
- Mit Lügen an die Macht
Der kürzlich gewählte republikanische Kongressabgeordnete George Santos steht im berechtigten Verdacht, große Teile seiner Biografie frei erfunden zu haben. Zurücktreten will er trotzdem nicht.
Verdrehte Fakten, um die eigenen Pläne zu rechtfertigen, oder ein paar verschönerte Details, um den Lebenslauf aufzupolieren, sind in der Politik nichts gänzlich Ungewöhnliches. Vor allem Amerikaner sehen nach Donald Trumps Präsidentschaft, die von Unwahrheiten nur so strotzte, unscheinbare Wahrheitsverdreher als kleineres Übel an. Doch selbst die alternativen Fakten der Ära Trump erscheinen vor dem Fall George Santos, der das Lügen zur Strategie entwickelt hat, leichter zu ertragen. Denn laut Recherchen der New York Times habe Santos unter anderem über seine Bildung und Abschlüsse, seinen Glauben, persönliche Tragödien, seine Wohltätigkeitsorganisationen und Finanzen gelogen. Die Times geht sogar so weit, Santos als Personifizierung des Vorwurfs „Alle Politiker lügen“ zu bezeichnen.
Santos lügt sich in den amerikanischen Kongress
So dreist die Unwahrheiten auch waren – erfolgreich war Santos mit seinen Lügengeschichten allemal. Als New Yorker Kandidat für die Kongresswahlen präsentierte er sich als eine überzeugende politische Figur: ein junger, homosexueller, konservativer Finanzier mit guten Beziehungen und Familienvermögen. Das Image kam bei den Wählern in seinem New Yorker Vorstadtbezirk gut an, und bescherte Santos im November einen Sieg mit fast acht Punkten Vorsprung vor dem Demokraten Robert Zimmerman.