
- Das Ende des Worthülsen-Regiments
Der Abgang von Angela Merkel und der damit einhergehende Neustart im Kanzleramt und an der CDU-Spitze wäre eine gute Nachricht vor allem für die deutsche Sprache. Nicht umsonst ist bis zuletzt unverständlich geblieben, was sie eigentlich erreichen wollte. Von Alexander Kissler
Der absehbare Abgang der Bundeskanzlerin wäre eine gute Nachricht für die europäische wie für die deutsche Politik. Wenige politische Felder gibt es, auf denen sich die Spätphase des Merkelschen Regierungs-, Verhandlungs- und Kommunikationsstils nicht verheerend ausgewirkt hätte. Vor allem aber wäre ein Neustart im Kanzleramt und an der CDU-Spitze eine gute Nachricht für die deutsche Sprache und damit für die Verständigungsmöglichkeiten in unserer Republik. Das Regiment der Worthülse wäre zu Ende, das große Blabla Geschichte.
Spaltung und Polarisierung nehmen zu
Ein halbes Jahr ist es her, da schloss die frisch gewählte Bundeskanzlerin ihre Regierungserklärung mit den Worten: „Ich möchte, dass am Ende dieser Legislaturperiode diese Bilanz gezogen wird: Unsere Gesellschaft ist menschlicher geworden, Spaltungen und Polarisierungen konnten verringert, vielleicht sogar überwunden werden, und Zusammenhalt ist neu gewachsen.“ Keine fünf Cent empfiehlt es sich, auf das Eintreffen dieser Prognose zu wetten. Nicht einmal gewiss ist der Zeitpunkt, an dem diese Legislaturperiode enden wird, und in welcher Funktion Merkel ihn erleben mag. Die „Spaltungen und Polarisierungen“ wachsen auch deshalb, weil Merkel, wie sie am 24. September 2018 zur Causa Maaßen eingestand, grundsätzlich „zu wenig an das gedacht“ hat, „was die Menschen zurecht bewegt“. Und weil sie nur selten in der Lage war, das, was sie sagte, und das, was sie vermutlich meinte, in Übereinstimmung zu bringen. Merkel ist bis zuletzt die unverständliche Kanzlerin geblieben.