leonid-wolkow-nawalny-nowitschok-giftanschlag-putin
Die Bundesregierung will das weitere Vorgehen im Fall Nawalny mit der EU und der Nato besprechen / dpa

Giftanschlag auf Nawalny - „Nowitschok heißt Putin“

Nachdem bei Alexej Nawalny eine Substanz der Nowitschok-Gruppe nachgewiesen wurde, ist für seinen engsten Mitstreiter Leonid Wolkow klar: Hinter dem Anschlag steckt der Kreml. Hier schreibt der Oppositionspolitiker über den Dilettantismus der Täter und darüber, was er nun von der internationalen Gemeinschaft erwartet.

Leonid Wolkow

Autoreninfo

Leonid Wolkow ist ein russischer Oppositionspolitiker und IT-Spezialist. Er hat zahlreiche Proteste und Wahlkampagnen organisiert. 2013 leitete er Alexej Nawalnys Wahlkampfzentrale bei der Bürgermeisterwahl in Moskau.

So erreichen Sie Leonid Wolkow:

Jetzt ist es offiziell. Die Aussage der deutschen Behörden, das harte Vokabular, das sie benutzten (kein „ziemlich wahrscheinlich“ oder „sehr wahrscheinlich“, sondern das für die Diplomatie harte und untypische „zweifellos“, das heißt „ohne jeden Zweifel“, was natürlich bedeutet, dass die Analyse bestätigt und mehrmals überprüft wurde), lassen keinen Zweifel aufkommen.

Was wie eine Ente quakte und schwamm wie eine Ente, entpuppte sich einmal mehr als Ente. Wir sprachen von Anfang an über das Offensichtliche – und trotzdem war die Nachricht natürlich schockierend. Bei aller Offensichtlichkeit. Denn mit der Tatsache, dass es Nowitschok war, sind mehrere wichtige Aspekte verbunden.

Substanz beweist: Es war Putin 

Nowitschok, das heißt Putin. Es handelt sich nicht um etwas, das „in einer Apotheke nicht zum Verkauf steht“. Es ist eine Substanz, deren Produktion und Besitz auf der ganzen Welt verboten ist. Nach der Vergiftung der Skripals steht die Substanz in allen denkbaren und undenkbaren Verbotslisten. Die Benutzung von Nowitschok ist ein terroristischer Akt. Es ist krasser, als mit Blut an einem Tatort zu unterschreiben, krasser als „die Visitenkarte von Jarosch“.

Der Plan ist nicht aufgegangen 

Wollte Putin das Verbrechen so offen gestehen? Natürlich hat er das nicht getan. Das Zusammentreffen einer Reihe von Faktoren – enormer Druck von außen, die richtige Entscheidung der S7-Piloten, das Versagen der Ausführenden und einige andere Faktoren, die wir nur erahnen können oder noch nicht kennen –  führte dazu, dass Alexej Nawalny überlebte und sich zu einem Zeitpunkt, als die giftige Substanz noch nachgewiesen werden konnte, außerhalb der Reichweite von Putins „Ärzten“ befand. Der Plan war natürlich ein anderer: Nun, der Mann starb plötzlich, die Tests zeigten nichts. Hat wohl ein Rafaello nach Ablauf der Haltbarkeit gegessen, kommt vor.

Der Dilettantismus der Täter 

Der Dilettantismus der korrupten und faulen russischen „Geheimdienste“: Die Gewohnheit, zu lügen und zu vertuschen, besteht auf allen Ebenen. All dies hat in diesem Fall Alexej Nawalny gerettet. Offensichtlich sagte jemand zu seinem Chef: „Alles ist unter Kontrolle, wir werden es so gut wie möglich machen“, ohne wirklich zu wissen, wie man das macht. Offensichtlich hat jemand dem Chef gesagt: „In 48 Stunden wird das Gift verschwinden, die Spuren sind verwischt“, denn so steht es in irgendeiner Anweisung aus den 1980er Jahren, oder so steht es tatsächlich auf den Geräten aus den 1980er Jahren. Bei diesen Leuten funktioniert buchstäblich alles so, so leben sie.

Alle Verbindungen mit Putin brechen 

BBC-Journalisten fragten mich: Nun, was erwarten Sie jetzt von der internationalen Gemeinschaft? Ich antwortete: Ich bin kein Jurist, ich verstehe nichts vom Völkerrecht; ich verstehe nicht, welche Mechanismen in dieser beispiellosen Geschichte greifen sollten, in der ein Staat versucht, einen Oppositionellen auf seinem eigenen Territorium mit besonders gefährlichen, verbotenen chemischen Waffen zu töten. Aber ich bin mir dieser ganzen Situation auf der moralischen, ethischen Seite sehr wohl bewusst. Ich wünsche mir wirklich sehr von der internationalen Gemeinschaft, dass niemand, unter keinen Umständen, Wladimir Putin jemals wieder die Hand reichen wird.
Allein schon, weil das einfach nicht sicher ist.

Diesen Beitrag veröffentlichte Leonid Wolkow zuerst auf Russisch auf Facebook.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Ernst-Günther Konrad | Do., 3. September 2020 - 17:25

Bin weit davon entfernt, Putin frei zu sprechen. Natürlich kann er mit der Auswahl von diesem Gift jedem hätte zeigen wollen, so geht das mit Systemkritikern. Ich las aber, dass Herr N. seine Partei im einstelligen Bereich sich befindet. Eine solche Partei soll wirklich Putin gefährlich sein? Etliche Veröffentlichungen von Herr N. hätten schon viel schneller und einfacher verhindert werden können. Putin hat sicher gute Scharfschützen und andere "Fachleute" für Unfälle, Fensterstürze oder was auch immer. Zu behaupten, weil Nowitschok=Putin ist, war er es auch, ist mir bei allem Verständnis für ihre emotionale Lage doch zu einfach. Es reicht schon, dass Frau Merkel wieder einmal, wie beim Chemnitz-Video auch, vorschnell sich festlegt. Natürlich kann es Putin gewesen sein. Aber auch Oligarchen oder die USA, um DE zu zwingen dem "Mörder" Putin den Nordstream-Vertrag zu kündigen. Putin steht in Verdacht, ja, aber es gäbe auch andere Tatverdächtige. Da muss mehr kommen als nur die Giftsorte

mit Übernahmen des chem. Dienstes der NVA hatte die BW die wesentlichen Stoffe dieser Gruppe zur Verfügung und WIS sowie die SanAkad haben die untersucht. Spätestens ab 1996 im Zuge des CWÜ hatten dann alle Verbündeten Zugang, die USA sogar in den russischen Lagern direkt..
Nach der Publikation von Hosseini et al 2016 in den Rapid Comm. Mass. Spec kann auch jeder Begabte diese Stoffe in Micromengen nachkochen.

Hier schmerzfrei "Russland verantwortlich" zu rufen, ohne Belege ist einfach nur Propaganda übelster Sorte.

... darauf habe ich gewartet. 'Es war vermutlich Trump.' (Ironie Ende)
Diese 'Erklärung' findet immer ihre Anhänger - und man braucht dafür nicht viel Hirn. Herr Schwennicke kann ja mit Herrn Schröder bei der nächsten Wurst mal weiter darüber philosophieren. Mit Trump als Schuldigen wäre Schröder sicher auch einverstanden.

Nur wer such, der, aber wer? Da muss mehr kommen als nur die Giftsorte? >Es kommt nichts mehr...wie immer. Was kommt: es kommen Sanktionen. Es wird Überteuertes Gas aus US gekauft( selbstverständlich!), Dämonisierung oder „Verteufelung“ Russland geht weiter...
„Fass -befehl!“ war doch schon vorbereitet...Rötgen und Co haben es ausgezeichnet gemacht!.
Es stellt sich die Frage: Hr. Wolkow: „Warst du das etwa?“? Oder deine Umgebung hat da mitgespielt?? Weil Hr. Nabalny nicht mehr die Aufgaben erfüllt, die notwendig sind? Für manche?
Sehr Traurig. Politik ist out. Leider.

Ich finde es auch erstaunlich, dass nicht ein Kommentator, nicht einen Journalist, nicht ein Korrespondent auch nur in Erwägung zieht gesagt, dass jemand anders (außer Putin) Interesse daran haben könnten, Nawalny vergiften zu wollen. Und wieso muss Deutschland Konsequenzen ziehen, wir tun es auch nicht gegen die USA (Rass. Polizistenmorde), Slowakei (Journalistenmorde)... Und vor allem: warum Stop für die Pipeline und statt dessen Gas aus Fracking aus den USA, Trump als großer Sieger! Zufall? Bin kein Querdenker, kein Impfgegner - ich dachte ehrlich, es wäre ganz normal, bei der Suche nach Schuldigen mit Motiven und Nutznießern anzuhalten....

muss Ihnen erst einmal jemand nachmachen, Herr Maier, auch abgesehen von der grammatikalischen Originalität des Textes. Und was die direkt an den Verfasser des Artikels gerichtete Frage angeht, erinnert sie an eine "Befragungstechnik", die vor dem berühmten Mauerfall in manchen Kreisen als "State of the Art" gegolten haben mag, inzwischen aber nurmehr hoffnungslos antiquiert wirkt. Auch ist es durchaus nicht so, dass "Angriff ist die beste Verteidigung" in jedem Fall, da stichhaltige Argumente augenscheinlich Mangelware sind, eine erfolgversprechende Technik wäre. Bisweilen signalisiert sie auch nur Hilflosigkeit ...

Herr Konrad, woher der Wind weht, machen Ihre restlichen Ausführungen nur zu deutlich. Das "Strickmuster" solcher Positionsbezüge, die in Kommentarrubriken namhafter deutschsprachiger Medien nachgerade Hochkonjunktur haben, seit feststeht, womit Nawalnyj vergiftet worden ist, ist stets dasselbe und lässt jede Raffinesse vermissen. Was da im Gewand des vorgeblich unvoreingenommenen "Skeptikers" daherkommt ("Sie denken doch nicht wirklich, dass ... würde, wenn ... tatsächlich ..."), entpuppt sich bei näherer Betrachtung regelmässig als Versuch, Putin und seinen Machtapparat irgendwie aus der argumentativen Schusslinie zu bringen, die sich aufgrund der (bisher) bekannten und nicht wegzudiskutierenden Fakten aufdrängt. Eine - begründete - "Gegenversion", namentlich zum Ergebnis der toxikologischen Untersuchungen, fehlt in einschlägigen Kommentaren denn auch durchwegs, aus unschwer erratbaren Gründen, zumal "Moskau" bis heute keinen Anlass sieht, von einem Kapitalverbrechen auszugehen.

Ja, "die in den langen schwarzen Mänteln" sind die bildliche Darstellung der "Jünger Satans".
Für mich das gefährliche Konstrukt auf der Erde, das fern der Demokratie & der Kontrolle schalten & walten kann, wie Sie es mögen & berechnen.
Kaiser, Könige & Minister gingen wie Wassertropfen, diese Virenkolonie vermehrt ihren Einfluß & ihre Macht im Sekundentakt, egal wer herrscht & in welchen Land. Um so wirtschaftlicher & größer das Land ist, um so größer & undurchschaubarer dieses System.
Hauptmenü:
Falsche Fährten Legung und
Informationen für ihre Interessen & Wünsche mit dem Zauberstab zu behandeln.

Bernd Muhlack | Do., 3. September 2020 - 18:29

und Putin spricht deutsch.
Beide lebten lange Jahre in der SBZ, also DDR.
Eigentlich ist das eine gute Basis, oder?

Bekanntlich bin ich kein Merkelist, eher ein Kritiker ihres alternativlosen Wirkens.

Da berät sich also unsere Kanzlerin mit fünf Ministern ob der Causa Nawalny und das gipfelt letztlich in ihrer Aussage, dass die WELT eine Antwort verlange.
Aha, soso, sie ist jetzt folglich die Stimme der Welt, die "Verteidigerin der westlichen Werte" war einmal zu lesen.
Nach dem Wahlsieg Trumps sagte sie, dass sie natürlich mit ihm reden werde, wenn er sich denn an demokratische Werte halt - nein, keine Gratulation.
Mit Verlaub: die Alternativlose ist mMn größenwahnsinnig geworden.
Kein Wunder wenn man nur von JA-Sagern umgeben ist!

Soweit mir bekannt ist die Kanzlerin eine Befürworterin von NS2; aber sie ist auch der perfekte Wendehals!

"Staaten haben keine Freunde, sondern Interessen".
Charles de Gaulle

Vielleicht hört die Kanzlerin neben Wagner auch Queen?
"Don´t stop me now!"

Reinhard Oldemeier | Do., 3. September 2020 - 19:07

Es ist schon fast eine Ndrangheta, und Eine sehr bizarre Geschichte. Denn Nawalny ist eine Menge Leuten auf die Füße getreten. Der Author hat im gewissen Sinne Recht mit seinen Aussagen. In der Tat ist das Attentat fürchterlich schief gelaufen.
Ob die Elite oder Putin wirklich informiert war ist nicht belegt oder wird auch nie belegbar sein.
Es wirft aber einen Schatten auf den Kreml und die Nomenklatur. Alles sieht sehr nach Vetternwirtschaft und Seilschaften aus. Es zeigt sich immer mehr das Putin geschwächt ist und schon lange sich mit Leuten umgibt die ihn stützen, aber auch einen Preis fordern. Alles erinnert stark an den Film der Pate im (the godfather). Der Politik kann man nur empfehlen nicht vor Wut zu schäumen sondern einen kühlen Kopf zu behalten. Man sollte Wehners Aussage im Kopf haben als die CDU Aus Wut den Plenarsaal verlassen hat „Wer rausgeht muss irgendwann wieder herein kommen“

Christoph Wirtz | Do., 3. September 2020 - 19:34

... Politiker, sei es Putin selber oder auch Außenminister Lawrow, stets agieren, fällt es mir schwer anzunehmen, dass der Charité-Aufenthalt von Herrn Navalny, Ergebnis des Dilettantismus der Täter ist. Diese Geschichte ist zu deutlich gegen die Interessen Russlands gerichtet, um die Täterschaft plausibel zu machen.

Thomas Hechinger | Do., 3. September 2020 - 19:54

Zwar traue ich dem Herrn im Kreml so ziemlich alles zu. Aber blöd ist er nicht. Warum läßt er den fast schon Toten ausfliegen? Das hätte er doch leicht verhindern können. Sonst ist den Mächtigen in Rußland auch kein Argument zu blöde: Patient nicht transportfähig, Papiere der Piloten nicht gültig, Piloten als NATO-Spione verdächtig, Nebel über dem Ural, Triebwerkschaden am Flugzeug, Bordcomputer ausgefallen. Und den Leuten vom Geheimdienst fiele da sicher noch weit Besseres ein. Dann hätte man die Sache ein bißchen hinausziehen können, in der Zwischenzeit wäre der arme Herr Nawalny leider verstorben: ein abgelaufenes Raffaello, wie der Autor meint. Hoffentlich bekommt er nicht demnächst Post vom Ferrero-Anwalt: "Unsere Raffaello sind auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums unbedenklich und ein Leckerbissen."

...Nawalny wurde durchaus immer wieder als “nicht transportfähig” eingestuft. Bis die angereisten Charité-Ärzte (denen man bei einer angeblich nur “allergischen Reaktion o.Ä.” natürlich schwerlich den Zugang verweigern konnte) umgehend das Gegenteil diagnostizierten. Dann wurde der Abstransport immer wieder verzögert (eben vielleicht in der Hoffnung, dass das Gift sich abbaut?). Tatsache ist: Die russischen Ärzte haben -hochoffiziell!- eine völlige Fehldiagnose abgeliefert... Bin kein intimer Kenner der russischen Innenpolitik, aber dass irgendein Provinzfürst oder Mafioso es wagt, sich unabgesprochen dermassen massiv in Putins (Aussen)politik einzumischen, kann ich mir sehr schwer vorstellen. Bliebe noch ein false-flag-Attentat. Wobei es für ausländische Dienste aber sicher nicht leicht sein dürfte, auf einem russischen Flughafen an Nawalnys Tee heran zu kommen. Dass Putin verwickelt ist, es aber Dank der schnellen Reaktion schief ging, scheint echt nicht so unwahrscheinlich.

Urban Will | Do., 3. September 2020 - 20:14

Aber ein Schuldspruch für Putin alleine basierend auf der These, dass ein Gift beteiligt war, dessen „Produktion und Besitz auf der ganzen Welt verboten ist“ (und somit natürlich auch nicht produziert wird und sich daher nur in Putins Beständen befinden konnte), bekäme wohl ein sattes „ungenügend“ in jeder juristischen Ausarbeitung.

Ich möchte Putin nicht frei sprechen oder die Sache verharmlosen, aber einem sehr engen Vertrauten des Opfers traue ich keine objektive Beurteilung dieses Falles zu.
Und wenn tatsächlich so viel Dilettantismus im Spiel war, warum ließ man Nawalny ausfliegen?
Viele Fragezeichen. Es muss auf jeden Fall mehr her als Beweis von Putins Schuld.

Und ob die Welt ein bessere wird, wenn man Putin nun verschmäht und ausschließt, wage ich zu bezweifeln.
Er hat ihr mehrmals gezeigt, dass ohne ihn oft nichts geht.

Es mag vielen nicht passen und viele mögen die geballte Faust in der Tasche haben, wenn sie über oder mit ihm reden, aber er ist nun mal da...

Eine Aussage, die völlig irrelevant ist, und letztendlich, unterfüttert mit ein paar Fragezeichen, einen möglichen Auftragsmord des Herrn Putin relativieren soll.

Man stelle sich vor, das Regime wäre ein eindeutig linkes, und kein völkisch-nationalistisches wie das russische. Dann wäre das Geschrei hier groß: Die BRD müsse die Kanonenboote (die sie gar nicht hat) anschmeißen!

Aber Putin als Täter geht erst mal gar nicht. Das werden Dauerempörte zu Pflegmatikern (Ey alder, was der Putin war es? Na und..???.) - alles nicht so wild, lange nicht so schlimm, als wenn z.B. irgendein Deutscher mit türkischem Hintergrund irgendwas Kritisches über das heilige Vatiland sagt.

Auf AfD- und Pegida-Demos tönt es regelmässig "Putin hilf uns", und ähnliches war beim Sturm der Reichstagtreppe am letzten Samstag zu vernehmen.

Putin und Trump, nebst Gestalten wie Orban oder Bolsonaro, sind die neuen Helden der Rechtsaussen. Die sind dann natürlich erst mal, aus Prinzip, grundsätzlich unschuldig.

Uwe Schröder | Do., 3. September 2020 - 21:16

Tut mir leid Herr Wolkow, ich kann mir nicht vorstellen, dass Putin ein so dünnes Brett bohrt, aber vielleicht habe ich auch in der Vergangenheit zu viele Hollywoodfilme gesehen und finde deshalb so einfach gestrickte Geschichten unglaubwürdig.
Da gefällt mir die mit der Verhinderung der Pipeline schon viel besser und selbst die ist recht trivial. Es ist so einfach daraus politisch Kapital zu schlagen. Wem nutzt es?

Clara Schwarze | Do., 3. September 2020 - 23:28

Es ist vielleicht nicht unbedingt sinnvoll, einen Facebook-Post zu einem Artikel zu machen, denn Emotionalität des Artikels tut der Sache des Autors nicht unbedingt gut.
Außerdem weisen sie auf ein Problem der russischen Opposition hin und das ist diese Fixierung auf das Ausland und auf die Person Putin.
Und beides ist nicht sinnvoll.

Wilhelm Maier | Fr., 4. September 2020 - 14:39

Antwort auf von Clara Schwarze

um eine Serie von Morden in Frankreich während der Regierungszeit von Ludwig XIV...
Oder Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791).
"Erst nachdem Salieri durch Zeugen, Gutachten und anerkannte Biografen weitgehend entlastet worden war, bezog man weitere Persönlichkeiten in den Kreis der Tatverdächtigen ein (3). Hierzu zählten nicht nur Gläubiger, Schüler, Librettisten, Freimaurer, Jesuiten und Juden, sondern als Komplizin in einer Verschwörung sogar seine Frau Constanze.
Angenommen wird, dass die Vergiftung absichtlich oder versehentlich ausgelöst wurde..."
https://www.aerzteblatt.de/archiv/49961/Wolfgang-Amadeus-Mozart-(1756-1…
Oder im Fall Skripal:
https://www.heise.de/tp/features/Nawalnys-Vergiftung-aehnelt-auch-mit-d…
"diese Fixierung" ist doch schon festgeschrieben...
Aber bald kommt der Weihnachtsmann und alles wird gut...

Andre Möller | Fr., 4. September 2020 - 07:18

Die ganze Causa strotzt vor Irrationalität und setzt die internationale Diplomatie mal eben außer Kraft. Was soll dieses ganze Geschrei? Ist der Westen der Erziehungsberchtigte Rußlands? Das ist deren Sache! Nicht unsere! Haben wir hier nicht genug eigene Probleme? Wieso kümmert sich die Regierung, EU und Nato nicht mal um die eigenen Bürger? Das ganze mediale Geschrei ist nervtötend, viel zu aggressiv und dämlich obendrein. Fehlt nur noch, das die Nato Rußland den Krieg erklärt, die selbst erzeugte und beabsichtigte Stimmung hat man ja schon hergestellt. Wer verliert hier die Nerven und warum? Mir fällt nur North Sream 2 ein. Leider scheint der Cicero in den Chor der Russophobiker mit einstimmen zu wollen, was ich bedauere...

Heidrun Schuppan | Fr., 4. September 2020 - 10:29

Antwort auf von Andre Möller

Sie beschäftigt sich nicht gern mit unseren Problemen hier im Land, weil sie der Meinung ist, dass es uns eh viel zu gut geht.

Detlev Bargatzky | Fr., 4. September 2020 - 08:39

Die Liste der Nutznießer dieser "Vergiftung" mit dem angeblich absolut tödlichen Nowitschok mag so lang sein, wie der Autor gerne möchte. Einer wird darauf sicher nicht auftauchen: sein Lieblingsfeind.

Meine Skepsis hinsichtlich dieses Attentates ist unverändert riesig.

Manfred Bühring | Fr., 4. September 2020 - 08:46

Diese reflexartigen, an einen pawlowschen Hund erinnernden Reaktionen von deutschen Politikern sind geradezu lächerlich. Denn warum sollte ausgerechnet Putin einen unbedeutenden Regimegegner mittels Gift beseitigen lassen, und das in dieser aufgeheizten Atmosphäre, in der die USA wegen der Causa Nord Stream 2 immer unkontrollierter um sich schlagen? Man kann Putin ja vieles vorwerfen, aber dumm ist er sicherlich ist. Also - cui bono - wem nützt ein solcher Anschlag? Das mag jeder, der ein wenig politisch denkt und nicht an jedem Knochen nagt, dem die Medien und die Politik ihm hinwerfen, für sich beantworten.

Alice Friedrich | Fr., 4. September 2020 - 09:50

Antwort auf von Manfred Bühring

Das sehe ich genauso.
Spätestens wenn Merkel scharfe Sanktionen verkündet und Nordstream ad acta legt, sollten wir uns daran erinnern, was hier eingefädelt wurde. Denn noch weiß ja keiner, wie man aus der Nummer mit der erpresserischen Einmischung der USA ohne Gesichtsverlust rauskommen soll.

Tomas Poth | Fr., 4. September 2020 - 10:31

Antwort auf von Manfred Bühring

oder wer erhofft sich einen wichtigen Nutzen davon, genau das sind auch meine Gedanken. Bleibt alles im Spekulativen.
Unsere Kurz-Schluß-Kanzlerin macht es sich da einfacher, zu ihrem Nutzen?

Juliana Keppelen | Fr., 4. September 2020 - 11:27

Antwort auf von Manfred Bühring

allein die reflexhafte Aufregung und die Einmischung der Nato läßt einen zweifeln an der veröffentlichen Meinung. Und einen Gegner mittels eines Giftes das eher unzuverlässig ist und bei dem der geballte Aufschrei des gesamten "Westens" vorprogrammiert ist, zeigt eher nicht die Handschrift des Kreml. (Übrigens halte ich die Sache Skripal auch für eine False Flag Aktion, wenn man schon alle nicht passenden Faktoren ausser acht läßt, ist es besonders der Zeitpunkt der den Kreml entlastet). Kleiner Hinweis, gestern wurde in dem EU Land Slowenien ein Geschäftsmann vom Mord an einem kritischen Journalistenpaar das erschossen wurde freigesprochen aus Mangel an Beweisen. Also Morde an Regierungskritiker gibt es auch in der EU (auch in Malta). Der Bohei war nicht annähernd so groß. Fazit mit Novichok-Gift hätte der Geschäftsmann und Slowenien gar keine Probleme bekommen den dann wäre sofort klar der Kreml wars (Ironie off).

Klaus Funke | Fr., 4. September 2020 - 10:11

Der Artikel ist derartig von Hass und Klischees vernebelt, dass es mich wundert, ihn hier bei CICERO zu finden. Aber eine Foristin schrieb unlängst, dass auch CICERO im Konzert der Medien seine Rolle spielt. Und die Medien haben im Chor mit den Politikern ausgemacht: Putin war´s! Diese These ist indes so dumm wie unlogisch, denn warum sollte Putin sich selber schaden wollen? Und wieso hat er unfähige Geheimdienste? Nein, man braucht (auf Druck der USA) einen Grund, um aus Nordstream2 auszusteigen. Da hat man dann auch gleich ein passendes Wahlgeschenk für Trump oder Biden. Und man wird nicht mehr so genervt wegen der niedrigen Rüstungsausgaben. Neuerdings sorgt auch Lukaschenko für Spekulationen. Man lese im Netz nach. Merkel war wieder vorschnell wie im Falle Chemnitz oder der Reichtagstreppe. Mal sehen wie sie da wieder rauskommt. Russland ärgert man nicht wirklich. Aber die Medien heulen mit. Für wie dumm hält man eigentlich das eigene Volk? Schade, auch CICERO verkauft uns das!

Reiner Blessing | Fr., 4. September 2020 - 10:15

Tja, da muss der arme Nawalny sterben, damit Nordstream2 torpediert und als Invest-Ruine enden kann. Es gibt halt Leute , die gehen über Leichen, sprichwörtlich .

Romuald Veselic | Fr., 4. September 2020 - 10:36

über die Deutschen u. ihr Sinn für Realität u. Augenmaß.
Man will hier über das Uhrwerk spekulieren, dabei die Zeit, sollte man lieber im Auge behalten.
Natürlich, Mr N hatte sich Nowitschok beim Discounter besorgt, denn er wollte auf andere Art auswandern. Könnte als Hypothese herhalten.
Cui bono?
Ich liebe diese nobelpreisträchtige Frage.
Deshalb glaube ich, der Gott schaffte die Welt, und die Deutschen darin, damit sie die kosmisch-politische Zusammenhänge den mehrheitlich Banal-Unwissenden erklären.
Ich lache trotzdem.
Ein Meinungsaustausch auf einem Foristen-Level, ist auch bei CICERO zu Social Media der Onlinedienste abgerutscht.
Ein Grüppchen der Immerbesserwisser, vertauscht hiesiges Forum, mit Hausbesetzung.

Klaus Peitzmeier | Fr., 4. September 2020 - 12:11

Man möge sich doch bitte nicht jeden Tag wieder auf`s Neue empören.
Entweder gilt generell das Prinzip Moral vor Handel oder nicht. Wenn Moral als oberstes Prinzip anerkannt wird, muß ein Maßnahmenkatalog her u durchgezogen werden.
Die Despoten müssen vorher wissen, was auf sie zukommt. Aber laufende Projekte kann man doch nicht jeden Tag erneut infrage stellen. Das ist doch Kindergarten auf unterstem Niveau.
Kann doch nicht sein, daß China Millionen unterdrückt u nichts passiert u selbst in der EU Journalisten auf Malta u der Slowakei folgenlos ermordet werden u diese Staaten mit noch mehr EU-Geldern belohnt werden. Entweder ist die Würde des Menschen unantastbar oder nicht. Und da wo wir Einfluß nehmen könnten, sollten wir Recht u Moral zum Durchbruch verhelfen, oder schweigen. Ich fürchte wir sind moralisierende Empörungs- u Phrasendreschweltmeister mit minimalster Durchsetzungsfähigkeit und -Willigkeit.