
- Zinsbedingte Enteignung
Noch hält Deutschland seine roten Linien, doch der Niedrigzins gefährdet unsere Altersvorsorge. Dabei gäbe es Lösungen: Wir brauchen endlich Austrittsmöglichkeiten aus dem Euro
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wollen Schulden in Europa mit neuen Schulden bekämpfen. Dazu muss sich Deutschland in der nächsten Legislaturperiode positionieren. Denn es geht um eine beispiellose Umverteilung hin zu einer vollständigen Haftungs- und Transferunion. Schulden über ein Eurozonen-Budget auszuweiten, ein EU-Finanzminister oder eine EU-Arbeitslosenversicherung überdecken die Probleme aber nur temporär, ebenso wie die Feuerwehreinsätze der Europäischen Zentralbank (EZB). All das könnte zu einem vollständigen Vertrauensverlust in die EU führen.
Die Altersvorsorge wankt
Es lohnt sich hinzuschauen, was Europa heute zusammenhält und wie stabil dieser Rahmen ist. Die EZB wird bis Jahresende kaum vorstellbare 2,3 Billionen Euro in die Märkte gepumpt haben – etwa die jährliche Wirtschaftsleistung Frankreichs. Obwohl die Kerninflation nach wie vor fast unverändert bei 1 Prozent liegt, bleibt Notenbankpräsident Mario Draghi dabei: „Mehr des Gleichen“. Das führt zu Fehlallokationen und Blasenbildungen. Wir verdecken gewaltige Pleiten, weil wir Unternehmen oft nur noch künstlich am Leben halten. Zugleich wankt die Altersvorsorge der Deutschen. Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist nach wie vor hoch. Investitionen gibt es nur zögerlich.