
- Der Diess-Skandal
Volkswagen leistet sich mitten in der Absatzkrise und mitten in der größten Transformation seiner Geschichte einen Streit mit dem eigenen Boss Herbert Diess. Dem deutschen Autogiganten scheint es noch immer zu gut zu gehen. Dabei ist die kreativste Innovation derzeit eine gescheiterte Abwrackprämie.
Dem größten Autokonzern der Welt scheint es ganz offensichtlich noch immer viel zu gut zu gehen. Trotz immer härterer CO2-Regulierungen, trotz Dieselskandal samt Milliarden-Strafzahlungen und Börsenverlusten, trotz Corona-Absatzkrise und trotz des immensen Rückstands bei der Elektrifzierung der Fahrzeugflotte und der digitalen Transformation leistet sich der Volkswagen-Aufsichtsrat nun noch einen offenen Eklat mit dem eigenen Konzernchef Herbert Diess. Zurechtgestutzt wurde der seit 2018 in Wolfsburg amtierende österreichische Manager. Er musste den strategisch wichtigen Chefposten bei der Kernmarke VW abtreten.
„Mehr Freiraum für seine Aufgaben als Konzernchef“ solle Diess mit diesem Schritt erhalten, heißt es in der Presseerklärung. Ziel sei „eine stärkere Fokussierung“ an der Spitze des Konzerns in der laufenden Transformationsphase der Automobilindustrie. Man hätte auch schreiben können, Diess habe sich leider übernommen oder sei der Aufgabe nicht gewachsen gewesen. Nur hätte man dann sofort gefragt: Warum bleibt Diess dann überhaupt noch Konzernchef? Obgleich man bei VW offenbar den kompletten Bruch mit Diess noch scheut, diese Frage wird ab sofort trotzdem nicht mehr unterdrückt werden können. Eine immense zusätzliche Last liegt nun auf dem VW-Chef und damit auch auf dem Konzern – und das mitten in der schwerwiegendsten Umbruchphase von VW, die auch mit Arbeitsplatzveränderungen und -verlusten einhergehen wird.