Liz Truss bei der Bekanntgabe ihres Vorwahlsieges am Montag in London / dpa

Großbritanniens neue Regierungschefin - Von Thatcher zu Truss

Liz Truss wird die dritte Premierministerin Großbritanniens nach Margaret Thatcher und Theresa May. Tritt die bisherige Außenministerin in die Fußstapfen der Eisernen Lady oder in jene der glücklosen Übergangspremierministerin?

Tessa Szyszkowitz

Autoreninfo

Tessa Szyszkowitz ist Londoner Korrespondentin des österreichischen Wochenmagazins Profil. Im September 2018 erschien „Echte Engländer – Britannien und der Brexit“. Foto: Alex Schlacher

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Die glücklose Premierministerin Theresa May, die sich von 2016 bis 2019 am Brexit abarbeitete und daran scheiterte, erwähnt Liz Truss nie. Margaret Thatcher dagegen ist das erklärte Vorbild der neuen britischen Regierungschefin.

Die legendäre Iron Lady, die von 1979 bis 1990 lustvoll gegen Gewerkschaften kämpfte und Britannien privatisierte, wird in konservativen Kreisen nach wie vor sehr verehrt. Ob aus tief empfundener Liebe oder politischem Kalkül - Liz Truss inszeniert sich als Eiserne Lady 2.0 und kleidet sich sogar wie ihr Vorbild.

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Karl-Heinz Weiß | Mo., 5. September 2022 - 15:53

Danke für diesen facettenreichen Beitrag. In einer Sache waren die Engländer immer prinzipienlos. Deshalb haben sich die meisten Oligarchen-nicht nur die russischen-für London entschieden. Haben sie dieses Gen auch der künftigen Weltmacht Indien weitergegeben? Die Frage ist nur, ob die hölzerne Lady respektiert wird.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 5. September 2022 - 16:25

Ich las in einigen Medien schon den Abgesang der Frau, bevor sie überhaupt im Amt war. Das Politiker ihre Sichtweisen ändern ist doch inzwischen völlig normal. Es stellt sich immer die Frage, ob aus neu gewonnener Überzeugung oder aus Opportunismus. Mich interessiert nicht ihr Aussehen, sondern mich interessiert ihre Politik, jetzt als Premier gegenüber der übrigen Welt. Mag sie von mir aus Maggi Thatcher imitieren wollen, wie gut sie dabei sein wird, wird sich zeigen. Jedenfalls wird sie den Teufel tun und sich dem äußeren Druck anderer Staaten beugen und ihre Politik danach ausrichten. Egal wie man bei einzelnen Themen zur britischen Politik steht. Dort hält man sich nur im Amt, wenn das eigene Land vor fremde Interessen geht und man sich so gut wie möglich unabhängig hält. Eben GB first. Das eint das britische Denken. Und nur das bringt am Ende Wählerstimmen.. Deshalb muss man ihr genauso die berühmten 100 Tage zugestehen, wie jedem Neuling in der Politik andernorts auch.

Heidemarie Heim | Mo., 5. September 2022 - 17:19

Oh dear! Das geht ja gar nicht! Hoffentlich übt sie schon den Hofknicks mit gleichzeitigem, natürlich nur angedeuteten gehauchten Handkuss. Nur nicht feucht abschlabbern;)! Wie war das nochmal? Rechter Fuß nach hinten, Rücken bleibt gerade, knicksen und mit knirschender Patellasehne wieder hoch. Aber nicht zu hoch, da Ihre Majestät inzwischen altersgemäß noch kleiner ist und Mühe hat hochsehen zu müssen, was glaube ich auch nicht ganz der Etikette entspricht. Ja, da lauert Falle über Falle auf dem glatten, very britischen Parkett. Wenigstens sieht man ihr im Gegensatz zu ihrem Vorgänger an, dass sie im Besitz von Bürste und Kamm ist;) Aber das wichtigste Handwerkszeug im Sinne der Queen, die man wie die damalige Iron Lady niemals! ohne antrifft, dürfte die Handtasche mit 007-Ausrüstung sein. Lassen wir angesichts unserer eigenen auftrittssicheren und in allen Belangen gewandten Politiker die Frau doch erst mal in Downing Street einziehen und sich sortieren. Dafür alles Gute! MfG

Norbert Heyer | Mo., 5. September 2022 - 18:32

Es war klar, das Frau Truss diese Entscheidung zur designierten Regierungschefin gewinnen wird … Zeitenwende in allen Bereichen. In den wichtigsten Fragen einer Nation unterscheiden die Briten sich eindeutig von deutschen Politikern: Für sie kommen die Interessen von GB an allererster Stelle, im Gegensatz zu deutschen Politikern, wie von Frau Baerbock erst kürzlich bestätigt. Die wirtschaftliche Lage und auch die Energiefrage gibt zu Optimismus wenig Anlass, jedoch befinden sie sich nicht in der gleichen hoffnungslosen Lage wie wir. GB wird immer an der Seite der USA schreiten, sie werden sich immer zur NATO bekennen und sie werden Deutschland immer als ein wankelmütiges Volk ohne Kompass für die Zukunft sehen. Es scheint eine Allianz der USA und GB zu geben, Deutschland endlich mal die Quittung zu präsentieren für die Sonderwege, die kopflose Migration und die selbstzerstörerische Energiepolitik. Deutschland soll diszipliniert werden, uns ging es zu lange viel zu gut, das ist vorbei.

Dr.Andreas Oltmann | Mo., 5. September 2022 - 23:10

Manche Worte klingen nach kaum verhohlenem Neid auf ein Land, dass in erster Linie seine eigenen Probleme zu lösenversucht. Nicht mit Gender, Rassismus-Diskussionen
Antidiskriminierungsdebattenund Rettung des Weltklimas beschäftigt ist, und dem Rest der Welt moralische Vorhaltungen zu machen. Kein britischer Wahlkämpfer, egal welcher Partei, wäre so hochmütig, einen Satz mit den Worten zu beenden: „egal, was meine englischen Wähler von mir denken“.
Und die Vergleiche, die die Autorin bis zum Übermaß mit Maggi Thatcher zieht, sind ermüdend und Überheblich. Auch sie hat ihre Chance verdient. Wir haben nicht alles besser gemacht, denke ich.

Gerhard Lenz | Di., 6. September 2022 - 15:10

die jetzt den selbstverliebten Clown Johnson be-erben will, landete wohl nur dank schwacher Konkurrenz auf dem Stuhl des PMs. Man sollte nicht vergessen: Truss wurde nicht vom britischen Wähler ins Amt gehievt. Ob sie sich demnächst dem Votum der Bevölkerung stellen wird, scheint fraglich; wenn, dürfte das - wie bei britischen Politikern üblich - erst im Falle günstiger Umfragewerte passieren.
Britannien geht es schlecht: Der Brexit hat zu erwartende Folgen hinterlassen: Im Pflege- und Krankenhausbereich fehlen Arbeitskräfte. Das konservative Britannien hat zwar nichts gegen arabische, russische, US-amerikanische oder chinesische Gäste. Wenn sie kapitalkräftig sind dürfen sie langsam aber sicher die halbe Hauptstadt, nebst der größten Fußballvereine aufkaufen. Von rumänischen oder bulgarischen Migranten fühlte man sich jedoch bedroht.
Die Inflationsrate ist trotz "Freiheit von der EU" noch höher als in der Eurozone, das Land ist überschuldet.
Frau Truss hat genug zu tun.