Eine zerstörte Druckerei im ukrainischen Charkiw / dpa

Historiker Holger Afflerbach über die Chancen des Aufgebens im Krieg - Künstler der Niederlage?

In seinem Buch „Kunst der Niederlage“ befasst sich der Historiker Holger Afflerbach mit der Geschichte und Kulturtechnik der Kapitulation. Doch wie steht es in den Kriegen der Gegenwart um die „Kunst der Niederlage“?

Autoreninfo

Markus Heidingsfelder ist promovierter Medientheoretiker, Autor und Filmemacher. Er lehrt am United International College in Zhuhai, China. Letzte Buch-Veröffentlichungen auf Deutsch: "Corona - Weltgesellschaft im Ausnahmezustand?" (bei Velbrück, zusammen mit Maren Lehmann) und "Trump - beobachtet: Eine Struktursuche" (bei Springer). 

So erreichen Sie Markus Heidingsfelder:

Holger Afflerbach lehrt Geschichte an der University of Leeds.

Herr Afflerbach, es sieht ganz so aus, als komme die von Ihnen in Ihrem gleichnamigen Buch so detailliert beschriebene „Kunst der Niederlage“ in den Kriegen der Gegenwart nicht so recht zum Zuge.  

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Jens Böhme | Sa., 25. Mai 2024 - 18:15

Ein bißchen Google reicht, um z.B. die Definition des "gerechten Krieg" zu Gemüte zu führen. Kriegseintritte oder -erklärungen waren schon immer eine hohe Kunst der Rhetorik und der unterschiedlichen Sichtweisen aus verschiedenen Perspektiven. Zum Schluss eines jeden Kriegs bleibt die Erkenntnis, dass die Natur inklusive Menschheit nie gerecht sind und Gewalt (Tod) immer Teil des Lebens bleibt.

Albert Schultheis | Sa., 25. Mai 2024 - 21:03

Gut, dass wir endlich, nach über zwei Jahren Krieg auch bei Ciceros anfangen über Niederlagen zu reden! Ich schreibe seit 2 Jahren davon. Offenbar müssen Deutsche immer erst mit der vorwitzigen Schnauze in den Dreck gestoßen werden, bis Erkenntnis schwant. Ich dachte, wir hätten längst die hohe Kunst der Niederlage gelernt - nach WW1 und 2, nach Hindukusch, nach der schleichenden Kapitulation vor unserer eigenen Haustür, nach der Preisgabe unserer Frauen und Mädchen -aber selbst das kannten wir nach der Revanche der Franzosen und Rotarmisten auf deutschem Boden. Auch damals wurde den Geschändeten das Maul verboten. Nix haben wir gelernt. Wie man bei uns zu sagen pflegte: Dumm geboren, daab geschockt und nix dazugelernt.

Deshalb als Nachtrag!
Wer von all den Kriegstreibern, den Haubitzen-Omas gegen Rächts, den Leopard-Tonis und Kiese-Donnerwetters trägt jetzt die Verantwortung für die Deiviertel Million toten jungen Männer? Wer soll das Tribunal richten? Wer wird diesmal für die Verbrechen veturteilt und aufgehängt?

Im Übrigen, der Krieg ist noch längst nicht vorbei! Es gibt noch eins, zwei weitere Rote Linien, die noch übertreten werden wollen! Also schlagt fester die Trommeln, wenn ihr euren Hals retten wollt! Der Sieg ist in greifbare Nähe gerückt - nur noch diese kleine Anstrengung mehr, diese letzte Rote Linie!

Ich hab noch immer drei Kinder und eine Enkelin in diesem verruchten Land. Die Papiere griffbereit, die Autos vollgetankt. Wer weiß, ob ich sie noch lebend rauskriege, wenn's knallt!

Ingbert Jüdt | So., 26. Mai 2024 - 08:54

Der Krieg in der Ukraine ist ein Produkt amerikanischer Geostrategie. Ein friedlicher und kooperativer kontinentaler Block von Lissabon bis Wladiwostok ist eine amerikanische Horrorvorstellung, da mit einer US-Hegemonie über Europa unvereinbar. Die Ukraine ist das einzige europäische Land, durch das eine kulturelle Konfliktlinie verläuft, an der man Europa spalten konnte. Darum wurde der Ukraine-Krieg von Washingtoner Geostrategen systematisch und kaltblütig über Jahre hinweg herbei eskaliert. Ethisch gesehen ist dieser Krieg primär ein amerikanisches Verbrechen und sekundär ein Verbrechen der ukrainischen Rechtsextremisten, die als nützliche Idioten sich selbst und ihr Land dieser Geostrategie zur Verfügung gestellt haben. In einem Rahmen rationaler europäischer Interessenpolitik wäre es niemals zu diesem Krieg gekommen. Die Konsequenz Europas muss zwingend darin bestehen, die USA strategisch aus Europa zu entfernen sowie eine kontinentale europäische Friedensarchitektur zu errichten.

Ernst-Günther Konrad | So., 26. Mai 2024 - 10:13

Und zwar für die Menschen, die es wieder nicht hinbekommen haben, einen Konflikt friedlich und respektvoll zu lösen, sondern stattdessen wieder einmal die Waffen haben sprechen lassen.
Deshalb ist und war mir dieses Kriegsgeheul der Politik, dieses gerade in den Msm und den ÖRR lautstark in die Welt geblasene Siegesgeschrei schon immer zu wider. Niemand gewinnt an einem Krieg. Alle verlieren Leben, körperliche Unversehrtheit, andere Menschen, Eigentum und Staatsgebiet und vieles mehr. Mit dem Beginn von Krieg wird die Niederlage eingeläutet. Für den einen mehr, für den anderen weniger. Wenn der Tod von Menschen egal auf welcher Seite Sieg bedeuten soll, dann haben diese Menschen den Sinn des Lebens nicht verstanden. Niederlagen können Groß und Klein sein, in jedem Fall aber zwingende Folge einer jeden Auseinandersetzung. Weder Russland wird UA von der Landkarte streichen, noch umgekehrt UA Russland aus dem Land werfen können, auch wenn das gerecht wäre. Also? Redet über die Niederlage.

Urban Will | So., 26. Mai 2024 - 12:44

Mainstreamer sich hier äußern.
Ob der Angriff Russlands ein „Rechtsbruch“ war, ist doch in Bezug auf das Thema „Niederlage“ völlig belanglos. Ja, es war ein „Rechtsbruch“ aufgrund der Tatsache, dass gewisse internationale Rechte existieren und Russland diese ebenso gebrochen hat, wie vorher die NATO, die USA und viele andere auch. Es ist Teil der Geschichte, dass im Zshang mit Kriegen „Rechtsbrüche“ begangen werden und die Historiker sollten sich in Bez auf den Ukr.Krieg so langsam auch mal die Frage stellen nach dem „warum“.
Weiter unten wird es dann realistisch.
Die moral-versiffte Militarisierungsorgie auf Seiten der Grünen und ihrer Büttel von der CDU/CSU und FDP (die SPD muss man hier in der Tat ein wenig verschonen) ist nach wie vor schwer erklärbar. Resultat, so meine Meinung,, der Verkommenheit unserer Politik. Naive Kinder.
Die „Kunst der Niederlage“ wird diese Generation bald bitter lernen müssen.
Wenn sie denn intellektuell dazu in der Lage ist. Was ich nicht glaube.

Tomas Poth | Mo., 27. Mai 2024 - 13:01

Die Herren, Schultheis, Jüdt, Konrad, Will und auch Böhme, danke für ihre Beiträge!