
- „Es gibt Tote, es gibt Vermisste, es gibt viele, die noch in Gefahr sind“
Durch Starkregen haben sich Flüsse zu reißenden Strömen entwickelt und Häuser weggeschwemmt. Die Eifel ist stark betroffen. Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, zeigt sich erschüttert. In Nordrhein-Westfalen sind 190.000 Haushalte ohne Strom. Es gibt mindestens 42 Tote.
Wassermassen haben sich am Donnerstagmorgen regelrecht durch Ortschaften in der Eifel gefressen. Mindestens vier Menschen starben nach Überflutungen und Dauerregen im Landkreis Ahrweiler. Im Eifel-Ort Schuld werden knapp 70 Menschen vermisst, sechs Häuser sind eingestürzt, viele instabil. Menschen flohen in Not auf ihre Hausdächer und warteten auf ihre Rettung.
Bundeswehr-Soldaten im Einsatz
„Es gibt Tote, es gibt Vermisste, es gibt viele, die noch in Gefahr sind“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zu Beginn der Landtagsplenarsitzung in Mainz. Es sei verheerend, ganze Orte stünden unter Wasser, Häuser seien einfach von Fluten weggerissen, Polizeihubschrauber unterwegs, um Menschen von Hausdächern zu retten. Auch die Bundeswehr sei mit 200 Soldaten im Einsatz. Es gebe sehr viele Vermisste, bei denen unklar sei, ob sie sich hätten retten können. Denn das Mobilfunknetz sei zum Teil ausgefallen und die Betroffenen nicht erreichbar.
Der kleine Ort Schuld in Rheinland-Pfalz ist besonders hart betroffen. Das Dorf mit 700 Einwohnern in der Nähe der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen ist in einer Schleife an der Ahr gelegen, die für gewöhnlich ein kleiner Fluss ist. Doch aktuell hat sich die Ahr in ein reißendes Gewässer verwandelt. Auf Luftaufnahmen von Schuld ist zu sehen, wie Teile des Ortes in den Fluten mit Geröll und Schlamm nahezu versinken.

Auch im Bitburger Stadtteil Erdorf zeigte sich, welche Wucht das Wasser entwickelt hatte, braune Schlammmassen stürzten durch die Straßen.
Leider müssen wir bestätigen, dass sich die Zahl der Todesopfer in Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler auf derzeit insgesamt 18 erhöht hat. Unser tiefes Mitgefühl gilt allen Betroffenen.#Ahr #Ahrweiler #Hochwasser #unwetterlageRLP
— Polizei Koblenz (@Polizei_KO) July 15, 2021
Zwei tote Feuerwehrleute
Im Sauerland sind bei Rettungseinsätzen zwei Feuerwehrleute gestorben. Ein 46-jähriger Feuerwehrmann war am Mittwochnachmittag in Altena nach der Rettung eines Mannes aus einem überfluteten Stadtteil ins Wasser gestürzt und weggetrieben worden. Knapp zwei Stunden später kollabierte ein 52 Jahre alter Feuerwehrmann bei einem Einsatz im Bereich des Kraftwerks Werdohl-Elverlingsen. Er sei am Mittwochabend trotz Reanimations- und Hilfsmaßnahmen gestorben, teilte die Polizei mit. Ersten Erkenntnissen nach handelte es sich bei dem Unglück um einen gesundheitlichen Notfall.
In Solingen starb ein 82 Jahre alter Mann nach einem Sturz im überfluteten Keller seines Hauses. Er sei mit dem Kopf unter Wasser geraten, sagte eine Sprecherin der Wuppertaler Polizei am Donnerstag.

Krankenhaus musste evakuiert werden
Donnerstagfrüh musste laut der Tageszeitung Der Westen in Leverkusen ein Krankenhaus und damit knapp 500 Patienten evakuiert werden, nachdem durch das Hochwasser der Strom in der gesamten Klinik ausgefallen war. Eine Sprecherin des Netzbetreibers Westnetz gab am Donnerstagmorgen bekannt, dass rund 190.000 Haushalte ohne Strom seien, weil Umspannwerke und andere Anlagen überflutet seien und daher abgeschaltet werden mussten. Betroffen seien vor allem das Bergische Land und die Eifel.
Auch der Bahnverkehr ist durch die Überflutungen und den Dauerregen massiv beeinträchtigt. Die Bahn rief dazu auf, Fahrten von und nach Nordrhein-Westfalen nach Möglichkeit zu verschieben. Aufgrund von Streckensperrungen fahren zahlreiche S-Bahn- und Regionallinien nicht oder nur eingeschränkt, wie die Deutsche Bahn am Donnerstag mitteilte. Auch auf den Autobahnen gibt es erhebliche Wetter-Folgen.

Armin Laschet fuhr in der Nacht nach NRW zurück
„Wir tun von der Feuerwehr, von der Polizei und vom Land aus alles, dass so schnell wie möglich wieder Normalität hier in Altena einkehrt“, versprach Armin Laschet, Ministerpräsident von NRW und Kanzlerkandidat der Union, gegenüber dem lokalen Radiosender MK. Das Land NRW helfe zunächst bei den Katastrophenschutzplänen, danach gehe es um eine Bestandsaufnahme. Laschet wollte sich am Donnerstagvormittag in der besonders stark vom Hochwasser betroffenen Stadt Hagen ein Bild von der Lage machen.
Seinen geplanten Besuch bei der Klausur der CSU-Landesgruppe im bayerischen Seeon sagte der CDU-Chef ab. Das teilte die Staatskanzlei in Düsseldorf am Donnerstag mit. Laschet habe seine Reise durch Süddeutschland abgebrochen und sei noch in der Nacht nach Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt.
In dem Ort Altena, den Laschet am Donnerstagvormittag besuchte, hatte ein Twitter-Nutzer am Mittwoch in einem Video festgehalten, wie Autos durch die überfluteten Straßen geschwemmt wurden.
Es wird immer schlimmer #Hochwasser pic.twitter.com/1llUYZMoUU
— SH4RQ (@rq_sh4) July 14, 2021
Dem Deutschen Wetterdienst zufolge bleibt es in den nächsten Tagen wechselhaft mit Schauern und Gewittern, weiterhin mit teils heftigem Starkregen.
Dieser Text wurde um 16:02 zuletzt aktualisiert.
dpa