
- Kreditgeber der letzten Instanz
Joachim Nagel soll neuer Präsident der Deutschen Bundesbank werden. An Möglichkeiten, seine Unabhängigkeit zu beweisen, wird es ihm nicht mangeln. Doch Wunder sind auch von Nagel nicht zu erwarten. Denn seine gesicherte Minderheitenposition war der Faktor, der SPD, FDP und auch die Grünen gut mit dieser Personalie leben lässt.
Unter den Personalentscheidungen der neuen Bundesregierung gehört die für Joachim Nagel zu den besseren. Wunder darf man freilich auch vom neuen Präsidenten der Deutschen Bundesbank nicht erwarten, der seinen Posten aller Voraussicht nach zum 1. Januar 2022 antreten wird. Dazu haben sich die Mehrheitsverhältnisse im Rat der Europäischen Zentralbank längst viel zu sehr zuungunsten deutscher Vorstellungen entwickelt. Oder muss man sagen: Ehemals deutscher Vorstellungen?
Die Gleichgültigkeit, mit der in Berlin der endgültige Abschied von jenen Maastricht-Kriterien zur Kenntnis genommen und geduldet wird, die die Bevölkerung zu Helmut Kohls Zeiten mit dem Abschied von der weltweit respektierten D-Mark versöhnen sollten, gibt Anlass zu dieser Frage. Weder ein Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch ein Finanzminister Christian Lindner (FDP) sind versessen darauf, sich ihre wunderbaren Klima-, Konjunktur- und Rentenrettungspläne von einer wieder strengeren EZB-Politik verderben zu lassen.