
- Weitermachen, auch ohne Vertrauensgrundlage
57 Prozent der Deutschen glauben den offiziellen Infektionszahlen des Robert-Koch-Instituts nicht mehr. Dennoch wird der Stuhl des RKI-Chefs Lothar Wieler nicht wackeln. Denn dessen Behörde untersteht direkt dem Gesundheitsministerium. Jede Kritik an Wieler fällt auf seinen obersten Dienstherrn zurück.
Ausgerechnet jetzt. Da hatte die Bild-Zeitung gerade erst getitelt „Vertrauen in Corona-Zahlen weg“ und eine INSA-Umfrage präsentiert, nach der 57 Prozent der Deutschen den offiziellen Infektionszahlen des Robert-Koch-Instituts nicht mehr trauen (nur 32 Prozent glauben noch, dass die Zahlen stimmen), da macht die Bundesoberbehörde unter Leitung ihres Präsidenten Lothar Wieler abermals von sich reden: Im aktuellen Covid-19-Wochenbericht nämlich wurden nachträglich Änderungen am Zahlenwerk vorgenommen. Ein später eingefügter Hinweis auf der Titelseite des Lageberichts, der an jedem neuen Donnerstag das Infektionsgeschehen in Deutschland abbildet, verkündet lapidar: „Auf S. 14 wurde die Zahl der Ungeimpften unter den gemeldeten Omikron-Fällen am 03.01.2022 korrigiert.“
Was wie eine Petitesse klingt, hat in den Sozialen Medien schnell für Raunen und Verunsicherung gesorgt. Hieß es in dem Bericht anfangs nämlich, dass sich unter 6788 gemeldeten Omikron-Fällen 4020 vollständig geimpfte (darunter 1137 geboosterte) und lediglich 186 ungeimpfte Patienten befunden hätten, so wurde die Zahl der Ungeimpften später ohne weitere Erklärung auf 1097 erhöht. Dem Vertrauen in das RKI hat das nicht gerade geholfen. Während im Netz schnell Parolen von der „Pandemie der Geimpften“ die Runde machten, erklärte eine Sprecherin des Instituts auf Nachfrage lapidar: „Bei der Aktualisierung war die alte Textversion verwendet und nur die Zahlen aktualisiert worden, dabei ist die Aktualisierung einer Zahl vergessen und Montag nachgeholt worden.“