François Ewald Porträt
François Ewald: „Die Philosophie von Foucault war keine Revolte. Sie war eine Form der geistigen Intelligenz!“ / Stephanie Füssenich

Neoliberalismus - „Der Sozialstaat hat eine eher traurige Geschichte“

Der einstige Maoist François Ewald wurde Schüler und Wegbegleiter des großen französischen Philosophen Michel Foucault. In Frankreich gilt er heute vielen als neoliberaler Verräter. Seinen Weg bereut er nicht

Autoreninfo

Johannes Böhme, Jahrgang 1987, studierte Politik und Philosophie in Maastricht am Liberal Arts College und an der UC Berkeley. Seinen Master absolvierte er in Politischer Theorie und Ideengeschichte in Cambridge. Danach: 36. Lehrgang der Henri-Nannen-Schule in Hamburg.

So erreichen Sie Johannes Böhme:

Es ist windig in Paris, und François Ewald kann sich für keines der vielen Cafés in Montparnasse entscheiden. Es wird das Nächstbeste. Der Wind hat die weißen Haare des kleinen Mannes verwuschelt. Er gibt einsilbige Antworten und verschränkt die Arme wie einer, der von Interviews nichts Gutes erwartet. Als Kaffee und Croissants auf dem Tisch stehen, kommt er doch ins Reden.

Monsieur Ewald, Sie verbindet eine lang andauernde Hassliebe mit dem französischen Sozialstaat …
François Ewald: Ich habe ihn 50 Jahre lang studiert. Er hat eine faszinierende Geschichte, aber meine Auseinandersetzung mit ihm war immer eine ohne Hass oder Liebe.

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Holger Stockinger | Fr., 16. Februar 2018 - 19:19

scheint 1789 zu beginnen und die der Deutschen 1933?

Der "Wohlfahrtsausschuss" der Jakobiner (ein Jakob Augstein weiß auch nicht, ob er mehr "Jakob, der Lügner" oder SPIEGELERBE mit FREITAG ist) versprach doch das, was man sogenannte Menschenrechte nennt. Imgrunde also ein schwedisches Schlaraffenland. Bedingsloses Grundeinkommen für IKEA-Bettenlieger, könnte man denken.

Die "Ehrlichkeit" täte anders sprechen, was aber niemand sich zu trauen wagt, anscheinlich.

Unter der Volksverarschungsfloskel sozialer Gerechtigkeit wird mehr und mehr Neid geschürt als der Sozialstaat befriedigen kann.

Das "Recht auf Anspruch" ist in den Köpfen des Wohlfahrts-Staates dermaßen verankert, dass die Frage kaum noch lohnt, ob nach Abschaffung des Bar-Geldes jedes Neugeborene ein kostenfreies HANDY bekommt oder schutzsuchende Analphabeten zehn Jahre Deutschunterricht auf französisch?

Holger Stockinger | Fr., 16. Februar 2018 - 19:59

Das "Anspruchsdenken" merke als praktizierender Arzt ich internetmäßig: mein Bewertungsportal liegt bei "ziemlich schlimmer Therapeut". Klicke ich meinen Vor- und Nachnamen an, erscheint ohne meine Zustimmung der "Frust" eines Patienten, der keine Sekunde in meiner Praxis war und die Frustration eines Anspruchdenkers, dem meine Art der als "Onkel Doktor" seine Unersättlichkeit nicht stillen konnte.

Mit mehr als 40 Jahren "Berufstätigkeit" als Doktor der Medizin wird man es allmählich leid, ungefragt im "Internet" hingestellt zu werden, als wäre man ein menschenfeindlicher "Depp"!

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 17. Februar 2018 - 11:27

philosophisches Brot, weshalb ich zu diesem sehr lesenswerten Artikel das Interview mit Prof.Dr.Saar, Frankfurt, auf Deutschlandfunk empfehle, zur Veröffentlichung des "letzten" Bandes von "Sexualität und Wahrheit".
Er hat den Lehrstuhl inne von auch ehedem Prof. Habermas und beleuchtet auch die Schwierigkeiten, die jener mit Foucault hatte.
Für mich steht Foucault, sehr ähnlich wie Nietzsche ganz klar in der Tradition der Aufklärung, wenn er auch über das Leiden an eben derselben kommt.
Dass ich zu einer Zeit lebe, die diese großen Philosophen Habermas und Foucault beheimatet/e, macht mich glücklich.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 19. Februar 2018 - 11:53

in Bezug auf/aus kollektive/n Formen, es gibt keine kollektiven Formen ausser durch/über Selbste.
Die Strukturen waren für Foucault soziale Formationen, die auch verschiedentlich geändert werden konnten?
Einmal über die Kollektive, ich meine mich zu erinnern, dass Foucault sich für Gewerkschaften interessierte und dann über Initiativen der Selbste, Reflexion auf Strukturen usw.?
Foucault habe ich in den 80ern gelesen und eigentlich nur richtiger "Die Ordnung der Dinge".
Ich hoffe, dass Foucault zum Schluss begriff oder sich erarbeitet hatte, dass die Strukturen den Menschen nicht zwangsläufig äusserlich sind.
Es müssen keine Entfremdungen sein, es können Manifestationen sein.
Vorsorge ist Intelligenz in die Zukunft hinein und Risikoabsicherung das Selbstverständlichste als Raum um gesellschaftliche Arbeit.
Ich bin ein Riesenfan von Versicherungen.
Das erhöht die Experimentierfreude der Gruppe, v.a. durch die "abgesicherten" Einzelnen.
Ich spreche von Grund/Bedarfssicherung...