Wie oft haben Sie, liebe Leser, in den vergangenen Wochen und Monaten die Nachrichten verfolgt und sind aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen? Ich sehr oft, weshalb mein Nacken vom ganzen Kopfschütteln schon ganz steif ist und auch mein Ouzo-Vorrat schneller zur Neige geht, als ich vorgesehen hatte.
Irgendwie muss man Nacken- und Weltschmerz eben stillen. Und eventuell, dachte ich, könnte ich durch ganz viel Anisschnaps auf eine höhere Bewusstseinsebene gelangen, die mich all den Irrsinn da draußen endlich verstehen lässt. Denn Cannabis ist derzeit noch illegal, und ich weiß aus vertrauenswürdigen Quellen, dass es zumindest in München schon mal einfacher war, an das gute Zeug zu kommen.
Jedenfalls ließ mich bis vor kurzem vor allem die neue Ampel-Regierung ratlos zurück. „Irgendwas stimmt hier nicht“, dachte ich deshalb schon länger, und bisher war das auch wirklich nur ein Gefühl. Bis ich heute Morgen unter der Dusche stand – wo einem bekanntlich die besten Ideen kommen – und mein persönliches Erweckungserlebnis hatte. „Heilig’s Blechle“, dachte ich, „da ist doch ein Muster zu erkennen!“ Also stürzte ich aus der Dusche, machte mir einen doppelten Espresso und schlüpfte durch die Geheimtür im Wandschrank in mein Bernsteinzimmer, wo mein Schreibtisch steht. Aber der Reihe nach.
Wunderbare Negativkampagne
Wenn man auf das politische Personal der Ampel guckt, tun sich – seien wir doch mal ehrlich – echte Abgründe auf. Bundeskanzler Olaf Scholz – und das sage nicht ich, sondern der Investigativjournalist Oliver Schröm im Interview mit Cicero – lügt, was seine Rolle in der Cum-Ex-Affäre angeht. Ein Mann, der sich minutiös an banale Treffen in der Elbphilharmonie erinnern kann, aber nicht an eines, in dem es um 47 Millionen Euro Steuerrückzahlungen gegangen sein soll?! Trotzdem spielte das Thema im Bundestagswahlkampf keine Rolle. Dabei fallen mir ad hoc ein Dutzend Wege ein, wie die Union hätte eine wunderbare Negativkampagne mit richtig viel Wumms daraus stricken können – statt nur die olle Kamelle von den roten Socken zu bedienen.
Doch Scholz ist bei weitem nicht der einzige Politiker der Ampel-Regierung, der nicht ganz koscher scheint. Unserer amtierenden Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat es seltsamerweise kaum geschadet, dass ihr Buch eine zusammenkopierte Farce war – und nun wird sogar gegen den gesamten Bundesvorstand der Grünen ermittelt, inklusive Wirtschaftsminister Robert Habeck. Hätte man da als Union im Bundestagswahlkampf nicht viel mehr draus machen können und müssen? Denn nicht nur der Plagiatsvorwurf kam für die Grünen doch zur Unzeit. Auch das mit den illegalen Corona-Boni, um die es bei genannten Ermittlungen geht, ist eigentlich nicht ganz neu.
Freiwillig impfen lassen müssen
Hinzu kommt, dass die Unionsregierung durch ihre Corona-Politik ausgerechnet Bundesgesundheitswarner Karl Lauterbach nach dem Mund gehandelt und ihm den Weg gebahnt hat in dessen zweiten politischen Frühling. Und der warnt mittlerweile nicht nur vor einer tödlichen Corona-Mutante im Herbst, die nach Meinung von Experten eher nicht kommen wird, sondern sagt auch Verwirrendes über Schnelltests und arg Lustiges über eine Impfpflicht: „Es wird ja niemand gegen seinen Willen geimpft. Selbst die Impfpflicht führt ja dazu, dass man sich zum Schluss freiwillig impfen lässt.“
Und dann wäre da noch Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die seit geraumer Zeit ein gewisses, sagen wir, Demokratiedefizit offenbart, dass es selbst einem wie dem chinesischen Dissidenten Ai Weiwei – der wirklich schon einiges durchmachen musste im Leben – nur Angst und Bange werden kann. Faeser „erinnert“ nicht nur Google und Apple in einem Tweet daran, dass es deren „gesellschaftliche Verantwortung“ sei, die Kommunikations-App Telegram aus ihren Stores zu verbannen, weil die ein „Brandbeschleuniger für Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien“ sei.
Nein, Frau Faeser twittert auch Sätze wie „Ich wiederhole meinen Appell: Man kann seine Meinung auch kundtun, ohne sich gleichzeitig an vielen Orten zu versammeln.“ Und irgendwo am Bosporus verdrückt Recep Tayyip Erdogan gerade ein Freudentränchen, weil ihn endlich wer versteht.
Poltergeister und extraterrestrische Besucher
Ich bin mit meinen fast 36 Lenzen zwar noch nicht ganz so alt, aber trotzdem schon zu lange im Geschäft, um da – auch, wenn es etwas gedauert haben mag – kein Muster zu erkennen. Schon deshalb, weil mir der Glaube an Zufälle in der Politik noch ferner liegt als der an Poltergeister oder an extraterrestrische Lebensformen, die ihr Lager auf der dunklen Seite des Mondes aufgeschlagen haben, von wo aus sie regelmäßig Frau Heinze von nebenan besuchen kommen (sagt Frau Heinze).
Meine These jedenfalls ist die: Angela Merkel und Armin Laschet (beide CDU) haben sich den Niedergang der Union und das mit der Ampel ausgedacht, um nach einer kurzen Pause bis in alle Ewigkeit regieren zu können. Selbstredend ohne dass SPD und Grüne davon gewusst haben. Und wenn Sie diese These nur einen Moment auf sich wirken lassen, dann, ja, dann wirkt sie plötzlich nicht mehr ganz so steil – und alles ergibt endlich einen Sinn.
Denn genau so hätte ich das eingefädelt: Hier und da in Fettnäpfchen treten, im Ahrtal lauthals lachen, gleichzeitig den Eindruck erwecken, die CSU würde den Wahlkampf von Armin Laschet torpedieren – was, nüchtern betrachtet, ebenso keinen Sinn macht, weil doch beide auf dem gleichen Ast saßen, an dem Söder gesägt haben soll – und dann tiefenentspannt aus dem eigens für die Ewigherrschaft im Erdkern errichteten Bunker zusehen, wie die eigenen Umfragewerte fallen und fallen. Dazu ein paar Maß Bier und ein Brotzeitbrettl und der Laden läuft.
Schläfer im System
Ich glaube, Angela Merkel und Armin Laschet haben ganz genau gewusst, welch halbseidenes Personal SPD und Grüne auf die Regierungsbank setzen werden. Und auch, dass die Auserwählten dann komische Sachen tun und sagen werden und auch sonst viele offene Flanken haben, dass es ein Leichtes wird, den Bürgern eine Regierung aus SPD und Grüne für immer madig zu machen. Ein ganz klitzekleines bisschen deutet sich das in den aktuellen Umfragen auch bereits an, doch so eine Verschwörung muss sich freilich erst entfalten.
Das mit der FDP wiederum – also, dass die nun auch in der Regierung ist – war dann entweder ein Kollateralschaden, oder, und das scheint mir die naheliegende Antwort zu sein, ein weiterer Baustein der Merkel-Laschet-Verschwörung. Denn freilich ist es gut, wenn man sich nicht ausschließlich darauf verlassen muss, dass SPD und Grüne an sich selbst scheitern, sondern überdies noch einen Schläfer im System hat, der das Ampel-Projekt von innen heraus destabilisieren kann. Dass Christian Lindner jetzt im Sinne der Mission so tun muss, als wären er und Robert Habeck dicke Kumpel, mag den FDP-Chef zwar ein wenig schmerzen, aber jeder muss mal Opfer bringen – und wenn man ehrlich ist, ist die FDP Schmerz halt auch gewöhnt.
Ja, liebe Leser, ich bin sicher: „The Unionsniedergang was an inside job“, um zu abstrahieren, was in Verschwörungskreisen rund um 9/11 schon seit Jahren bekannt ist. Auf YouTube und auf Telegram. Denn alles andere – lesen Sie meine Worte und tragen sie sie über Twitter in die Welt! – macht einfach keinen Sinn. Und da spricht, das müssen Sie mir einfach glauben, nicht etwa der Ouzo aus mir. Denn der ist vor lauter Erkenntnisschmerz nun leider aufgebraucht. Dafür lassen die Nackenschmerzen endlich nach.