Anschlag auf das World Trade Center am 11. september 2001
Um 9/11 ranken sich Verschwörungstheorien: Steckt gar nicht Al Quaida, sondern die US-Regierung dahinter? / picture alliance

Verschwörungstheorien - „Es ist immer fünf vor zwölf“

War die Flüchtlingskrise nur ein Baustein eines Plans für einen Bevölkerungsaustausch? Verschwörungstheorien haben Konjunktur. Der Wissenschaftler Michael Butter erklärt, warum der Glaube an diese Theorien keine Frage der Bildung ist und warum die Politik ihre Anhänger unbedingt ernst nehmen sollte

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

So erreichen Sie Antje Hildebrandt:

Michael Butter ist Professor für amerikanische Literatur und Kulturgeschichte an der Universität Tübingen. Gerade ist bei Suhrkamp sein neues Buch erschienen: „Nichts ist, wie es scheint. Über Verschwörungstheorien.“

Herr Butter, was ist die absurdeste Verschwörungstheorie, die Ihnen je begegnet ist?
Schwer zu sagen, aber wahrscheinlich ist das die Reptiloiden-Theorie, der zufolge wir regiert werden von einer Elite von außerirdischen Reptiloiden, die vor vielen tausend Jahren auf die Erde gekommen sind und die eine komplexe Macht- und Befehlsstruktur aufgebaut haben und die Geschicke der Welt lenken. Sie sind für die Pyramiden verantwortlich, 9/11 – und so weiter. Da gibt es eine große Community im Internet, die sich Fotos anschaut von Angela Merkel, von Barack Obama oder George W. Bush ...

... um zu prüfen, ob Politiker Ähnlichkeit haben mit Reptilien?
Ja, die schauen sich am liebsten Fotos an, auf denen die Politiker in einem blöden Moment erwischt werden. Wo ein Auge reflektiert oder die Haut seltsam aussieht. Und dann heißt es, da bricht die Täuschung zusammen, da kommt das Reptil durch.

Haben diese Menschen eine blühende Phantasie – oder ein Rad ab?
Eine blühende Phantasie ist schon sehr wichtig. Die Reptiloiden-Theorie ist allerdings auch eine der absurderen Verschwörungstheorien. Die Wissenschaft ist zum Glück davon abgekommen, den Glauben an solche Theorien mit Geisteskrankheit oder Paranoia zu erklären.

Warum „zum Glück“?
Mindestens die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung glaubt an irgendeine Verschwörungstheorie. Man kann die nicht alle für verrückt erklären. Dann funktioniert die Theorie nicht mehr. Man muss nach anderen Erklärungsmustern suchen.

Was ist Ihre Erklärung?
In der Geschichte war es völlig normal, an Verschwörungstheorien zu glauben. Wenn die klügsten Köpfe der Zeit gesagt haben, so funktioniert die Welt, es gibt diese großen Komplotte, dann haben Menschen unabhängig von jeder psychischen Disposition daran geglaubt. In der Gegenwart, wo der Glaube an Verschwörungstheorien gerade bei uns und in den USA stigmatisiert ist, muss man andere Faktoren heranziehen. Studien haben gezeigt: Menschen, die für Verschwörungstheorien empfänglich sind, können schlecht mit Unsicherheit umgehen. Und sie erkennen Muster, wo gar keine Muster sind.

Welche Funktion erfüllen da Verschwörungstheorien?
Sie machen eine komplexe Welt erklärbar. Ganz offensichtlich ist es für viele Menschen leichter, zu akzeptieren, dass es Bösewichte gibt, die die Strippen im Hintergrund ziehen, als hinzunehmen, dass Dinge einfach so passieren. Dass es komplexe globale Prozesse sind, wo man Verantwortliche gar nicht mehr identifizieren kann. Oder wo einfach Chaos und Zufall herrschen. Hier spielt uns die Evolution einen Streich.

Inwiefern?
Wir sind evolutionär darauf getrimmt, Muster zu erkennen und Verbindungen zu ziehen. Wenn jemand eine Frucht isst und einen Tag später stirbt, ist es sinnvoll, einen Kausalzusammenhang herzustellen, auch wenn man den noch nicht beweisen kann. Heute ist das nicht viel anders. 

Aber es ist doch ein Unterschied, ob man vor einer giftigen Frucht warnt oder vor einem angeblichen Bevölkerungsaustausch.
Verschwörungstheoretiker übertreiben. Sie vereinfachen die Welt und machen sie damit kontrollierbar. Damit entlasten sie sich auch. Wenn die Verschwörer an allem schuld sind, ist man selbst nicht verantwortlich und nur das Opfer. Man muss sich nicht fragen, ob man selber etwas falsch gemacht hat. Es besteht zumindest theoretisch auch die Chance, dass man diese Verschwörer besiegen und das Rad zurückdrehen kann. Insofern bedienen Verschwörungstheorien bei allem Pessismus auch einen gewissen Optimismus. Es ist immer fünf vor zwölf, aber selten eine Minute nach zwölf.

Sie schreiben in Ihrem Buch, es hätte sich noch nie eine Verschwörungstheorie bestätigt. Warum entzaubert das diese Theorien nicht?
Verschwörungstheoretiker sehen sich die ganze Zeit bestätigt.  Alle, die, die schon immer geglaubt haben dass 9/11 von der amerikanischen Regierung durchgeführt wurde, sehen sich jetzt wieder bestätigt durch einen Report eines Bauingenieurs aus Alaska. Der hat angeblich nachgewiesen, dass das World Trade Center 7 nicht durch einen Brand eingestürzt sein kann. Daraus folgern sie, das Gebäude muss gesprengt worden sein. 

Man hat den Eindruck, dass es noch nie so viele Verschwörungstheorien gegeben hat wie heute. Stimmt das?
Verschwörungstheorien hat es schon immer gegeben. Bis 1960 war es auch völlig normal, an Verschwörungstheorien zu glauben. Daher waren es damals sicher mehr Menschen als heute, die das taten. Dann waren Verschwörungstheorien einige Jahrzehnte verschwunden. Und jetzt sind sie durch das Internet wieder sichtbar und sehr leicht verfügbar. Deshalb glauben wahrscheinlich auch wieder mehr Leute daran. Das Internet hat zu einem moderaten Anstieg dieser Theorien geführt. 

Warum war es früher normaler, an Verschwörungstheorien zu glauben?
Weil man dachte, die Welt funktioniert so. Und es gab keine Kultur- oder Sozialwissenschaftler, die gesagt haben, dass das nicht stimmt. Daher haben auch die klügsten  Köpfe an  groß angelegte Komplotte geglaubt. Jeder US-amerikanische Präsident von Washington bis Eisenhower war Verschwörungstheoretiker. Oder nehmen Sie Thomas Mann. Der glaubte, dass die Illuminaten hinter dem 1. Weltkrieg steckten. Welche Folgen der Glaube an solche Komplotte haben konnte, zeigt der Holocaust. Der ging ja zurück auf den Glauben, es gäbe eine jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung. Und das war zwölf Jahre Staatsideologie in Deutschland.

Michael Butter
Michael Butter / privat

Dann ist es keine Frage der Bildung, ob man anfällig ist für solche Theorien?
Die Studien darüber kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die einen sagen, Bildung habe keinen Einfluss. Die anderen sagen: Je höher der Bildungsgrad, desto geringer ist die Neigung, an Verschwörungstheorien zu glauben. Ich nehme an, dass die Affinität auch ein bisschen davon abhängt, ob jemand schon mit Psychologie oder mit Sozialwissenschaften in Berührung gekommen ist. Die sagen ja, dass Weltverschwörungen mit kleinen Gruppen nicht funktionieren.    

Warum sollen gerade Männer mit Mitte 40 anfällig sein für solche Theorien, weiß und sexuell frustriert, wie Sie schreiben?
Das mag daran liegen, dass Verschwörungstheoretiker dazu neigen, nostalgisch auf die Zeit vor dem Beginn der angeblichen Verschwörung zurückzublicken. Und das geht vielleicht leichter, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat. Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass politische Verschwörungstheorien wie die, die sich um 9/11 oder die Flüchtlingskrise ranken, tendenziell eher von Männern geglaubt werden als von Frauen. Es sind insbesondere weiße Männer mittleren Alters, die Angst davor haben, dass ihnen die Felle wegschwimmen und sich die Welt auf eine Weise verändert, die sie nicht gut finden.

Erklärt das, warum auch Akademiker die Verschwörungstheorie vom Bevölkerungsaustausch glauben?
Ja, wobei es diese Geschichte auch in der nicht-verschwörerischen Version gibt, so nach dem Motto: Da tut niemand was, aber es kommen immer mehr Fremde. Aber es gibt sie auch in ganz ausgeprägten verschwörungstheoretischen Versionen. Da geht es dann um ein Komplott irgendwelcher nebulöser Eliten, die bestimmte Ziele damit verfolgen. Es heißt, sie hätten erst den Nahen Osten durch 9/11 und den Syrienkrieg destabilisiert. Jetzt sorgten sie dafür, dass viele Flüchtlinge ins Land kommen. Ungarns Regierungschef Victor Orban nennt in diesem Kontext immer George Soros als Strippenzieher. Das ist die extremste Version.

Aber müssen Regierungschefs wie Orban an Verschwörungstheorien glauben, um sie als Machtinstrument zu benutzen?
Nein, aber wer will feststellen, ob sie wirklich daran glauben oder nicht? Man kann denen ja nicht in den Kopf schauen. Gerade im Fall von Orban haben Journalisten nachgewiesen, wie die Theorie mit George Soros entstanden ist. Ironischerweise haben sich das zwei jüdische Amerikaner ausgedacht, Berater von Orban. Der Witz ist: Kollegen von mir aus Ungarn, die ihn gut kennen, haben gesagt, mittlerweile glaube er selbst daran. Ich bin aber davon überzeugt, dass viele populistische Führungsfiguren die Verschwörungstheorien über Flüchtlinge überhaupt nicht glauben. Sie verbreiten sie nur, um Wähler zu mobilisieren.

Und die wähnen sich dann in dem Glauben, ihr Wissen hebe sie von der Masse ab?
Ja, das ist ein ganz wichtiger Faktor. Sie dürfen sich als Teil einer kleinen Elite fühlen, die verstanden hat, wie die Welt funktioniert.

Aus Ohnmacht wird Macht?
Auf jeden Fall. Man ist jetzt nicht mehr das ahnungslose Opfer.

Woran liegt es, dass Verschwörungstheorien ausgerechnet bei Populisten auf fruchtbaren Boden fallen?
Es gibt eine Reihe von strukturellen Parallelen zwischen den beiden. Beide vereinfachen das politische Feld radikal. Der Populismus löst ein Spielfeld mit komplexen Figuren auf in den Gegensatz von Volk und Elite, und die Verschwörungstheoretiker lösen es auf in den Gegensatz: Verschwörer und Opfer der Verschwörer. Beide sind konservativ in dem Sinne, dass sie eine bedrohte Ordnung beschützen oder eine zerstörte Ordnung wieder herstellen wollen. Denken Sie an die Wahlsprüche von Donald Trump: Aus „Make America Great again“ wurde „Keep America great!“

Trumps Verschwörungstheorien sind in der Mehrzahl sehr durchsichtig. Warum gehen ihm die Wähler trotzdem auf den Leim?
Trump macht das sehr geschickt. Er bedient nämlich fast immer nur Verschwörungsgerüchte. Er sagt zum Beispiel: „Ich hab gehört, dass der Vater von Ted Cruz sich mit Lee Harvey Oswald getroffen hat, ein paar Tage, bevor der John F. Kennedy erschossen hat. Think about it!“ Belege liefert er dafür nicht. Das ermöglicht es ihm, sich rauszureden, wenn er darauf festgenagelt wird. Er kann dann sagen: Ich hab das nur gehört. Das ist raffiniert.

Er benutzt diese Theorien strategisch?
Genau. Einerseits signalisiert er den Verschwörungstheoretikern: Ich bin einer von Euch. Und allen anderen signalisiert er: Na ja, so wild ist es gar nicht nicht. Bei der letzten Wahl hat er die Theorie einer großen Weltverschwörung zwischen Hillary Clinton und den Banken erst verbreitet, als er gemerkt hat, dass er die Mitte-Wähler nicht kriegt – und dass er die Verschwörungstheoretiker mobilisieren muss. Viele von denen wählen nämlich eigentlich nicht.

Sind die sozialen Medien daran schuld, dass viele Menschen auch einfach nur noch glauben, was sie glauben wollen?
Ja, diese Echokammern hat es in anderer Form zwar schon immer gegeben, das Internet hat diesen Effekt aber noch verstärkt. Das führt dazu, dass ich ganz viele Mails von Menschen bekomme, die alternative Medien wie Compact oder Ken.FM nutzen. Da kommentieren nur Leute, die auch an Verschwörungstheorien glauben. Dadurch entsteht bei denen der Eindruck, die Mehrheit der Bevölkerung stehe hinter ihnen. Das bestärkt sie in ihrem Glauben. Früher waren sie isoliert, wenn sie ihre Theorien in ihrem Umfeld verbreitet haben. Heute gehen sie online. Dort finden sie immer jemanden, der ihnen glaubt.

Welche Folgen hat das für die politische Willensbildung?
Echokammern sind ein Symptom für eine Fragmentierung von Gesellschaft. Es wird immer schwieriger, einen rationalen politischen Diskurs zu führen. Wo immer unterschiedlichere Vorstellungen von Wahrheit aufeinanderprallen, ist dieser Diskurs eigentlich nicht mehr möglich. Gleichzeitig muss man versuchen, diese Menschen mit an Bord zu nehmen.

Wie soll das gehen?
Indem man im Gespräch bleibt und ihnen so Anerkennung zuteil werden lässt. Und indem man handelt. Verschwörungstheorien sind fast immer falsch, aber sie sind Symptom für wirkliche Ängste und Probleme wie soziale Ungleichheit. Wenn man diese Probleme angeht, dann entzieht man Verschwörungstheorien zumindest ein Stück weit den Boden.

Ist der Verlust der  Diskursfähigkeit eine Gefahr für die Demokratie?
Ja, aber Verschwörungstheorien sind nur ein Grund unter vielen. An ihnen wird dieser Verlust aber besonders deutlich.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

helmut armbruster | Fr., 27. September 2019 - 09:33

denn sie versuchen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die öffentliche Meinung zu beeinflussen bzw. zu machen um ein günstiges Image zu bekommen.
Dabei geht es ihnen nicht darum, dass die Öffentlichkeit wahrheitsgemäß erfährt was sich tut und wie die Dinge gehandhabt werden.
Nein, es geht ihnen nur darum sich selbst und/oder ihre Partei im günstigsten Licht darzustellen.
Das Publikum wird daher nur mit ausgewählten oder zurecht gemachten Informationen gefüttert. So ist das Bild, welches das Publikum sich aus den erhaltenen, bruchstückhaften Informationen macht, nie vollständig.
Vielen ist das durchaus bewusst. Also ersetzen sie die fehlende Information durch Vermutungen.
Das führt dann zu Verschwörungstheorien, die wiederum den Politikern schaden.
Recht geschieht ihnen.

wenn die Bevölkerung nur mit der Art von Information gefüttert wird, die der Politik gerade passt, wohl weil sie zum Machterhalt dienlich ist....
W I E unterscheidet dann der gemeine Bundesbürger was wahr, und was gelogen ist?

Falls Sie jetzt auf andere, sogenannte "alternative" oder "neutrale" Medien verweisen, die dem gemeinen Bundesbürger eine andere Wahrheit anbieten - wie weiss dieser, dass das jetzt tatsächlich die Wahrheit, und nicht gleichfalls ideologisch interpretiert oder gar erfunden ist?

Zusammengefasst: Wie oder Wo erfährt der Bundesbürger die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit?
Indem er sich selbst eine Meinung bildet? Woher weiss er dann, dass diese nicht völlig falsch ist? Irren ist schliesslich menschlich...

Ihre Frage wie unterscheidet der Bürger, was wahr oder gelogen ist, kann man vielleicht so beantworten:
Andauernd versprechen die Politiker irgendetwas. Sie versuchen zwar dabei nicht konkret zu werden, aber Versprechungen sind es trotzdem.
Die Menschen, also wenigstens diejenigen, die ihren Kopf ein bisschen benutzen, fragen sich von Zeit zu Zeit schon, was aus dieser oder jener Versprechung geworden ist.
Dabei müssen sie feststellen, dass über die meisten Versprechungen gar nicht mehr geredet wird oder dass sie nie - oder nur abgeschwächt - eingelöst wurden.
Das genügt, um Zweifel zu säen und aus diesen Zweifeln können dann alle möglichen Verschwörungstheorien entstehen.

Gerhard Lenz | Fr., 27. September 2019 - 13:28

Antwort auf von helmut armbruster

...ist eine Sache. Dass diese dann in seltsame Verschwörungen einfliessen, eine andere. Dennoch haben Sie meine Frage nicht beantwortet: Woher bekommt der, der der Politik nicht mehr glaubt, dann seine Antworten - bzw. zunächst einmal die Information, um sich sein eigenes Bild machen zu können?

Und woher weiss er, dass diese Informationen glaubwürdiger sind?

Herr Lenz, wer der Politik - oder auch den Medien - nicht mehr glaubt und Informationen und Antworten sucht, der kann eigentlich überall landen. Es gibt schließlich keine garantiert zuverlässige Quelle, aus welcher man die allein wahren und richtigen Informationen schöpfen könnte.
Wo er landet, so denke ich, hängt dann weit gehend von seiner Weltanschauung, seinen Erfahrungen, seinem geistigen Horizont und sonstigen Fähigkeiten und Möglichkeiten ab. Je unkritischer und je voreingenommener Jemand ist, um so mehr wird er dann bei Verschwörungstheorien landen.
Gewonnen ist damit natürlich nichts. Gerade deshalb sollten Regierung, Medien und Politik selbst als Erste daran interessiert sein die Bürger umfassend und ehrlich zu informieren.

Gerhard Lenz | Fr., 27. September 2019 - 16:04

Antwort auf von helmut armbruster

...letztendlich sind Verschwörungstheorien Glaubenssache...d.h. man muss an sie glauben wollen.

Was natürlich nichts über die Richtigkeit aussagt, und schon gar kein Beweis ist. Höchstens eine Aussage über die Anfälligkeit, sich in Verschwörungen zu flüchten. Wobei, da gebe ich Ihnen recht, die Politik durch mangelnde Transparenz einen Beitrag dazu leisten kann.

Es ist schwer in dieser Zeit einen kühlen Kopf zu behalten. Ich meine aber, in manchen Fällen ist es auch sehr nützlich für Menschen/Institutionen, begründete Fragen generell mit dem Makel "Verschwörungstheorie" zu versehen, um die Diskussion mit dem Hinweis abzubrechen, du spinnst dir was zusammen.
Eines der bekannteren Beispiele für eine wahre Verschwörungstheorie ist die Watergate-Affäre – der Einbruch in das Wahlkampfbüro der US-Demokraten in Washington und die Verstrickung von US-Präsident Richard Nixon in den Vorfall.
Dass amerikanische Behörden das Internet abhören, wurde immer vermutet. Dass sie es derart flächendeckend tun, hielt kaum jemand für möglich - bis Edward Snowden die Beweise lieferte. (Quelle/Wahre Verschwörungstheorien/Tagesanzeiger.ch)
Und wer kann Beweise besser unterdrücken und vorenthalten als die, welche die am Hebel sitzen.

Woher? Von der Wissenschaft. Ob Sie da die Wahrheit bekommen, wer weiß, aber bestimmt das beste Wissen, das im Angebot ist. Und mehr ist halt nicht zu haben.
Das ist nicht wissenschaftsgläubig, es anerkennt lediglich die Tatsache, dass wir bessere Verfahren nicht kennen.
Natürlich ist auch die Wissenschaft in Gefahr, durch Abhängigkeiten von der Industrie, von der Politik korrumpiert zu werden. 100% Sicherheit gibt es nirgends. Aber mir genügen 90%.

Es gilt der Grundsatz: Selber informieren und selber denken, anstatt Fertigprodukte zu konsumieren, die die Industrie für dich zusammengepanscht hat.

Zum Thema Verschwörungstherie: Verschwörungstheorie ist immer, was der Feind denkt. Das kommt leider auch in diesem Interview zum Ausdruck, wenns wieder mal gegen Donald Trump geht.

..dann setzt ich mich in die Ecke, denke vor mich hin, und stoße so auf die absolute Wahrheit. Zu der ich allerdings Informationen brauche, die ich meist nicht aus eigener Beobachtung gewinnen kann.
Also m u s s ich mich auf irgendwelche Informationsquellen verlassen. Aber die können mich natürlich auch an der Nase herumgeführt haben.
Eine selbstkonstruierte Interpretation hat nicht automatisch einen Anspruch auf Richtigkeit, nur weil sie abseits der (angeblich) großen Manipulierer entstanden ist.

Als früherer DDR- Bürger hatte ich, beim "zwischen" den Zeilen lesen der DDR- Tageszeitungen, die oft tatsächlich eine Lückenpresse waren, es zu einer gewissen Fertigkeit gebracht. Heute lese ich auf der linken und der rechten Seite des politischen Spektrums, ich lese viel, ich habe Zeit. Ich verfolge mitunter bestimmte Informationen bis zur mir noch zugänglichen Quelle und korrespondiere auch einmal direkt mit dem jeweiligen Artikelverfasser. Ich denke über das Gelesene nach. Man gewinnt dann mit der Zeit schon eine recht sicheres Urteilsvermögen und nähert sich der Wahrheit. Es ist natürlich möglich, dass ich auch mal einer Halbwahrheit aufsitze. Davon geht meine Welt nicht unter.

inwieweit das objektiv ist, ist jedoch eine andere Sache. Überhaupt betrifft das nur die Situationen, in der wir zu eigener Anschauung in der Lage sind.
Völlig anders ist die Lage bei den großen und "beliebten" Verschwörungen. Für die angebliche "Umvolkung" gibt es keinen Beweis, dafür, dass die USA in 9/11 selbst involviert waren nicht, und dass hinter Kennedy's Ermordung mehr als nur ein Einzeltäter stand, ebenfalls nicht.

Zweifel an einer (öffentlichen) Darstellung mögen manchmal gerechtfertigt erscheinen, sie sind aber kein Beweis. Ich muss mich also auf andere Quellen verlassen - wie ich diese Quellen aussuche, sagt aber höchstens etwas über mich aus, und kaum über den Wahrheitsgehalt der Quelle, es sei denn, wie gesagt, es gibt nachprüfbare Fakten gibt.
Noch offensichtlicher ist die Situation, wenn Verschwörungstheorien zur Untermauerung der eigenen politischen Weltsicht sind. Dann werden Vermutungen, manchmal subjektive Schlüsse, gerne als Fakten dargestellt.

Wie gesagt, ich halte nichts von Verschwörungstheorien. Aber um das als Wahrheit hinzunehmen, was im Spiegel, der Süddeutschen, der TAZ u.ä., sowie im ÖR geboten wird, da bin ich zu lebenserfahren. Andere können ja gerne alles glauben was da geschrieben steht. Sagt das jetzt genug über mich aus?

Auf die ist man in der Tat immer stärker angewiesen lieber Herr Keil! Ich wünschte, auch aus Eigeninteresse, das Leben und Erleben hätte Einen nicht so argwöhnisch werden lassen! Ihre unter weit schwierigeren Umständen als meine erworbene Fertigkeit der Lesart Zwischenzeile, wurde im Laufe meines Lebens ergänzt durch eine Art verstärkte Audiovision plus Verlass auf mein Bauchgefühl;)Meine allein visuell erreichte Trefferquote was der glaubwürdige Gesichtsausdruck bei verkürzten oder inhaltsleeren politischen Aussage-Manövern anbetrifft, ist inzwischen enorm. Lese ich dann noch das berühmte "Kleingedruckte"...Mit der eigenen Restfehlerquote kann ich ebenfalls gut leben. Zumal es jedem freisteht, mich in höflicher Form vom Gegenteil zu überzeugen! Alles Gute! Schönes Wochenende allen Anwesenden! MfG

Zunächst ist zu bezweifeln, dass es überhaupt ernst zu nehmende Belege gibt, aus denen sich ein „Bevölkerungsaustausch“ ableiten ließe. Hier wird ein Popanz aufgebaut, den man dann kräftig bekämpfen kann.
Die Versuche, unliebsame Thesen als „Verschwörungstheorien“ zu diskreditieren sind so alt wie der Kennedy-Mord her ist. Sie gehören zu den plumpen Methoden eristischer Dialektik.
Aber mit der Bestandserhaltungsmigration der UN kommen wir der Beantwortung der Frage schon etwas näher:
https://www.un.org/en/development/desa/population/publications/pdf/agei…
„Im Rahmen der Studie wurden für eine Reihe von Ländern, deren Fruchtbarkeitsziffernallesamt unter dem Bestandserhaltungsniveau liegen, die Höhe der zur Bestandserhaltung erforderlichen Zuwanderung errechnet und die möglichen Auswirkungen dieser Zuwanderung auf den Umfang und die Altersstruktur der Bevölkerung untersucht. Die acht untersuchten Länder sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien...

denn es war kein Geringerer als Thomas de Maizière, CDU-Politiker,
MdB und Bundesminister des Inneren, der uns am 17.11.2015 nach der Frage über Details zur Terrorgefahr sagte „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern."
Es war auch derselbe Minister, der uns geraten hat, größere Vorräte an Lebensmitteln und zum Überleben wichtigen Gerätschaften (z.B. Gaskocher)anzulegen. War seine Wahrheit für Angela Merkel der Grund, ihn nicht mehr in ihrem Kabinett zu beschäftigen, da er ihre Migrationspolitik zu konterkarieren versucht hatte? Jeder, der sich über die ungezügelte illegale Migration Sorgen macht bezüglich Terror, Kriminalität und eingeschleppte Krankheiten ist kein Verschwörungstheoretiker, sondern kann eher als Realist bezeichnet werden. Wer in diesem Deutschland noch zusammenhängend denken kann, ist klar im Vorteil.

Im Großen u. Ganzen stimme ich Ihnen zu Herr Armbruster.

Daher gefällt mir auch der - hier kreierte - Begriff der LÜCKENpresse so gut, denn er sagt was wirklich getan wird.

Inform. die man nicht öffentlich haben will, die werden eben weggelassen.
Ergo man hat nicht gelogen, nur eben auch nicht die GANZE Wahrheit gesagt.

Daher auch noch mal ein Danke an den Cicero.

Wolfgang Tröbner | Fr., 27. September 2019 - 10:14

Im Fall der Reptiloiden-Theorie ist das sehr einfach. Sie widerspricht allen Erfahrungen und dem Wissen der Menschheit und ist deshalb ganz klar eine Verschwörungstheorie. In anderen Fällen ist das allerdings nicht so eindeutig. Zum Zeitpunkt der Entstehung einer Theorie lässt sich häufig nicht erkennen, ob sie einem Realitätscheck standhält, auch weil die weitere Entwicklung noch nicht bekannt ist. Eine abschließende Einschätzung kann häufig erst dann erfolgen, wenn diese Entwicklung abgeschlossen ist.

manchmal ist die "Wahrheit" simpel. Manchmal nur unangenehm. Und meist sind reine Verschwörungen leicht zu erkennen. Verschwörungen stehen ja nie am Anfang einer Entwicklung, sie bewerten nachträglich, sie bieten, verharmlosend formuliert,eine alternative Wertung an. Die der Verschwörungstheoretiker mit Fakten zu unterfüttern sucht, die oftmals verzerrt oder willkürlich formuliert wurden. Ich kann mich nicht erinnern, dass vor der Ankunft einer grösseren Zahl von Flüchtlingen 2015 irgendjemand von einer demnächst stattfinden Umvolkung fabuliert hat. Tatsächlich gab es aber ähnliche Begriffe schon vorher bei der NPD; letztlich wird ein Ereignis einer Idee aus politischen Motiven untergeordnet, und schon ist die Verschwörung fertig. Letzlich fusst auch Orban's absurdes Urteil über Sorros auf der antisemitsichen Idee einer jüdischen Weltveschwörung,ein Denken, das ebenfalls lange in der rechten Szene zuhause ist. Gleiches mit 9/11, die USA müssen als ewige Schurken einfach Schuld haben.

...im sozialwissenschaftlichen Bereich, was aber völlig egal ist. Erklärungsversuche werden Verschwörungstheorien nicht beseitigen.

Ich garantiere Ihnen: Wenn ich heute mittag in den entsprechenden Organen irgendeine Horrormeldung lanciere, am besten in Verbindung zu Migration, und gleichzeitig die Tatsache, dass sonst niemand darüber spricht, als Vertuschung definiere, und mir einen entsprechenden strategischen Hintergrund dazu ausdenke, wird sich diese Falschmeldung schnell als Tatsache weiterverbreiten.

Es gibt keinen einzigen faktualen Beweis für irgendeine Art von "Umvolkung". Trotzdem, nachdem irgendwann aus der rechten Ecke diese "Erklärung" angeboten wurde, stiess sie auf massive Zustimmung am rechten Rand. Es m u s s t e doch irgendjemand ein tieferes Interesse an verstärkter Migration haben. Das m u s s t e einfach so sein. Natürlich zum Schaden des deutschen Volkes. Beweise? N u l l .

Wolfgang Tröbner | Fr., 27. September 2019 - 13:36

Antwort auf von Gerhard Lenz

Beweise?

Gerhard Lenz | Fr., 27. September 2019 - 15:22

Antwort auf von Wolfgang Tröbner

Der Verschwärungstheoretiker steht in der Pflicht. Glauben Sie an die Umvolkung? Auf Ihre wissenschaftlichen Beweise bin ich. s e h r. gespannt.

Wilfried Düring | Fr., 27. September 2019 - 15:46

Antwort auf von Gerhard Lenz

Arbeit ... 'im sozialwissenschaftlichen Bereich' -
Ich finde, das erklärt vieles.
In der DDR kannten wir den 'sozialwissenschaftlichen Bereich' unter den Framing-Begriffen: 'Marxismus-Leninismus' und 'wissenschftlicher Sozialismus'.
Jetzt ist mir klar, wieso Sie eine 'wissenschaftliche Weltanschauung' haben.
Aber egal - das ist nur eine Verschwörungstheorie von mir ...

Gut getroffen, lieber Herr Düring. Ich habe denselben Verdacht. Viele der "Ehemaligen" haben sich nach der Wende eine streng systemkonforme Meinung zugelegt. Und tun nun so, als müssten sie die westdeutschen Landsleute und uns Ostdeutsche vom System überzeugen. Man erkennt sie an ihrer intoleranten Übertreibung. Sie können nicht anders. Sie sind immer auf der Seite der Rechthaber und Regierenden. Wie ein Hund, der seinem neuen Besitzer gefällig sein will. Typische Befehlsempfänger eben. Ich wiederhole Heinrich Heine: "Ich kenne die Weise, ich kenne den Text , ich kenne die Herren Verfasser!" Wir gelernten und im Leid erfahrenen Ossis haben die Denke, den Sprech auch das Handeln dieser Herrenmenschen so oft hören und erdulden müssen, dass wir sie im Dunkeln erkennen. Ein Vorteil gegenüber unseren Brüdern und Schwestern im Westen. Ich kannte mal einen Stasi-Offizier, der war nach der Wende westdeutscher als jeder Westdeutsche, sogar den Dialekt hatte er sich angeeignet. Q.e.d.

Ich glaube, dass Verschwörungstheorien einfach nur eine stigmatisierte Naration ist. Bei allen Narationen ist unklar ob sie richtig sind. Bsw: Leben wir aktuell in einer Postdemokratie oder einer Mediendemokratie? Die Leute, die an diese Theorien glauben vereinfachen die Realität, wie bei der Theorie der Reptiloiden. Übrigens, Theorien wie Sozialismus und Islamismus sind auch Narationen, aber in die Zukunft und in die Vergangenheit projiziert. Das Problem bei diesen Narationen scheint mir zu sein, dass sie irgendwann von einer Verständnishilfe zu einer Zwangsjacke werden. Das könnte gut mit dem Alter zu tun haben. Übrigens, ich bin mir sicher, dass auch Nicht-Weiße Heteros und Diverse an Verschwörungstheorien glauben. Momentan könnte die Naration von dem "Weißen Alten Mann" so eine Verschwörungstheorie sein. Oder glaubt irgendwer, dass z.B. ich ein machtvoller Strippenzieher wäre?

Jürgen Keil | Fr., 27. September 2019 - 10:36

Ich bin kein Verschwörungstheoretiker. Ich finde aber auch keinen sachlich, rationalen Grund für die Migrationspolitik der Bundesregierung. Viele Afrikakenner und auch Afrikaner selbst vertreten die Auffassung, dass diese Praxis in Hinblick auf den Weggang von Leistungsfähigen Afrika mehr schadet als nützt. Auch die Begründung, damit den Bevölkerungsrückgang, dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegen zu wirken, ist für mich nicht schlüssig. Selbst wenn sich unsere Bevölkerungszahl halbieren würde, wäre unsere Bevölkerungsdichte immer noch höher als die Frankreichs. Eine Verringerung der Bevölkerungszahl und auch eine demographische Verschiebung der Altersstruktur, kann ich im Hinblick auf die perspektivischen Effekte der Digitalisierung und Automatisierung auch nicht als so hochproblematisch ausmachen. Ich sehe keine bewusste Verschwörung dahinter. Allerdings aber eine, von Ideologie und Hypermoralismus geleitete Fehlpolitik.

Dieter Hegger | Fr., 27. September 2019 - 10:43

Weitere Verschwörungstheorien..... : Wir schaffen das, es kommen nur Fachkräfte nach Deutschland, unter den Flüchtlingen sind keine Terroristen, stirbt der Euro - stirbt Europa, Raubbau bei den Sozialsystemen - aber keinem wird es schlechter gehen, der Islam gehört zu Deutschland und bereichert unsere Kultur und so weiter und so fort......

Wolfgang Tröbner | Fr., 27. September 2019 - 10:52

Vielen Dank für dieses interessante Interview. Ich habe dennoch ein Problem damit. Wer entscheidet eigentlich, ob einer Annahme eine Verschwörungstheorie zugrunde liegt oder nicht? Ein Naturwissenschaftler, der auf seinem Fachgebiet ein Problem erforschen will, wird als Hilfsmittel eine Hypothese formulieren, also eine von Widersprüchen freie Annahme. Und dann wird er versuchen, diese Hypothese in der Realität zu überprüfen, indem er alle bekannten Fakten sammelt, selbst beobachtet und experimentiert. Er muss dabei zwangsläufig auch vereinfachen. Genauso sollte eigentlich auch die Entscheidung pro oder contra Verschwörungstheorie getroffen werden.

wenn Sie mit dem Interview nicht rundum glücklich werden. Dass heute scheints weniger Leute als früher empfänglich für Verschwörungstheorien sind, soll unter u.a. daran liegen, dass es früher keine Kultur- und Sozialwissenschaftler gegeben habe, die entsprechende Theorien als falsch entlarven. Wenn ich ferner lese, was der Interviewte zur Funktion von Verschwörungsthorien erklärt, so frage ich mich ganz leise, wozu dann all die steuernden Eingriffe von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst usw. in das irdische Geschehen gut sein sollen, wenn Dinge einfach so passieren, man es mit komplexen globalen Prozessen zu tun hat, wo sich Verantwortliche gar nicht mehr identifizieren lassen, oder einfach Chaos und Zufall herrschen? Und nehme ich dann noch die Stossrichtung der Kritik an den beispielhaft erwähnten Kreisen hinzu, die eine Affinität zu Verschwörungstheorien haben (sollen), werden die Fragezeichen jedenfalls nicht weniger.

und so gesehen ist ein George Soros ein "Strippenzieher", ein Mann ,der versucht, mit seinem Geld die Politik zu beeinflussen, ihm passende NGO's unterstützt usw.
So einfach ist es nicht und oft stimmt halt ein Teil einer sogenannten Verschwörungstheorie. Wobei ich 9/11, den Tod Dianas oder die Reptiloiden bestimmt nicht zähle.

Kurt Walther | Fr., 27. September 2019 - 11:18

Ein recht aufschlussreiches Interview mit Prof. Butter zur Entstehung und den Hintergründen von Verschwörungstheorien. Wer überall nur dunkle Mächte am Werke sieht, hat eben für alles und jedes immer und sofort eine klare Antwort parat. Das kann das Leben durchaus erleichtern, zumindest für die Denkfaulen. Totalitäre Systeme, links- und rechtsextreme sowie "Gottesstaaten", bauen darauf auf. Das Internet zeigt sich hier in einer Doppelfunktion: Einerseits ermöglicht es den freien weltweiten Informationsaustausch, andererseits fördert es die weitere Fragmentierung der Gesellschaft in Gruppen und Grüppchen. Konsensbildung wird immer schwieriger. Nach meiner Überzeugung hilft hier nur umfassende Information der Bevölkerung sowie Transparenz aller relevanten Entscheidungen in Politik und Wirtschaft, verbunden mit einer umfangreichen Diskussion aller Aspekte des Für und Wider. Genau das vermisse ich aber seit Jahren in unserem Lande. Die Migration ist dafür das beste Beispiel.

Armin Latell | Fr., 27. September 2019 - 11:55

Hätte ich darüber nachgedacht, dieses Buch zu kaufen und zu lesen, würde ich nach der Lektüre dieses Artikels entscheiden: auf keinen Fall. Was sollte einen Professor für amerikanische Literatur und Kulturgeschichte dazu befähigen, Fachmann über Ursachen und Auswirkung von Verschwörungstheorien, Menschen die diesen Glauben oder nicht, zu sein? Überhaupt zu entscheiden, was eine Verschwörungstheorie ist und was nicht? Ich z. Bsp. halte es für eine Verschw.theorie, geradezu für Unsinn, dass „weiße und sexuell frustrierte Männer Mitte 40 anfällig seien für solche Theorien“. Zudem verwechselt der Herr Professor politische Strategie mit Verschwörungstheorie. M. E. bedient er das volle Spektrum an Klischees und die explizit herbeigeführten Scheinwahrheiten derjenigen, die sich moralisch auf der ‚richtigen Seite‘ dünken. Zustimmen kann ich ihm nur in seinem letzten Absatz, dass der Verlust der Diskursfähigkeit die Demokratie gefährdet. Diesbezüglich ist es allerdings schon 10 nach 12.

Henning Magirius | Fr., 27. September 2019 - 12:22

was ist mit dem Bericht der UN Population Division aus dem Jahr 2001 mit dem Stichwort-Thema „Replacement Migration“? Gibt es ihn oder ist dessen Existenz nur eine Behauptung von Verschwörungstheoretikern, liebe Online-Redaktion?

Tomas Poth | Fr., 27. September 2019 - 13:16

Antwort auf von Henning Magirius

es nicht erwähnt, wäre ich damit gekommen.
In diesem Zusammenhang muss man auch den UN-Migrationspakt und den EU-Final Report July 2010 (JLX/2009/ERFX/PR/1005) bezüglich Relocation sehen.

Gerhard Lenz | Fr., 27. September 2019 - 13:20

Antwort auf von Henning Magirius

...wie Fakten verdreht und willkürlich ideologisch verpackt und neu bewertet weiterverbreitet werden. In besagtem Bericht ist tatsächlich von verstärkter Migration die Rede. Diese Migration ist zweifellos notwendig, um die Ursachen der demographischen Entwicklung abzufedern.

Nirgends, ich wiederhole nirgends, steht in dem Dokument jedoch, die einheimische Bevölkerung müsse durch eine kulturfremde oder sonstige e r s e t z t werden.

Was Demagogen vom rechten Flügel nicht davon abhält, genau d a s zu behaupten.

Sie meinen sicher, die Folgen der demographischen Entwicklung abzufedern. Aber wo ist das Problem, wenn in Deutschland weniger Menschen leben als jetzt? Wir haben eine doppelt so hohe Bevölkerungsdichte wie Frankreich. Der Umwelt wird es nicht schaden.

"In besagtem Bericht ist tatsächlich von verstärkter Migration die Rede. Diese Migration ist zweifellos notwendig, um die Ursachen der demographischen Entwicklung abzufedern." Von welcher demographischen Entwicklung und von welchen Ursachen ist denn hier die Rede? Soll die demographische Kurve nach oben gehen oder nach unten?; da die Ursache dieser Entwicklung ja vom Fortpflanzungsverhalten abhängig ist, müßte ja das Fortpflanzungsverhalten abgefedert werden - mittels Migration. Tolle Aussage!

Markus Michaelis | Fr., 27. September 2019 - 13:54

Wie so oft, müsste man mehr unterscheiden. Die rational, faktenbasierten Menschen sind auch nicht immer leicht zu verstehen. Es gibt etwa eine Tendenz Extrembeispiele (etwa Reptiloiden) mit anderen Beispielen (der Staat X steckt hinter irgendwelchen Machenschaften) in einen Topf zu werfen, um letzteres zu diskreditieren. Solche Vermischungen sollte man lassen.

Das gesellschaftlich relevanteste Beispiel ist wahrscheinlich das vom Bevölkerungsaustausch. Hier beharken sich tatsächlich Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen politischen Ideen, unterschiedlichen Menschenbildern, unterschiedlichen gesellschaftlichen Zielvorstellungen. In einer so zentralen Frage hält aber keine Seite den Gegensatz so ganz aus. Daher sucht man schnell das Ventil, dass die Gegenseite offensichtlich nicht ernst zu nehmen ist.

Thorsten Kiefer | Fr., 27. September 2019 - 14:52

Die populärste und verbreiteste Verschwörungstheorie in Deutschland ist immer noch die Vorstellung, dass die Rechten kurz davor stehen die Macht in Deutschland zu übernehmen. Das ist aber eine linke und damit "gute" Verschwörungstheorie.

Und nebenbei gab es "Gladio", welches lange Zeit als Verschwörungstheorie von Politik und Medien abgetan wurde, bis man die "Verschwörung" nicht mehr aufrecht erhalten konnte.

Christoph Wirtz | Fr., 27. September 2019 - 15:01

....... oder vielleicht anders psychische Konstrukte, die für jeden Außenstehenden als irreal erkennbar sind. Mein Eindruck ist jedoch, dass unter dem Label "Verschwörungstheoretiker" gerne auch die Menschen zusammengefasst und damit außerhalb des Diskurses gestellt werden sollen, die unbequem sind, sich nicht mit der offiziellen Darstellung eines Sachverhalts zufriedengeben, tiefergehend nachfragen, verborgene Motive und Absichten von Teilnehmern eines Geschehens beleuchten wollen, die daran naturgemäß kein Interesse haben. Dass dieses Hinterfragen sinnvoll und erforderlich ist, das ist meiner Ansicht nach vielfach historisch belegt. Wie wäre z.B. im Jahre 2012 jemand von manchen tituliert worden, der behauptet hätte, dass westliche Geheimdienste den Ehrgeiz und die technischen Möglichkeiten haben, weite Teile der globalen Telekommunikation "abzuhören" und auszuwerten?

Jürgen Scheit | Fr., 27. September 2019 - 16:36

Pater Brown als Hauptfigur der Filmserie aus den 60igern hat's treffend auf den Punkt gebracht:
"Seit die Menschen nicht mehr an Gott glauben, glauben sie nicht an nichts, sondern sie glauben allen möglichen Unsinn."
Und George Orwell beschrieb in "1984" das gleiche Phänomen noch drastischer und erschreckend realistisch, was wir derzeit in D erleben:
"Wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten – wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten, dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit."
Dazu passt wunderbar, was ich kürzlich im Internet zufällig entdeckt habe und hier frei zitiere:
"Der größte Feind der Wahrheit ist der Bullshit, denn dieser hat gar kein Interesse an der Wahrheit – im Gegensatz zur Lüge, denn diese fürchtet die Wahrheit und will sie daher unbedingt verhindern."
Wer keinerlei eigenes Basiswissen zu einem komplexen Sachthema hat, kann gar nicht Wahrheit von Mist unterscheiden und ist auf Glauben & Ideologie angewiesen.

Eckart Härter | Fr., 27. September 2019 - 17:17

Das sind doch keine Verschwörungstheorien. Herr Erdogan hat schon vor ein paar Jahren seine Landsleute in Deutschland aufgerufen, so viele Kinder wie möglich zu zeugen. Und Frau Göring-Eckardt hat sich 2015 angesichts der Zuwanderungsflut verplappert: Deutschland wird sich drastisch verändern, ich freu' mich darauf.
Wie recht sie hatte. Es ist noch nicht lange her, als in der Fernsehsendung von Karen Miosga der deutsch-amerikanische Harvard Wissenschaftler Yascha Mounk es wissenschaftlich erklärte:
"Wir (wagen) ein historisch einzigartiges Experiment, und zwar eine monoethnische, monokulturelle Demokratie in eine multiethnische zu verwandeln. Das kann klappen, das wird, glaube ich, auch klappen, aber dabei kommt es natürlich auch zu vielen Verwerfungen.“
Bleibt nur noch zu fragen: Wer ist "wir", die mit uns dieses Experiment wagen? Frau Miosga hat übrigens nicht widersprochen, und aus der Politik kam auch nichts.

Heidrun Schuppan | Sa., 28. September 2019 - 18:22

Antwort auf von Eckart Härter

der in Zusammenhang mit dem ersten großen Migrationsschub von einem "Experiment" sprach – niemand hakte nach, nichts davon in der Presse, kein Interview, um ihn zu genaueren Aussagen zu bewegen. Es wurde hingenommen wie ...

Guido Lüchters | Fr., 27. September 2019 - 18:32

So ist das Problem nur unterkomplex behandelt finde ich
Denn bei zeitnahen Ereignissen haben wir oft unvollständige Informationen
deshalb spekulieren wir nach bewährten Prinzipien wie "Wer hat den Nutzen", „Was wäre möglich“,…
So waren zu ihrer Zeit Spekulationen zur „Emser Depesche“, Schweinebucht … ja selbst "Die USA will Castro mit vergifteten Zigarren umbringen" lächerliche Verschwörungstheorie.
Erst geschichtswissenschaftliche Forschung oder Enthüllungen (z.B. CIA Papiere durch Bill Clinton, Julian Assange, Edward Snowden, ...) haben gezeigt, welche Vermutungen durchaus korrekt waren
Diese Erfahrungen zeigen, daß es stets riskant ist über die tatsächlichen Kausalkomponenten eines zeitnahen Geschehens zu spekulieren.
Wer es trotzdem unternimmt ist stets ein todesmutiger Held.
"Paranoid" und ähnlich Beschimpfungen - das wird die Zukunft erweisen.

Rob Schuberth | Sa., 28. September 2019 - 18:21

Alles schön u. gut.
Ich kann dem Interviewten auch oft zustimmen.

Nur m. E. n. wird ein Diskurs, gerade von den links/grünen Medien-Machern aktiv verweigert, ja unterbunden.

Ich weiß gar nicht mehr in wie vielen Foren bei den sogn. Leit-Medien (Zeit/Welt/Südd./Focus uvm.) man mich gesperrt hat (was ja einem Rauswurf gleichkommt).

Ich versuche ganz bewusst mich nicht in (m)einer Echokammer zu bewegen, sondern suche den Meinungsaustausch mit Andersdenkenden.

Nur sperrt man dort (s. o.) andere Ansichten gerne aus.
Wenn es auf Nachfrage überhaupt eine Begründung gibt, dann wird die Netiquette (NQ) vorgeschoben, den die sind so windelweich, da geht immer was.

Beschwere ich mich bei der Redaktion u. sage, warum ich hier (im anderen Lager) mit-schreiben will, dann herrscht absolute Funkstille.
darauf gibt es keine Reaktion..leider.

Also wie soll es da zu einem Austausch, einer Einbindung kommen können?