
- „Unerschütterliche Konsequenz, hartnäckige Entschlossenheit“
In einer fünfteiligen Folge ziehen Beobachter aus dem Ausland eine Bilanz der Amtszeit von Angela Merkel. Hier schreibt der russische Außenpolitik-Experte Dmitri Trenin, warum Angela Merkel trotz ihrer guten Russischkenntnisse ein kühles Verhältnis zu Wladimir Putin hatte.
Angela Merkels 16 Jahre als deutsche Bundeskanzlerin haben Berlins Platz und Rolle in Europa und in der Welt des 21. Jahrhunderts insgesamt geprägt. Deutschland ist zwar fest in die Europäische Union eingebettet, hat sich aber zu ihrer einzigen, wenn auch keineswegs absoluten Führungsmacht entwickelt. Es ist ein friedlicher Verfechter einer weichen europäischen Version des Liberalismus.
Die lautstarke Unterstützung von Werten ist jedoch nicht gleichbedeutend mit Interventionismus. Es hindert Deutschland auch nicht daran, seine wirtschaftlichen Interessen zu verfolgen und eine pragmatische Außenpolitik zu betreiben – innerhalb der Grenzen des EU/Nato-Rahmens. Merkels Führung war fast immer beständig und verlässlich, und ihre Politik war weitgehend vorhersehbar. Zwar hat weder Deutschland innerhalb der EU noch hat die EU innerhalb des US-geführten Systems unter ihrer Führung strategische Autonomie erlangt, aber das war kaum Merkels Ziel.