Wahlen in den USA - Junge Wähler sind der Schlüssel zum Erfolg

Die USA erleben einen demografischen Wandel, der eine immer jünger werdende Wählerschaft zur Folge hat. Während sich der Trend bereits bei den Zwischenwahlen 2018 abzeichnete, wird die junge Generation dank ihres wachsenden Einflusses zunehmend die politischen Zügel in der Hand halten.

Studenten demonstrieren in Washington, D.C. / picture alliance
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Autoreninfo

Lisa Davidson ist Journalistin, freie Autorin und Podcast-Host. Sie lebt in Virginia, USA. 

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Bei den Zwischenwahlen im Jahre 2018 konnte während Donald Trumps Präsidentschaft manch einer seinen Augen kaum trauen. Immerhin stieg die Wahlbeteiligung unter jüngeren Wählern sprunghaft an. Laut New York Times fanden fast doppelt so viele Menschen Ende 20 und Anfang 30 den Weg zur Wahlurne wie bei den Zwischenwahlen vier Jahre zuvor. In erster Linie unterstützten die jungen Wähler demokratische Kandidaten und trugen so dazu bei, dass die Partei die Kontrolle über den Kongress erlangte.

Damals war jedoch noch nicht klar, ob das neu entdeckte politische Engagement der jüngeren Generationen über Trumps Präsidentschaft hinaus anhalten würde. Nun steht dank eines neuen Post-Mortem-Berichts der Datenanalysten von Catalist, der sich auch mit den Zwischenwahlen 2022 befasst, fest, dass das politische Interesse junger Amerikaner weiterhin wächst und zu einem großen Vorteil der Demokraten werden könnte. Die Zahlen zeigen beispielsweise, dass die Wahlbeteiligung bei der Generation Z und den Millennials außergewöhnlich hoch war. Besonders deutlich fiel dies in den 14 Bundesstaaten aus, in denen stark umkämpfte Wahlen stattfanden. Teilweise übertraf die Wahlbeteiligung der jungen Wähler sogar noch die Beteiligungszahlen von 2018.

Millennials und die Generation Z bilden einen wachsenden Anteil

Die demografischen Daten zeigen deutlich, dass die amerikanische Wählerschaft immer jünger wird. Millennials und die nachfolgende Generation Z bilden dabei einen wachsenden Anteil der potenziellen Wählerschaft. Gründe hierfür gibt es gleich mehrere. Der demografische Wandel kann beispielsweise auf Faktoren wie die steigende Anzahl junger Menschen im wahlberechtigten Alter sowie die zunehmende politische Sensibilisierung in diesen Altersgruppen zurückgeführt werden. Zeitgleich ist seit 2014 die Wahlbeteiligung bei Menschen, die vor 1950 geboren wurden, aufgrund altersbedingter Gründe zurückgegangen. Und obwohl die gesamte Wahlbeteiligung älterer Amerikaner immer noch höher als die der jüngeren ist, hat sich der Abstand in den letzten zwei Jahrzehnten unverhältnismäßig stark verringert.

Dennoch ist nicht nur die steigende Wahlbeteiligung unter Menschen mittleren Alters ein Phänomen, was den amerikanischen Wahlkampf deutlich prägt. Noch bedeutender ist das politische Interesse, das unter jungen Wählern einen deutlichen Sprung gemacht hat. 

Was treibt junge Amerikaner an die Wahlurne? 

Die Gründe, die immer mehr junge Amerikaner an die Wahlurne treiben, sind vielfältig. Einerseits sind viele junge Wähler politisch aktiv geworden, da sie um die Zukunft ihres Landes fürchten. Die Linken, die aktuell die Mehrheit der jüngeren Wähler ausmachen, sorgen sich besonders um den Klimawandel, den Zugang zur Abtreibung und den Extremismus der Republikanischen Partei. Die Rechten konzentrieren sich hingegen eher auf die ungeliebte Säkularisierung, die politische Korrektheit und die Konsequenzen der illegalen Einwanderung. Doch unabhängig davon, welcher Partei junge Wähler angehören, wird in der Gesellschaft sowie auf Online-Plattformen deutlich, dass die treibende Kraft oftmals Unmut ist. 

 

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Interessant ist auch, dass junge Wähler in der amerikanischen Geschichte nicht automatisch liberal ausgerichtet waren. So unterstützen Wähler unter 30 Jahren 1984 beispielsweise die Wiederwahl von Ronald Reagan. 2000 teilten sie sich fast gleichmäßig zwischen George W. Bush und Al Gore auf.

Präsidentschaft von Trump prägte die Gen Z

Die gängige Meinung ist, dass Amerikaner mit zunehmendem Alter konservativer werden. Dies scheint auch bei Millennials nicht anders zu sein. Wenn es um die politische Ausrichtung geht, unterscheiden sich die Wähler-Generationen allerdings aufgrund jener Ideologien, die während ihrer Jugend den politischen Zeitgeist dominierten. 

Aus diesem Grund tendierten Amerikaner, die in der Zeit der Depression und des New Deal aufwuchsen, eher zu den Demokraten. Wähler, die in der Reagan-Ära aufgewachsen sind, neigen hingegen eher zur politischen Rechten. Ereignisse wie der Irakkrieg, die Finanzkrise und die Präsidentschaften von Barack Obama und Donald Trump sind laut New York Times somit für die Ausprägung einer eher progressiven Generation verantwortlich. Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht dies. Seit 2014 konnten die Demokraten laut den Analysen von Catalist bei vier nationalen Wahlen mindestens 60 Prozent der Stimmen bei den 18- bis 29-Jährigen gewinnen. 

Geheimwaffe der Demokraten

Da Millennials und die Generation Z einen wachsenden Teil der Wählerschaft ausmachen und ältere, konservativere Generationen sukzessive aus der Wählerschaft ausscheiden, ist es nicht verwunderlich, dass das neue Wahlmuster den Demokraten Anlass zu Optimismus gibt. Und während die neue Altersdynamik kurzfristig sicherstellt, dass es die Republikaner bei der Wahl 2024 schwerer haben werden, kann sich diese Tendenz auch langfristig wiederholen, falls die Rechte zukünftig keinen Weg findet, junge Amerikaner zu mobilisieren.

Andererseits garantieren junge Wähler nicht ohne Weiteres eine demokratische Dominanz. Dabei kann sich die Linke vor allem selbst im Weg stehen, denn die Partei hat zahlreiche Schwächen, die Millennials und Generation-Z-Wähler entfremden könnten. Zeitgleich zeigt der aktuelle Catalist-Bericht, dass immer mehr Wähler aus der Arbeiterklasse ethnienübergreifend zu den Republikanern abwandern. Viele dieser weniger wohlhabenden Wähler scheinen sich an dem zunehmenden Sozialliberalismus der Demokraten zu stören. Aus diesem Grund bleiben Staaten wie Florida und Texas, zur Enttäuschung der Demokraten, immer noch fest in republikanischer Hand.

Wettstreit der Parteien auch weiterhin offen

Die politische Neigung der Amerikaner unter 40 Jahren in Verbindung mit der gestiegenen Wahlbeteiligung der jungen Generationen zu einem großen Vorteil für die demokratische Partei geworden. Doch nicht alle diese Wähler sind von Grund auf überzeugte Demokraten. Sich selbst bezeichnen viele eher als unabhängig. Selbst wenn die Demokraten bei den jüngeren Wählern aktuell also eine bedeutendere Position als die Republikaner einnehmen, ist der Wettstreit in der amerikanischen Politik noch lange nicht vorbei.

Eines ist jedoch bereits sicher: Die Verjüngung der amerikanischen Wählerschaft birgt große Veränderungen und ein enormes Potenzial für beide Parteien. Die Partizipation junger Menschen – ob aus Interesse, Groll oder patriotischem Pflichtgefühl – wird die politische Landschaft der USA für die kommenden Jahre deutlich prägen.

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