- Irre
Politische Schocktherapie verschiebt sämtliche Koordinaten. Was vernünftig ist und was total irrsinnig, verschwimmt im Chaos des Kontrollverlustes
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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.
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Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode. Aber nein: Man muss nicht über den Atlantik auf das Trump-Land blicken, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie eine politische Schocktherapie wirkt. Dort lässt der amerikanische Präsident keinen Tag vergehen, ohne mit Kurzmitteilungen Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit befeuert zu haben. Und weil der Mensch sich an alles gewöhnt, auch an das Schlimmste, können die Bürger schon froh sein, wenn ihr Mann im Weißen Haus nicht in die Ecken pinkelt oder unbotmäßige Mitarbeiter öffentlich auspeitschen lässt. Wo das Irre zur neuen Normalität wird, erscheint moderater Irrsinn wie ein Sieg der Vernunft. So regiert es sich recht kommod.
Wer vor fünf Jahren prophezeit hätte, dass sich afghanische Migranten eines Tages als Taliban ausgeben werden, um in Deutschland bleiben zu können, wäre für verrückt erklärt worden. Für die Voraussage, dass ein Bundeswehrsoldat ohne Arabischkenntnisse als syrischer Flüchtling durchgeht und auch noch entsprechende Alimente kassiert, hätte jeder als durchgeknallter Verschwörungstheoretiker gegolten. Aber die Häufung der bizarren Einzelfälle lässt eine gewisse Systematik erkennen: Wenn der Kontrollverlust zum Alltagsphänomen wird, freut sich der brave Deutsche eben über funktionierende Stromversorgung.
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