Remstal
Im Remstal (Baden-Württemberg) werden noch klassische Rebsorten angebaut / dpa

Klimawandel bedroht traditionelle Sorten - Schöne neue Weinwelt

Unser Genusskolumnist ist bekennender Weintrinker und Freund der traditionellen deutschen Rebsortenkultur. Doch die scheint durch den Klimawandel dem baldigen Untergang geweiht zu sein. Sagen jedenfalls die Apokalyptiker. Aber stimmt das so? Nicht nur er hat da erhebliche Zweifel.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Ohne Nachhaltigkeit geht heutzutage gar nichts mehr. Alle sind plötzlich nachhaltig. Der Discounter, der ein paar Lebensmittel jetzt wieder lose verkauft (während der „Rest“ Unmengen Plastikmüll generiert), oder Kreuzfahrtveranstalter, die ein paar Schiffe mit „sauberem“ Flüssigerdgas betreiben (während die anderen nach wie vor pro Tag so viel CO2 ausstoßen wie rund 84.000 Autos). Auch Wintersportorte werben plötzlich mit „Nachhaltigkeitskonzepten“, nachdem dort jahrzehntelang Schneisen der ökologischen Verwüstung geschlagen wurden. Und in der Landwirtschaft betont mittlerweile jeder Giftspritzer, irgendwie „im Einklang mit der Natur“ zu arbeiten.

Neue Sorten als Retter des Weinbaus?

Wenn also alles und jeder irgendwie „nachhaltig“ ist, muss werblich eine Schippe draufgelegt werden. Da bemüht man dann gerne die drohende Apokalypse und die eigene Rolle bei der Rettung der Welt. Derartiges Gebaren begegnet einem auch in der Weinwirtschaft. Der Weinbau, wie wir ihn kennen, sei dem baldigen Untergang geweiht, die bisher kultivierten Rebsorten könnten dem Klimawandel nicht standhalten, warnt Barbara Singer vom Weingut Singer-Bader in Kernen-Stetten (Remstal). Mittel- und langfristig müsse man komplett auf die weitgehend schädlings- und auch hitzeresistenten Neuzüchtungen setzen, an denen in vielen Laboren getüftelt wird und von denen bereits viele auf dem Markt sind.

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Gabriele Bondzio | So., 21. August 2022 - 11:10

machen diesen apokalyptischen Zirkus nicht mit..."

Bin zwar nicht von der Zunft, aber mein Wein steht dieses Jahr prächtig., die Nachbarn werden mit profitieren.
Vergangenes Jahr hatte ich mit Mehltau zu kämpfen.
Und habe heuer darauf geachtet, viel zu schneiden. Das der Wind gut belüftet und die Sonne die Reben erreicht.
Die Mühe hat sich gelohnt.

An Wein kreieren habe ich mich noch nicht gewagt, da fehlt auch die Zeit zum Studieren der Voraussetzung und die notwendigen Gerätschaften.

Denke auch gewerbliche Winzer sollten nicht vorschnell die Flinte in das Korn werfen und weiter bei den Sorten bleiben, welche ihr finanzielles Fundament absichern.

Ich trinke jedenfalls gern mal eine gute Flasche Roten oder Rose, der mir schon immer geschmeckt hat.