Der Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokratie für die Europawahl 2014, Martin Schulz
Martin Schulz ist mit der SPD gescheitert / picture alliance

SPD - Symptome einer Existenzkrise

Die Sozialdemokraten haben sich in eine schier ausweglose Situation manövriert, die Erneuerung braucht Zeit und neues Personal. Warum etwas Bescheidenheit der SPD ebenfalls gut tun würde

Autoreninfo

Christoph Seils war Ressortleiter der „Berliner Republik“ bei Cicero bis Juni 2019. Im Januar 2011 ist im wjs-Verlag sein Buch Parteiendämmerung oder was kommt nach den Volksparteien erschienen.

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Von Spitzensportlern und auch von Managern ist bekannt, dass sie sich starkreden können. Wenn sie sich nur lange genug einreden, dass sie Erfolg haben werden, dann haben sie auch Erfolg. Große Spiele werden im Kopf entschieden, Topleistungen mithilfe von mentalem Training erreicht.

 
Fast scheint es so, als habe sich auch die SPD zu einem großen Feldversuch in Sachen Autosuggestion entschlossen: Schwäche in Stärke verwandeln, durch andauerndes Debattieren; sich einen Ausweg aus einer schier ausweglosen Situation allein dadurch eröffnen, dass man ständig neue Forderungen erhebt; Führungsstärke demonstrieren per Akklamation. In diesem Sinne glich auch der SPD-Parteitag im Dezember in Berlin einer Therapiesitzung. Die Genossen redeten sich schön und stark, und irgendwie verschwand so nicht nur die Wahlniederlage, sondern deren Ursachen gleich mit.

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Achim Scharelmann | Do., 28. Dezember 2017 - 10:12

Es ist schon ein Unterschied ob man mit politischer Phrasendrescherei im unverbindlichen Politikbetrieb der EU großgeworden ist und dann in die Niederung der Alltagspolitik der Deutschen hinabsteigen muß um nicht nur Politik zu gestalten, sondern auch noch den Genossen aus der Patsche helfen muß. Dazu gehört eine gewisse Grundbefähigung, die er einfach nicht hat und wenn man sein Engagement seither verfolgt hinterläßt es am laufenden Band Spuren tiefer Unkenntnis und das führt zu einem Zickzackkurs der eigenen Befindlichkeiten und hat nichts mit einem Generalisten zu tun, sondern mit dem schnöden Versuch, es auch mal in einem Länderparlament zu versuchen. Dieses Experiment wird die Sozis noch teuer zu stehen kommen und wenn sie sich so etwas leisten können, dann haben sie ihren Niedergang redlich verdient.

Peter Lieser | Do., 28. Dezember 2017 - 11:33

Die SPD hat die Weltmeisterin im Eiertanz Frau Dr. Angela Merkel schon lange abgelöst. Schulz & CO. sind aktuell in der Pole Postion. Um das zu korrigieren - wenn überhaupt möglich - braucht man viel Zeit und vor allen Dingen Wähler. Ich wüßte nicht für wenn die alten Parolen noch interessant wären. Die Ruhrpott - Kumpels sind lange ausgestorben............RIP SPD !

Christa Wallau | Do., 28. Dezember 2017 - 12:50

Wer nach dem Prinzip "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß!" Politik machen will, der
ist letztlich immer dem Untergang geweiht.
Genauso ergeht es jeder Partei, welche die Gesetze
der Logik und der Erfahrung (Realität) nicht beachtet.
Eine gewisse Zeit lang läßt sich jeder Unsinn bzw. jedes Programm, das eigentlich Unvereinbares zum Ziel hat (Oft genug wiederholt u. in die Köpfe gehämmert!) erfolgreich vertreten, aber auf Dauer klappt das eben nicht.
Viele Bürger erhoffen sich zwar Wunder von der Politik (zumal dann, wenn deren Vertreter ihnen
weismachen, daß sie solche vollbringen könnten), aber letztlich honorieren sie - murrend - doch das
M a c h b a r e und dauerhaft Vernünftige.

Die SPD muß sich tatsächlich n e u erfinden, sonst
sehe ich schwarz für sie.

Karin Zeitz | Do., 28. Dezember 2017 - 16:31

Antwort auf von Christa Wallau

kann man sich nicht, wenn man Spitzenpositionen mit abgehalfterten EU-Bürokraten besetzt und glaubt, durch deren große Reden den Stein der Weisen gefunden zu haben. Es bräuchte erstens realistische Einschätzungen der gesamtgesellschaftlichen Lage, eines Bewussteins für die Interessen der eigene Klientel und zweitens neue Ideen, um die Gesellschaft aus der derzeitigen Sackgasse herauszuführen. Der Gedanke, dass man diese Aufgabe mit den Personen lösen kann, die den Schlamassel erst verursacht haben, erscheint mir abwegig.

Alexander Mazurek | Do., 28. Dezember 2017 - 22:56

... werden nicht reichen, angesichts der fehlenden Inhalte. Wofür steht denn heute die Sozialdemokratie? Das weiß sie doch selbst nicht mehr. Und ist damit überflüssig. Sie hat alles verraten, was sie "damals" einzigartig gut, liebenswert und wählbar gemacht hat, das Einstehen für "die/den einfache(n) Frau/Mann", den Souverän. Nun ist außer Asche und Erinnerung nichts mehr übrig. Traurig, aber wahr. Unumkehrbar.

Peter Huber | Fr., 29. Dezember 2017 - 11:44

Liebe Genossinen und Genossen. Wenn ich das schon höre schüttelt es mich und dann noch die Arbeiter -Kampfgesänge aus grauer Vorzeit.

... haha, wissen die Sozen überhaupt das die Partei-Leute in der DDR-Diktatur sich ebenso "Genossen" nannten? Anscheinend will Schulz & Co. genau diese Diktatur von oben wieder haben - in der Form eines EU Superstaates.

Auf der Seite der arbeitenden Bevölkerung - die dank SPD in Leiharbeit u. Niedriglohn arbeitet - steht die SPD schon lange nicht mehr. Gabriel bezeichnete Menschen, die gegen die Agenda-Politik, die neoliberale Zuwanderungspolitik in den Arbeitsmarkt sowie der Islamisierung in der Gesellschaft protestieren, als "Pack". Das sagt sehr viel, über die SPD im allgemeinen und ihre Spitzenpolitiker im besonderen, aus!

Alfred Kastner | Fr., 29. Dezember 2017 - 12:53

„Ab morgen kriegen sie in die Fresse“, hat Andrea Nahles der Union angedroht.
Was ist aus der angedrohten Keilerei geworden?
Anstehende Koalitionsverhandlungen mit CDU und CSU.
Drei Monate nach der Wahl verspürt die SPD schon wieder große Lust auf die Teilhabe an der Macht. Man verzichtet offensichtlich ungern auf die damit einhergehenden Annehmlichkeiten.
Ausgerechnet Martin Schulz (Zitat: „In eine Regierung von Angela Merkel werde ich nie eintreten“), setzte sich an die Spitze der Bewegung, in der es genau darum gehen wird: Um eine neuerliche Bundesregierung von Union und SPD unter der Führung von Angela Merkel.
Dauernd ist bei der SPD von staatspolitischer Verantwortung die Rede, Würde diese Partei einen Blick auf die Präferenzen der Bürger werfen,
dürfte sie den Mund weniger voll nehmen. Wäre die große Koalition eine Aktie, dann hieße es an der Börse zu Recht, ihr Kurs stürzt dramatisch ab.
Doch die Wähler interessieren Politiker stets nur vor einer Wahl und weniger hinterher.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 29. Dezember 2017 - 14:15

wir es aber eher mit einer Krise der Politik zutun, nicht nur wegen Merkel, sondern wegen des Berges an Problemen, die sich national, wie international aufgetürmt haben.
Diese zu benennen, zu analysieren und zu gewichten wird ALLE Zeit kosten.
Möglich, dass die SPD sich über gute Politiker_innen auch wieder nach vorne arbeitet.
Und gewiss soll das Schicksal der Ost-Bundesländer auch in deren Hand liegen.
Ich möchte also nur etwas anmerken, das mir auch nur bei den Frauen aus dem Osten aufgefallen ist oder sie wissen sich gut zu tarnen.
Wie kann man nur so `blauäugig´ gegenüber politischen Machtmöglichkeiten, besonders Merkel sein?
Frau Dr. Petry versus Prof. Lucke, politisch absolut kurzsichtig.
Frau KGE, gemeinsam mit Merkel, Politik als Bekenntnis zu "Merkel als Kirche", grob natürlich.
Frau Wagenknecht bildet eine Ausnahme, erstaunlich.
Frau Schwesig mit dem Fordern von Führungsstärke von Merkel?
Will Schwesig Merkels Eigensinn als Führung?
Ist es pol. Unerfahrenheit???

Heidemarie Heim | Fr., 29. Dezember 2017 - 18:31

Wie Andere, die diesen schrecklich anzusehenden Gesichtsverlust der Partei und ihrer Vertreter beobachteten und weiterhin gequält zuschauen müssen, denke ich, das die SPD eine "letzte"(Rettungs-) Rolle rückwärts in eine GroKo macht und das war`s dann mit
Volkspartei! So viel charismatische Ideenschöpfung, ob von Herr Weil oder Frau Schwesig oder auch einer geneigten Presse gibt es m.E. nicht, um den Niedergang zu verhindern. Einzig die JUSOS haben analysiert was die Stunde schlug und kämpften auf dem Parteitag wacker aber vergeblich um ihr künftiges "Rest-Erbe".
MfG

Reinhold Wurian | Fr., 29. Dezember 2017 - 20:39

Also wenn man das was da in diesem Rest einer ehemals stolzen und richtungsweisenden Partei seit Jahren ablaeuft als "Symptom" bezeichnen will, dann gute Nacht. Der Patient zeigt keine Lebenszeichen mehr, der Patient ist tot.

Kostas Aslanidis | Sa., 30. Dezember 2017 - 13:54

Ist mir so was von egal.
Das Land und die Menschen sind wichtig und nicht Phrasendreher.

Andreas Götte | So., 31. Dezember 2017 - 12:08

Warum der Verlierer des Jahres Martin Schulz immer noch am Ruder der ehemaligen Volkspartei ist, erschließt sich mir und vielen Wählerinnen und Wählern nicht. Der Jahreswechsel wäre ein guter Zeitpunkt für den Buchhändler aus Würselen, den Weg frei zu machen. Wahrscheinlich will sich jedoch niemand dieses Himmelfahrtskommando antun. So nähert sich die Partei der 15-Prozent-Marke. Mit Martin Schulz dürfte das Erreichen dieses Wertes nur noch eine Frage der Zeit sein.