
- Bye bye Transzendenz
Zu Weihnachten ist eine Debatte darüber entbrannt, wie politisch Predigten seien und seien dürften. Die zweifelhafte Nähe der Kirchen zur Politik war auch das Thema der Cicero-Titelgeschichte in der September-Ausgabe
Das Reich Gottes liegt in Hamburg-Bahrenfeld, an der A 7. Mitten auf dem Friedhof Holstenkamp an der Regerstraße, neben dem Areal mit Gartenabfällen und kaum größer als ein Pausenhof. Hier, zwischen Wohncontainern und einem Minispielplatz, arbeitet Diakon Nils Baudisch für die kirchliche Flüchtlingshilfe. „Flüchtlinge“ sagt er aber nicht, sondern „Geflüchtete“. Das sind die Afghanen, Syrer, Iraner und die vielen anderen, die in die Regerstraße kommen, um Deutsch zu lernen oder Kleider und gespendete Fahrräder abzuholen. In der Containerwerkstatt riecht es nach Gummikleber und Kettenöl. „Als Christ fühle ich mich angesprochen, den Geflüchteten zu helfen“, sagt Baudisch. „Wir arbeiten damit am Reich Gottes weiter.“
Aufschwung für die Kirchen
Vor allem die Flüchtlingskrise hat den Kirchen einen Aufschwung beschert. Plötzlich blühen ganze Gemeinden wieder auf. Und ihre Arbeit ist nicht nur diakonisch. Die Kirchen politisieren sich immer mehr: Klimaschutz, Waffenhandel, Genderforschung – kein Thema, zu dem sie keine eigene Agenda verfolgen. „Wir verstehen unsere Arbeit auch als politisches Statement“, sagt Baudisch.