Hedonistisch, selbstverliebt und narzisstisch: Brando mit Vivien Leigh in „Endstation Sehnsucht“ (1951) / dpa

Vor 100 Jahren wurde Marlon Brando geboren - Superstar, Egomane, Avantgardist der Popkultur

Mit seinem Schauspiel hat Marlon Brando nicht nur ganze Generationen von Kollegen geprägt, sondern auch die westliche Alltagskultur. Denn die Zerrissenheit und Zwiespältigkeit, die er symbolisierte und lebte, spiegelte die Zerrissenheit und Zwiespältigkeit unserer Zivilisation.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

So erreichen Sie Alexander Grau:

Manche nennen ihn den bedeutendsten Schauspieler des 20. Jahrhunderts. Ob er das wirklich war, darüber mögen die Fachleute streiten. Doch ohne Zweifel gehörte er unter den ganz Großen zu den Allergrößten. So wurde er zum Vorbild von gleich zwei Schauspielergenerationen. Und zum Idol einer ganzen Jugendgeneration.

Er erfand den Typus des jugendlichen Rebellen. Zugleich repräsentiert er wie kaum ein anderer die Pathologien der westlichen Nachkriegsgesellschaft: ihre Selbstsucht, ihre Rücksichtslosigkeit, ihre Destruktivität. Erst diese Ambivalenz machte ihm vom Superstar zur Ikone eines Zeitalters. Die Rede ist natürlich von Marlon Brando. An diesem Mittwoch wäre er einhundert Jahre alt geworden.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Henri Lassalle | Mi., 3. April 2024 - 14:11

In einer anderen Epoche wäre er wohl als detestabel-marginale Erscheinung abgelehnt worden. Für mich wäre er kein Vobild, der einzige Symathiewert war ein meinen Augen seine Verachtung gegenüber der artifiziellen Glitzerwelt Hollywoods.

Albert Schultheis | Mi., 3. April 2024 - 14:57

Ihr Titelbild besagt alles - all in a nutshell! Der angry young man, Marlon Brando, mit der von ihm faszinierten blonden Schönen aus gutem Hause! Es gab diesen Typus Mann bereits 30 Jahre vorher, Hemmingway und die Lost Generation, damals sogar schon Frauen mit dabei.
Ich hadere mit solchen Statements: "Denn die Zerrissenheit und Zwiespältigkeit, die er symbolisierte und lebte, spiegelte die Zerrissenheit und Zwiespältigkeit unserer Zivilisation." - Klar, infolge der Weltkriege gab es "Zerrissenheit und Zwiespältigkeit" satt und danach kamen noch Korea und Vietnam! Ja, diese Typen "spiegelten" ihre Zeit, aber sie waren immer auch Rollenvorbilder, Idole, die tausendfach Abziehbilder von sich hervorbrachten, besonders auch im - trotz der Weltkriege und unserer Rolle darin - verschnarchten Deutschland. Gerade die Generation der RAF
trug besagte "Zerrissenheit und Zwiespältigkeit" zur Schau wie ihre Levy's und den Parka und sog daraus ihren Killer-Nimbus der moralischen Unanfechtbarkeit.

Karl-Heinz Weiß | Mi., 3. April 2024 - 17:46

Antwort auf von Albert Schultheis

„Die Generation der RAF" erscheint mir als Einordnung etwas zu pauschal. Die Nazi-sozialisierte Eltern-Generation war durchaus "zerrissen und zwiespältig". Oft kam noch das Vertreibungsschicksal dazu. "Arbeiten und politische Schweigsamkeit“ war meist das Lebensmotto. Der zweiten und nachfolgenden RAF-Generation schlossen sich dann Personen an, deren Verbindungen ins nähere und weitere Ausland nie ganz aufgeklärt werden konnten.

Naumanna | Mi., 3. April 2024 - 19:56

Eine Ikone der Schauspielkunst. Mutiny on the Bounty, Don Juan de Marco, Der Pate, Der letzte Tango in Paris, Apocalypse now usw. Unvergessen auch sein Engagement für die Native Americans. 1973 hat Littlefeather (Native American woman, Apache) in seinem Namen einen Oscar auf offener Bühne zurückgegeben. Marlon Brando sollte den Oscar für den Film DER PATE (Don Corleone) bekommen.
Er lehnte ab aus Protest gegen die Behandlung der Ureinwohner durch die USA. Mutig und beachtlich!!
Sacheen Littlefeather musste einen Karriereknick hinnehmen für ihren mutigen Auftritt. Hollywood hat sich erst 2022 für die Missachtung der Schauspielerin Littlefeather entschuldigt. Ihre Rede vor der Oscar Truppe kann man auf youtube verfolgen ... grandios ...