Beppe Grillo von der Fünf-Sterne-Bewegung lächelt in eine Kamera
„Eigentlich hat Beppe Grillo nichts anderes getan, als die resignierten Italiener zur Selbsthilfe aufzufordern“ / picture alliance

Parlamentswahlen in Italien - Der Wünschelrutengänger

Die Fünf-Sterne-Bewegung dürfte bei den italienischen Parlamentswahlen im März stärkste Kraft werden – und ihr Gründer Beppe Grillo wird zum Ungeheuer stilisiert

Petra Reski

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Petra Reski lebt in Venedig, schreibt über Italien und immer wieder über die Mafia. Zuletzt erschien ihr Roman „Bei aller Liebe“ (Hoffmann&Campe). Foto Paul Schirnhofer

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Die Apokalypse steht vor der Tür: In Italien wird gewählt, und die Fünf-Sterne-Bewegung ist die stärkste Partei. Ja, Sie haben richtig gelesen: die Partei, vor der Sie die Süddeutsche Zeitung, die FAZ, die Welt und die Tagesschau immer schon gewarnt haben. Die Partei des Wüterichs, Polit-Clowns, Populisten, Politik-Verweigerers, Diktators und Dämons der italienischen Politik. Der französische Sozialist und EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici sieht im Ausgang der italienischen Wahlen ein „Risiko für die EU“, die Börsenzeitung beschwört ein „antieuropäisches Schreckensszenario“, die Welt nennt Beppe Grillo in einem Atemzug mit Berlusconi und gibt entrüstet kund: „Politische Stabilität und Seriosität sehen anders aus.“ Bedauerlich nur, dass alles bereits zuvor in den italienischen Medien zu lesen war, die in überwältigender Mehrheit Parteien, parteinahen Unternehmensverbänden, parteinahen Industriellen und vorbestraften Milliardären mit eigener Partei gehören.

Im Jahr 2013 kam es für die herrschende italienische Klasse zum Supergau: Die Fünf-Sterne-Bewegung zog als größte Oppositionspartei ins Parlament ein. Weil sie in den Umfragen die Renzi-Partei Partito Democratico stets überrundete, wurde kurz vor den Wahlen zur Notbremse gegriffen und ein neues Wahlrecht maßgeschneidert, das Parteienbündnisse fördern soll – die von den Fünf Sternen stets abgelehnt wurden. Damit wurde offiziell legitimiert, was in Italien in den vergangenen 25 Jahren heimlich praktiziert wurde: die große Koalition aus rechts und links, aus Berlusconi und der (vermeintlichen) Oppositionspartei PD, von den Italienern stets als „inciucio“, das große Mauscheln, geschmäht – ohne das sich Berlusconi niemals so lange an der Macht hätte halten können. Rechts arrangiert sich mit Links, das war unter Andreotti schon so, das war unter Berlusconi nicht anders und setzt sich mit Matteo Renzis Nähe zu Berlusconi fort – auch im jetzigen Wahlkampf: Wahlabsprachen sollen die jeweiligen Kandidaten stützen. Weshalb es in Italien heute praktisch nur zwei Blöcke gibt: die Fünf-Sterne-Partei und die anderen.

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Gerhard Prahauser | Di., 6. März 2018 - 01:50

Es zeigt sich immer mehr, dass diejenigen, die nicht ins System passen, wie z.B. Trump oder Putin und andere, von den korrupten und verbrecherischen eliten-konformen Medienbetrieben verunglimpft werden. Demokratie ist so lange nichts wert, so lange nicht das Volk bestimmt; und nicht nur das was von den gekauften Politer-Eliten vorgegeben wird, sondern was wirklich vom Volk ausgeht. Der beste Beweis von "Demokratie" sehen wir gerade in Deutschland: Die deutsche Demokratie hat letztes Jahr die GroKo (Grosse Koalition) abgewaehlt, und bekommt jetzt die neue GroKo. Fantastisch! Und da alle Abgeordneten (sie sind "ab" geordnet!) dem Franktionszwang unterliegen, koennen sie per'se NICHT ihrem Gewissen nach handeln, sondern was von der Finanz-Elite vorgegeben wird. Willkommen in der Demokratie!