
- Gegen Terror braucht es Härte, keine Worte
Kisslers Konter: Der islamistische Terrorismus hat der freien Welt den Krieg erklärt. Um diesen zu gewinnen, kann Rhetorik kaum helfen. Die Reaktionen von Medien und Politik in Deutschland zeigen, wie schnell Betroffenheit zynisch werden kann – gerade im Mund der Kanzlerin
Wieder ein Usbeke. Wie bei den islamistischen Anschlägen von Istanbul im Januar (39 Tote) und von Stockholm im April (fünf Tote) exportiert die zentralasiatische Republik mit ihrer sunnitischen Bevölkerungsmehrheit Dschihadisten. In New York mussten acht Menschen sterben, sind elf verletzt und zahlreiche weitere gezeichnet ihr Leben lang, weil der Usbeke Sayfullo Saipov mit einem gemieteten Kleintransporter seinen Menschenhass, seinen Freiheitshass, seinen Religionswahn praktisch werden ließ. Und wieder legt sich über das Grauen sofort ein Kokon aus routinierter Rhetorik und ritualisierter Betroffenheit, der trösten soll und nur zynisch ist. Damit muss Schluss sein. Ein Weiter-So darf es nicht geben – weder im Reden noch im Handeln. Den Opfern sind wir es schuldig.
Von ihnen wird bezeichnenderweise kaum geredet, obwohl es an Worten nicht mangelt. Davongekommene senden Hinterbliebenen ihre Anteilnahme: Mehr ist in den Medien und bei Politikern nicht zu holen. Opfer stören die Betriebsamkeit, sind die Lücke, die bleibt, der Stein, an dem die Gegenwart strauchelt. Unter den Teppich der Normalität sollen die beunruhigenden Fragen gekehrt werden, die unser aufgeklärtes Selbstverständnis provozieren: Wieso bewegen Dschihadisten aus aller Herren Länder sich frei in den Metropolen des Westens, um dort Tod und Hass zu säen? Weshalb hört man von anderen Angehörigen derselben Religion, des Islams, mal schmallippige Distanzierungen, mal klammheimliche Freude, selten grundsätzliche Selbstkritik? Und warum ist in manchen öffentlichen Debatten Islamkritik verwerflicher als Islamismus?