
- Das Martyrium von Mariupol
Im umkämpften Mariupol sind die Schicksale der Bewohner oft miteinander verbunden. Der kleine Vlad verlor seine Mutter durch einen Mörserangriff. Er selbst wurde von einer Frau gerettet, die vor acht Jahren dem Krieg im Donbass entkam.
Natalia arbeitete bei der Rentenkasse und wohnte im Westen von Mariupol, in der Friedensstraße. Am 24. Februar wurden alte Fichten in der Nachbarschaft abgeholzt, einen Tag später rollten russische Panzer über die Straßen. Seitdem kommt ihr das Ganze wie in einem surrealen Film vor. Als die ersten Raketenwerfer zwischen den Häusern aufgestellt wurden, machten sich Natalia und ihre zwei Kinder auf den Weg zu ihren Verwandten, die in einem Zentralbezirk eine Wohnung hatten.
Der Bürgermeister verließ Mariupol, die Bewohner blieben
Am 28. Februar richtete der Bürgermeister Wadim Bojtschenko einen Appell an die Bewohner: Sie sollten Ruhe bewahren. Er selbst verließ jedoch die Stadt. Am 1. März blieben fast 450.000 Menschen ohne Heizung, Gas, Strom, Wasserversorgung und Mobilfunk in Mariupol. Viele ahnten nicht, wie schlimm die tatsächliche Lage zu dem Zeitpunkt schon war. Sie wussten auch nicht, dass die Stadt eingekesselt ist. Für manche endete die Flucht tödlich.