Illustration Simon Prades

Hybride Kriege - Die zweite Front

Cyber, Propaganda, Bestechung, Desinformation – oder beschädigte Datenkabel in der Ostsee: Die Kriegsschauplätze der Gegenwart verschieben sich in neue Sphären. Der Westen steht vor der Herausforderung der hybriden Kriege.

Autoreninfo

Oberst a. D. Ralph Thiele ist Vorsitzender der Politisch-Militärischen Gesellschaft in Berlin. Er diente unter anderem im Planungsstab des Verteidi­gungsministers, im Private Office des Nato-Oberbefehlshabers sowie als Direktor an der Führungsakademie der Bundeswehr. Thiele ist Herausgeber des Buches „Hybrid Warfare“ ( 2021 ). Foto: ispsw

So erreichen Sie Ralph Thiele:

Wer an Dublin denkt, denkt meist an Whisky, Bier und irische Musik. Einige russische Seeleute denken, wenn sie sich dorthin auf den Weg machen, eher an Unterseekabel – die kommunikativen Lebens­adern zwischen Europa und Nordamerika – und daran, wie man sie kappt.

Tatsächlich macht sich das westliche Verteidigungsbündnis in dieser Hinsicht große Sorgen. Vor ein paar Wochen erst hat Admiral Didier Maleterre vom maritimen Kommando der Nato davor gewarnt, dass die Sicherheit von fast einer Milliarde Menschen in Europa und Nordamerika durch russische Versuche bedroht sei, Schwachstellen unserer Unterwasserinfrastruktur anzugreifen.

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Alexander Brand | Mi., 12. Juni 2024 - 08:21

aus Sicht des Westens betrachtet? Macht nicht der Westen und hier vor allem die VSA mindestens genau das, was man in diesem Bericht Rußland, China & Co. unterstellt?

Jeder Staat nutzt alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel, darin unterscheidet sich der Westen nicht vom Rest der Welt!

„Wir“ sind nicht per se die Guten, die Anderen nicht per se die Bösen, wer so denkt lügt sich nur in die eigene Tasche!

Der Propaganda kommen solche Simplifizierungen allerdings sehr entgegen, denn nur wer ein Feindbild effektiv aufbaut, kann es später auch bekämpfen und offensichtlich soll sich Europa auf einen von den VSA gewollten Krieg mit Rußland einstellen!

Unabhängig davon, ist es natürlich richtig und wichtig sich gegen Angriffe aller Art zu schützen. Da hat die EU allerdings längst versagt, denn die „Angriffe“ Chinas auf unsere Wirtschaft/unser Wissen laufen schon seit 20 Jahren auf subtile Art und Weise und sie wurden/werden von der EU geduldet, dieser Zug ist längst abgefahren!

Sie wissen sicher, dass ich fast immer Ihre Meinung teile, so auch diesmal. Das fiel mir sofort auf. Natürlich macht Russland das was man ihm da vorwirft. Es machen China, USA, GB, Frankreich und wer noch so alles genau das Gleiche. Machen es Russen und Chinesen, überhaupt nicht westlich gelabelte Staaten, sind das die Verbrecher schlechthin. Macht es der sog. weitergeleitete Westen wird es gern verschwiegen, verschleiert, verharmlost oder falls das nicht möglich ist als Werte rettend und moralisch geboten dem schnöden Bürger verkauft. Da dürfte sich keine Nation was schenken. Und selbst untereinander -ich erinnere an Abhörung Merkels usw. - wird ja an Spionage und "Angriffe" nicht gespart. Man betrachte nur Nordstream 2, da haben USA und westliche Helfer diese Pipelines gesprengt und Deutschland verhindert die offizielle Aufklärung, obwohl sie genau wissen, wer da was ´, wie und wann getan hat. Nicht wenige Menschen haben das Spiel längst durchschaut, weil sie manches hinterfragen.

Rainer Mrochen | Mi., 12. Juni 2024 - 09:38

Unterseekabel angreifen?! Na, da gehen andere Vertreter permanenter Kriegsführung bei unterseeischen Erdgaspipelines aber sehr viel weniger hybrid vor. Wie schön, daß so etwas im Vorfeld kommuniziert wird. Da kann man sich drauf einstellen, daß hat echt was von Ehrlichkeit. Hier werden Bedrohungsszenarien kommuniziert als würde der "Wertewesten" nicht in gleicher Weise vorgehen. Ich will hier nichts beschönigen, gar entschuldigen. Es ist doch aber so, daß im geopolitischen Ringen, jeder jede Schweinerei anwendet um seine Interessen, seinen Vorteil zu sichern. Hat der "Wertewesten" Gegner oder macht es sich welche auf der Basis seiner permanent extensiven Strategien? Die sich selbst so bezeichnenden Demokraten sollten aufpassen, daß sie sich nicht selbst ein Bein stellen. Mit den>>Zeitenwenden<< der Corona-Krise und des Ukraine-Konfliktes ist die Tendenz der katastrophischen Selbstdemontage des westlichen Staatenbündnisses greifbarer geworden. Das hat gar nichts hybrides ist aber echt.

Bernd Windisch | Mi., 12. Juni 2024 - 10:07

Russland hat die Ukraine im Handstreich genommen und arbeitet aktuell an der Besetzung Europas. Im Krieg gegen das eigene Brudervolk wurde die Blaupause für einen modernen Cyberkrieg gegen Europa und die Welt geschaffen. Die Fähigkeiten der höchst entwickelten Militärmacht der Welt scheinen auf diesem Gebiet nahezu unbegrenzt, wie auch im kurzen Ukrainekrieg zu besichtigen war.

Die Zerstörung von Nordstream II hat aber auch ein Schlaglicht auf die bereits bestehenden Aufklärungsfähigkeiten des Westens geworfen. Nach nur gut eineinhalb Jahren steht fest: Die Regierungen Schwedens, Dänemarks, Polens, Deutschlands sowie die EU gehen von vorsätzlich herbeigeführten Explosionen aus, die zu der Zerstörung der Pipelines geführt haben. Wer hätte dies zu Zeiten der konventionellen Kriegsführung zu denken gewagt?

Deutschland sollte dringend sehr viel Geld in die Hand nehmen, um seine hohen Fähigkeiten zur Aufklärung weiter auszubauen. Rente, Infrastruktur und Bildung regeln wir dann später.

Detlef Beck | Mi., 12. Juni 2024 - 14:11

Antwort auf von Bernd Windisch

zur kognitiven Kriegsführung der NATO (YT; Dr. Jonas Töger, Uni Regensburg). Helfen Sie mir bitte bei der Zuordnung der NSA-Ausspähung dtsch. Klein- und Mittelunternehmen und des Abhörens des Kanzlerinnen-Handys, war das hybrid, cyber oder kognitiv?

Lieber Herr Beck, um die von Ihnen aufgeworfenen Fragen richtig beantworten zu können bedarf es des Quater - Abiturs. Da muss ich leider passen. Ihr Beitrag zeigt mir aber auf jeden Fall wie wichtig es ist logisch schlussfolgern zu können. Ich werde weiter an mir arbeiten. Versprochen!

Walter Bühler | Mi., 12. Juni 2024 - 12:29

Ob männlich oder weiblich: Der Nachwuchs in den MINT-Fächern ist äußerst überschaubar. Die leistungs- und technikfeindliche Bildungspolitik hat viele queer-grüne akademische Schwätzer produziert, aber wenig deutschsprachige Menschen, die "Cyber" tatsächlich "können".

Die Gender-Professorinnen bieten da auch keine echte Hilfe, Herr Thiele. Derartig ausgebildete Menschen, die unsere Parlamente bevölkern, können vielleicht (wenigstens mit Hilfe von KI) solche kindlichen Bildlein erzeugen, wie sie diesen Artikel schmücken, aber in der Sache selbst können sie nichts ausrichten.

Das Thema Technikfeindlichkeit muss ernsthaft angegangen werden. Von den Parteifunktionären und Berufspolitikern ist da keine echte Hilfe zu erwarten.

Kristeen Heinz | Mi., 12. Juni 2024 - 14:33

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Henri Lassalle | Mi., 12. Juni 2024 - 15:14

weil es ein Verbündeter der USA ist und daher automatisch als Feind gilt.
Mich nervt allerding die Angst vor einem Angriff RU auf Deutschland, das hysterische Lärmen diesbezüglich ist irrational. Putin wird allerdings weiter versuchen, Westeuropa zu destabilisieren; man weiss seit langen, wie RU das macht: Vom Cyberkrieg über elektronische Eingriffe bis zum Geheimdienst und Unterwanderung.
Das Ziel Putins scheint nicht zu sein, einen Krieg mit D anzuzetteln, sondern sein schweres Trauma des Zerfalls der UdSSR zu reparieren.
Deshalb wird er von der Ukraine auf keinen Fall ablassen.

Tomas Poth | Mi., 20. November 2024 - 13:31

Neben den in der Einleitung erwähnten Methoden, nicht zu vergessen die Kontrollen des Kapitalverkehrs, Sanktionen im Handel oder Abwicklung des Zahlungsverkehrs über Swift usw..
Alles Methoden die der Westen ansetzt, um seine Hegemonie gegenüber den "Gegnern" zu behaupten bzw. durchzusetzen.
Gleichzeitig werden diese Methoden im Westen von der "Führungsmacht" auch untereinander angewendet, sh. Abhörung Merkels Telefon oder Sprengung von Nordstream!

Der Westen lebt nach dem Motto der Unterwerfung und Arschtritte gegenüber der "Führungsmacht".
Es gibt natürlich dafür auch Zuckerl dafür, wie Brot, Südfrüchte und Spiele. In gewisser Weise auch Freiheit, solange die "Führungsmacht" nicht hinterfragt wird.

Nichts neues unter der Sonne. Damit es etwas bunter und vielfältiger wird: Blau wählen bringt frischen Farben ins Leben.

Tomas Poth | Mi., 20. November 2024 - 15:56

Antwort auf von Tomas Poth

George F. Kennan, US Diplomat und Historiker, sagte einst:
#„Würde die Sowjetunion morgen in den Fluten des Ozeans versinken, müsste der amerikanische militärisch-industrielle Apparat im Wesentlichen unverändert weitermachen, bis ein anderer Gegner erfunden werden könnte. Alles andere wäre ein inakzeptabler Schock für die amerikanische Wirtschaft."#

Also wer ist hier also auch das Übel!

Tomas Poth | Mi., 20. November 2024 - 18:07

Antwort auf von Tomas Poth

Nun sind auch weitreichende britische Marschflugkörper Typ Storm Shadow aus der Ukraine auf die RF zum Einsatz gekommen.
Werden morgen die französischen Marschflugkörper Scalp-EG folgen?
Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf.

Biden soll Anti-Personenminen zum Einsatz im Ukrainekrieg genehmigt haben. Waffen die weltweit geächtet sind!! Unfassbar.

Frank Klaus | Mi., 20. November 2024 - 13:51

Der Westen sollte die neue Weltordnung anerkennen. Die Zeiten, wo er seinen "Werten" in der ganzen Welt den Weg freibombt, sind endgültig vorbei.
Die restliche Welt hat begonnen, sich gegen den imperialen Westen zu wehren. Seien wir froh, dass das bisher nur durch hybride Kriegsführung geschieht. Die Ukraine ist kein Gegenargument, weil sie nicht zum Westen gehört. Indem die Machthaber in Kiew die Ukraine in den Westen zwingen wollten, haben sie ihrem eigenen Land den Krieg erklärt. Dieser wird hoffentlich bald enden, mit dem Sturz des Machthabers in Kiew.
Dann hat der Westen zwei Möglichkeiten: Entweder er akzeptiert, dass die Zeit seiner Expansion vorbei ist, oder er wird sich mit den Verteidigungskämpfen der restlichen Welt gegen den Westen konfrontiert sehen. Hybride Kriegsführung der restlichen Welt gegen die Länder des Westen ist lediglich eine Art der Vorwärtsverteidigung. Ob es Frieden gibt, liegt allein am Westen, weil er den Krieg begonnen hat.

Wilhelm Keyser | Mi., 20. November 2024 - 14:20

Der "Westen" hat als Hauptfeind die eigenen (kritischen) Bürger ausgemacht. Hier greift er massiv regulierend und drangsalierend ein. Gegen hybride Kriegsführungen wird jedenfalls Europa verlieren. Das aber hoch zu Roß.

Hanno Woitek | Mi., 20. November 2024 - 14:43

sind natürlich alle die Unschuld in Person. Ist wirklich jemand so blöd undglaubt, dass von unserer, natürlich guten, Seite nicht dasselbe gemacht wird.
Nur wenn Russland das macht ist das natürlich schmutzig.

Armin Latell | Do., 21. November 2024 - 09:44

Hybride Kriege werden nur von den Russen und China geführt? "Spionage unter Freunden" hat nie stattgefunden? NSII haben dann doch die Russen gesprengt? Stuxnet gab es auch nicht? Der Maidan wurde nicht zufällig von der cia organisiert und geführt? Die Berichterstattung westl. Medien über die Ukr. ist seriös und korrekt? Russland hat schon mehr Soldaten verloren als es dort Männer gibt? Die Technologien, die die Chinesen benutzen und weiter entwickeln, wurden doch vom Westen dorthin verschenkt, weil damit größere Gewinne möglich waren. Im medizinischen Bereich ditto. Die Russen in die Arme der Chinesen treiben, ist der Verdienst des "Wertewestens", beraten von Kapazitäten wie Ihnen. Diese Artikel ist Propaganda übelster Sorte pur. Weil nämlich: die amis und die eu sind die Guten, die tun sowas nicht. Zugegeben: die eu tut es nicht, weil sie unfähig dazu ist, liegt an den woken "Kapazitäten", die dort agieren. Aus dem Thema hätte man ohne Weiteres mehr und Besseres machen können.