Chinesen in einem Einkaufszentrum in Beijing / dpa

Corona in China - Frühling im „Jahr des Hasen“

Seit China den Null-Covid-Weg verlassen hat, lauert aller Orten der Tod. So zumindest wird es in deutschen Medien gerne berichtet. Der Sinologe Ole Döring widerspricht vehement. Und wartet voller Neugier auf das „Jahr des Hasen“.

Ole Döring

Autoreninfo

Ole Döring ist habilitierter Kulturphilosoph und Sinologe. Er vernetzt unterschiedliche Kompetenzen und Denkweisen zu Medizin und Gesundheit, Technologie, Soziales und Ökonomie. Döring beschäftigt sich mit kulturellen und philosophischen Fragen der Medizin und Bioethik und ist Vordenker einer globalen Gesundheits-Ethik. Zuletzt ist von ihm das Buch „Das Luther-Gen - Zur Position der Integrität in der Welt“ erschienen.

So erreichen Sie Ole Döring:

China ist immer für gruselige Schlagzeilen gut. Besonders nachdem dort das Ende der „Nullcovid-Politik“ erklärt wurde. Am 6. Dezember hatte ich meinen letzten „grünen Code“, nach einem der manchmal täglich verlangten PCR-Tests. Neun Monate habe ich unter Maßnahmen-Bedingungen in Südchina gelebt. Aufatmen! Zuerst wurde die Testpflicht im Inneren aufgehoben, dann die Quarantänepflicht für Einreisende. Ich landete für den Weihnachtsurlaub am 16. Dezember in Berlin. Die Aussicht auf eine normale Rückreise im Februar ist eine riesige Erleichterung: endlich Normalität! Auch die deutsche und internationale Presse überschlägt sich seitdem mit Bekundungen. Allerdings nicht mit solchen der Sympathie, Anteilnahme und Solidarität mit den leidgeprüften Chinesen. 

Stattdessen Skandale: Wieder sehen wir volle Leichensäcke, wie Maden, mal weiß mal sterilblau, in Sammelstellen aufgetürmt. Wieder lesen wir von Zahlen außerhalb unserer Vorstellungskraft und Hochrechnungen, die Katastrophen modellieren. Wieder hören wir von schwindelerregender Ausbreitung einer neuen Subvariante. Wieder wird uns versichert, es bestehe Anlass zur Sorge. Die FAZ verlangt „gesundheitspolitischen Druck“ gegen „epidemiologischen Pragmatismus“. Eine entschlossene Volte: Biopolitik gegen Pragmatismus! Gilt das nur für China? Oder auch für die USA oder Großbritannien, wo das Virus in versagenden Gesundheitssystemen nicht weniger freudig mutiert, dafür aber kaum kontrolliert wird? 

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Walter Bühler | Fr., 13. Januar 2023 - 10:27

Die von unseren Mainstream-Medien und vom ÖRR gepredigte Verachtung von allem, was nicht der derzeitigen US-amerikanischen und deutsch-grünen normierten Sicht auf Lützerath, auf Neukölln, auf die NATO, auf die Ukraine, auf China und überhaupt auf die Welt entspricht, ist in ihrer ungeheuren Ödnis destruktiv und todlangweilig.

Deswegen freue ich mich, Herr Döring, über den anderen, nicht so kolonialistisch und rassistisch geprägten Ton, der aus Ihrem Artikel spricht.

Wir sind schon lange auf allen Kanälen in einem Propagandakrieg "West" gegen "Ost".
Es geht nicht um alle Fakten, sondern die Auswahl bestimmter Fakten und deren propagandistische Aufbereitung.
Die "Westbraut" will sich damit gegenüber der "Ostbraut" schöner machen und als die Einzigartige bei der Wahl zur Miß Universum herausstellen.
Das andere Kulturen andere Maßstäbe haben und keine "Westbraut" wollen gilt als verwerflich in den "demokratischen" Westkreisen und muß mit Interventionen und Regimechanges bekämpft werden.

Karl-Heinz Weiß | Fr., 13. Januar 2023 - 11:25

Eine anregende Gegenposition zu der seit dem 24.2.22 radikal geänderten medialen Sicht auf China. Kollegenschelte mindert (nicht nur hier) das Lektüreerlebnis. Die an dem Projekt "Seidenstrasse" deutlich zu erkennende Weltmachtpolitik Chinas bleibt gänzlich ausgespart.

Gerhard Lenz | Fr., 13. Januar 2023 - 11:43

Soweit die Einschätzung des Herrn Döring, was Corona angeht. Wobei man ergänzen darf, dass er im März letzten Jahres zusammen mit anderen Wissenschaftlern in einem Brief an den Bundestag eine Impflicht als "nicht angemessen und damit verfassungwidrig" ablehnte.

Herr Döring befindet sich also zur Zeit nicht in China, weiss aber, so muss man seinem Beitrag entnehmen, genau über die Situation Bescheid. Leider habe ich wohl übersehen, woher er seine Informationen hat, die im Grund widerspiegeln, was die kommunistische Staatsführung verbreitet: Die Lage sei nicht besorgniserregend und unter Kontrolle.
Andererseits habe das gleiche Regime die Null-Covid-Politik primär zum Durchsetzen poliitscher Ziele mißbraucht (also wohl nicht zum Gesundheitsschutz). Und überhaupt stammten die jetzigen "Horrorzahlen" ausschliesslich aus US-amerikanischen Quellen (die WHO gehört wohl dazu). Was wohl etwas über ihre Glaubwürdigkeit aussagen soll.

Eine, mit Verlaub, "eigenwillige" Argumentation.

Bernd Windisch | Fr., 13. Januar 2023 - 11:45

hatten viel zu lange das Sagen und haben großen volkswirtschaftlichen Schaden angerichtet.

Lediglich Lauterbach, Covidiot von der traurigen Gestalt treibt immer noch sein Unwesen in Deutschland. Immerhin hat ihm der Hype und die mediale Hysterie das Gesundheitsministerium eingebracht. Man muss auch gönnen können.

Ich treffe nach wie vor Menschen mit Maske. Gut so, eigenverantwortliche Entscheidung. Ich selbst trage keine Maske mehr, auch gut so, eigenverantwortliche Entscheidung.

Das Leben kann so einfach sein.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 13. Januar 2023 - 12:20

dass seriöse und qualifizierte Wissenschaffende hier sich auf ideologisiertes Kleinformat beschränken lassen.
Ottonormalverbraucher wie ich sind auch viel zu interessiert an China, überhaupt fremden Ländern, als dass ich mich vor so einen Karren spannen lassen würde.
Danke für den informativen Artikel.
Ich hatte die Befürchtung, dass China nicht breit genug geimpft hätte in den vulnerablen Gruppen.
Das scheint aber doch passiert.
Gott sei Dank.
Es wäre auch das Mindeste, was ich von derart regulierten Gesellschaften erwarten würde.
Grippe kann auch für jüngere Menschen gefährlich werden?
Dann bleibe ich einstweilen bei der Idee, dass Covid 19 evtl. ein "unwissentlich gezüchtetes" hochaggressives "Adenovirus" ist, dem leider vor allem vulnerable Gruppen zum Opfer fallen.
Hygiene wäre dafür, neben dem Maskentragen, eigentlich aber noch wichtiger?
Das könnte noch schwierig sein in China?
Ich baue sehr auf traditionelle chinesische Medizin.
Es braucht evt. auch Ibuprofen?
China schafft das

Helmut Bachmann | Fr., 13. Januar 2023 - 12:31

der linken Blockwarte und Presse war es ja, es China gleichzutun. NoCovid. Dass nun deren Traumreich nicht mehr mitzieht, war eine herbe Enttäuschung. Daher die plötzliche Abwertung: enttäuschte Liebe.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 13. Januar 2023 - 12:49

Es ist immer wieder für mich eine Bestätigung von Menschen aus Ländern zu lesen und zu hören, in denen sie leben, deren Sprache sie sprechen -nehme mal an, sie sprechen chinesisch- und die mitten im realen Leben sich befinden. Die Meldungen bei uns in den Msm haben mir ohnehin sofort den "Vorsichtschalter" umgelegt. Und Sie bestätigen mich, wenn Sie schreiben: "... in der Regel nicht nachvollziehbaren Quellen des gemeinsamen internationalen Pressepools gefischt wird..." Wie bei uns auch. Viel Schätzungen Pi mal Daumen, viel politisch ideologisierte Ausschlachtung angeblichen staatlichen Fehlverhaltens. Andere kritisieren, das beherrschen deutsche Medien, die eigene Corona Politik auch nur mit sich einfachen sie geradezu aufzwingenden Fragen zu kontrollieren, da gibt es eine gähnende Leere. Jeden falls bin ich geneigt, Menschen wie Ihnen Herr Döring mehr zu glauben, als den gesteuerten Msm bei uns in D. Deshalb ist es gut, wenn auch im Ausland lebende Deutsche hier im Cicero schreiben.

sie reden auch. Falls Sie Herr Dörings Blickwinkel auf China interessiert, finden Sie hier einen Podcast mit dem Autor. 

https://www.cicero.de/aussenpolitik/pdocast-gesellschaft-deutsch-chinesische-beziehungen-china-ole%20doring

Beste Grüße

Ben Krischke