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Mit Mundschutz ohne Rückhalt? VW-Chef Herbert Diess / dpa

Volkswagen - Der Diess-Skandal

Volkswagen leistet sich mitten in der Absatzkrise und mitten in der größten Transformation seiner Geschichte einen Streit mit dem eigenen Boss Herbert Diess. Dem deutschen Autogiganten scheint es noch immer zu gut zu gehen. Dabei ist die kreativste Innovation derzeit eine gescheiterte Abwrackprämie.

Bastian Brauns

Autoreninfo

Bastian Brauns leitete das Wirtschaftsressort „Kapital“ bei Cicero von 2017 bis 2021. Zuvor war er Wirtschaftsredakteur bei Zeit Online und bei der Stiftung Warentest. Seine journalistische Ausbildung absolvierte er an der Henri-Nannen-Schule.

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Dem größten Autokonzern der Welt scheint es ganz offensichtlich noch immer viel zu gut zu gehen. Trotz immer härterer CO2-Regulierungen, trotz Dieselskandal samt Milliarden-Strafzahlungen und Börsenverlusten, trotz Corona-Absatzkrise und trotz des immensen Rückstands bei der Elektrifzierung der Fahrzeugflotte und der digitalen Transformation leistet sich der Volkswagen-Aufsichtsrat nun noch einen offenen Eklat mit dem eigenen Konzernchef Herbert Diess. Zurechtgestutzt wurde der seit 2018 in Wolfsburg amtierende österreichische Manager. Er musste den strategisch wichtigen Chefposten bei der Kernmarke VW abtreten.

„Mehr Freiraum für seine Aufgaben als Konzernchef“ solle Diess mit diesem Schritt erhalten, heißt es in der Presseerklärung. Ziel sei „eine stärkere Fokussierung“ an der Spitze des Konzerns in der laufenden Transformationsphase der Automobilindustrie. Man hätte auch schreiben können, Diess habe sich leider übernommen oder sei der Aufgabe nicht gewachsen gewesen. Nur hätte man dann sofort gefragt: Warum bleibt Diess dann überhaupt noch Konzernchef? Obgleich man bei VW offenbar den kompletten Bruch mit Diess noch scheut, diese Frage wird ab sofort trotzdem nicht mehr unterdrückt werden können. Eine immense zusätzliche Last liegt nun auf dem VW-Chef und damit auch auf dem Konzern – und das mitten in der schwerwiegendsten Umbruchphase von VW, die auch mit Arbeitsplatzveränderungen und -verlusten einhergehen wird.

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Hans Jürgen Wienroth | Mi., 10. Juni 2020 - 22:26

Herr Dr. Diess ist zu VW gewechselt, weil er bei BMW nicht CEO wurde. Warum war das wohl so? Bisher hat er nichts Großes zu Stande gebracht. Er hat eine (von den Eignern?) geforderte Elektrostrategie gestartet. Bisher läuft noch kein unter seiner Regie entwickeltes Auto, der ID3 erinnert stark an den BER. Es gab viele Wechsel an der Spitze der Elektromobilität bei VW.
Wo aber bitte ist der Erfolg von Elon Musk, abgesehen von dem Hype, der um seine Autos gemacht wird. Alle Fachleute sprechen der E-Mobilität den Zukunftserfolg ab, nur die „Idealisten“ aus der Politik halten daran fest. Warum rückt China davon ab, warum gibt es nur wenige „Nischenmodelle“ auf dem Markt? Zum Abschluss: Ist der Tesla wirklich großserienfähig oder nur ein Hype, wie es der erste Toyota Prius in den USA war, bis zum Siegeszug des Diesel - der leider durch Betrug zerstört wurde.

Ernst-Günther Konrad | Do., 11. Juni 2020 - 07:30

Das ganze ist eigentlich ohne Worte. Mir fällt da nur ein, für 7 Millionen im Jahr Abwrackprämie, würde ich mir auch weniger "Arbeit" wünschen. Die Abwrackprämie für ihren Job verlierende VW-Arbeiter ist wie hoch? Jedenfalls nicht so hoch, wie die der versagenden Politiker. Hat das Konsequenzen? Beim Arbeiter schon, wenn der seinen Job verliert. Bei den anderen? Nö, die haben mit Sicherheit schon den nächsten Posten in Aussicht. Die fallen also Hartz IV nicht zur Last.

nachdem der Hinweis auf Ihre geliebte Drucksache im Sande verlaufen ist, und Ihre Verharmlosung von Corona höchstens bei den Üblichen noch Zustimmung findet, jetzt in Anwendung einer offensichtlich neuen Strategie bei jedem Ereignis den Rücktritt unserer regierenden Politiker verlangen?

Sehr originell.

dieter schimanek | Do., 11. Juni 2020 - 07:34

Vielleicht hat man bei VW erkannt, das die totale Elektrifizierung die von Diess favorisiert wird eine Einbahnstrasse ist. Selbst die Bundesregierung, die nicht als Schnellmerkel bekannt ist, hat oh Wunder begriffen, es gibt eine Alternative. Wirkungsgrad hin oder her, Wasserstoff wird in Zukunft breite Lücken schließen. Wer als Fahrzeughersteller das nicht erkennt braucht einen Blindenhund, eine Kaufprämie nützt da wenig.

Dr. Roland Mock | Do., 11. Juni 2020 - 10:42

Die Causa Diess ist ein spezielles Problem von VW. Aber der Eiertanz zwischen profitablen, verkäuflichen traditionellen Autos und E-Autos, welches ohne Subventionen unverkäuflich wären, belastet a l l e Autofirmen, nicht nur VW. Der Befreiungsschlag für diese Branche wäre die Abkehr der Politik von den unsinnigen überzogenen CO2-Werten. Aber wie soll das gehen bei denjenigen, die in Berlin und Brüssel das Sagen haben? Die sind dem Sozialismus und ökologischen Schimären verpflichtet, nicht der Marktwirtschaft. Herr Brauns Idee, seinerzeit bei Tesla einzusteigen, wäre übrigens clever gewesen. Ich halte zwar gar nichts von der nur durch Staatsknete und durch die Beziehungen zu kapitalstarken Investoren am Leben gehaltenen E-Panzerflotte des Ellon Musk. Aber VW hätte kräftig abkassieren und sich auf den Bau marktfähiger Autos konzentrieren können.

Werner Peters | Do., 11. Juni 2020 - 11:03

Der Rauswurf von Diess war alternativlos. Mit seiner blindwütigen rein ideologie-getriebenen 100%igen Fokussierung auf die E-Technologie hätte er den ganzen Konzern in den Ruin getrieben. In wenigen Wochen wird man von ihm nichts mehr hören. Die Selbstheilungskräfte von VW scheinen noch zu funktionieren.