
- „Eliten haben keine realistische Vorstellung vom Leben“
Gut die Hälfte der Spitzenpolitiker stammt aus den oberen vier Prozent der Bevölkerung. Aber auch in Wirtschaft und Medien reproduzieren sich die deutschen Eliten selbst und geben ihre eigenen Realitäten wieder. Im Interview erklärt der Elitesoziologe Michael Hartmann, warum das nicht nur ein Problem ist, sondern sogar die Demokratie gefährdet.
Der Elitesoziologe und emeritierte Professor Michael Hartmann erforscht seit vielen Jahren, wie sich Macht vererbt und wer in Deutschland zu den Eliten gehört. In seinem 2018 erschienenen Buch „Die Abgehobenen. Wie die Eliten die Demokratie gefährden“ lastet er den Eliten den Aufstieg der Populisten an.
Herr Hartmann, in diesen Tagen grassiert im Mittelstand zunehmend eine Abstiegsangst. Derweil scheint es den Eliten gut zu gehen. In Ihren Studien jedenfalls kommen Sie zu dem Ergebnis, dass sich deutsche Eliten über alle Branchen hinweg reproduzieren und ein Aufstieg in diese Eliten ohne „Vererbung“ kaum möglich ist. Warum ist das Land nach oben hin so undurchlässig?