Junge Iraner in der Stadt Arak / dpa

Proteste im Iran - Where have all the young men gone?

Die Proteste im Iran halten seit mehr als zwei Monaten an. Wer die Listen der Ermordeten in dieser womöglich ersten feministischen Revolution durchsieht, muss feststellen, dass ein Großteil der Opfer männlich ist – männlich und sehr jung. Doch wer sind diese jungen Männer, die derzeit reihenweise erschossen, zu Tode geprügelt, abgeschlachtet werden?

Autoreninfo

Finn Job ist Schriftsteller und lebt in Berlin. Im August 2022 erschien sein erster Roman „Hinterher“ (Wagenbach).

Foto: Timo Lindeman

So erreichen Sie Finn Job:

Ein Junge sieht in die Kamera, seine Mundwinkel deuten ein Lächeln an und können sich doch nicht entschließen, nach oben zu schnellen. Die dunklen Augen fixieren den Betrachter mit einer Entschlossenheit, die zugleich verletzlich wirkt. Das lockige Haar ist gescheitelt, er trägt einen grünen Schal, und sein Gesicht ist noch bartlos und fein.

Ein junger Koch wirbelt ein Stück Teig durch die Luft, durch den Mehlstaub, sein langes Haar wirbelt mit, doch sein Blick ruht in äußerster Konzentration auf dem fliegenden Fladen. Der Körper des Neunzehnjährigen wirkt angespannt und dennoch ruhig, seine sehnigen Arme wissen, was sie tun, und weil der Fotograf ihn im richtigen Augenblick abgelichtet hat, gefrieren seine Locken für den Betrachter zu einer gewaltigen Mähne.

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Romuald Veselic | So., 27. November 2022 - 15:40

ich die primitive Feigheit des D-Aktivisten u den Mut der vielen jungen Menschen im Gottesstaat Iran. Die manchmal nichts zu verlieren haben, als ihr Leben oder ihr Ich-Sein.

Was in Bezug auf diese verbrecherische Machtkaste von den Fascho-Mullahs u ihren Schergen von Gardisten, dass in einem Gottesstaat das Individuum nicht zählt, sondern Scharia. Diese Gesetzgebung in ihrem Wesen ist totalitär u unduldsam u erlaubt alle Mittel, gegen die, die den Gott ablehnen zu zerstören u auszulöschen.

Wann begreift der blöde Westen dies endlich?

Die ganze Vernichtungsmaschinerie vor Ort, basiert an dieser Rechtsprechung u verleiht diesen machthabenden Schurken die Legalität, weil man den Gott zum betonierten Faktor erhob u Nichtgläubige o Andersgläubige zum Ausrotten erklärt. Der Iran ist islamischer Staat. Finito.
Der Vorteil einer gottlosen aber sozialistischen Republik liegt darin, dass man die Mullahs u ihre SS-Garde dort selbst aufgehängt hätte, falls man sie habhaft würde.

man haette sie in den Repressionsapparat integriert.
Nicht nur in Rumaenien hatten sich die Kommunisten den "ehemaligen" Faschisten geoeffnet.

Chris Groll | So., 27. November 2022 - 16:45

Danke für diesen Bericht.
Es ist immer fürchterlich diese Dinge zu lesen.
Ich bewundere den Mut dieser jungen Menschen. Bei uns sind alle der Freiheit überdrüssig. Kaum jemand demonstriert gegen die teilweise Ausetzung der Grundrechte. Man klebt sich lieber auf Straßen/Flughäfen fest und beschmiert Kunstgegenstände.
Der andere Teil der Bürger liegt lieber auf der Couch und will seine Ruhe haben. Dann gibt es noch den Teil der Bürger, die es sicherlich auch im Iran zur Genüge gibt, die von dem System leben und darum damit einverstanden sind.
Es ist schon so, die einen kämpfen für ihre Freiheit, die anderen lieben den Konformismus.

Chris Groll | Mo., 28. November 2022 - 16:23

Antwort auf von Chris Groll

Möchte meinem Kommentar noch hinzufügen, daß auch viele junge Frauen verhafte gefoltert und ermordet wurden. Und das nur, weil sie kein Kopftuch tragen wollten.
Eines haben alle gemeinsam. Sie wollen Freiheit, die vielen unserer jungen Menschen heute nichts mehr bedeutet.

Albert Schultheis | Mo., 28. November 2022 - 00:21

In der ersten feministische Revolution der Weltgeschichte sterben zuallererst die jungen Männer! Was eine grundstürzende Lektion! Auch noch aus dem ersten Gottesstaat der Geschichte, dem Iran! Eine grundstürzende Lektion zuallererst für die infantilisierten, verblödeten selbsternannten Feminist:Innen in diesem verblödeten Westen! Denn die Tatsache, dass es junge Männer sind, die in erster Linie für die Sache der Frauen sterben, führt die gesamte feministische Argumentation und Agitation seit den frühen 70er Jahren ad absurdum! Die agitatorische, zersetzende Aufspaltung von Mann und Frau, die Hetze gegen das männliche Geschlecht - alles Hirngespinste, Konstruktionen eines degenerierten, entfremdeten Verständnisses der conditio humana. Wenn es hart auf hart kommt, zählen nicht xx- oder xy- oder xyz-Chromosomen - dann zählt nur noch das menschliche Geschlecht, Bruder und Schwester, Mann und Frau, Tochter und Sohn, so wie uns die Evolution geformt hat. Der Rest ist mind fuck - bullshit!

Gabriele Bondzio | Mo., 28. November 2022 - 09:40

Dito, Herr Finn!

Bei so einer phantastisch-plastisch geschriebenen Einleitung auf das Thema...
Bleibt frau Mitgefühl.

Selbstredend wenn man(n) keine Wahl zwischen geistigen und körperlichen Tod hat, die in Aussicht gestellt werden.
Wobei ja in den Ländern, wo dies vorkommt,
die Sitte des Missbrauches ganz junger Männer, Bestandteil der Kultur ist.

Der Freiburger Psychoanalytiker Gehad Mazarweh im sonntaz-Gespräch:
" ist überzeugt, dass die Väter der arabischen Welt versagt und ihre Vorbildfunktion verloren haben. "Die Jugendlichen kommen in meine Praxis voller Hass auf ihre unfähigen Väter." Denn die würden sich nicht wehren gegen Unterdrückung und Korruption. Der arabische Mann ist in vielen Lebensbereichen gescheitert. 380 Millionen Araber mit einem unvorstellbaren Reichtum und mindestens 30 Prozent davon übernachten hungrig."

Ernst-Günther Konrad | Mo., 28. November 2022 - 10:09

Ich nehme diesen Artikel zur Kenntnis und versuche ihn für mich ganz persönlich einzuordnen. In den Msm las ich auch von etlichen Frauen, die ihr Leben ließen aus den unterschiedlichsten Motiven heraus. Sind alle jungen Männer, die Sie hier skizzieren nur wegen ihres schwulseins aufständig oder sind es auch sog. Heteros, die sich schlicht und ergeifend einen anderen Staat wünschen? In jedem Fall kann nur das Volk selbst, aus welchen persönlichen Motiven heraus und Selbstbetroffenheit auch immer, dieses Mullah System stürzen. Nur was kommt dann? Wollen die weiter einen islamischen Staat? Glaubt irgendjemand hier im Forum, der Islam lasse einen demokratischen Staat zu? Wer soll diesen dort führen und wie will man die vielen Hardliner des Islam bändigen/intergrieren? Das braucht mehrere Generationen, wenn das überhaupt gelingt. Und würden die islamischen Nachbarstaaten da tatenlos zuschauen, ggfls. vor dem Hintergrund, dass die Freiheitswelle auch auf das eigene Volk überschwappen könnte?