Spanien hat erfolgreiche globale Konzerne hervor-gebracht. Was fehlt, ist der breite Mittelstand / Illustration: Lisa Rock

Kleines Wirtschaftswunder - Boom der Südländer

Lange litt Europas Süden unter Krisen und schwachem Wachstum. Doch jetzt erleben Länder wie Spanien, Griechenland und Portugal ein kleines Wirtschaftswunder.

Autoreninfo

Harald Maass ist Journalist und wurde für seine Arbeit im Jahr 2019 mit dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet.

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Spaniens Hauptstadt hat sich für die Feiertage herausgeputzt. Zwischen den historischen Hochhäusern der Gran Vía, dem Broadway von Madrid, drängeln sich Touristen. Ein paar Blöcke weiter, in der Calle de Serrano, leuchten die Schaufenster der Edelboutiquen in feierlicher Weihnachtsdekoration. Bis zu 3000 Euro Jahresmiete zahlen Luxusmarken wie Carolina Herrera und Prada hier pro Quadratmeter. Gerade hat der Unternehmer Dimas Gimeno einen neuen Flag­shipstore seiner erfolgreichen Modekette Wow eröffnet. Der 48-Jährige ist zuversichtlich, hier gute Geschäfte zu machen. Die Gassen von Madrid seien ein Ort, an dem „der Luxus boomt“, sagt er.

Von den Einkaufsstraßen der Metropolen Madrid, Lissabon und Athen bis zu den Party­stränden auf den Kanaren und Kykladen – wer derzeit durch Südeuropa reist, trifft auf überraschend viel Optimismus. Nach Jahrzehnten der Krisen und wirtschaftlicher Stagnation erleben viele Südländer gerade einen Aufschwung. Portugals Wirtschaft legte in 2022 6,7 Prozent zu, Griechenland 5,9 und Spanien 5,8 Prozent – deutlich mehr als die europäischen Nordländer. Auch 2023 dürften diese Südländer doppelt so schnell wachsen wie der EU-Durchschnitt. Die Ökonomen des Atlantic Council, einer Denkfabrik mit Sitz in Washington, sehen in Südeuropa bereits „den neuen Wachstumsmotor Europas“. 

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Fritz Elvers | Sa., 13. Januar 2024 - 21:55

und Zuhälteruhren, sondern auch Hightech, wie z.B. Nukleartechnik. Spanien übernimmt die Lücke, die Deutschland hinterlassen hat. Mittelstand, z.B. Apparate- und Anlagenbau wachsen schnell nach. Die deutsche Konkurrenz ist zu träge und zu teuer, die Karten werden ganz neu gemischt.

Ulrich Wurzbacher | So., 14. Januar 2024 - 07:55

Soll nicht der südl. Teil Europas wegen des Klimawandels in wenigen Jahren so gut wie nicht mehr bewohnbar sein ...... ? Und Señor Ehlers schwärmt vom Wetter als Standortvorteil ..... ?

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 14. Januar 2024 - 12:32

Antwort auf von Ulrich Wurzbacher

ich fange langsam an zu frieren und Ja, das ist m.E. ein gewaltiger Standortnachteil für die nördlichen Länder der Welt, incl. die Bundesrepublik Deutschland.
Wenn so ein euphorischer Artikel erscheinen kann und ich freue mich für die südlichen Länder Europas, dann darf ich vielleicht sagen, dass ich gegen langsam steigende Temperaturen im Norden noch nicht direkt etwas einzuwenden habe. Langsam steigend könnte eventuell bedeuten, dass der Output an Wasser zu einem Input sich wandeln würde, parallel?
Nicht auszudenken, was möglich wäre, wenn Russland gar über mehrere eisfreie Häfen verfügen würde.
Wenn Grönland wieder eisfrei würde, Kanada und Alaska.
Natürlich muss das genauestens beobachtet werden und ich bin sehr gegen die geringste auch nur denkbare Umweltbelastung, aber ein mögliches "Geschenk" der Natur verliere ich nicht vollständig aus den Augenwinkeln.
Was wäre das für ein Geschenk?
Ich greife wieder zu Märchenerzählungen, diesmal der Schneekönigin.
Bin sehr interessiert.

Norbert Heyer | So., 14. Januar 2024 - 08:33

Wenn die Südstaaten der EU bessere Wirtschaftsdaten vorweisen, ist das neben eigenen Initiativen in erster Linie dem gewollten Niedergang Deutschlands zu verdanken. Der Mittelstand, die Bauern, die Verbraucher und die Beschäftigten werden von dieser Ampel systematisch verarmt. Wenn Energie bewusst abgeschaltet wird, Ausbau neuer Energie zu langsam erfolgt, dann geht ein Land eben den Weg in die -gewünschte- Armut. Eines müssen unsere fehlgeleiteten Strategen aber berücksichtigen: Der Wirtschaftsmotor Deutschland hat jahrzehntelang diese EU mit gewaltigen Zahlungs-Übernahmen am Leben gehalten. Wir dürfen uns jetzt aber nicht einbilden, dass im umgekehrten Fall wir mit Hilfen rechnen könnten. Wir haben in der EU eine derartige Verachtung auf uns gezogen, dass unser Untergang mit klammheimlicher Freude beobachtet wird. Trotzdem müssen die aufstrebenden Staaten ohne die zahlungsfähigen Deutschen ebenfalls untergehen. Die Eu wäre damit Geschichte - selbstverschuldet durch dumme Unfähige.

Ernst-Günther Konrad | So., 14. Januar 2024 - 11:31

Können die Schulden zurückzahlen und mehr in den EU-Topf einzahlen. Obwohl, wie lange dauert es bis wir einen anderen Artikel lesen und es dem Süden doch nicht so gut geht und er kurz vor dem Kollaps steht. Wir lesen doch ständig von irgendwelchen Staaten, denen es gut oder schlecht geht, der Euro ist eigentlich am Ende und die EU sowieso. Nur so richtig merken tue ich davon nichts. Der große Schlag blieb bislang aus.

Gerhard Lenz | So., 14. Januar 2024 - 12:53

Ein buchstäblicher Tritt in den Allerwertesten des selbstgerechten, Südländern gegenüber oft höchst arrogant auftretenden Übermenschen germanischer Herkunft. Ausgerechnet Spanier, Portugiesen, Griechen, denen doch eine im letzten Jahrhundert unter einem österreichischen Schnurrbartträger entworfene Rassenlehre ausgeprägte Neigung zu Faulheit und angeborene Unfähigkeit attestierte? Ein Glaube, der am rechten Rand im Umfeld von AfD & Co. noch immer weit verbreitet ist.
Dabei sind uns die Südländer sowohl wirtschaftlich (mehr alternative Energien einschl. der in DE gefürchteten Wärmepumpen, im Schnitt mehr E-Autos usw.) wie auch gesellschaftspolitisch (Sterbehilfe in Spanien, Rechte für LGBT, Cannabis-Legalisierung usw.) längst enteilt. Währenddessen streitet der aus Prinzip rückwärtsgewandte Wutbürger bei uns für AKWs und Dieselmotoren.
Und wie erbärmlich die Erklärungsversuche, s. oben: Es gibt keine besondere Leistung der Südländer, sondern nur extremes Versagen der Ampel. Billig!