
- „Nowitschok heißt Putin“
Nachdem bei Alexej Nawalny eine Substanz der Nowitschok-Gruppe nachgewiesen wurde, ist für seinen engsten Mitstreiter Leonid Wolkow klar: Hinter dem Anschlag steckt der Kreml. Hier schreibt der Oppositionspolitiker über den Dilettantismus der Täter und darüber, was er nun von der internationalen Gemeinschaft erwartet.
Jetzt ist es offiziell. Die Aussage der deutschen Behörden, das harte Vokabular, das sie benutzten (kein „ziemlich wahrscheinlich“ oder „sehr wahrscheinlich“, sondern das für die Diplomatie harte und untypische „zweifellos“, das heißt „ohne jeden Zweifel“, was natürlich bedeutet, dass die Analyse bestätigt und mehrmals überprüft wurde), lassen keinen Zweifel aufkommen.
Was wie eine Ente quakte und schwamm wie eine Ente, entpuppte sich einmal mehr als Ente. Wir sprachen von Anfang an über das Offensichtliche – und trotzdem war die Nachricht natürlich schockierend. Bei aller Offensichtlichkeit. Denn mit der Tatsache, dass es Nowitschok war, sind mehrere wichtige Aspekte verbunden.
Substanz beweist: Es war Putin
Nowitschok, das heißt Putin. Es handelt sich nicht um etwas, das „in einer Apotheke nicht zum Verkauf steht“. Es ist eine Substanz, deren Produktion und Besitz auf der ganzen Welt verboten ist. Nach der Vergiftung der Skripals steht die Substanz in allen denkbaren und undenkbaren Verbotslisten. Die Benutzung von Nowitschok ist ein terroristischer Akt. Es ist krasser, als mit Blut an einem Tatort zu unterschreiben, krasser als „die Visitenkarte von Jarosch“.
Der Plan ist nicht aufgegangen
Wollte Putin das Verbrechen so offen gestehen? Natürlich hat er das nicht getan. Das Zusammentreffen einer Reihe von Faktoren – enormer Druck von außen, die richtige Entscheidung der S7-Piloten, das Versagen der Ausführenden und einige andere Faktoren, die wir nur erahnen können oder noch nicht kennen – führte dazu, dass Alexej Nawalny überlebte und sich zu einem Zeitpunkt, als die giftige Substanz noch nachgewiesen werden konnte, außerhalb der Reichweite von Putins „Ärzten“ befand. Der Plan war natürlich ein anderer: Nun, der Mann starb plötzlich, die Tests zeigten nichts. Hat wohl ein Rafaello nach Ablauf der Haltbarkeit gegessen, kommt vor.
Der Dilettantismus der Täter
Der Dilettantismus der korrupten und faulen russischen „Geheimdienste“: Die Gewohnheit, zu lügen und zu vertuschen, besteht auf allen Ebenen. All dies hat in diesem Fall Alexej Nawalny gerettet. Offensichtlich sagte jemand zu seinem Chef: „Alles ist unter Kontrolle, wir werden es so gut wie möglich machen“, ohne wirklich zu wissen, wie man das macht. Offensichtlich hat jemand dem Chef gesagt: „In 48 Stunden wird das Gift verschwinden, die Spuren sind verwischt“, denn so steht es in irgendeiner Anweisung aus den 1980er Jahren, oder so steht es tatsächlich auf den Geräten aus den 1980er Jahren. Bei diesen Leuten funktioniert buchstäblich alles so, so leben sie.
Alle Verbindungen mit Putin brechen
BBC-Journalisten fragten mich: Nun, was erwarten Sie jetzt von der internationalen Gemeinschaft? Ich antwortete: Ich bin kein Jurist, ich verstehe nichts vom Völkerrecht; ich verstehe nicht, welche Mechanismen in dieser beispiellosen Geschichte greifen sollten, in der ein Staat versucht, einen Oppositionellen auf seinem eigenen Territorium mit besonders gefährlichen, verbotenen chemischen Waffen zu töten. Aber ich bin mir dieser ganzen Situation auf der moralischen, ethischen Seite sehr wohl bewusst. Ich wünsche mir wirklich sehr von der internationalen Gemeinschaft, dass niemand, unter keinen Umständen, Wladimir Putin jemals wieder die Hand reichen wird.
Allein schon, weil das einfach nicht sicher ist.
Diesen Beitrag veröffentlichte Leonid Wolkow zuerst auf Russisch auf Facebook.