sich der Mann vielleicht nur einen schlechten Scherz erlaubt?
Den Eindruck hatten wir nicht. Er war Mitte 40 und 1,80 Meter groß und beugte seinen Oberkörper über sie. Wir waren angeschnallt und konnten uns nicht wehren. Körperlich wären wir dem unterlegen gewesen. Ich hab dann wie wild gehupt, in der Hoffnung, dass andere Autofahrer aussteigen und uns helfen. Zum Glück sprang die Ampel schnell auf grün, und wir konnten weiterfahren. 

Haben Sie die Polizei gerufen?
Ja, die ist zum Glück auch sofort gekommen und hat super reagiert. Erst hat sie mich zur Wohnung meiner Tochter begleitet und mich dann aus Münster wieder herausgelotst. Später habe ich Strafanzeige gegen den Fahrer des Autos erstattet, das uns verfolgt hatte. Wissen Sie, woher der kam?

Nein.
Aus dem Nachbarkreis Warendorf.

War der nicht auch wieder im Lockdown?  
Ja, aber er wurde gerade wieder aufgehoben.   

Beate Bredenbals
Beate Bredenbals / privat 

Hätten Sie gedacht, dass der Grat zwischen Nachbar und Feind so schmal sein kann?
Nein, und ich finde das ganz schlimm. Ich bin noch nie in meinem Leben stigmatisiert worden. Jetzt weiß ich, wie das ist. 

Fahren Sie nach diesen Erfahrungen wieder an die Ostsee?
Das hängt davon ab, ob der Lockdown bei uns nächste Woche wieder aufgehoben wird. Ich will erstmal abwarten, wie sich die Stimmung in Usedom entwickelt. Leute, die schon an der Küste sind, haben zwar gesagt, sie seien dort nicht angefeindet worden. Aber ich bin da misstrauisch. Das Autokennzeichen GT schreckt wahrscheinlich noch ab, wenn die Coronakrise schon längst vorbei ist. 

Bilder von der Ostseeküste zeigen Urlauber, die dicht wie Ölsardinen am Strand nebeneinander liegen. Schreckt Sie das gar nicht ab?
Na ja, den Sicherheitsabstand kann man da natürlich nicht mehr einhalten. Das ist aber in allen Urlaubsregionen so. 

Haben Sie keine Angst davor, sich anzustecken?
Ich habe vor dem Virus weniger Angst als vor den wirtschaftlichen Folgen und davor, wie die Menschen reagieren. Wie können die andere aufgrund ihres Autokennzeichens stigmatisieren, die sie gar nicht kennen? Aber eigentlich ist es keine Überraschung. 

Warum nicht?
Dass dieses Virus etwas mit der Psyche des Menschen macht, das hat man ja schon zwei Wochen nach dem ersten Lockdown gespürt. In Nordrhein-Westfalen waren die Frauenhäuser voll. Die häusliche Gewalt und der sexuelle Missbrauch von Kindern ist gestiegen. 

Das klingt fast, als hätten Sie das Vertrauen in die Menschen verloren?
Nein, wir wollen die Kirche im Dorf lassen. Münsters Bürgermeister hat sich inzwischen persönlich bei uns entschuldigt. Es gab auch Blumen und Geschenke von Geschäftsleuten. Die Stadt hat 300.000 Einwohner. Einer von denen ist jetzt übergriffig geworden. Na ja, wir gehören jetzt eben zu einer Randgruppe. 

Auf wen sind Sie denn jetzt sauer: Auf Armin Laschet, den Ministerpräsidenten von NRW, der sich als Öffner profilieren wollte und jetzt mitansehen muss, wie Landkreise in den Lockdown zurückkehren – oder auf den Fleischproduzenten Clemens Tönnies?
Ach, wissen Sie, ich möchte in diesen Zeiten nicht in der Haut von einem Politiker stecken. Egal, was sie entscheiden. Irgendeiner beschwert sich immer. Das ist eine schwierige Situation. 

Und was ist mit Tönnies?
Da bin ich gespalten. Der hat seine Leute schlecht untergebracht, und auch die Arbeitsbedingungen waren schlimm. Spätestens, als das Corona-Virus ausbrach, hätte er was ändern müssen. Sein Betrieb ist der größte Schlachtbetrieb in Europa. Da arbeiten 8.000 Menschen. Unter welchen Bedingungen, das war lange bekannt. Warum ist da nicht schon viel früher was passiert? Das kann man der Politik vorwerfen. 

Dagegen ist das, was Ihnen im Cabriot passiert ist, ja fast banal.
Ja, zum Glück war die Gewalt nur verbal. Ich möchte mich auch gar nicht mit den Tönnies-Mitarbeitern auf eine Stufe stellen. 

Kennen Sie einige persönlich?
Nein, aber ich fahre regelmäßig an einem der Wohnblocks vorbei, in dem sie zu Dutzenden ein Zimmer teilen, manchmal sogar die Matratze. Das sind ausschließlich Bulgaren, Polen und Rumänen. Die machen eine Arbeit, die Deutsche für den geringen Lohn nicht machen wollen. Mir tun die Leid. Es wurde höchste Zeit, dass der Gesetzgeber auf diese Missstände reagiert hat. Was Tönnies mit ihnen gemacht hat, ist unmenschlich.     

Die Fragen stellte Antje Hildebrandt. 

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Maja Schneider | Mi., 1. Juli 2020 - 17:35

Das sehe ich aber ganz anders und finde das Verhalten dieser Menschen gegenüber der Familie aus Gütersloh schlicht und ergreifend beschämend. Es ist leider kein Einzelfall und m. E. eher ein Ausdruck des seit vielen Wochen von den einschlägigen Medien und der Politik geschürten Massenwahns und einer Panik, wie sie kaum nachvollziehbar ist. Der Verstand und auch die Vernunft scheinen einem großen Teil unserer Mitbürger abhanden gekommen zu sein, sonst könnte es ein solche Ablehnung von Mitmenschen, nur weil sie aus Gütersloh kommen, nicht geben.

Zunächst an Frau Hildebrandt. Sie beherrschen Ihr Handwerk!

Zum Thema:
Die Sorge um das eigene Leben, ist etwas spezifisch Menschliches und in einem viel tieferen Sinne kulturbildend, als wir es heute gelten lassen. Es ist aber nur ein Symptom für die vorgegebene Grundstruktur des Menschen. Als Lebendige ängstigt sich, wenn es Bedrohung, Einengung des eigenen Lebensspielraums merkt. Jedoch nur der Mensch kennt die Sorge um das eigene Dasein, weil es auch im Zeitmodus Zukunft lebt. Wird die Sorge und Furcht, besonders die Todesfurcht aktiviert, so muss man sich im Klaren sein, dass es zu derartigen Vorkommnissen kommt.

Auch aus dieser Perspektive ist das Virus gesellschaftlich so gefährlich.

Urban Will | Do., 2. Juli 2020 - 10:21

Antwort auf von Bernhard Jasper

Herr Jasper, Ihre Erklärung „taugt“ für Vieles (für was, schreibe ich bewusst nicht, es kommt sonst eh nicht durch) und es mag stimmen, was Sie sagen.

Die hohe Zahl an Vorfällen, die Frau Bredenbals erleben musste, während dieser Autofahrt, ist erschreckend.

Das Virus mag gefährlich sein, aber jeder beurteilt Gefahr anders.

Der Umgang mit Corona jedoch, wurde von oben verordnet und entsprechend kommuniziert.

Und eines zeigt sich: Wenn nach so kurzer Zeit Menschen andere nur aufgrund des Autokennzeichens so angehen, dann ist einiges schief gelaufen.

Menschen, die so panisch reagieren, wie diejenigen, die nur aufgrund einer behördlichen Anordnung alle Menschen eines Landkreises als „Todbringer“ betrachten (und ab dem Tag der Aufhebung wohl nicht mehr?), werden auch Armbinden befürworten für Infizierte.

Hier muss die Politik sich Gedanken machen. Nicht nur über Corona, sondern über die Gesellschaft. Sie läuft aus dem Ruder.

Natürlich wurde der Umgang mit dem Virus von oben kommuniziert. Wie wollen Sie eine Pandamie - das nur zur Erinnerung - denn sonst bekämpfen?

Jeder wie er möchte - die Einen mit ständigem Absingen der Nationalhymne, die Anderen mit Aluhütchen, Handauflegen oder Schamanensprüchen?

Die unschönen Vorgänge haben doch nichts mit der Pandemiebekämpfung zu tun, sondern mit plumpem Rudelverhalten, wie man es überall sieht.

Die vermeintliche Gefahr muss draussen bleiben. Das ist schändlich, aber vermutlich menschlich.

Gänge es nicht um Deutschen, sondern Migranten oder Roma, würden Sie an vorderster Stelle .......Schweigen....

Zunächst sorry. Korrektur: („Alles“ Lebendige ängstigt sich, …) (weil „er“ auch im Zeitmodus Zukunft lebt.).

Zum Thema:

Herr Will,
ein anderes Szenario. Was würde nach Ihrer Einschätzung passieren, wenn auf unseren schönen deutschen Urlaubs- Inseln sich das Virus verbreiten würde (eine fiktive Vorstellung)? Verklagen nicht inzwischen Hoteliers im Raum Gütersloh die Firma Tönnies?

Die in dem Beitrag beschriebene grauenvolle Stigmatisierung lehne ich natürlich ab.

Urban Will | Do., 2. Juli 2020 - 15:01

Antwort auf von Bernhard Jasper

wie ich Ihre Frage verstehen soll.

Geht es darum, was passieren würde, wenn ähnlich wie in Gütersloh auf Sylt, Rügen oder wo auch immer es zu einem lokalen „Neuausbruch“ käme und man dann die gesamten Inseln einem shutdown unterzöge?
Oder gab es dort kein Corona bisher?

Nun, Fahrlässigkeit oder was auch immer (bin kein Jurist) wie bei Tönnies oder den Kneipenbetreibern von Ischgl sind das eine und eine Klage dagegen seitens derjenigen, denen hierdurch Einnahmen verloren gehen, etc. durchaus gerechtfertigt.
Das Gericht wird es feststellen.
Auch eine Klage gg. Frau Bredenbals wäre ja möglich gewesen, der Ausgang wohl klar...

Zu den Inseln. Ich denke, hysterische Spinner wie im Artikel beschrieben, hätten die Inselbewohner ähnlich stigmatisiert.
Daher meine Sorge, dass in Form und Inhalt und vor allem bei der Kommunikation in Sachen Corona sehr viel sehr falsch gemacht wurde („Wellen“, zig Millionen Infizierte...) und Teile der Gesellschaft in Hysterie abdriften.

Herr Will, Sie haben mich produktiv richtig verstanden. Es wird vermutlich ein juristisches Nachspiel geben (Schadensersatz). In der Tourismusbranche (einschließlich Hotellerie) liegen die Nerven blank, es geht um die Existenz, oder um Ergebnisse mit Schulden, Schulden, Schulden. Was wir wissen, lässt sich in diesem Fall alles auf dieses Unternehmen zurückführen. Es geht um den Schutz der Bevölkerung, die in der Region sicher leidet (psychologisch).

Müsste eine Insel abgeriegelt werden (betroffen wären Inselbevölkerung und Gäste), wäre der Schaden noch gravierender, denn die Inseln sind auf eine größere von dem Corona Virus infizierten Menschen nicht vorbereitet (Kapazitäten).

Die Vor-Ort-Regelungen werden in den Vordergrund treten.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 2. Juli 2020 - 10:49

Antwort auf von Bernhard Jasper

würde ich aus dem Vorfall keinen "Ecce Homo"-Fall machen, denn auf der anderen Seite gab es über Wochen angestaute Bewegung und wohl viel Angst.
DEESKALIEREN
NRW hat eine hohe Bevölkerungsdichte und Ostwestfalen ist stark "zersiedelt".
Die Frage nach Herrn Laschet finde ich fast unverschämt, Frau Hildebrandt.
Ich schaue mir seine Pressekonferenzen sehr gerne an, die immer auch mal in Begleitung von hochrangigen kommunalen Entscheidungsträgern stattfinden.
Er kann sich nicht so heraushalten, dass er vom Olymp nur mahnen könnte.
Wer mit Herrn Tönnies zutun hatte, steht jetzt ebenfalls unter Generalverdacht der Verheerung gesunder und friedlicher Bürger, siehe evtl. Berichte zu Gabriel?
Die Medien sollten angehalten werden, zu allen Meldungen über Neuinfektionen, die jeweilige Schwere der Erkrankungen und den dadurch verursachten Anstieg der Todeszahlen mit anzugeben.
Sonst befürchtet man, diese Welt stünde vor einem Kollaps.
Mit dem Virus wird Politik gemacht?
Schämt Euch, wer immer ...

Toll, dass sie den Mumm hat, bei Cicero den schwerwiegenden und vermutlich symptomatischen Vorfall "anzuzeigen".
Und da ist es irrelevant, welches Auto sie fährt.
Es wurde aber auch darauf aufmersam gemacht, dass enger Wohnraum Lockdowns in der Auswirkung verschärfen kann. Dazu kommt die Angst um Arbeitsplatzverluste und diese Angst mag unterschiedlich zutreffen.
Sah gestern auf YouTube Matthias Richlings Darstellung von Schäubles Überlegungen zum scheinbar absoluten Vorrang des Schutzes von Leben vor allem anderen, das man auch Leben nennt. Extrem tiefsinniger und umsichtiger Kabarettist.
Es tut mir leid, wenn ich nicht an den Anfang meines Kommentares ein großes Bedauern stellte.
Ich hoffe also, dass es eine Art Unfall war und bleibt, dem jetzt von Seiten der Politik und der Medien entsprechend vorgebeugt werden kann, auch weil Frau Bredenbals hier so taff war.
RESPEKT

Das stets propagierte "Gemeinschaftsgefühl" habe ich in der Öffentlichkeit oft anders empfunden. Da wird peinlich darauf geachtet, das nIemand die eingezogenen Haltestriche in den Geschäften überschreitet, und wenn aus Versehen doch, folgt einhellige Empörung, - genauso bei unvollständig sitzenden Masken, selbst bei betagten Leuten! Keine Nachsicht, kein Erbarmen. Viel Ängstlichkeit und gedrückte Stimmung. Ich nehme an, nach der Krise geht alles weiter wie zuvor. Fleisch der Stufe 1 aus dem Supermarkt, weil der kleine Metzger an der Ecke zu teuer ist. M.E. konnte Tönnies nur unter den allgemeinen Gepflogenheiten so wirtschaften. Keine EU, kein DE, keine Handelskette, keinen Verbraucher hat's gestört. Am wenigsten können die Gütersloher dafür, dass Tönnies dort ansässig ist. Ich nehme an, so mancher Verwaltungschef hätte sich um einen solchen Gewerbesteuerzahler (so er sie denn erhrlich entrichtet) gerissen. Dann wären nun andere Einwohner die Gelackmeierten. Alles so scheinheilig

da haben sie leider vollkommen Recht. Schön sieht man das Herr Laschet von den etablierten Medien eigentlich permanent an den Pranger gestellt wird. Bei allem was man kritisieren kann - das was da getan wird geht schon lange nicht mehr. Wissenschaftler irren in dieser Zeit und die von ihnen beratenden Politiker auch. Wird Zeit das die Medien runterkommen und nicht mehr einen „starken Mann“ wie Herrn Söder einseitig hofieren.

Juliane Krah | Mi., 1. Juli 2020 - 18:41

dass Menschen sich so verhalten. Von Kultur und Bildung kann man da nicht mehr sprechen, nada, nichts vorhanden.

Jürgen Keil | Mi., 1. Juli 2020 - 19:25

Wie bezeichnet man so ein Verhalten? Pandemiehaß, Krankenfeindlichkeit? Es erschreckt mich! So dünn ist die Decke bürgerlichen Anstands? Wie weit ist es noch bis zum: Kauft nicht bei Güterslohern?

Bernd Muhlack | Mi., 1. Juli 2020 - 19:31

Man sagt Cabrio oder Cabriolet.
Was ist ein Cabriot?

Nun ja, ob des Interviews habe ich nicht den Eindruck, dass diese Familie am Hungertuch nagt, kurz vor SGB II (Hartz IV) steht.
Sicherlich leben sie auch in einem entsprechenden Wohngebiet.

Zitat:
"Hätten Sie gedacht, dass der Grat zwischen Nachbar und Feind so schmal sein kann?
Nein, und ich finde das ganz schlimm. Ich bin noch nie in meinem Leben stigmatisiert worden. Jetzt weiß ich, wie das ist."

Sorry, aber diese Antwort spricht mMn Bände.
Es fehlt nur noch diskriminiert und traumatisiert; man (ich) kann das einfach nicht mehr hören!

Diese Familie hat es sicherlich nicht nötig Wohngebiete aufzusuchen wo solche "Prols" zu Hause sind, nicht wahr?

"Nehmen wir den Alfa Spider?"

Es gab einmal die Werbung: das Auto muss zur Krawatte/Fliege passen.
Man gönnt sich ja sonst nichts.

Ein Cabrio?
Der Jaguar E-TYPE!
Limitierte Sonderversion.
V12, 5,3 ccm, 385 PS.
Natürlich Speichenfelgen!
Verbrauch auf 100km: ja!

Welch ein Schicksal!

Michaela 29 Diederichs | Mi., 1. Juli 2020 - 22:41

Antwort auf von Bernd Muhlack

Na na na - was hat das mit dem Sachverhalt zu tun? Aus Ihnen spricht Sozialneid. So etwas mag ich nicht. Frau Hildebrandt hat ein gutes Interview geführt. Es gibt keine Schuldzuweisungen - auch nicht gegen Laschet -, aber es regt zum Nachdenken an, darüber was diese Pandemie mit der Psyche der Menschen macht. Danke für das Interview, liebe Frau Hildebrandt.

Bernd Muhlack | Do., 2. Juli 2020 - 15:45

Antwort auf von Michaela 29 Di…

Hallo Frau Diederichs!
Ob ich mir den zitierten Jaguar E-Type leisten könnte oder nicht, lasse ich hier ausdrücklich offen; judex non calculat.

Natürlich ist das ein interessantes Interview, jedoch habe ich mit den Antworten gewisse Probleme.
Ich bin kein Freund des inflationären Gebrauchs von Wörtern wie "traumatisiert, diskriminiert, stigmatisiert".

" es regt zum Nachdenken an, darüber was diese Pandemie mit der Psyche der Menschen macht."

Frau Diederichs, ich denke, dass nicht die Pandemie als solche eine psychische Belastung ist, sondern der Umgang, das (aktivistische, fast hysterische) Procedere damit.

Ich war im Frühjahr mal wieder im KH; qua "Vorbelastung" zunächst Quarantäne, Einzelhaft; nach 3 Tagen auf die Normalstation und die eigentliche Behandlung.
Ein absolut professioneller Umgang, Handling, keinerlei Panik, Unruhe.
Lediglich eine Änderung mancher Arbeitsabläufe.
So soll es sein, nicht wahr?

Wer "Gütersloher" beschimpft, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen, oder?

der Frau aus Gütersloh auch nicht sehr passend zum Thema "Stigmatisierung". Unter der Corona-Isolation leiden nicht die Cabrio-Fahrer, die an die Ostsee fahren wollen (und nicht dürfen), weil sie dort Ferienwohnungen besitzen. Es leiden die Menschen, die zu mehreren Personen in einer engen Mietwohnung leben, ohne Terrasse, versteht sich. Dieses Interview ist eine Ohrfeige. Soviel Jammern auf hohem Niveau habe ich selten gelesen. Anfeindungen unterwegs, weil man ein GT-Kennzeichen hat? Vielleicht hat da einfach nur jemand seinem Unmut Luft gemacht, weil er sich sicher war, dass da jemand seine totale Mobilität gekauft hat (Vitamin B)?

Ann-Kathrin Grönhall | Mi., 1. Juli 2020 - 19:51

dass ich in Schweden lebe und nicht mehr im mittlerweile durchgeknallten Deutschland.

Ja- so ist es - tatsächlich!
Wir leben sehr gerne in Schweden und gerade jetzt besonders!

Als wir noch in Deutschland wohnten, haben wir unsere Kreisstadt alle 10 Jahre mal besucht da diese viel zu weit von uns entfernt lag und dazu von uns aus nur über Landstrasse zu erreichen war.
Wir sind daher regelmässig in die 30 km entfernte Kreisstadt in unsrer Nachbarschaft gefahren die dazu noch in einem anderen Bundesland liegt.

Wenn ich mir vorstelle, dass das heute von einem Tag auf den anderen nicht mehr möglich sein könnte, wenn so ein Fall wie in Gütersloh eintreffen würde.
Viele Familienmitglieder die in der nachbarlichen Kreisstadt und/oder dem anderen Bundesland
arbeiten und ihre Einkäufe dort erledigen, könnten plötzlich von all dem abgeriegelt sein und deren Eigentum und körperliche Unversehrtheit wären gefährdet.

Nur noch gruselig!

Ellen Wolff | Mi., 1. Juli 2020 - 21:26

Da soll noch mal einer behaupten, Weiße könnten per se keine Rassismuserfahrungen machen/haben. Jeder, wirklich jeder kann Opfer von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit werden. Und nicht alles was unter Rassismus verbucht wird, ist tatsächlich Rassismus/gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Manchmal ist es einfach nur Hass, Mobbing oder die Ausnutzung einer Machtposition, warum auch immer. Ist alles gleich sch....

Artikel 3
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden

Bernd Muhlack | Do., 2. Juli 2020 - 17:33

Antwort auf von Thorsten Schröter

zum Glück nur "vor dem Gesetz".
Ansonsten wäre das ja etwas langweilig, oder?

Herr Schröter, wenn "Gender-Professoren" (***) den Art 3 GG neu formulieren sollten, dürften, hätte dieser Artikel sicherlich den Umfang, das Ausmaß eines GG-Kommentars wie der olle Maunz-Dürig-Herzog!

Unser GG ist eine sehr solide Basis für unsere Gesellschaft und ein gutes BVerfG haben WIR auch!

Corona und das GG, unsere Grundrechte?

Auch ehemalige Richter am BVerfG hatten bekanntlich ihre Bedenken angemeldet; etwa die Profs., Dres. Papier, Kirchhof sowie di Fabio.
Das sind wahrhaftig keine Verschwörungstheoretiker und Paul Kirchhof habe ich während meiner Studienzeit im schönen HD nie mit einem Aluhut gesehen!

In diesem Sinne: GLÜCKAUF!

Eines noch, Art 1 II GG:

(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

"Deutsches Volk" - wo sind die Bilderstürmer?

Norbert Heyer | Do., 2. Juli 2020 - 05:44

Napoleon wird ein Zitat zugesprochen, dass die Deutschen selbst die größten Feinde der Deutschen sind. Wenn man - wie selbst erlebt - den verordneten Sicherheitsabstand unterschreitet oder der „Maulkorb“ nicht korrekt sitzt, kommt garantiert irgendein Blockwart um die Ecke und erteilt eine Belehrung. Die Deutschen haben ihr Obrigkeitsverhalten und die Unterwürfigkeit bis auf den heutigen Tag unverändert beibehalten. Was „von oben“ verordnet wird, muss 100%ig umgesetzt werden. Ein Volk mit dieser Grundeinstellung geht auch jeden politischen Weg mit, selbst wenn er in eine totale Katastrophe führt. Jetzt haben wir mit Herrn Tönnies auch endlich einen „Schuldigen“ gefunden, der den erneuten Schlamassel zu verantworten hat. Dabei hat er nur erfolgreich umgesetzt, was im Endeffekt alle wollten: Billiges Fleisch. Hier sehen wir die Nebenwirkungen, der Preis ist sehr hoch. Und noch eines: Wer heute GT stigmatisiert, kann morgen selbst betroffen sein. Corona kennt keine Grenzen und Freiräume.

Viele essen überhaupt kein Fleisch mehr, weil sie es nicht ertragen können, was mit den Tieren geschieht. Viele, die die Möglichkeit haben, kaufen ihr Fleisch beim Hofschlachter usw. Es waren die Politiker und EU Bürokraten, die dafür gesorgt hatten, dass viele kleinere Schlachtbetriebe schließen mussten, weil man die Auflagen so gestaltete, dass viele kleine die nicht mehr erfüllen konnten. Es war politisch gewollt und gefördert, dass Deutschland zu einem großen Fleischexporteur mutierte, koste es Umwelt, Mensch und Tier was es wolle. In diesem System werden sehr sehr wenige megareich und viele Millionen leiden darunter. Das ist politisch gewollt. Und die Schuld wird dann immer, auch von den Medien befeuert auf die Verbraucher geschoben. Hier versagt die Politik, und einige Politiker verdienen auch noch daran, siehe Sigmar Gabriel. Und der wird nicht der einzige Profiteur im Umfeld derjenigen Politiker sein, die das ganze zu verantworten haben.

Volle Zustimmung Frau Wolf, aus der dörflichen Ecke. Früher kein Problem, heute nicht mehr möglich.Es waren die Politiker und EU Bürokraten, die das Entstehen von großen Schlachthöfen ermöglicht haben.
Mir steht noch die aussagekräftige Karikatur (Cicero) vor Augen, wo das Schweinchen
im überladenen Transporter Klöckner fragt: "War es erfolgreich (für Dich)?"

Ja, politisch gewollt. Respekt vor Mensch & der Schöpfung = Null
Kühe sind Lila & alles wächst in Dosen an den Sträuchern & Kühe sind lila.

Und warum?

Würde der Verbraucher heutzutage die Verhältnisse in den Großbetrieben sehen, die Menschen würden Körner picken.
Und das sagte ich als "Allesfresser", der gerne & genüßlich ißt, auch Fleisch & Eier.

Ein befreundeter Franzose sagte mir einmal, wir Deutschen "fressen" alles, was wir vorgesetzt bekommen. Ein Franzose würde diesen Müll, den wir d. essen, nicht einmal in die Hand nehmen.
Und warum diese Entwicklung?
Eine politische Entwicklung!!!
Wären unsere Lebensmittel (die früher ohne Auszeichnung Bio waren) genau so wie die anderen Lebenshaltungskosten in die Höhe gegangen, es hätte "Zeder & Mordio" gegeben.
Und wie ich schon schrieb:
Würde/ Wäre jeder D. seit 2000 am Gewinn Europas wie früher beteitigt gewesen, ein jeder hätte seinen Hintern vergolden lassen können.
Aber so war es eine sogenannte indirekte Preiserhöhung!
Sorry

gabriele bondzio | Do., 2. Juli 2020 - 08:29

Dieses Interview hat mich doch erschüttert. Was möglich ist. Und ich muss zugeben, dass ich die Spannungen, die nach Corona auftreten, bei Weitem unterschätzt habe. Diese explosionsartigen Entladungen (auch wenn es derzeit nur Einzelpersonen betrifft) würden mir voll aufs Gemüt schlagen. Müsste ich sie auch nur als Zuschauer erleben.
Und ich bin wieder mal sehr dankbar, in einer dörflichen Gemeinschaft zu leben, wo ich mir Derartiges nicht vorstellen kann.
Gutes Interview, Frau Hildebrandt!

Hans Schäfer | Fr., 3. Juli 2020 - 10:42

Die Handlungsweise der Menschen hat mich erschüttert und widerrum nicht. Man erinnere sich an die Ehefrau des FDP-Abgeordneten, der sich mit den Stimmen der AfD zum MP von TH hat wählen lassen (was übrigens ein gesetzlich legitimierter Vorgang war), sie wurde auf offener Str. angespuckt. Die Kinder in der Schule gemobbt. Da sieht man, wozu hassvolle auf den eigenen Vorteil ausgerichtete bewußt lancierte Berichterstattungen führen. Alle müssen verbal abrüsten, ohne Vorurteile miteinander reden, Lösungen suchen, die dem Volk, nicht der Partei usw dienen. Ein frommer Wunsch, der sich nicht erfüllen wird. Dafür laufen zu viele Hater rum, die nur ihre eigene Meinung als die wahre anerkennen, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Die zu einen offenen Diskurs nicht in der Lage sind und mit unbewiesenen oftmals willkürlichen Unterstellungen arbeiten und damit versuchen, andere in eine Opfer- bzw. Jammerrolle zu bringen.