Abzug aus Afghanistan
Soldaten der US-Streitkräfte unterstützen das Außenministerium der USA bei einem geordneten Abzug von Personal aus Afghanistan / dpa

US-amerikanische Verteidigungsstrategien - „Deutschland bleibt das Hauptproblem“

Elbridge A. Colby war in der Trump-Ära an der Entwicklung einer nationalen Verteidigungsstrategie beteiligt. Bei Joe Biden vermisst er nun militärische Aspekte in der Positionierung gegenüber China. Die USA müssten eine „konfrontative Haltung“ einnehmen. Im Interview kommt Colby auch auf die Bundesrepublik zu sprechen, deren Außenpolitik er als „extrem frustrierend“ bezeichnet.

Autoreninfo

Gregor Baszak (Foto privat) ist Journalist, Autor und politischer Kommentator. Er arbeitet am English Department der University of Illinois at Chicago und publizierte unter anderem in American Affairs und der Los Angeles Review of Books.

So erreichen Sie Gregor Baszak:

Elbridge A. Colby ist der Mitbegründer und Direktor der Marathon Initiative. Als leitender Beamter im Pentagon in den Jahren 2017–18 war er maßgeblich an der Entwicklung der National Defense Strategy 2018 des Pentagon beteiligt.

Herr Colby, in Ihrem Buch „The Strategy of Denial“ erklären Sie, warum die Vereinigten Staaten ein Interesse daran haben, Taiwan vor eventuellen chinesischen Übernahmeversuchen zu beschützen. Sie simulieren sogar mögliche Kriegsszenarien, sollte China in Taiwan einmarschieren. Könnten diese Szenarien eventuell früher als gedacht eintreffen? In den vergangenen Wochen drangen chinesische Kampfjets mehrfach in den taiwanesischen Luftraum ein.

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Rob Schuberth | Di., 19. Oktober 2021 - 18:24

Unsere Außenminister, unter Merkels Führung, haben uns nun also auch noch die USA vergrault.

Kein Wunder, beziehen wir doch so gut wie nie eindeutig Stellung, sondern versuchen uns im Lavieren.

Diplomatie ist ja wichtig,aber eben nicht alles u. nicht immer.

Aber was will man auch von einem 3x gescheiterten Maas anderes erwarten.
Der Typ ist m. E. unfähig für sein Amt.

Es wird Zeit unsere passive u. zögerliche Haltung gegüb. China zu ändern.

Wenn wir nur v. Rand zusehen wie China sich Taiwan einverleibt, dann schwächt das unsere Verhandlungspositionen bzgl. der aufsteigenden Großmacht China nur immer weiter.

Wir sollten sofort verbieten das deutsche Firmen v. Chinesen aufgekauft werden können.
Nur als ein Bsp.

Markus Michaelis | Di., 19. Oktober 2021 - 18:26

Im Moralisieren sind die USA allerdings auch nicht schlecht - nur mit etwas verschobenen Themen.

Wo ich zustimme ist, dass transnationale Institutionen kaum die Welt lenken können, zumindest keine gute Welt. Welche Welt sollte das sein: zufällig gerade nach unseren Regeln und unserem Weltbild? Und selbst wenn es erstmal gut wäre, würden sich natürlich alle möglichen Kräfte daran machen diese zentralen Machtstellen zu erobern. Welche Gegenkräfte wären dann da? Wenn man vorhat ein komplexes System aus Checks&Balances zu installieren: ok, aber das hat man ja schon: die Nationalstaaten.

Diese verändern sich schon von alleine schnell genug und werden vielleicht nicht mehr ewig leben. Aber warum man aktiv zu transnationalen Institutionen gehen sollte und sich davon eine bessere Welt erwartet, verstehe ich nicht. Das scheint mir mehr der Traum aller Gruppen zu sein, dass sich bitte endlich global die eigene Weltsicht durchsetzt.

Romuald Veselic | Di., 19. Oktober 2021 - 19:04

"Das Land (Deutschland) hat eine historische Verantwortung."
Wie bitte...? Wenn schon, dann in der abstrakten Verantwortung f. Weltklimarettung. Den klimaschädlichen Krieg sollen die anderen führen.

Fakt aber ist: Mit dieser Politkaste und einigen aggressiven Minderheitsinteressengruppen, die allerdings mehrheitlich durch Maßmedien fast religiöse Unterstützung erhalten, kann man nichts gewinnen. Sie sind wie Taliban, nur auf dem Feld der Klimarettung und der invasiver Migration. Und gefangen in Einwegkommunikation, die zur Wahrheit erklärt wurde.
Man redet schon hinter den Kulissen, Europa v. D zu befreien, um wehrhafter zu werden. D ist zum Trojanischen Superpferd geworden. Wann wird das endlich publik gemacht u. begriffen?
Das System wird zunehmend dysfunktional u. die Kriminalität nimmt nicht ab. Die Messerstechereien werden langsam zum Alltagsphänomen.

Reinhard Getzinger | Di., 19. Oktober 2021 - 19:09

Herr Colby meint, wenn die USA mit den High-Tech Firmen ein Hühnchen zu rupfen hätten, würden sie das lieber in Washington klären, als in Peking.
Klingt logisch.
Aber welches Interesse sollten Europa, Lateinamerika oder Indien daran haben?
Die Hähnchen, die die zu rupfen hätten, wissen sich sicher im Hühnerstall vom Silicon Valley.
Als Schoßhühnchen Washingtons werden sie nicht gerupft, sondern epiliert und die goldenen Eier, die sie legen, dürfen sie auch selbst behalten...

Tomas Poth | Di., 19. Oktober 2021 - 19:14

Ja, Deutschland mit seiner mangelnden Wehrbereitschaft, Wehrhaftigkeit und dem mangelnden Willen dazu, ist tatsächlich der Problembär.
Der rotgrüne Pazifismus von dem wir gelenkt werden und natürlich die Vorbehalte aller unserer Nachbarn gegen eine starke Verteidigungsarmee tun das ihrige dazu.
Solange bei uns und den Nachbarn keine Änderung im Denken stattfindet, bleiben wir der Problembär und natürlich auch erpressbar. Das geht Hand in Hand.
Wer macht den Anfang, um diese Widersprüche aufzulösen und eine starke Bundeswehr auf zu bauen?

Fritz Elvers | Di., 19. Oktober 2021 - 23:19

Antwort auf von Tomas Poth

Soll sie etwa Taiwan zur Hilfe eilen? Dies wäre kein Boxeraufstand, den man mal soeben niederkartätschen kann.

Der Autor sieht Verbündete, wie einst Hitler Geisterarmeen sah. Eine friedliche Koexistenz ist nur möglich, wenn Taiwan zurückkert auf die Fomel "Ein Land, zwei Systeme". Danach sieht es aber, bestärkt durch die USA, nicht aus.

EU und Deutschland sind derzeit zu einer vermittelnden Außenpolitik nicht fähig. Käme es zu einer gewaltsamen Übernahme durch die VR unter Einmischung der USA, gäbe es mittelfristig weder Chips aus Taiwan noch Gummihandschuhe aus China in Deutschland. Wir wären erledigt, ohne dass ein Schuß gefallen ist.

Tomas Poth | Mi., 20. Oktober 2021 - 15:47

Antwort auf von Fritz Elvers

Was Taiwan für sich selbst entscheidet ist deren Angelegenheit.
Wie sich das Bündnis Aukus entscheidet sollten die Chinesen in Taiwan einmarschieren liegt in deren Entscheidung.
Das wir unser Land vor Übergriffe schützen können müssen ist unsere Angelegenheit und ein Selbstgänger.
Was wollen Sie denn mit Ihrem Beitrag ausdrücken - Ich laß meine Tür jedem Aggressor offen, damit er es leichter hat herein zu kommen?

Romuald Veselic | Do., 21. Oktober 2021 - 07:19

Antwort auf von Fritz Elvers

und was ist mit Selbstbestimmung? Wenn sich Taiwanesen zu Mondmenschen erklären, ist das ihr sehr gutes Recht.
Ich wundere mich seit geräumer Zeit, dass Bayern noch ein Teil Deutschlands bleibt. Ein System, 2 D Staaten.

An liebe Redaktion: Aktuelles Layout finde ich ok, nur dass die Anzahl der Kommentare nicht mehr nummerisch angegeben wird, finde ich negativ. Alle online Ausgaben der Printmedien geben Anzahl der Kommentare an, in den Rubriken. Dient der Orientierung u. spart Zeit.
MfG RV

Christoph Kuhlmann | Di., 19. Oktober 2021 - 21:22

Verteidigungspolitikers. Wer hat denn im Kalten Krieg die Hauptlast der Verteidigung getragen? Das vorgesehene Schlachtfeld Deutschland wäre nach wenigen Tagen weitgehend entvölkert gewesen, Wer sorgte denn dafür, dass die neuen Demokratien in Osteuropa eine materielle Grundlage hatten und demokratisch bleiben? Allein Polen erhält 30 Milliarden Euro Jahr für Jahr an EU Geldern. Was meint Herr Colby denn womit Polen seinen Wehrhaushalt finanziert? Die EU kann Polen ja mal die Subventionen kürzen, wenn das Land so weiter macht. Da stell sich dann natürlich 2% wovon? Deutschland erhöht seine Verteidigungsfähigkeit enorm durch das Abschalten der AKW. Solange diese noch aktiv sind lässt sich dieses Land mit ein par konventionellen Mittelstreckenraketen in nukleares Chaos verwandeln. Eine dezentrale Energieerzeugung durch Solar- und Windenergie ist wesentlich schwieriger außer Kraft zu setzen. Generell sollte Deutschland allerdings mehr in seine Verteidigung investieren.

Norbert Heyer | Di., 19. Oktober 2021 - 21:49

Herr Colby beklagt sich zu recht über eine konfuse Außenpolitik von Deutschland. Wir sehen uns als Weltenretter beim Klima und Moral und haben unsere Bundeswehr zu einer Operettenarmee degradiert. Er sollte aber den vergifteten Versuch unterlassen, uns gegen Russland auszuspielen. Es ist ein ewiger Albtraum der USA, das Deutschland und Russland eine engere Beziehung eingehen. Die Russen werden niemals von sich aus einen Krieg riskieren, indem sie sich militärisch Richtung Polen orientieren. Vielleicht sollte man den Westen daran erinnern, dass nach der Demokratisierung des Ostblocks die NATO ihre Militärpräsenz Richtung Osten -entgegen allen Vereinbarungen- ausgeweitet hat. Die USA wollen China als Weltmscht Nr. 1 verhindern und suchen jetzt willige Unterstützer ihrer Taktik. Wir brauchen eine starke Bundeswehr, aber nur -wie immer betont - zur Verteidigung. Militärische Abenteuer sind den Deutschen nie gut bekommen. Die USA sehen immer nur ihre eigennützigen Interessen zum Machterhalt

Gerhard Lenz | Mi., 20. Oktober 2021 - 09:29

der bedauert, dass Biden nicht Trumps Politik weiterführt?

Geht's noch? Das hört sich so an, wie das öde Gerede, die demokratischen Parteien sollten doch gefälligst die Ziele der rechtsextremen AfD übernehmen, um erfolgreich zu sein - und das, obwohl gerade Letztere in der Wählergunst beständig abschmiert!

Man darf nicht vergessen: Trumps Außenpolitik war fast ausschliesslich von wirtschaftlichen Interessen geprägt. Jobs, so das durchaus sinnhafte Kalkül, würden seine Wiederwahl sichern.
Folglich fürchtete Trump weniger Chinas militärische Stärke, sondern dessen wirtschaftliche Expansion. Und dass hinter der ständigen Ermahnung, die NATO-Mitgliedstaaten sollten ihre Beitragsverpflichtungen gefälligst einhalten, auch die Hoffnung auf ordentliche Waffenverkäufe lauerte, ist ein bekannter Hut.

Gleich wer in den USA regiert: die Europäer müssen ihre Verteidigungsbereitschaft alleine organisieren.

In Zeiten hochkomplexer Waffensysteme ist allerdings die Zahl der Panzer sekundär.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 20. Oktober 2021 - 09:36

Liebe Redaktion, grundsätzlich finde ich das neue Layout des Cicero ganz okay. Es fehlt leider der direkte Zugang zu den Kommentaren mit aktueller Anzahl. Ist das wirklich so gewünscht? Der Leser muss sich ja sonst über den Artikel, den er schon kennt und vielleicht auch schon kommentiert hat durchklicken, um nach neuen Kommentaren zu suchen und ggfls. auch zu antworten. Wenn das so bliebe, wäre das etwas absonderlich und sehr ineffektiv. Vielleicht seid ihr ja auch noch am basteln?

Achim de Jong | Mi., 20. Oktober 2021 - 10:45

Dass es Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen und bedingt auch die Ukraine als unabhängige Staaten gibt, wurde vom kaiserlichen deutschen Heer im 2. Weltkrieg erstritten und im Frieden von Brest-Litowsk festgeschrieben, ein Frieden, den die alliierten Kriegsgegner, darunter die USA, als Schandfrieden gebrandmarkt wurde. Wenn die USA nun zu dem Schluss gekommen sind, dass die damals gezogenen Grenzen verteidigungswürdig sind, soll es diese Grenzen mit dem Blut der eigenen Soldaten verteidigen. Solange das russische Heer jenseits der Weichsel bleibt, besteht für Deutschland kein Grund, zu den Waffen zu greifen. Deutschland und Russland haben keine Interessengegensätze.

Bernd Muhlack | Mi., 20. Oktober 2021 - 18:31

Antwort auf von Achim de Jong

... und der ZWEITE Weltkrieg.

Moinsen Herr de Jong!

Sicherlich nur ein "Mausrutscher"!
Dieser Friedensvertrag wurde in 1918 geschlossen - WW 1.

NEIN, das hatte ich nicht "sekundenschnell" gegugelt - ich weiß es einfach!

Eines noch:
nein, ich denke nicht dass DER RUSSE wahrhaft militärisch aggressiv wird.
Wozu, zu welchem Zweck?

"Deutschland und Russland haben keine Interessengegensätze."
schreiben Sie.
Man sollte Länder, eher Regierungen, nicht mit der jeweiligen Bevölkerung gleich setzen - letztere kommen oft sehr gut miteinander aus!

In diesem Sinne schließe mit dem genialen Gerhard Polt: Der Russe:
https://www.youtube.com/watch?v=p0Oqmq7EwpI

Gute Woche!

Ja natürlich, ein Mausrutscher! Auch ich muss nicht googeln um den Frieden von Brest Litowsk richtig einzuordnen. Danke für die Korrektur.
Ansonsten: Wir sollten uns nicht zum Festlandsdegen der Amerikaner machen lassen.

Andre Möller | Mi., 20. Oktober 2021 - 18:58

dieses - Entschuldigung - Milchreisbubis sind entlarvend: Andere sollen den Amis die Kastanien aus dem Feuer holen. Deren aufgeblasene arrogante Weltsicht lässt nur einen Ratschluss übrig: Krieg. Was anderes können die nicht - noch nicht einmal denken. Und immer erstmal anderen das Schlechteste unterstellen. Russland sollte Polen angreifen? Weshalb? Die Amis haben Dutzende Kriege geführt mit den abenteuerlichsten Motiven und sind oft krachend gescheitert. Von denen sollte sich keiner Ratschläge in militärischer oder strategischer Hinsicht aufdrängen lassen. Wir werden uns mittelfristig auf einen Krieg im Pazifik einstellen müssen (weil die Amis die Nerven verlieren) und von dem ich nicht annehme, dass die Amis ihn gewinnen könnten. Alle Empirie und ganz einfach das Kräfteverhältnis sprechen dagegen.

Schließe mich ihrem Kommentar an. Sehe es genauso.