
- Die Spätberufene
Mit Natascha Kohnen an der Spitze will die bayerische SPD die Alleinherrschaft der CSU brechen. Ihr Ehrgeiz ist groß, das Vorhaben dieses Mal zumindest nicht aussichtslos
Zum Gespräch bittet Natascha Kohnen in die Bibliothek des bayerischen Landtags. In die warme Welt der Bücher und somit in jene Welt, in der sie beruflich zu Hause war, bevor sie als Spätberufene Politikerin wurde.
Kohnen war schon 33 Jahre alt, als die Biologin und Lektorin von Schulbüchern um die Jahrtausendwende zur SPD stieß. Wütend war die berufstätige Mutter von zwei Kindern, weil sie am Stadtrand von München für ihren Sohn keinen Kitaplatz fand. Was zuvor in Paris selbstverständlich war, provozierte an der Pforte des Rathauses von Neubiberg verständnislose Kommentare: So was gibt’s hier nicht. Frauen, die freihaben, würden doch eh nur shoppen gehen. Mittlerweile ist die 50-Jährige die Hoffnungsträgerin eines Landesverbands, zu dessen politischer DNA seit mehr als einem halben Jahrhundert die Wahlniederlage gehört. Was auch daran lag, dass die SPD in Bayern traditionell zerstritten ist. „Das war vor meiner Zeit“, sagt Kohnen.