Ein VW-Golf Cabriolet von 1979.
Jamaika war das politische Projekt der Generation Golf / picture alliance

Scheitern von Jamaika - Den Stöpsel aus dem Wohlfühlplanschbecken gezogen

Kolumne Grauzone: Das Scheitern von Jamaika ist ein Segen. Denn das Bündnis war die Fata Morgana der Generation Golf, der Wohlstandskinder, die noch immer in den achtziger und neunziger Jahren feststecken. Es ist Zeit, dass es in der Politik wieder um die Auseinandersetzung von Ideologien geht

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Jamaika war mehr als ein Koalitionsprojekt. Seinem Misslingen kommt daher eine Bedeutung zu, die weit über die Tagespolitik hinausreicht. Es markiert eine Zäsur. Denn Jamaika war ein Symbol. Es war das Projekt der Wohlstandskinder der alten Bundesrepublik, jener, die behütet groß geworden sind unter Helmut Kohl, mit Wim Thoelke, „Wettens, dass…?“ und Dolomiti-Eis. In Jamaika kristallisierte sich das Lebensgefühl der Mittelstandssprösslinge der späten Bundesrepublik, derjenigen, die inzwischen Teil der neuen urbanen Elite geworden sind, erfolgreich, modern und international. Kurz: Jamaika war das politische Projekt der Generation Golf. Bleibt zu hoffen, dass Christian Lindner es ein für allemal beerdigt hat.

Denn Jamaika ist das Produkt einer umfassenden Entpolitisierung. Es ist die politische Fata Morgana einer Generation, die in den flauschigsten Jahren der Republik aufgewachsen ist, in einem scheinbar posthistorischen Paradies, einer Ära permanent steigenden Wohlstandes und ewigen Friedens. Die Tragweite der historischen Veränderungen der letzten Jahre weigern sich diese verwöhnten Kinder der alten Bundesrepublik wahrzunehmen. Deshalb sind Retromoden bei ihnen so populär. Denn kulturell und intellektuell steckt man noch immer in den achtziger und neunziger Jahren, kreist gedanklich um die eigene Sinnsuche, um Wohlstandsmehrung, Alterssicherung und den nächsten Fernurlaub. Und die Probleme dieser Welt, da ist man sich sicher, sind mit ein bisschen guten Willen und Vernunft schon zu lösen.

Die Abwesenheit jeder Programmatik war die Basis

Man hat Jamaika vorgeworfen, kein echtes Projekt zu haben. Das war falsch gedacht. Genau die Abwesenheit jeder Programmatik, die durch ein paar Politiksymbole kaschiert werden soll, und der aufgesetzte Pragmatismus, der die eigene Ideenlosigkeit nur unvollständig verdeckt – das ist die eigentliche Basis der Jamaika-Idee. Sie entstammt einer Zeit, die sich selbst postmodern nannte und damit auch immer meinte, dass Standpunkte, Positionen und feste Überzeugungen lächerliche Eigenschaften provinzieller Kleingeister sind. Denn schließlich hatte man gelernt, dass alles irgendwie perspektivisch ist, pluralistisch und eine soziale Konstruktion.

Jamaika, das ist und war daher auch immer das Projekt einer Generation, der Ironie als Denkersatz diente, wo das Popkulturelle abgefeiert wurde und man Harald Schmidt als Intellektuellen missverstand. Man hörte die richtige Popmusik, las die richtigen Magazine, amüsierte sich über Popliteratur und verspottete die 68er-Lehrer – weil sie schlecht angezogen waren und so ein seltsam verbohrtes Weltbild hatten. Die Generation Golf war die Generation des großen Unernstes. Deshalb hat sie nie gelernt, wirklich Politik politisch zu denken und hält das auch noch für modern und zukunftsweisend. Und weil man im Kern harmoniesüchtig ist, weil man nie wirkliche Konflikte kennen gelernt hat und weltanschauliche Auseinandersetzungen nur aus dem Kino kennt, ist man davon überzeugt, dass Demokratie ein ewiger runder Tisch ist.

Christian Lindners Angriff auf die Konsenspampe

Doch Politik, die sich unpolitisch gibt, ist auf Dauer gefährlich. Zumindest in einer Demokratie. Denn Politik lebt vom Politischen. Und das Politische ist ideologisch. Ideologien aber, die sich ernst nehmen, schließen sich gegenseitig aus. Deshalb liegt das Wesen des Politischen, wie schon Carl Schmitt richtig beobachtet hat, in der Unterscheidung von Freund und Feind.

Das Scheitern von Schwarz-Grün-Gelb ist ein Geschenk. Man sollte Christian Lindner dafür ewig dankbar sein. Es verhindert, dass in Deutschland zur Unzeit ein Projekt realisiert wird, das gedanklich aus den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts stammt. Doch aus dem Wohlfühlplanschbecken wurde der Stöpsel gezogen. Das sollten auch die Kinder der späten Bundesrepublik langsam begreifen.

In diesem Sinne ist der Ausstieg der FDP aus Jamaika der überfällige Angriff auf die neubürgerliche schwarz-grüne Konsenspampe, in der sich die älter gewordene Generation Golf in ihrem Verlangen nach Behaglichkeit eingerichtet hat. Das bedeutet zugleich, dass das Ende von Jamaika die Chance ist, Politik wieder als das zu begreifen, was sie ist: die Auseinandersetzung der Ideologien.

Es muss wieder um Alternativen gehen

Das aber setzt voraus, dass die Parteien sich auf ihren weltanschaulichen Kern besinnen: Die Grünen müssen wieder lernen, eine Alternative zum kapitalistischen Massenkonsum zu formulieren. Die Konservativen müssen wieder Mut zu Positionen haben, die auch konservativ sind – und nicht die neue Urbanität für sich entdecken. Und auch die Sozialdemokraten wären gut beraten, darüber nachzudenken, ob links sein nicht etwas anderes bedeuten kann, als immer neue Gruppen sozial Bedürftiger ausfindig zu machen.

Jamaika, das wäre nicht mehr gewesen als das anachronistische Eliten-Projekt der Mittelstandskinder der alten Bundesrepublik. Ein Segen, dass uns zumindest diese Retro-Veranstaltung erspart geblieben ist. Es ist Zeit, das Politische neu zu entdecken.
 

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Udo Maier | Sa., 25. November 2017 - 07:49

Genau so erlebe ich es: keine Konfliktkultur, keine
Streitkultur, alles ist möglich, alles ist erlaubt und keine eigene Position. Der innere Kompass fehlt bzw. wurde noch nie auf die Probe gestellt. Beliebigkeit regiert, alles so chamäleonhaft. Ich denek, das ist der Schlüssel - man färbt sich nach der Meinung der Umgebung ein, wie ein soziales Chamäleon. Und das geht nur, wenn man keinen eigenen Standpunkt hat.

Christiane Bohm | So., 26. November 2017 - 19:47

Antwort auf von Udo Maier

Sie haben den Kern der Sache gut beschrieben. Es ist exakt dies das Ziel des Genderismus, der aus dem Kommunismus kommt.
Lenin sagte: Um eine Nation zu vernichten muss man als erstes deren Moral vernichten. Dann fällt sie einem als reife Frucht in den Schoss.
Wilhelm Reich, Erfinder der sexuellen Revolution sagte sinngemäß: Wir diskutieren nicht, wir eliminieren die religiösen und sexuellen Grundpfeiler und lösen die Bindungen der Kinder zu den Eltern auf. Wenn die Säkularisierung gelungen ist, beherrschen jene, die die Meinungen steuern, das Land. Der Genderismus betreibt die Dekonstruktion der Bipolarität von Mann und Frau und verhindert damit, dass sich stabile Identitäten bilden, indem nicht nur die Ausnahme zur Norm gemacht wird, sondern die Veränderbarkeit und Vorläufigkeit des eigenen Geschlechts besonders in den Focus der Aufmerksamkeit gerückt wird. Das momentane Gefühl wird über die Vernunft gehoben. Rollenvorbilder werden nivelliert und die Familie aktiv entwertet.

Miguel Bader | Sa., 25. November 2017 - 07:55

Also ich würde mich selbst auch als ein Kind der 80er und 90er Jahre bezeichnen und vieles in Ihrer Analyse stimmt da schon, v.a. der sinnentleerte Materialismus und auch der Internationalismus sind da schon hervorzuheben. Dennoch, ich und viele meiner "Peers" haben mit den Grünen absolut nichts am Hut, gerade eben weil sie uns nicht pragmatisch, sondern hochideologisch erscheinen. Die Grünen sind aus unserer Sicht eher die Heimat linker Omas und Opas. Ich denke, dass unsere Generation vielmehr einem eher angelsächsischen Lebensmodell folgt, dass sich als konsumorientiert, pragmatisch, vernünftig international, bei v.a. letzteren aber in der Tat nicht ideologisch positioniert, also weder links noch rechts. D.h. Multikulti ja, aber dennoch keine unlimtierte Masseneinwanderung aus den im Moment wohl hochideolisiertesten Gegenden der Welt - dem Islam. Interessanter Artikel. Man muss vielem zustimmen, anderes würde ich aber zurechtrücken wollen, jedenfalls für mich.

Markus Michaelis | Sa., 25. November 2017 - 14:47

Antwort auf von Miguel Bader

Ich würde Ihnen sehr zustimmen, allerdings auch eine andere Sichtweise betonen. Dass sie z.B. eine massenhafte islamische Einwanderung ablehnen, weil aus diesen Regionen zuviele festgefahrene Ideologien kommen, würde ich auch so sehen. Allerdings ist dieser Standpunkt in dem Sinn auch ideologisch, weil es eben keine tiefere Begründung dafür gibt - außer die innerhalb ihres eigenen Wertesystems. Das, was sie als ihr internationales Multikulti ansehen, kann man so bezeichnen. Ich würde das aber eher auch als eine ideologische Gruppe bezeichnen, die eben nicht an einen festen Ort oder Nation gebunden ist. Die allermeisten Menschen gehören nicht zu dieser Gruppe - also hat ihr "Multi" anscheinend auch Grenzen. Ich respektiere Ihr Multi sehr, habe allerdings bedenken, ob es aus sich heraus funktionsfähig ist oder nur als Zugabe auf bestehenden Systemen lebensfähig ist, die sich aus anderen Quellen speißen.

Die allermeisten Menschen leben in Asien und sind Chinesischer Abstammung. Die Chinese People in den North East Asia und South East Asia beruecksichtigt, sind das fast 2/3 der gesamten Weltbevoelkerung.
Dort gibt es auch sehr global ausgerichtete Bestrebungen (bspw. Chinas neue Seidenstrasse).
Wie damit umgegangen wird und wie wir als kleines Europa (mit zukuenftig deutlich weniger als 10% der Weltbevoelkerung) und Minideutschland hier uns verhalten, wird ausschlaggebend sein. Die Frage nach Multikulti wird in naher Zukunft einfach ueberrannt werden. Ebenso die Frage nach Elektroautos und anderen fuer mache hier so schwer verdaubare Ideen. Sie wird aus Asien einfach mit Macht kommen. Die Frage ist nur, sind wir offen genug, um noch mitspielen zu koennen, haben wir innovative, neue Modelle, die wegweisend sein koennen? Hier haette ich Jamaika durchaus Fruchtbares zugetraut.

Holger Stockinger | Sa., 25. November 2017 - 17:51

Antwort auf von Miguel Bader

ist aus meiner Beobachtung zuzustimmen. Die Nachdenklichen Ihrer Generation, die ich kennengelernt habe, haben eine "unideologische" Weltsicht und stehen mehr "auf dem Boden der Realität" als die "Propaganda-Apparate" der meisten Medien oder Parteigenossen.

Achim Scharelmann | Sa., 25. November 2017 - 08:21

Es kommt immer darauf an, wen man mit Wohlstandskindern meint und dabei muß man schon unterscheiden, wer dazu gehört und Nutznießer ist und wer weniger, mangels Zeit, anderer Auffassung und persönlicher Herkunft. Eine große Gruppe entspringt dem mittleren Bürgertum, gelangweilt und dekadent und heute in gut situierten Positionen im öffentlichen Dienst mit Rundumversorgung ohne Lebensrisiken im Gegensatz zu Leuten in der freien Wirtschaft, vom Arbeiter angefangen bis zum Selbsständigen, die völlig andere Probleme haben um überleben zu können und deshalb die Welt mit anderen Augen betrachten. Wer mit seinem täglichen Sein beschäftigt ist, war nicht in der Lage politische Experimente zu konstruieren, es fehlte einfach die Zeit und wenn dann noch ein wenig Geld vorhanden war, dann machte man noch Urlaub oder baute an. Darum ist die Sichtweise völlig unterschiedlich und aus sicherer Perspektive ließ es sich leicht philosophieren, im Gegensatz zur wahren Realität der meisten im Lande.

Claudia Westphal | Sa., 25. November 2017 - 08:52

dass irgendjemand Jamaika wirklich gewählt und gewollt hat. Vielmehr ist dieses Wahlergebnis Ausdruck einer breiten Ratlosigkeit unter den Wählern. Die Alternativlosigkeit legt sich wie eine bleierne Decke über das Land. Angela Merkel wird man nicht mehr los und ansonsten ist da nicht viel.

Ich glaube nicht, dass Jamaika ein Erfolgsprojekt geworden wäre. Aber was bleibt? Weiter GroKo und ein Land ohne Opposition mit einer Einheitspartei am Ruder? Die SPD hat doch völlig Recht, wenn sie die Aufgabe der Oppositionsführerin übernimmt und somit wieder den Hauch einer Demokratie ins Parlament bringt, den Wettbewerb der Ideen und der Lebensmodelle.

Ich kann die FDP gut verstehen und bin überrascht über die negative Reaktion in den Medien. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass Koalitionspartner der Bundeskanzlerin bei Wahlergebnissen die Zeche zahlen. Das haben sowohl SPD als auch FDP erfahren müssen. Bei der letzten Wahl auch die CDU

Eine kopflose Republik im wahrsten Sinne. Und nun?

Reiner Bergmann | Sa., 25. November 2017 - 16:52

Antwort auf von Claudia Westphal

Rücktritt der Kanzlerin und Neuwahlen Frau Westphal. Das wäre vielleicht die Lösung. Denn diese und ihre Helfer sind für die Krise insgesamt voll verantwortlich. Rücktrittsforderungen von Seiten der Jungen Union gibt es ja schon. Auch wenn diese bereits als Putschversuch bezeichnet werden. Die Reaktion der links/grünen Medien war so zu erwarten. Die dämlichen Fragen und Unterstellungen einer Marietta Slomka, welche übrigens vom ZDF ein Gehalt von über 200000 Euro erhält und einige Milliönchen auf dem Konto hat, an Christian Lindner, waren einfach nur peinlich. SPD und FDP haben bis jetzt alles richtig gemacht. Bis jetzt...

Reimund Großhäuser | Mo., 27. November 2017 - 15:46

Antwort auf von Reiner Bergmann

Völlige Übereinstimmung, Herr Bergmann. Rücktritt von Merkel, Schulz und vor allem Seehofer (=Wendehalskönig). Außerdem wünsche ich mir eine "totale Erneuerung" des Parteien- und Wahlsystems - für mich die Hauptursache allen politischen Übels.
Das Interview von Slomka mit Lindner war unterste Kante und peinlich (wie annähernd alle Interviews von Slomka), wobei ich Hochachtung habe für Herrn Lindner für seine Haltung und Geduld.
Und nur noch eine Ergänzung: die überhöhten Salärs von Slomka (und Kleber etc,) zahlen wir "Zwangsabgabenberechtigte" (leider); ARD, ZDF & Co. sind lediglich die "Verteiler" ....

Reiner Bergmann | Mo., 27. November 2017 - 21:49

Antwort auf von Reimund Großhäuser

Diese Herr Großhäuser gehört zu einem Gesamtsystem, welches in sich zusammenfallen würde wenn sich die politischen Verhältnisse in diesem Land endlich verändern würden.. Der Skandal Glyphosat zeigt zu welchen Schweinereien die Kanzlerin und ihr Gefolge fähig ist.

Olliver Land | Di., 28. November 2017 - 06:33

Antwort auf von Reiner Bergmann

Woher kennen Sie denn den Kontostand von Frau Slomka? Und was tut dies zur Sache?

Guido Schilling | Sa., 25. November 2017 - 19:47

Antwort auf von Claudia Westphal

wird von A.M. rigoros durchgesetzt. Kindergärten und -krippen sind schon auf DDR-Niveau. Fehlt nur noch der ideologische Überbau. Die Einheitspartei hat sie auch schon umgesetzt. Fehlt nur noch die Umbenennung der Regierung in Politbüro.

Michael Ludwig | So., 26. November 2017 - 18:49

Antwort auf von Claudia Westphal

Wann wird es auch der Letzte begreifen. Jeder der es wagt dem linksgrünen
Zeitgeist zu widersprechen wird sofort mit der rechten Nazikeule niedergemacht.
Solange dies von einem Großteil, vor allem der westdeutschen "schon länger hier
wohnenden" nicht bemerkt wird, ändert sich nichts. Die Ostdeutschen haben 40 Jahre Erfahrung mit der aktuellen Kamera (jetzt Tagesschau) und da haben sich Sensoren entwickelt die schon geraume Zeit permanent Alarm schlagen.
Wenn Lindner standhaft bleibt wäre das super und ein weiter Sargnagel dieses
undemokratischen Kartells.
Da man jetzt auf 2 Parteien einprügeln muss, könnte es sein das die Keulen immer
knapper werden, das wäre ein erkennbarer Fortschritt.

Danke Herr Ludwig, völlige Übereinstimmung. Und auch die "Nazikeule" wird immer schwächer, je öfter man sie versucht, anzuwenden; gleiches gilt für das Unwort "Rechtspopulismus". Hier können wir "Wessis" von den "Ossis" noch viel lernen, und das ist gut so. Hoffentlich begreifen das immer mehr Leute. Großen Dank dem Artikel und hohe Achtung für Herrn Lindner zur Entscheidung, dieses Unkonstrukt "Jamaika" zu beenden.

Irgendwie empfinde ich dies hier genau andersrum. Jeder, der es wagt gruene Ideen und eine Jamaika Koalition auch nur halbwegs gut zu finden, wird direkt niedergemacht. Lesen Sie sich die Kommentare doch einfach mal durch.

Olliver Land | Di., 28. November 2017 - 06:30

Antwort auf von Claudia Westphal

Also ich habe bewusst und mit Hoffnung gewaehlt, dass es schwarz-gruen gibt. Schwarz-gruen-gelb? Ja, auch das haette ich vor der Wahl sofort unterschrieben.

Und das als ehm. FDP Waehler.

Ich kenne auch einige, die schon seit Jahren von einer schwarz-gruenen Koalition auf Bundesebene traeumen.
Ob das nun vorteilhaft oder nachteilhaft ist, ist Ansichtssache, aber es gibt uns tatsaechlich, auch wenn sie es nicht glauben wollen!

Ich konnte uach nicht glauben, dass wir mehr als 10% AFD Waehler haben. Dass gestandene Fluechtlingeaus der DDR (als dort das politische System schon zusammenbrach und sich aenderte), nun keine Fluechtlinge aus Syrien aufnehmen wollen. Und auch wenn ich das nicht glauben konnte, ist es leider so.

Angelika Krüger | Sa., 25. November 2017 - 09:31

Herr Grau, auf den Punkt gebracht! Sie sprechen mir aus dem Herzen. Genau das erlebe ich in meinem familiären Umfeld (Generation "Golf"). Habe Ihren Artikel gleich weitergeleitet.

Frank Grundmann | Sa., 25. November 2017 - 09:34

Sorry, aber ich halte diese Darstellung von Herrn Grau schlicht gesagt für intellektuelle Spinnerei.
Welche Alternativen wünscht sich denn der Autor?
Wenn man genauer liest, findet man Hinweise darauf, dass Herr Grau genau das wieder herbeisehnt, was der Wähler bis zum Erbrechen satt hat:
CDU und SPD sollen wieder das sein, was sie früher waren, nämlich riesige Tanker, die sich ihren Weg durch die Weltmeere bahnen, nahezu unfähig zu einer Kurve, zum Bremsen oder gar zueiner Kurskorrektur. Das geht so lange, bis der Tanker langsam von innnen durchrostet und schließlich sinkt.
Heute sind die großen Tanker längst innerlich verrostet kaum mehr seetauglich und benötigen dringen eine "Werft". Dass die FTP dabei die Lotsen stellen möchte und möglicherweise kann, spielt hierbei eine untergeordnete Rolle.
Das "Projekt Jamaika" war nicht das "Planschbecken der Generation 80er", sondern der verzweifelte Versuch, die alten Tanker in den Rettungsbooten zu verlassen - um im Bild zu bleiben.

Ich denke, dass Sie Grau falsch verstehen. Sie beziehen sich vielleicht auf einen Aspekt wie "dass Standpunkte, Positionen und feste Überzeugungen lächerliche Eigenschaften provinzieller Kleingeister sind" und sehen dagegen den kurshaltenden Tanker mit fester Ideologie. Das ist nicht der Punkt, um den es geht. Der Punkt um den es geht, ist dass das "90er-Jahre-Denken" meint, dass man (hier und heute) alles durch vernünftiges Zusammensetzen und Argumente austauschen, um "DAS Richtige2 zu erkennen", lösen kann. Grau meint (denke ich), dass genau dieser Ansatz (hier und heute) an prinzipielle Grenzen stößt und man sehen muss, dass hinter den Standpunkten (berechtigte aber sich widersprechende) Ideologien stehen.

Wo ich eher Ihnen recht gebe: Jamaika war vielleicht eher nicht das politische Wunschprojekt, sondern der letzte Versuch der 90er bürgerlichen Mitte ihr altes Weltbild zu retten.

Volker Leyendecker | Sa., 25. November 2017 - 09:46

Herr Grau ihre Darstellung in allen Ehren, gefällt mir, doch wo ist das mitdenken der Deutschen Presse ? Unsere gleichgeschaltete Presse hat doch die Zeichen der Zeit nicht erkannt oder will sie nicht erkennen. Die tiefe Ursache ist die Globalisierung, dadurch wird die Welt von Hedge Fonds beherrscht, denn Geld als Schmiermittel geht nur den Weg wo ist der größte Gewinn zu machen. Als das in Schieflage kam wurden sofort die Banken gerettet. Der Mensch bleibt auf der Strecke ist nur noch ein Kostenfaktor und zählt nicht mehr. Allenfalls als Konsument !! Als warnende Stimmen aufkamen wurden diese als Rückständig, oder noch schlimmer als Brauner Sumpf bezeichnet. Warum wird die AFD in den meisten Artikeln immer mit dem Zusatz -Rechts Populistisch- bezeichnet ?? Wenn die Wahrheit populistisch ist bin ich gerne ein Populist.

Ich bezeichne im Gespräch, die Linken generell als Linkspopulisten, für die angebliche Mitte reicht dann z.B. der Zusatz die populistische CDU /CSU, Grüne, etc.dann wird es meistens ruhiger ;-)

Dann geht es auch noch bei Kommentaren, zB. : Liebes populistisches ZDF, ARD, Spiegel, Focus, FAZ.....usw.

ja, wenn ich mit jemanden rede, der diesen populistischen Zusatz dann fuer alles nutzt, dann werde ich meist aus Traurigkeit ruhiger, da ich denke, "ok, es macht hier keinen Sinn. Hopfen und Maz verloren."

Danke, werde ich in Zukunft nicht mehr ruhig sein, sondern energisch widersprechen. Ich glaube zwar weiterhin, dass es kein Umdenken bei Zeitgenossen wie Ihnen bringt, aber auch nicht die voellige Fehleinschaetzung, dass dies Argument auch noch stichhaltig war.

Akira Ozawa | Sa., 25. November 2017 - 09:54

Heraus aus der neubürgerlichen schwarz-rot-grünen Konsenspampe!

Oftmals reichen Zitate von klugen Leuten:

""In einer Minderheitsregierung würde die Union regieren.
Da sie allein keine Mehrheit hat, müsste sich für jedes Vorhaben andere Parteien als Unterstützer suchen.
In anderen Ländern hat sich dieses System sehr gut bewährt.
Doch hierzulande scheint es so gut wie ausgeschlossen - aus Egoismus der Mächtigen und nicht zum Besten Deutschlands, wie Politologe WINAND GELLNER von der Universität Passau meint.""

Diejenigen, die an der Macht sind, haben Angst, diese zu verlieren, sie bremsen bewusst.
Das ist das Problem.

Eine Clique von Berufspolitikern möchte aber weiter "durchregieren".
Jetzt haben sie tiefe Sorge, aus diesem gemütlichen Trott ausbrechen zu müssen.
Angela Merkel tut alles, um an der Macht zu bleiben, vor allem Führungskräfte und MdB der SPD ebenso.

Und der politisch-mediale Komplex tut alles nur Mögliche, diese abstrusen Zustände aufrecht zu erhalten!

Sepp Kneip | Sa., 25. November 2017 - 10:40

Vorweg, das Scheiternlassen der Jamaika-Koalition durch Lindner ist in der Tat ein Segen. Das Vorgehen Lindners krankt an einer Stelle: Merkel konnte damit nicht beseitigt werden. Die Konsensbrühe, dieser parteipolitische Einheitsbrei, wurde erst durch Merkel angerührt und zum Fundament ihrer Machtfülle erhoben.

"Es muss wieder um Alternativen gehen" Auch das ist richtig. Nun haben wir eine Alternative - und was wird aus ihr gemacht? Da es eine Alternative jenseits des etablierten Polit/Medien-Kartells ist, wird sie verteufelt und stigmatisiert. Statt dem, auch im Artikel postulierten, Wettstreit der Weltanschauungen, sprich Ideologien, den Stellenwert zu geben, der ihm gebührt, verwischte Merkel die Grenzen und schwebte über allem. Mit den bekannten Folgen.

Ein Neuanfang in der bundesdeutschen Republik ist daher wohl nur ohne Merkel denkbar. Ein Bundespräsident, der das nicht erkennt, und die SPD zur Neuauflage einer GroKo mit Merkel drängt, hat nichts verstanden.

Wie, Herr Kneip, soll der Bundespräsident dies auch erkennen und verstehen? Er gehörte ja sein ganzes Politikerleben diesem Polit/Medien-Kartell an und wurde dadurch geprägt. Man kann im Prinzip gar keine andere Handlungsweise von ihm erwarten, so falsch sie auch ist.

Deshalb sollte m.E. nie ein "Berufspolitiker" diesen Posten bekleiden und vor allem sollte die Besetzung dieses Amtes keinesfalls in Hinterzimmern ausgemauschelt und zum Schluss von ein paar vorsondierter und gebriefter Künstler pro forma lediglich bestätigt werden. Mit einer demokratischen Besetzung dieses Amtes hat diese Verfahrensweise nämlich nichts, rein gar nichts zu tun.

„Jeder, der an der Zukunft des eigenes Landes interessiert ist, muss wissen, dass er das Land nicht denen überlassen darf, von denen er sich ganz sicher nicht vertreten sehen möchte.“ Okay - ich möchte das Land weder Frau Merkel noch den Grün*innen überlassen und auch keiner weitere GroKo. Frau Merkel darf in Minderheit regieren und sich Mehrheiten für ihre abstrusen Ideen holen. Dann schauen wir mal. Herr Steinmeier ist (leider) nicht unabhängig. Das hängt nun mal an ihm wie ein Mühlstein.
https://www.cicero.de/innenpolitik/krawallmacher-schock-fuer-die-konsen…

Cecilia Mohn | Sa., 25. November 2017 - 10:45

Ich kann Ihnen nur zustimmen. Aber hoffentlich gibt es wirklich einen Neuanfang und nicht einen anderen faulen Kompromiss.

Cecilia Mohn

Achim Scharelmann | Sa., 25. November 2017 - 12:56

Antwort auf von Cecilia Mohn

Ihre Hoffnung wird vermutlich dahinfließen, denn durch die neue Rechte im Bundestag sehen sie ihre Fälle davonschwimmen und nun geht es darum die Stellung zu halten, auf Teufel komm raus und dazu greifen sie zu allen Mitteln, hauptsache es hilft, denn es geht hier hauptsächlich um die Verteidigung ihrer gemeinsamen Idiologien und dabei ist ihnen der Wähler völlig egal.

Achim Scharelmann | Sa., 25. November 2017 - 12:57

Antwort auf von Cecilia Mohn

Ihre Hoffnung wird vermutlich dahinfließen, denn durch die neue Rechte im Bundestag sehen sie ihre Fälle davonschwimmen und nun geht es darum die Stellung zu halten, auf Teufel komm raus und dazu greifen sie zu allen Mitteln, hauptsache es hilft, denn es geht hier hauptsächlich um die Verteidigung ihrer gemeinsamen Idiologien und dabei ist ihnen der Wähler völlig egal.

Bernd Neumann | Sa., 25. November 2017 - 11:00

Um an den Fleischtöpfen zu bleiben oder an diese zu kommen, richtet sich die politische Ideologie, wie in einer Marktwirtschaft, an den Bedürfnissen der Zielgruppe (Wähler) aus. Es geht nicht mehr darum was richtig oder falsch ist, sondern welchen Widerhall eine Entscheidung in der aktuellen Stimmungslage verspricht. Marketing lässt grüßen. Die FDP ist da auch nicht anders, nur halt eben anders opportunistisch, gewählt als Protestpartei um nicht die AfD zu wählen, aber substanziell genau leer wie die anderen auch....

wolfgang spremberg | Sa., 25. November 2017 - 11:01

Ich glaube die Ideologien werden sich neu sortieren müssen.
Links wird nationaler, sonst geht links nicht.
Liberal bleibt global, wird aber die Grenzen ständig neu ausloten müssen.
Grün wird das was es eigentlich ist werden müssen : bewahrend, also konservativer.
Insgesamt wird es härter werden müssen. Vor unserer Tür stehen viele Menschen, die bei uns leben wollen und es werden mehr, viel mehr.
Wer darauf die falsche Antwort gibt ist, mittelfristig, raus aus dem Rennen um Wähler, Mandate, Macht, Einfluss, Posten und Pöstchen.
Spannende Zeiten...

Daniel Sunnus | So., 26. November 2017 - 12:44

Antwort auf von wolfgang spremberg

Herr Spremberg.

"Ideologien aber, die sich ernst nehmen, schließen sich gegenseitig aus", so Autor Grau. Deshalb müssen sich die Ideologien nicht nur miteinander auseinandersetzen.

Sonder jeder ist gefordert, diese eine, bis vor kurzem herrschende Konsensideologie auseinderzunehmen.

Christa Wallau | Sa., 25. November 2017 - 11:05

Freudig unterschreibe ich alles, was Sie ausführen, lieber Herr Grau. Ich sehe es auch als Segen an, daß die Jamaika-Koalition (= Fortsetzg. des Aufenthaltes im "Wohlfühlplantschbecken) nicht
zustande kam. Das "anachronistische Elitenprojekt der Mittelstandskinder der alten BRD" (gut formuliert!) muß ein Ende haben. Es hat D tief genug in den Morast des Oberflächlichen getrieben.
Was mir nur bei Ihnen fehlt, ist ein kleiner Hinweis auf die Partei, deren Arbeit der Aufbruch aus der Alternativlosigkeit in beispiellos kurzer Zeit u. gegen heftigste Anfeindungen zu verdanken ist, die AfD. Sie hat - als einzige - den Mut gehabt, "das Politische neu zu entdecken", wie es sich in ihrem Namen bereits ausdrückt: ALTERNATIVE für Deutschland.
Nur mit der AfD im Nacken konnte die FDP es wagen, sich quer zu stellen. Es ist lobenswert von Lindner, diesen Schritt getan zu haben, aber es ist genauso schäbig, der AfD weiterhin einen gewissen Respekt zu versagen.
Halbe Wahrheiten sind auch Lügen...

Hans Page | Sa., 25. November 2017 - 11:11

Ich empfinde den Ansatz der Grünen als hochideologisch und durchaus konfrontativ. Die Thesen mögen auf die CDU und Teile der SPD, aber die linke SPD und die Linke waren immer ideologisch. Aber was die Parteien machen ist letztlich unwichtig. Die wirkliche Malaise ist das Verhalten der privaten und öffentlichen Medien, die bis auf wenige Ausnahmen kritiklos waren und immer noch sind. Alleine der NSA Skandal hätte einem anderen Kanzler den Job gekostet. Das wirkliche Problem ist dass die Medien die Einlullstrategie der Kanzlerin nicht nur mitgemacht haben sondern aktiv und aggressiv unterstützt haben. Die diffamierenden Kampagnen erst gegen Pegida, AfD und auch CSU sprechen eine klare Sprache. Warum nimmt sich niemand die ursprünglichen Pegida Positionen und vergleicht sie mit den heutigen Positionen der Regierung. Die Verweigerung der Medien die heutige Realität zu sehen und zu beschreiben ist das wirkliche Problem. Den Rest erledigen dann die Wähler, wohlinformiert und bewusst.

Ralph Lewenhardt | Sa., 25. November 2017 - 11:30

"Ihre" Rückführung der Demokratie auf die politische Auseinandersetzung von Ideologien, getragen von Parteien- Führungseliten ist noch fossiler, als der von Ihnen beschriebene politische Gemütszustand der Gestrigen. Was ist z.B. an den Macron-Wünschen Links oder konservativ? Was haben innere Sicherheit und Grenzschutz mit Links- oder Rechts zu tun? Die Weiterentwicklung der Repräsentativen Demokratie, indem Elemende der direkten Demokratie zu wichtigen Grundfragen der Gesellschaft gesetzlich möglich werden, ist der einzige Weg zu stabilen Gesellschaftsverhältnissen.
Bis dahin Wahl von Koalitionsprogrammen und nicht länger von Einzelprogrammen, die sich alle samt im Nichts auflösen und zu Regierungsprogrammen führen, die so kein Wähler kannte, geschweige gewählt hat. Die Folge sind Zustimmungswerte von nicht mal 30 % der Wahlberechtigten zum Regierungsprogramm. Bei der ersten unpopulären Entscheidung explodiert zurecht der Zulauf zu Protestparteien-und zwar von links und rechts.

Enrico Stiller | Sa., 25. November 2017 - 11:48

Dazu ein Kommentar von Prof. Gellner, Politologe, Uni. Passau: Der Kanzlerin ginge es ganz allein um den Erhalt ihrer Möglichkeit, durchzuregieren, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Und der SPD gehe es um den Erhalt ihrer MInisterposten. Nur deshalb lehne man z.B. eine Minderheitsregierung ab. Die GroKo sei "wie ein Grabdeckel auf dem politischen Diskurs". Stimmt. Es ist zu hoffen, dass die GroKo auch der politische Grabdeckel für Merkel, die CDU ("die Partei ohne Eigenschaften" - in Anlehnung an Musil) und die SPD ("die Partei ohne Selbsterhaltungstrieb") wird. Stegner sagt, eine Obergrenze für Migranten käme nicht mehr in Frage. Glück auf, CSU! Erklär mal eine GroKo ohne Obergrenze den Bayern, nächsten Herbst! Merkel wird vorsorglich eine Kenia-Koalition vorbereiten. Aber das wird ihren Untergang nur kurz verzögern.

Ursula Schneider | Sa., 25. November 2017 - 11:49

lieber Herr Grau, und gerade ist man ja dabei, den Stöpsel wieder in dieses Wohlfühlplanschbecken zu stecken. Jamaika scheiterte m. E. gerade an einer Ideologie, nämlich der der Grünen. Die drei anderen hätten sich schnell geeinigt.

Es ist meiner Meinung nach denn auch nicht die Ent-Ideologisierung das Problem (Ideologie ist immer etwas Starres, Geschlossenes, Übertriebenes), sondern die Tatsache, dass man unter der politischen Oberfläche Pfründe verteidigt und politische Konkurrenz wegbeißen will.
Nicht nur die Generation Golf schätzt ihr behagliches Nest, sondern vor allem das Polit-Establishment, das dieses Nest mittlerweile so kommod ausgepolstert hat, dass jeder hinein und keiner mehr heraus will.

"Zeit für Auseinandersetzung von Ideologien"?
Nein, Zeit, einmal nicht an das eigne, sondern an das Wohl des Landes und seine Zukunft zu denken! Dafür wurden die Damen und Herren unseres Rekord-Parlaments mit 709 Abgeordneten schließlich gewählt.

Dr. Roland Mock | Sa., 25. November 2017 - 11:54

Ich stimme Herrn Grau in jedem Fall zu, daß alles besser ist als eine undurchsichtige „Konsenspampe“ ohne klare Ansage. Insofern bin auch ich Lindner dankbar dafür, daß er und seine FDP sich als Mehrheitsbeschaffer einer im Kern grün-sozialdemokratischen Politik mit leicht marktwirtschaftlicher Einfärbung verweigert haben. Auf eine „Alternative zum kapitalistischen Massenkonsum“ bin ich allerdings nicht scharf. Fühle mich im „Kapitalismus“ (den Nichtideologen übrigens als Marktwirtschaft bezeichnen) ganz wohl. Und ich werde auch weiterhin kein schlechtes Gewissen haben, chic zu essen und mit chicen Autos mit meiner Familie in chice Urlaubsorte zu fahren und dort in chicen teuren Hotels zu wohnen; mithin: zu „konsumieren“ wie ein Weltmeister. Ich weiß nicht, warum ein äußerst scharfsinniger Mann wie Herr Grau, der ansonsten kein Problem hat quer zu denken, es nicht vermag, dem verstärkt seit der Weltfinanzkrise 2008 aufgekommenen „Kapitalismus“-Bashing zu widerstehen.

Ralf Altmeister | Sa., 25. November 2017 - 12:07

Den Lebenserfahrungen der Ostdeutschen wird dieser Beitrag nicht gerecht. Sie befanden sich weder vor und schon gar nicht nach der Wende im Wohlfühlplanschbecken oder Unpolitischen.
Auch besteht, wie sich an den Wahlergebnissen zeigt, weder Harmoniesucht, noch Konfliktvermeidung sondern eine Sehnsucht nach Beseitigung von Missständen, einer Politik der pragmatischen Problemlösung, die frei von Ideologie, Religion, Übermoral und Bevormundung ist und bei der Volksentscheide unbedingt dazu gehören. Dazu gehört auch, dass jeder, der mit seiner Arbeit und den Steuern den Staatshaushalt bedient, Leistungsgerechtigkeit erfährt und dies nicht nur sekundär gegenüber einer deutschgeprägten solidarisch-sozialen Europa- und Weltrettungsutopie zur Manifestierung von Missständen führt, ohne ein einziges Problem zu lösen.
Außer FDP und AfD scheint z. Zt. keine Partei zur Analyse der Lage willens zu sein und zu beschreiben, wo ein "Weiter so" hinführt.
Sarrazin lesen wäre ein Ansatz.

Manfred Steffan | Sa., 25. November 2017 - 12:16

nennen Sie es Ideologie: Ohne eigenen Standpunkt ist es "Durchwurschteln". Und beim Durchwurschteln setzt sich der durch, der den größten Druck macht bzw. machen kann.

Tomas Poth | Sa., 25. November 2017 - 12:16

Für mich greift das zu kurz. Wir müssen die Großstrukturen sehen, nämlich die Nachkriegsordnung mit Nato und EU. Deutschland ist hier im Denken von Alternativen völlig eingekeilt und festgezurrt. Wir sind in Art einer "Geschichtsgeiselhaft" der Jahre 1914 bis 1945 unbeweglich gefangen, auch im Denken. Deshalb geht es nur noch um die Badetemperatur im Wohlfühlplanschbecken, welches Quietscheentchen mit hineindarf und ob dies auch biologisch dynamisch und klimaneutral gefertigt wurde.

Fritz Salzmann | Sa., 25. November 2017 - 12:21

Ein glänzend geschriebener Artikel. Einerseits liebt diese Generation Ironie und nimmt weltanschauliche Unterschiede nur am Rande zur Kenntnis, andererseits beobachte ich einen kompromisslosen Fanatismus, der u. a. nicht zwischen AfD und Nationalsozialismus unterscheiden kann. Wie passt das zusammen?

Elisabeth Ellermann | Sa., 25. November 2017 - 12:27

Ich kann diese Verknüpfung von "Jamaika" und den sog. Babyboomern ganz und gar nicht sehen. Die Entpolitisierung, das Koalieren mit egal wem zum alleinigen Machterhalt, Standpunkt-entleertes Rumregieren ist nicht das Ergebnis irgendwelcher Bevölkerungsgruppen, die es angeblich in den 80ern so überaus kuschelig hatten (hatte ich im übrigen nie), sondern das Ergebnis einer rückgratlosen CDU/CSU und ihrer SED-geprägten großen Vorsitzenden. Was soll verwerflich daran sein, über Wohlstandssicherung und Altersarmut nachzudenken?? Meine Generation hat trotz Dolomiti-Eis und Wim Toelke bislang vorwiegend gekämpft, Schule, Abitur, Studium, Arbeit, überall Konkurrenz wg. Bewerber"schwemme", jetzt ziehen wir 6 Kinder groß und kümmern uns um alte Eltern, Wohlstand oder Sicherheit auf dem Konto nicht in Sicht. Ich versteh Sie nicht!

Bernd Lehmann | Sa., 25. November 2017 - 13:05

kriegen wir denn hier wieder eine normale Diskussionskultur hin ? In der die Meinung des anderen auch zählt ? In einer Zeit in der honorige Professoren oder Polizeiführer niedergebrüllt und jeder der eine dem Mainstream entgegenstehende Meinung hat ,als Nazi verunglimpft und sein Wohnumfeld angegegriffen wird, wohlwollend begleitet von Politik und MSM. Die Gesellschaft ist in weiten Teilen total degeneriert und will deshalb auch die Werte auf der dieses Land mal aufgebaut wurde , nicht mehr verteidigen.
Das wirklich Gute, die AfD wirkt. Jetzt innerhalb der Parlamente noch mehr als zuvor außerhalb.

Markus Michaelis | Sa., 25. November 2017 - 13:10

Ich erlebe es wie Grau, dass das eines der wichtigen Themen ist. Staatstragende Schichten leben im Kopf und Weltbild im 90er-Paradies. Am gravierendsten zeigt sich das in der Flüchtlingsfrage, wo Hilfe=Einwanderung=kein Problem, weil ohnehin alle Menschen gleich sind und problemlos zusammenleben können. So hat man das gelernt, so ist man aufgewachsen.

Die Ideologien würde ich gerne um den Aspekt "Interessen" erweitern, weil es besser ausdrückt, dass es nicht um wahr oder richtig geht, sondern einfach und subjektiv um meine und deine Interessen, die auszutarieren sind. Nicht weil sie wahr sind, sondern weil es unsere Interessen sind. Dieses Denken fehlt. So gesehen ist es auch klar, dass das Austarieren irgendwo an Grenzen stößt, weswegen Grenzen erstmal eine wunderbare Erfindung sind.

Jacqueline Gafner | Sa., 25. November 2017 - 13:14

obwohl sie sich ausrechnen konnte, damit zum Prügelknaben der Union, der Grünen und der SPD zu werden, was - mit gütiger Hilfe auch der Mehrheit der meinungsbildenden Medien - auch prompt geschehen ist. Nun, ich glaube und hoffe, dass die breite Bevölkerung das etwas anders sieht. Die nach dem Aus der Sondierungen zu einer "Koalition der politischen Beliebigkeit" subito erklungenen Appelle, parteiliche Egoismen hintanzustellen und sich im Landesinteresse und - noch etwas melodramatischer - zur Rettung der Demokratie irgendwie zusammenzuraufen, vermögen nicht zu übertünchen, dass sich nach Bekanntwerden der Wahlergebnisse vorab eines breitmachte: organisierte Verantwortungslosigkeit. Die SPD flüchtete sich noch am Wahlabend in die Opposition und die Union nahm sich parallel dazu mit der trotzigen Feststellung aus der Schusslinie, dass gegen sie nicht regiert werden könne. Was folgte war ein reines Machtgeschachere der Wahlverlierer, das noch nicht zu Ende, sondern voll im Gange ist.

Dr. Lothar Sukstorf | Sa., 25. November 2017 - 13:15

Bravo Herr Grau, geben Sie es denen, den ewigen Jägern nach dem unseligen Kompromis - dieser ist nur eine Notlösung und nicht 'Lebensziel der Demokratie'.

Klaus Jürgen Bremm | Sa., 25. November 2017 - 13:21

Nicht durch das Platzen der Jamaika-Verhandlungen ist der Stöpsel zum Wohlfühlplanschbecken gezogen worden. Es war die Generation Golf selbst, die den Euro-Rettungswahnsinn und die Migrationskatastrophe zugelassen haben. Das geschah nicht aus einem angeblich für diese Truppe charakteristischen Gefühl des Unpolitischsein, sondern im Gegenteil genau aus einer inzwischen zur Religion gesteigerten Ideologie des Kulturradikalismus. Das Problem besteht eben in "Buntland" nur darin, dass diese Ideologie der Generation Golf heute jeden Diskurs dominiert, was gut daran zu erkennen ist, das praktisch in jedem Satz dieser Leute das Wort "Rassismus" vorkommt.
Deshalb widerspreche ich dem Autor engerisch. Wir brauchen wieder mehr ideologiefreie und praktische Poilitik im Sinne einer Weberschen Verantwortungsethik. Ob sie noch etwas retten kann, ist allerdings die Frage.

Edgar Timm | Sa., 25. November 2017 - 13:41

"In diesem Sinne ist der Ausstieg der FDP aus Jamaika der überfällige Angriff auf die neubürgerliche schwarz-grüne Konsenspampe, in der sich die älter gewordene Generation Golf in ihrem Verlangen nach Behaglichkeit eingerichtet hat."

Das Problem ist m.E. aber nicht die "Generation Golf", sondern es sind die Alt-68er, die ja auch schon in einen gewissen Wohlstand hineingeboren wurden und genüsslich das Erbe ihrer Eltern verfrühstücken.

Alexander_Voss | Sa., 25. November 2017 - 13:53

Ich bin selbst Angehöriger der genannten Generation und muss insofern zustimmen, als dass in dieser tatsächlich Konfrontationen sehr gescheut werden, auch im Privaten. So etwas wie Familien- und Generationenkonflikte scheint es jedenfalls nicht zu geben, obwohl es Grund genug gäbe, die von 68 geprägten Lehrer, Eltern etc. zu kritisieren.
Was mit Jamaika gescheitert ist, ist der Teil meiner Generation, dem es um ebendiese Friedhofsruhe zu tun ist. Lindner steht aber für den anderen Teil, der diese falsche Harmonie leid ist, und er steht damit nicht allein.

Es wird wieder beherzigt werden müssen, was schon Christian Ude angemahnt hat: macht endlich Politik!

Reinhard Schroeter | Sa., 25. November 2017 - 13:55

Ich könnte mich zu Generation Golf zählen, nur hinter der Mauer gab es nur Trabi und anderes was zu Automobile erklärt wurde.
Schneller als ich wollte hab ich nach dem Fall eben dieser einen Opportunismus in Westdeutschland erfahren, den ich so nicht für möglich gehalten habe.
Dann gab es da die , die uns verächtlich vorgehalten haben, es so lange ohne Widerstand in der DDR genannten Zone ausgehalten zu haben.
Sie hatten keine Ahnung von Bautzen und den Staasischergen.
Wenn sie es geahnt hätten ,würden sie wohl kaum , wie es der linksintelektuelle Mainstream nicht müde wird zu tun, in einer Jamaica-koaltition , angeführt von einer ehemaligen FDJ-Sekretärin, ihr Heil sehen.Offene
Politische Auseinandersetzung ist und bleibt das Wesen der Demokratie, das hat diese FDJ-Sekretärin im Kanzleramt auch nach mehr als einem Vierteljahrhundert nicht begriffen, was nicht weiter schlimm wäre, wenn ihr jetzt genau nicht die folgen würden , die glaubten uns '89 Vorwürfe machen zu müssen.

Romuald Veselic | Sa., 25. November 2017 - 14:02

Zitat: "Doch Politik, die sich unpolitisch gibt, ist auf Dauer gefährlich. Zumindest in einer Demokratie. Denn Politik lebt vom Politischen. Und das Politische ist ideologisch. Ideologien aber, die sich ernst nehmen, schließen sich gegenseitig aus. Deshalb liegt das Wesen des Politischen, wie schon Carl Schmitt richtig beobachtet hat, in der Unterscheidung von Freund und Feind."
Besser kann man das nicht erfassen.

Ich wusste immer, wer mein Feind ist. Dass waren und sind immer die (Polit)-Typen/
Scharlatane, die immer scheinen alles besser zu wissen. Deshalb bin ich nie 100 km/h dem Wald zuliebe gefahren. (Weil ich wusste dass das eine Lüge ist). Ich fuhr immer schneller und war/bin notorisch politisch unkorrekt.
Glauben ist Religion.
Nichtglauben ist der Gegenpol von Ideologie/Religion/Dogma.

Thomas Linde | Sa., 25. November 2017 - 14:57

Man kann natürlich immer viel hineininterpretieren, aber dadurch wird es nicht richtig. Tatsache ist nur das Wahlergebnis. Eine "Beauftragung" oder eine "Abwahl" von Parteien ist mit dem Wahlsystem nicht möglich. Keine Partei mit absoluter Mehrheit würde mit einer anderen Partei koalieren.
Es handelt sich bei Koalitionen immer(!) um temporäre Zwangsbündnisse.
Wenn die SPD eine gute Alternative zu Schulz hätte, sollte sie Schulz in die Wüste schicken und der CDU eine Groko anbieten unter der Bedingung, dass Merkel zurücktritt.

Maria Schneider | Sa., 25. November 2017 - 14:58

Ich hatte aus Kindheitstagen eine Freundin, mit der ich irgendwann dann den Kontakt abbrach, weil es mir mit ihrer Dummheit und Dekadenz zu viel wurde. Als Kind hatte sie ein EIGENES Zimmer mit TV und Bad. Der IQ war nie hoch, aber der Trieb umso höher. Es gab lange Jahre viel Sex und nun mit 47 ist sie allein. Außerdem putzt sie, weil sie selbstständig sein wollte, schämt sich aber dafür und behauptet, sie sei Sozialpädagogin.
Dann erbte sie ein Haus und Papa wollte ihr eine Wohnung kaufen - etwas außerhalb, da alles so teuer ist. Ewiges Gejammer, sie müßte vermieten und rausziehen und heul...
Ich sagte, ich würde gern in die Verlegenheit kommen, ein Haus und eine Wohnung zu bekommen. Ich würde in der Mietwohnung bleiben, die Wohnung außerhalb sowie das Haus vermieten und nur noch sehr wenig arbeiten. Oh, das macht doch so viel Arbeit!!!!
Dann doch lieber weiterjammern, hin und wieder Sex mit fremden Männern und von Erkältung zu Erkältung schnüffeln.
Ich kenne viele solche Fälle.

Maria Schneider | Sa., 25. November 2017 - 15:05

Eine Schulkameradin aus einfachen Verhältnissen, die im Studium ihre Herkunft verleugnete und sich nahtlos dem Gebaren der Oberschicht anpaßte. Für mich war dies sehr verwirrend. Noch verwirrender war, dass sie ein neues Bett und einen neuen TV ablehnte, die ihr die Eltern damals für ihre neue Studi-WG schenken wollte. Immer diese Materielle!!

Ich hatte jahrelang mit 5 Geschwistern Behelfsbetten oder Matratzen. Was hätte ich nur für ein anständiges Bett gegeben, das ich mir erst mit 29 leisten konnte.

Es ist einfach, sozial-solidarisch herumzuspielen, wenn es einem immer gut ging. Dann ist auch die Matratze auf dem Boden cool.

Es wird nur immer vergessen, dass es auch Selbstständige gibt, Menschen die sich hochgearbeitet haben und die nun die guten Taten der Abgesicherten (meist ohne große Eigenleistungen) finanzieren müssen.

Ich ertrage diese Heuchler gerade meines Jahrgang (1967) immer weniger. Ich bin für eine Meritokratie und ganz klar rechts.

Gisela Fimiani | Sa., 25. November 2017 - 15:20

Die Sozialisation der Kinder der alten Bundesrepublik hat offensichtlich deren derzeitiges politisches Gebaren beeinflusst. Wie, Herr Grau, beurteilen Sie in diesem Zusammenhang das Gebaren unserer Kanzlerin mit Sicht auf deren Vita?

Holger Palmroth | Sa., 25. November 2017 - 15:39

Auch wenn ich der Analyse grundsätzlich zustimmen kann, läuft es mir doch ein wenig kalt den Rücken herunter. Die Übergangsphase, wo eine entpolitisierte Gesellschaft frontal mit Idelogien konfrontiert wird, kann doch nicht nur für mich wie eine hochexplosive Mischung klingen. (Im schlimmsten Fall wörtlich.)

Harro Meyer | Sa., 25. November 2017 - 16:07

So ist es, Herr Grau. Leider kann der christliche Gutmensch politische Pampe erst dann erkennen, wenn es zu spät oder alles kaputt ist. 2000 Jahre Auferstehung haben sein Weltbild deformiert.

Alfred Kastner | Sa., 25. November 2017 - 16:53

Ein sehr treffender Kommentar.
Früheren eindeutigen programmatischen Bekenntnissen sind in den zurückliegenden Jahren einer Mainstream- und Beliebigkeitspolitik gewichen. Die Spaßgesellschaft und deren medialen Auswüchse, die in den Achtziger und Neunziger Jahren ihren Ursprung hatten, werfen bis heute ihre langen Schatten. Politisches Interesse war lange Zeit nicht "en vogue". Kanzlerin Merkel hat sich diesen Umstand zunutze gemacht und über die Jahre einen Kultstatus als "Mutti" aller Bürger entwickelt. Sie hat den Menschen ein Gefühl der Sicherheit vermittelt, getreu dem Motto: Liebe Kinder, lebt Euer Leben, ich kümmere mich um alles andere! Und viele führen daher bis heute ein sorgloses Leben. Aber auch für sie wird es noch ein unangenehmes Erwachen geben.

Anouk Plany | Sa., 25. November 2017 - 17:46

hatte vor allem Sehnsucht, die Mauer(n) einzureißen. Das war ein großer Erfolg. Vielleicht kann sie nicht recht unterscheiden zwischen der mörderischen innerdeutschen "Gefängnismauer" und einer unseren Kulturkeis schützenden EU Grenzmauer? Ja einige Zeitgenossen der Generation Golf halten noch fest an ihren alten Denkmustern, die damals Segen, aber heute Fluch sind.

Mathias Trostdorf | Sa., 25. November 2017 - 18:43

Ich finde ebenfalls gut, daß Jamaika gescheitert ist. Es ist ja unsinnig, Wahlen zu veranstalten, bei denen ja zumeist Parteien antreten, die sich politisch oft ohnehin kaum noch nennenswert unterscheiden, um dann am Ende einen Einheits(parteien)brei zu bekommen, bei dem dann die ehemaligen Unterscheidungsnuancen auch noch weggebügelt wurden. Ob wir den aktuellen Zustand nun der "Generation Golf" zu verdanken haben, weiß ich nicht. Viel schlimmer finde ich die politische Ahnungslosigkeit und Weltfremdheit der nachwachsenden Generation zwischen zwanzig und vielleicht vierzig, der nur noch wenig etwas bedeutet, schon gar nicht so Sachen wie Kultur, Identität, Heimat -
und von denen sich viele selbst (und anderen Schutzbedürftigen sowie dem Rest der Welt) gern einen Lebensunterhalt genehmigen würden, den sie selbst nicht erarbeitet haben. Und obwohl ja alle heute so easy, frei, "weltoffen" und tolerant sind, sind Ideologien Dogmen und Denkverbote wieder stärker denn je.

Dimitri Gales | Sa., 25. November 2017 - 20:05

die Gesellschaft als Wohlfühl-Planschbecken. Dieses Wellness-und Zuckerwatte-Gefühl hat Merkel immer wieder gefördert, als Teil ihrer Entpolitisierungsstrategie. Das dahinter ein eiskaltes Machtkalkül steht ist wohl vielen Bürgern nicht aufgefallen.

Eva Wiegel | Sa., 25. November 2017 - 20:25

Der Artikel spricht mir aus dem Herzen: Dank Herrn Lindner, daß er diese ideologisch absolut unvereinbare Zwangsvergemeinschaftung durch den mutigen Austrittsbeschluß seiner Partei und seine klaren Worte beendet hat.
Uns ist damit ein monatelanges Gezerre im Bundestag mit baldigem Ende von Jamaika erspart geblieben.
Demokratie heißt politische Auseinandersetzung statt des ermüdenden Einheitsbreies.

Mathias Trostdorf | Sa., 25. November 2017 - 22:51

"Die Grünen müssen wieder lernen, eine Alternative zum kapitalistischen Massenkonsum zu formulieren. Die Konservativen müssen wieder Mut zu Positionen haben, die auch konservativ sind – und nicht die neue Urbanität für sich entdecken. Und auch die Sozialdemokraten wären gut beraten, darüber nachzudenken, ob links sein nicht etwas anderes bedeuten kann, als immer neue Gruppen sozial Bedürftiger ausfindig zu machen."

... viel besser kann man es nicht zusammenfassen. Danke, Herr Grau!

Holger Stockinger | So., 26. November 2017 - 00:21

Laut HOMER kam unerkannt der "Liebling der Athena" von Neptun etwas zerfrannst (immerhin: sein Hund hatte ihn wiedererkannt) ins heimische Schlafzimmer. Jede Menge Pistolen hingen an der Wand, jedoch die Freier dachten: Was geht das uns an?

Außer dem Schweizer Wilhelm Tell war jedoch mit "einem Schuss" sozusagen the bedroom nie schneller gelüftet worden.

Merke: Schießers Unterwäsche ist kein Garant für (SED-Symbol) dauerndes Händeschütteln einer beleidigten SPD mit einer frustrierten CDU!

Christoph Kuhlmann | So., 26. November 2017 - 01:25

Will jemand wirklich zurück in die autonome Jugendzentren und Hausbesetzer Zeit? Ok, die meisten, die sich hier über diese apolitischen Konsenschamälions aufregen, wissen doch gar nicht was gelebte Systemkritik überhaupt bedeutet. In den rechtsfreien Räumen dieser Republik wird einem die Notwendigkeit des Konservativismus täglich vor Augen geführt. Ich kann die Leute verstehen. Man hatte in den 80ern einfach die Schnauze voll von pseudorevolutionärer Politik und langhaarigen Drogenfreaks auf der Bühne. Diese Abneigung sollten wir uns bewahren. Es sind diese angepassten Nachzügler wie Merkel, Gabriel oder Schulz, diese wachsweichen Charaktere wie Seehofer und die anderen Ministerpräsidenten. Politik hat einfach ihren Stellenwert verloren. Ein Sparkassendirektor verdient schließlich besser als ein Bundeskanzler. Was erwartet man denn für "Eliten" bei dem Einkommen und der Unsicherheit, die aus den Wahlen resultiert? Da darf man sich nicht über Amateure wundern.

Michaela Diederichs | So., 26. November 2017 - 01:47

Wissen Sie, was mich rasend macht? Die erste Frau in der Geschichte der Bundesrepublik als Bundeskanzler hat bewiesen, "Frauen können es nicht". Die liegt in der Wanne der Wohlfühlrepublik. Grauenhaft. Und die Wähler liegen mit. Der Stöpsel wurde ganz schnell wieder in die Wanne gesteckt, vor allem von den Grün*nen.

Noah Goldberg | So., 26. November 2017 - 03:33

Der Autor wirft der "Generation Golf" Naivität vor - vielleicht sogar zurecht. Doch seine Vorstellungen von den etablierten Parteien sind leider auch reichlich naiv:

"Das aber setzt voraus, dass die Parteien sich auf ihren weltanschaulichen Kern besinnen: Die Grünen müssen wieder lernen, eine Alternative zum kapitalistischen Massenkonsum zu formulieren. Die Konservativen müssen wieder Mut zu Positionen haben, die auch konservativ sind – und nicht die neue Urbanität für sich entdecken. Und auch die Sozialdemokraten wären gut beraten, darüber nachzudenken, ob links sein nicht etwas anderes bedeuten kann, als immer neue Gruppen sozial Bedürftiger ausfindig zu machen."

Die etablierten Parteien werden sich niemals ändern - und ihre vermeintlichen weltanschaulichen Kern zurückfinden. Dazu müssten sie nämlich ihr Personal wechseln, welches dafür verantwortlich ist, dass dieser Kern überhaupt erst verloren ging.

Michael Schwarz | So., 26. November 2017 - 09:02

Ich stimme dem Inhalt des Artikels zu. Die Zuordnung zur Generation Golf stimmt aber nicht.
Im Buch wird beschrieben, dass die Generation Golf eben nicht wie die durch ihre 68-er Lehrer erzogenen post 68-er automatisch alles gut finden, was "links", "grün" und "sozial" ist und nicht automatisch alles schlecht finden, was "konservativ", "kapitalistisch" oder "national" ist.
Im Buch gibt es meiner Erinnerung nach einen Satz, dass man sich lieber mit dem Oppa über die Jagd unterhält anstatt mit dem 68-er Lehrer Frösche über die Straße zu tragen.
Jamaika war ein Projekt der Generation Trittin, Kauder, vielleicht Leutheusser-Schnarrenberger.
Die Liberalen sind das zweite Feindbild der Linken, denn "Kapitalist" ist fast so schlimm wie "Nationalist" und wenn gerade mal nicht gegen die AfD zu demonstrieren ist, stellt man Unternehmer und die Marktwirtschaft an den Pranger.
Wie auch immer: Gut, dass Jamaika gescheitert ist!

helmut armbruster | So., 26. November 2017 - 09:17

dieser Generation Golf fehlt das Bewusstsein, dass die Welt dynamisch ist.
Sie kann sich nicht vorstellen, dass es einmal anders war, als sie es gerade jetzt erlebt und dass es auch in Zukunft wieder anders sein wird.
Ihre Überzeugung, ihr Bewusstsein und ihr Lebensgefühl schöpft sie aus einer statisch gedachten Welt.
Daher zählt Lebenserfahrung bei ihr nicht und vorausdenken ist auch nicht beliebt.
Eine recht reduzierte und eingeschränkte Sicht der Welt.
Letztendlich eine naive Sicht.

Sabine Schönfeld | So., 26. November 2017 - 12:36

Ich gehöre genau zur Generation Golf und eine Koalition zwischen d i e s e n Grünen, einer offensichtlich von allen guten Geistern verlassenen CDU/CSU und der FDP als Anhängsel war mein schlimmster Alptraum. Und wenn ich die Kommentarspalten der konservativen Leitmedien anschaue, sind sie voll von für die Generation Golf typischen Vornamen wie Susanne oder Thorsten, die vehement gegen Merkel, die Grünen und deren Multikultiträume anschreiben. Die Schwampel würde auf einer Seite v.a. von älteren Gewohnheits-CDU-Wählern getragen werden, die sich getreulich in den Staatsmedien informieren. Und auf der anderen Seite sind viele Grün-Wähler sehr jung und kennen die Welt außerhalb des Landes vor allem vom europäischen Schüleraustausch und außerhalb Europas nur von freundlichen Dokus. Sicher gibt es auch in meiner Generation ein paar Verlorene, die beispielsweise noch immer Grün wählen - aber grundsätzlich denke ich: Wir wären es nicht gewesen!

Dirk Nowotsch | So., 26. November 2017 - 13:42

Ich vermisse komplett die Auseinandersetzung mit den Themen, die im Moment anliegen. Für mich ist "Jamaika" und ab heute "Kenia" nur der verabscheuungswürdige Versuch, an der Macht zu bleiben! Groko wurde zu recht vom Wähler abgestraft, was machen die Verantwortlichen? Nichts! Keine neuen Inhalte, keine Diagnose wo der "Schuh drückt". Sätze wie "Wir haben alles richtig gemacht, zeugen von einem größt möglichen Abstand zum Volk. Lindner zum Held zu ernennen ist vollkommen verfehlt. Die FDP hat eindeutig kein Regierungsmandat für ihre Inhalte und Ziele erhalten. Auf einer Basis von 6 Prozent alles für die eigene Klientel durchsetzen zu wollen, ist vermessen und arrogant! Ich wäre dafür, dass die Stimmen stärkste Partei mit der nächst größeren Partei verhandeln muss! Wenn diese sich verweigert, dann zwangsweise mit der drittstärksten Kraft! Aber nicht mit den Zwergen, die eindeutig nicht zur Regierung gewählt wurden! Ich bin kein AFD-Wähler, sondern Demokrat!

Axel Kreissl | So., 26. November 2017 - 14:22

Wenn Sie das Kurzzeitgedächtnis bemühen, haben Sie recht, aber es geht noch viel tiefer und weiter zurück. Wenn man das Langzeitgedächtnis einschaltet, trifft man Dr. Luther und seine "Reformation". Da steckt Deutschland fest! Seither gibt es immer die gleiche Abfolge: Tod, Zerstörung, Wiederaufbau, Tod, Zerstörung, Wiederaufbau usw.. Warum ist das so? Weil ein Mensch die Kirche Gottes nicht reformieren kann. Es ist alles so, wie es immer war und in Ewigkeit sein wird. Erst wenn die Deutschen das begriefen und umkehren, wird es Beständigkeit und Frieden geben. Im Augenblick steht aber der nächste Totalzusammenbruch unter der Schirmherrschaft der protestantischen Vereinigten Staaten bevor.

Willi Mathes | So., 26. November 2017 - 17:57

Zustimmung , Herr Dr. Grau !

Politisches " Wohlfühlplanschbecken" absolut korrekt.
Politisch ist die Generation " Golf " leider entkernt !
Auf Kommunal- Landes- und Bundesebene scheint die Politik fest in der Hand ( Erbpacht ) in der Hand der Parteien zu sein.

Danke und freundliche Grüsse

Rudolf Stein | So., 26. November 2017 - 19:49

hat schon 1989 seien ersten Knacks bekommen, als die DDRler ihre eigene Regierung zum Teufel jagten - eine Tat, auf die diese obrigkeitshörigen westdeutschen Bürger nicht mal im Traum gekommen wären. Es war Kohls Verdienst, diese Aufmüpfingen, potentiell auch seinem Regime gefährlich werdenden Leute, an die Leine gelegt zu haben. Noch größer ist sein Verdienst um die AM. Diese Politkommissarin war die Richtige, um diese handzahmen politischen Opportunisten im Westen mit Methoden, die diese nicht kannten, an die Kandarre zu nehmen. Bei den Ostdeutschen hat diese Methode, obwohl sie ihnen bestens vertraut war, nur 15 Jahre gewirkt. Nun stehen die Ostdeutschen wieder an derselben Stelle, an der sie schon im November 1989 standen. Damals waren sie nur für ihr eigenes Schicksal verantwortlich, heute aber müssen sie noch die "Brüder und Schwestern" on Drüben im Rucksack mitschleppen. Eine gewaltige Aufgabe.

Robert Flag | Mo., 27. November 2017 - 10:11

Guter Wille und Vernunft sind genau das, woran es gerade am meisten fehlt.
Vernünftig wäre es von CDU-FDP Seite, Sondierungen mit der AfD aufzunehmen.

Christa Wallau | Mo., 27. November 2017 - 11:43

Antwort auf von Robert Flag

Diese Kombination wäre das einzig Vernünftige, und es entspräche auch dem
Wählerwillen; denn diese Parteien passen inhaltlich zusammen und haben
die Mehrheit der Bürger, die sich an der letzten Wahl beteiligten hinter sich.
Was wollte man mehr?
Nur deshalb, weil die Altpartein um ihre Besitzstände bangen, haben sie von
Anfang an die AfD verteufelt und werden einen Teufel tun, auf die AfD zuzugehen, was ihre Aufgabe wäre.
Das Schicksal Deutschlands ist CDU/CSU und FDP eben viel weniger wichtig als
ihr eigener Gewinn oder Verlust. Leider...

Olliver Land | Mo., 27. November 2017 - 11:15

Also ich, geboren 1974, haette Schwarz-Gruen klasse gefunden. Wenn ich mir die Erfolgsgeschichte dieses Landes in den letzten Jahren anschaue, und beruecksichtige wie gut es Deutschland geht, dann verstehe ich, warum in vielen Laendern einiges an Respekt gezollt wird.
Ich glaube, ich waere auch bei Weitem nicht der Einzige gewesen, der Schwarz-Gruen gut gefunden haette. Grundsaetzlich finde ich auch ein Vorverurteilung auch etwas merkwuerdig, da man dieser Koalition zumindest eine Chance geben haette sollen.

Sehr, sehr schade.

P.S.: Durfte eigentlich nur die Generation Golf waehlen? Oder ist die ueberwaeltigende Mehrheit der Waehler doch noch jenseits der Generation Golf verortet, da die meisten Waehler aelter als 50 Jahre sind? Vielleicht kann ich das Elfenbeinturmproblem aber auch einfach nur nicht verstehen.
Denn irgendwie kann ich dem ganzen konstruierten Zusammehang in dem Artikel nicht folgen.

Rolf Pohl | Mo., 27. November 2017 - 16:21

Antwort auf von Olliver Land

... man dieser Koalition zumindest eine Chance geben haette sollen."

Hups lieber Herr Land,
wären Sie aufmerksam gewesen, hätten Sie erkennen müssen, dass Ihre bevorzugte Parteienvariante bereits eine solche Chance hatte. Eine Chance, die den zwei übrigens niemand wegnahm, schon garnicht irgendein/e "man".

Interessieren würd mich in der Sache nur noch zu erfahren, was wäre an schwarz-grün klasse?

Werner Schick | Mo., 27. November 2017 - 12:19

Werter Herr Land,
dass sie dem Artikel nicht folgen können, kann ich gut verstehen, denn bei ihren Ansichten liegt dies auf der Hand. An dem Artikel liegt es jedenfalls nicht.

Joachim Fehr | Mo., 27. November 2017 - 16:01

Zu unserer Demokratie gehört die Vielfalt der Meinungen. Deshalb wurde die Konsenzsuppe unter AM abgewählt. Die Fortsetzung eines neuen Konsenses platzte, weil Lindner zu recht ausstieg. Eine neue Einheitssuppe ist nicht gefragt. Erstaunlich ist, dass die vielen Vermutungen, dass die FDP der Dienstwagen wegen in einer Regierung mitmachen würden, nun keine entsprechend Kommentierung erfahren. Lindner hat hier erfreulicherweise Wort gehalten. Eine Entschuldigung wäre eine noble Geste. Sorge bereitet mir allerdings, dass die grünrotschwarz gefärbte geschäftsführende Kanzlerin, Herrn Macron und anderen den Griff in die deutschen Kassen erlauben wird, statt dem Steuerzahler aus den Überschüssen etwas zurückzugeben. Das Hauptproblem sind aber die 3 abgestraften Vorsitzenden der CDU, CSU und SPD. Diesem Land fehlen Charaktere die trotz unterschiedlicher Standpunkte das Land regieren können. Haltung ist gefragt. Mut neu zu denken. Ohne ideologische Scheuklappen, ohne braune oder rote Exoten.

Olliver Land | Di., 28. November 2017 - 06:08

Antwort auf von Joachim Fehr

und vor allem ohne schwarze und gelbe Exoten!

Wobei auf der anderen Seite sind es meist Exoten die neuen ,bis dato Undenkbares eingebracht haben, was sich im weiteren Verlauf als richtugsnweisend herausgestellt hat. Wenn man (ja, manche bevorzugen anstelle des "man' lieber einen Relativsatz), etwas Neuem nie eine Chance gibt und es schon vor Anfang verurteilt, wird es auch keine wesentlichen Spruenge geben. Vom staendigen Optimierung der Wachskerze wurde leider keine Gluehbirne erfunden..

Bernhard Jasper | Mo., 27. November 2017 - 17:02

Herr Grau, in welchem Jahrzehnt sind sie eigentlich stecken geblieben? Das was man allgemein als „Öffentlichkeit“ bezeichnet, ist inzwischen eine Gemengelage aus anything goes, Beliebigkeit und Wirklichkeitserzeugung mit fiktionalen Mitteln. Ihr Beitrag stellt ein postmodernes Phantasma dar.

Was uns inzwischen so von allen Seiten in dieser „Öffentlichkeit“ aufgedrängt wird, ist nur noch grauenerregend. Übrigens gehöre ich nicht dieser medialen Generationen-Konstruktion an, obwohl ich 16 Jahre Kohl ertragen musste.

Harro Heyer | Mo., 27. November 2017 - 19:22

Die Politiker formulieren heute gern ohne festen Standpunkt. In der Regel beginnen Ihre Sätze mit: „ich glaube, dass ….“. Dies vermittelt den Eindruck der Beliebigkeit, was die im Artikel beschriebene „Konsenspampe“ untermauert. Wer einen festen Standpunkt besitzt, redet nicht im Glauben sondern im Wissen, auch wenn dies Wissen sich mal als falsch erweisen kann.