
- Das Vermächtnis der Quotenfrau
Bis Ende des Jahres bleibt AKK CDU-Parteivorsitzende. Kanzlerkandidatin wird sie nicht werden, dafür aber will sie etwas anderes hinterlassen: Die Frauenquote. Damit macht sie sich nicht nur Freunde. Ob sie Erfolg haben wird?
Quizfrage für CDU-Wähler: Welches ist das schlimmste Schimpfwort für Frauen – Bitch, Schlampe oder Quotenfrau? Fragen Sie Annegret Kramp-Karrenbauer. Die hat gerade viel Spott und Häme für einen Satz bekommen, den sie im ARD-Sommer-Interview gesagt hat: „Ich bin eine Quotenfrau“. Es war kein verschämtes Bekenntnis, sondern ein stolzes. Sie, die Verteidigungsministerin und CDU-Vorsitzende stünde heute nicht dort, wo sie heute steht, wenn sie zu Beginn ihrer politischen Karriere nicht von dem 1996 eingeführten Frauen-Quorum in der CDU profitiert hätte.
Das Timing für diesen Satz war kein Zufall. Gegen großen innerparteilichen Widerstand hat die CDU-Satzungskommission etwas auf den Weg gebracht, was im 21. Jahrhundert offenbar wie ein Sakrileg wirkt – eine verbindliche Frauenquote. Im Internet musste AKK dafür Spott und Häme einstecken. „Sexismus“ sei das, „wenn du eine Vagina vorweisen sollst als entscheidendes Qualifikationsmerkmal“, echauffierte sich die konservative Publizistin Birgit Kelle.
Schallende Ohrfeige für AKK
Es war eine schallende Ohrfeige für AKK, und man konnte hören, wie sich die Kritiker von AKK in der CDU vor Vergnügen auf die Schenkel schlugen. Unterstellte Kelle doch, dass Intellekt, Führungsfähigkeit oder das Verhandlungsgeschick der Frauen keine Rolle spielen. Dabei sind das unabdingbare Voraussetzungen, das zeigt die Karriere von AKK. Hat sie bei der Wahl zum Parteivorsitz 2018 mit Friedrich Merz nicht den Favoriten der konservativen Männer in die Tasche gesteckt?
Dass dieses Totschlagargument im 21. Jahrhundert trotzdem noch herhalten muss, um Frauen den Weg an die Spitze der Parteien zu versperren, verrät vielleicht mehr über das Rollenverständnis von Birgit Kelle als über die gesellschaftliche Realität.
In der Kanzlerinnen-Partei ticken die Uhren anders
Der hinkt die CDU schon jetzt um Jahrzehnte hinterher. Kaum eine Partei ist so unattraktiv für Frauen wie die CDU. Das zeigt der Frauenanteil im Bundestag. Bei den Grünen liegt er bei 58 Prozent, bei der Linken sind es knapp 54 Prozent – und bei der SPD immerhin rund 42 Prozent. Die CDU liegt mit 21 Prozent weit hinten. Weniger Frauen gibt es nur noch in der CSU (20,7 Prozent) und in der AfD (11 Prozent).