Ein FAZ-Verkäufer mit Gesichtsschutz / dpa
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Wissenschaftsjournalismus - Besserwisserei statt Selbstkritik

Noch immer tut sich der Wissenschaftsjournalismus schwer mit der Aufarbeitung der Corona-Krise. Wo Offenheit angebracht wäre, herrscht in Deutschland noch immer Besserwisserei. Das beweist auch ein Artikel über einen Cicero-Wissenschaftspodcast in der FAZ. Eine Replik.

Autoreninfo

Bernhard Müller ist Astrophysiker und Professor an der Monash University in Australien.

So erreichen Sie Bernhard Müller:

Revisionistische Besserwisserei bei Corona-Nachlesen führe noch zur Selbstdemontage der Wissenschaft, so urteilte jüngst in der FAZ deren stets meinungsstarker Wissenschaftsredakteur Joachim Müller-Jung. Der Anlass: ein Rückblick der Kollegen Axel Meyer und Andreas Radbruch auf die Pandemie im Cicero Podcast Wissenschaft.

Die beiden hatten einen breiten Bogen gespannt von Immunologie und mRNA-Impfstoffen (dies nun wirklich ohne jedes böse Wort) über Probleme interdisziplinärer Kommunikation und Expertenauswahl durch Politiker hin zu Radbruchs Plädoyer für mehr Vertrauen in die Mündigkeit der Bürger. Dass bei solch einem Rückblick das Gespräch auf Deutschlands Fehler im Umgang mit Corona kommt, wird niemanden überraschen. Allerdings dürfte das meiste, was Radbruch und Meyer aufzählen, mittlerweile wenig kontrovers sein – dass es oft ein Ungleichgewicht bei der Expertenauswahl gab und früh klar war, dass die verfügbaren Impfstoffe die Ausbreitung von Infektionen mittelfristig nicht unterbinden können. Wenn all das noch abgemildert wird mit einem positiven Ausblick auf Bemühungen um bessere Pandemievorsorge in der Leibniz-Gemeinschaft, ein wenig Empathie für die schwierige Situation von Entscheidungsträgern und einem Quäntchen Lob für gute Ansätze im Journalismus, dann wollte man meinen, man dürfte als Wissenschaftler dafür auch den Finger in ein paar Wunden legen.

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Bernd Windisch | Fr., 1. März 2024 - 13:26

steht in der FAZ für wissenschaftsbasierten Weltuntergang. Seine Leser nehmen ihn schon lange nicht mehr ernst. Wohl auch ein Grund weshalb die FAZ den Leserdialog stark eingeschränkt hat.

Gerhard Lenz | Fr., 1. März 2024 - 13:31

eines Astrophysikers (!), ist bestens bekannt. Er hat ihn in zahlreichen Interviews mit dt. Zeitungen veröffentlicht. Besonders gerne dort, wo Maßnahmen-Kritiker besonders häufig zu Wort kamen.

Insofern ist der Beitrag nicht mehr als die Fortsetzung des fast schon skurril zu nennenden Versuches, die Corona-Pandemie aufzuarbeiten, indem man ausschließlich auf Maßnahmen-Kritiker, Impfgegner oder entsprechend orientierte Juristen zurückgreift.

Das ist dann so, als würde man eine Diskussion über die Gefährlichkeit rechten Extremismus ausschließlich mit AfDlern führen..

Für eine sachliche Methodenkritik bedarf es keiner wissenschaftlichen Expertise im Spezialgebiet. Faktisch urteilen z.B. fast immer Statistiker über wissenschaftliche Arbeiten in der Medizin.
Da Wissenschaft keine Wahrheit verkündet, sondern eine iterative Annäherung an die aktuell bestmögliche Beschreibung der Wirklichkeit, darf jeder Mensch solche Kritik äußern. Das Eminenz- und das Eloquenzprinzip gelten nur in der Politik. Teil des wissenschaftlichen Prozesses ist es, sachlich begründete Einwände von Jedermann (also z.B. auch von Studenten oder Laien) zu bedenken und ggfs. sachlich zu widerlegen. Gelingt dies nicht, reicht die Berufung auf eine Mehrheit, mediale Dominanz oder Eminenz leider nicht aus.
Da die Befürworter der Corona-Maßnahmen in überwältigender Weise in Politik und Medien Kritik erstickt haben, ist es jetzt Zeit, die Kritiker zu Wort kommen und sich auf eine Diskussion mit ihnen einzulassen. Eine Nichtbefassung ist in Wissenschaft und Demokratie keine Option.

Richtig. Höchte Zeit, dass im Cicero Befürworter von Impfungen und Maßnahmen an die Reihe kommen.

Aber vielleicht haben die gar keinen Bock mehr, hier zu schreiben.

Wo der Cicero bei der "Aufarbeitung" der Corona-Pandemie eine derartige Schlagseite hat...

Und die Kundschaft sowieso nur ihre eigenen "Antworten" lesen möchte.

NACHDENKEN für ALLE Staatstreuen Diener & Lakaien

1. Das Problem zu erkennen ist wichtiger, als die Lösung zu erkennen,
denn die genaue Darstellung des Problems führt zur LÖSUNG 🤗
>> passt wie die Faust aufs Auge zum Corona-Umgang

2. Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten
> ein spezieller Satz für Herrn Robert Habeck 🤓

3. Der Fortschritt lebt vom Austausch des Wissens
> aber eben nicht nur es Austausches der gleichen Meinung 🙈🙉🙊

4. Schon immer beruhen die meisten menschlichen Handlungen auf Angst oder Sturheit
> Diesen Satz im Plenar-Saal des Bundestages anbringen, damit endlich mal mit Liebe/Demut regiert wird

5. Der Wert der Leistung liegt im GELEISTETEN 🙄
>> bei der Regierung & des Hofstaates vom plus oder minus her gesehen 🤔
PS - Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man leider ein Schaft sein
>> & deshalb ist bei uns Foristen hier wie beim Cicero selbst lieber Herr Lenz
Hopfen & Malz verloren 😇

S. Kaiser | Fr., 1. März 2024 - 14:31

Cicero:
Axel Meyer: Studium Biologie Marburg u. Kiel, Fulbright-Stipendium, University of Miami, sowie Berkeley und Harvard. PhD im Fachbereich Zoology. Assistant Professor an der State University of NY, danach Associate Professor. Ruf an die Uni Konstanz.
Zitat Wikipedia: „Meyer zählt zu den meistzitierten und einflussreichsten Evolutionsbiologen auf den Gebieten der evolutionären Genetik, vergleichenden Genomik und molekularen Evolution.“
Andreas Radbruch: Studium Biologie in Bonn, Promotion u. Habilitation in Köln. Wissenschaftl. Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums (DRFZ) in Berlin. Nach Emeritierung als Seniorprof an der Charité und Leitung (Stand 2023) die Arbeitsgruppe Zellbiologie.
FAZ:
Joachim Müller-Jung: Studium Biologie in Heidelberg u. Köln. Während des Studiums hielt er sich für Forschungszwecke längere Zeit in den Urwäldern Madagaskars auf und schloss sein Studium mit einer Diplomarbeit über die Reptilienfauna der Insel ab. (Quelle: Wikipedia)

Noch Fragen?

Danke für die Kurzrecherche zu den im Artikel genannten "Experten". Es reicht inzwischen aus, ein Studienfach, welches ist auch egal mal angefangen zu haben zu studieren. Unsere Politiker sind da die besten Vorbilder. Sie wissen sicher wen ich meine.
Schönes Wochenende Ihnen und allen Foristen.

Brigitte Miller | Fr., 1. März 2024 - 16:52

weiter gehen. Zu gewaltig ist der Irrtum, zu gross das begeistert mitgemacht haben, too big to fail.
Man muss bei seinen Behauptungen bleiben. es könnten gar Schadensersatzforderung auftauchen, sollte man etwas zugeben.

Thomas Romain | Fr., 1. März 2024 - 18:44

Die Besetzung von Expertengremien ist immer ein Punkt der Diskussion.
Was ich nie verstanden habe, warum in Detuschland Klaus Stöhr - ausgewieserer Experte für Epedimien, langjähriger Leiter von WHO Programmen usw - nicht in diese Gremien berufen wurde.
Er hatte immer eine sehr nüchterne Sicht auf die Pandemie, die sich im Nachhinein als ziemlich richtig erweisen hat. Er zusammen mit Drosten wären sicher ein gutes Gespann gewesen.
Mit Grausen erinnere ich mich, dass auf einmal irgendwelche Simulations-Experten allen Fachleuten erklären wollten, wie eine Pandemie funktioniert und wie man sie am Besten bekämpfen sollte. zT mit weltfremden Vorschlägen.
Mit Grausen

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 2. März 2024 - 09:08

ernsthafte Aufklärung der Coronastrategie der ehemaligen Bundesregierung finde ich akzeptabel.
Aber dieser Prozess wird wahrscheinlich nicht überschrieben werden können mit den Worten "Piep, Piep, Piep, wir haben uns alle lieb".
Respekt vorm Debattengegner fordere ich aber ein.
Da passte es, dass ich mal wieder bei TE vorbeischaute und einen Artikel von Herrn Tichy las, darüber, wie sich die journalistischen Debatten in der alten Bundesrepublik wohl abspielten.
Es ging wirklich hoch her und deshalb muss man jetzt nicht jammern oder dünnhäutig sein.
Es geht und ging m.E. um sehr viel und die Aufarbeitung kann Jahrzehnte dauern.
Großartig, wenn sich viele Beteiligte oder Betroffene dem stellen.
Es wurde doch immer auch mal gesagt, "nach der Pandemie ist vor der Pandemie".
Schuldzuweisungen sind nicht mein Ding, aber wir sollten schon schauen, was ablief und was für die Zukunft zu verbessern wäre.
In einer Demokratie wird uns niemals abgenommen, selbst Stellung zu beziehen.
Bitte sehr