
- Interessanter als Merkels Antworten sind die Fragen
Zum dritten und letzten Mal in diesem Jahr musste sich Angela Merkel heute den Fragen der Bundestagsabgeordneten stellen. Ein Themensammelsurium, bei dem die Fragesteller selten gut wegkamen. Vor allem die AfD machte es der Kanzlerin leicht.
Der arme Mann ist sicherlich ein bisschen aufgeregt, man stellt ja schließlich nicht jeden Tag der deutschen Regierungschefin von Angesicht zu Angesicht eine kritische Frage. Da kann das eine oder andere Fremdwort schon mal nicht richtig über die Lippen kommen, auch wenn ein Wort wie „Immunisierung“ ja gerade in diesem Jahr in aller Munde ist.
Bei Uwe Witt von der AfD-Fraktion klingt das Wort beim zweiten Anlauf wie „Immusilierung“ und Angela Merkel fragt: „Immunisierung, oder was?“, woraufhin Witt „Ja“ sagt und Merkel: „Ja, okay.“ Worauf Witt eigentlich hinauswill, nämlich, ob die Bevölkerung, beziehungsweise „alle Bewohner unseres Vaterlandes“, wie er sagt, über die verschiedenen Corona-Impfstoffe genügend aufgeklärt werden und ob der Bürger entscheiden dürfe, welchen Impfstoff er bekomme, ist da schon fast vergessen. Denn Merkel scheint jede Schwäche, sei sie nun rhetorisch oder inhaltlich, gnadenlos auszunutzen, die von der rechten Plenarseite kommt.
Merkel verbessert Witt nicht nur beim Wort „Immunisierung“, sie verbessert ihn auch, als er von drei Impfstoffen spricht (richtig seien sechs), als er davon spricht, dass die mRNA-Impfstoffe „genmanipuliert“ seien (sie enthielten genetische Komponenten, seien aber nicht genmanipuliert). Sie versucht Witt die Angst vorm Impfen zu nehmen, erklärt ihm mit Geduld das Prinzip der Herdenimmunität und sagt: Ja, wenn sich nicht genug Leute impfen lassen, müssen wir alle noch sehr lang Masken tragen. Und mit ihrer Antwort klärt Merkel die Bürger bereits besser über die verschiedenen Vakzine auf, als die AfD mit ihren Fragen Verunsicherung stiften kann.
Die Lümmel von der rechten Bank
Die Abgeordneten der AfD wirken bei der Befragung der Bundesregierung an diesem Mittwoch wie etwas einfach gestrickte Pennäler, die dachten, dass sie ihrer Lehrerin einen Streich spielen können, denen aber sofort der Wind aus den Segeln genommen wird. Dementsprechend nervös lächelnd setzt sich Witt, setzt sich aber auch AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla hin, nachdem sein Angriff ins Leere gegangen war.