
- Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung im Flugzeug
An Bord von Flugzeugen herrscht ein augenscheinlich lockerer Ton. Doch dieser zeugt tatsächlich von einem Mangel an Distanz und Respekt. Wenn es ernst wird, fallen die letzten Hemmungen
Letztens im Flugzeug: Auf Bildschirmen über den Sitzen werden den Passagieren die „Sicherheitshinweise“ in Form einer Comedy-Show präsentiert. Man sieht trottelhafte Gestalten, die sich ungeschickt mit ihren Gurten abmühen, die Sauerstoffmasken verkehrt herum aufsetzen und ähnliche Slapsticks; dazu eingespielte Lacher. Ich senke gequält den Blick, um der Kinderstunde zu entrinnen, während sich mein Sitznachbar fast auf die Schenkel klopft. Ein anderes Mal, in einer belgischen Maschine: Eine Lautsprecherstimme erklärt fröhlich, wie die Schwimmwesten angelegt werden, und witzelt über deren Aussehen: „We Belgians are famous for our fashion style. Unfortunately our life vests are not made for the catwalk.“ Da möchte man lieber ohne Schwimmweste ins Wasser gehen.
Gerade weil der Ton an Bord so locker ist, kann er leicht ins Gegenteil umschlagen; dann haben die Fluggäste nichts mehr zu lachen. Ein Beispiel der irritierenden Art: In der Flugzeugtoilette scheint ein Passagier zu rauchen, jedenfalls schlägt der Rauchmelder an. Im Laufschritt eilt ein Steward herbei, hämmert mit der Faust gegen die Toilettentür und ruft: „Aufmachen!“ Der verdutzte Fluggast erscheint im Türspalt, der Steward herrscht ihn an, „Sie rauchen!“, streckt die Nase ins Innere und schnüffelt. Offenbar handelt es sich um einen Fehlalarm. Der Steward muss sich zurückziehen, doch im Weggehen kläfft er: „Rauchen ist absolut verboten – okay?!“ Der spaßhafte Ton zeugt von einem Mangel an Distanz und Respekt. Wenn es ernst wird, fallen die letzten Hemmungen.