Iranische Frauen demonstieren für ein Leben in Freiheit / picture alliance

Bijan Djir-Sarai über die iranische Protestbewegung - „Deutschland muss jetzt auf der richtigen Seite stehen“

Der iranischstämmige FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai fordert im Gespräch mit Cicero eine neue Härte im Umgang mit der Islamischen Republik. Zu lange sei Deutschland naiv gewesen und habe der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen wollen. Außerdem spricht er über seine Ablehnung der Atomverhandlungen, die Notwendigkeit scharfer Sanktionen sowie seine Kindheit in Teheran.

Autoreninfo

Clemens Traub ist Buchautor und Cicero-Volontär. Zuletzt erschien sein Buch „Future for Fridays?“ im Quadriga-Verlag.

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Der FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai ist in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren und aufgewachsen. Als Kind brach er 1987 zu seinem Onkel nach Grevenbroich auf, um in Deutschland bessere Lebenschancen zu erhalten. Als Politiker vertritt Djir-Sarai heute den Wahlkreis Neuss im Deutschen Bundestag.

Herr Djir-Sarai, Sie sind im Alter von elf Jahren aus Teheran nach Deutschland gekommen. Was sind Ihre Kindheitserinnerungen an die Islamische Republik?

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Günter Johannsen | Fr., 21. Oktober 2022 - 09:40

Ja, es wäre wünschenswert und dringend nötig, wenn die Bundes-Regierung nicht nur verbal an der Seite der verfolgten, misshandelten und von Mord bedrohten Frauen im islamistischen Iran stehen würde. Harte Sanktionen wären jetzt ein klares Signal. Doch will man das denn wirklich? Ich kann das nicht glauben!
Warum unterstützt man denn in unserem Land den Erdogan-Ditib-Verein, der ein Befürworter von Niqab, Kopftuch und Sharia, also für Frauenunterdrückung ist?
Nein, die grün-rot-gelbe Regierung schweigt, schaut weg und fördert diesen Erdogan-Verein sogar noch. Manche behaupten sogar, die Moslem-Frauen in Deutschland unterwerfen sich gern und freiwillig ... Ich denke: Das ist zynisch und ausgesprochen scheinheilig!

Keppelen Juliana | Fr., 21. Oktober 2022 - 12:54

Antwort auf von Günter Johannsen

bin ich der Meinung wir müssen gar nichts. Der Herr ist aus dem Iran dann soll er in den Iran gehen und vor Ort für die Rechte der Frauen kämpfen. Ich habe es bis obenhin satt dieses Moralgetue. Jeder kommt und fordert. Von Mord bedrohte Frauen gibt es auch bei uns in Indien, Ägypten, Afghanistan, Spanien, ganz besonders in Mexiko, Irak, Marokko, in den Golf Staaten usw. also Sanktioniern und Bombardieren wir die halbe Welt und stellen jeglichen Handel ein. Ich weiß nicht wie lange wir als Exportnation im eigenen Saft schmoren können ohne bald auf dem Trockenen zu sitzen. Der Iran steht im Focus weil er schon lange auf der Abschußliste der USA stehen man denke an den Plan 7 Länder in 5 Jahren und jetzt eine Chance sieht über die Frauenrechtsmoralkeule das Land doch noch vollständig zu isolieren und in die Knie zu zwingen. Es geht um Geopolitik und um die Vormachtstellung der USA dazu schiebt sie nach belieben ihre willigen Vasallen mit der Moralkeule übers Schachbrett und die hüpfen wi

"Es geht um Geopolitik und um die Vormachtstellung der USA ... "
Das glaube ich nicht. Es würde uns KGB-Genosse Putin und die Linke gern glauben machen. Denken Sie mal vom Ende her: Was wäre, wenn wir die USA als Schutz- und Atommacht nicht hätten? Halten Sie das kommunistische China und Sowjet-Russland für humanistisch-menschenfreundliche Systeme, die uns nur Gutes wollen? Dann schauen Sie bitte die Menschen dort an, wie sie zappelnd-unterwürfig vor ihren Partei-Apparatschiks stehen. Solschenizyn beschreibt in "Archipel Gulag", wie er das UDSSR-Parlament unter Stalin in der Endphase erlebt hat: nach einer Rede von Väterchen Stalin standen alle wie ein Mann auf und klatschten 10 Minuten .. 20 Minuten ... 30 Minuten.. 40 Minuten. Als einer nicht mehr stehen konnte, setzte er sich und alle hörten wie erlöst auf zu Klatschen. Der, welcher zuerst aufgehört hatte, wurde vom KGB abgeholt und wart nie mehr gesehen! Wollen wir so enden?
Wie ist das nun mit der Vormachtstellung?!

Ernst-Günther Konrad | Fr., 21. Oktober 2022 - 13:42

Antwort auf von Günter Johannsen

Wie immer Zustimmung Herr Johannsen. Außen Hui und innen Pfui, sagt ein Sprichwort. Und warum tun sie es? Das wissen Sie natürlich selber. Weil sie es können und auch wollen. Schon oft erwähnt, Roth bei den Mullahs, Steinmeier schickt Glückwunsche zum 40. Jahrestag des Umsturzes. Man holt immer mehr Islamisten ins Land, Männer, die im eigenen Land die Scharia leben und hier durchsetzen wollen und auf iranische Frauen treffen, die sie im eigenen Land verfolgt haben. Und der Rest der Ampel macht damit, schweigt und ist ganz auf den Machterhalt konzentriert, da hat man keine Zeit, sich um den Iran zu kümmern. Wir sollten Claudi die Roth schicken, die kann ja dort eine Kunstausstellung machen zum Thema Islam. Gerade die GRÜNEN vertreten eine Ideologie, die nur sie selbst verstehen, wir anderen stören nur mit unserem Realitätssinn und ständigen Kritik. Und Baerbock erklärt uns, das Mullah Gewalt nichts mit dem Islam zu tun hat. Sie muss es ja als "Völkerrechtlerin" wissen.

"Gerade die GRÜNEN vertreten eine Ideologie, die nur sie selbst verstehen, wir anderen stören nur mit unserem Realitätssinn und ständigen Kritik. Und Baerbock erklärt uns, das Mullah Gewalt nichts mit dem Islam zu tun hat."
Der Islam ist das Problem, wenn er bei uns Macht zugestanden bekommt ... vor allem die Erdogan-Treue Ditib-Mafia! Sie dominieren alle anderen Vereine, aber inzwischen auch andere Religionen: Christen und Juden sind Ungläubige.

Walter Bühler | Fr., 21. Oktober 2022 - 10:21

Politisch tätige Menschen, die aus fremden Kulturen kommen, sind sich in der Regel darüber im Klaren, ob sie als Exilpolitiker für eine politische Gruppierung in ihrem Herkunftsland arbeiten, oder ob sie als Politiker für ihre neue Heimat tätig sind.

Ich gehe bei allen, die in der deutschen Politik aktiv sind, - also auch bei Bijan Djir-Sarai - davon aus, dass sie Politik für Deutschland machen wollen.
In unserem Land, das so viele Flüchtlinge aus so vielen Ländern aufnimmt, darf es nicht dazu kommen, dass die deutsche Politik zum Instrument einer auswärtigen Bürgerkriegspartei verkommt. Wir würden sonst nämlich jeden Bürgerkrieg und den damit verbundenen Terror importieren, Denn die Parteien wechseln ja, die jeweils die anderen in die Flucht treiben.

Insofern gehe ich davon aus, dass die Menschen, die in Deutschland Schutz gefunden haben, uns nicht durch falsche Loyaliät - zu Bürgerkriegsparteien oder Revolutionären - in Gefahr bringen.

Auch die FDP ist eine deutsche Partei.

Sabine Lehmann | Fr., 21. Oktober 2022 - 16:48

Antwort auf von Walter Bühler

Nun Herr Bühler, den Konjunktiv im Kontext importierter Gewalt können Sie sich m.E. schenken. Oder lesen Sie keine Nachrichten?
Und Ihr Hinweis auf „falsche“ Solidarität ist im übrigen mehr als befremdlich, denn die Grenzen von Loyalität und Solidarität geben normalerweise unsere Grundwerte vor. Die stehen im deutschen Grundgesetz und sind nicht verhandelbar, auch nicht für die Matrix links-grüner Weltenversteher. Von daher kann der Kampf für die Freiheit und die Würde des Menschen nicht „falsch“ sein. Falsch ist allerdings eine Einladungspolitik der offenen Grenzen, die alles willkommen heißt, was den Gegenentwurf zu deutschen Grundrechten leben will, mit Gewalt noch verteidigt und etabliert und dabei heuchlerisch noch so tut, als sei das eine liebenswerte Form gelebter Toleranz. Das ist auf groteske Art gefährlich, nicht nur für die innere Sicherheit. Es ist ein Schlag ins Gesicht aller freien Menschen in Deutschland.

Gerhard Lenz | Fr., 21. Oktober 2022 - 11:16

Sicher. Keine Beziehungen mehr zu Terror-Regimen!

Realistisch? Kaum. Ich möchte all die Dauerempörten mal hören, wenn sie Sonntags ihren SUV stehen lassen sollen oder der Benzinpreis sich verdreifacht - falls es überhaupt noch was gibt.

Denn, machen wir uns nichts vor: Wir werde auch weiterhin Beziehungen zu Staaten pflegen, für die Menschenrechte nicht mehr sind als ein Ausdruck westlicher Dekadenz.

Man muss sich nur hier umsehen:

Das russische System unter Putin ist doch kein Deut besser: Auch dort werden Oppositionelle zusammengeschlagen, ermordert, verschwinden in Gefängnissen.

Trotzdem tönt es aus der rechten Ecke: Wir lassen unsere Rentner frieren, mit "Moral" alleine kann man nicht überleben.

Soll heissen: Beziehung zum blutrünstigen Putin, weil wir dessen Gas wollen? Gerne
Aber keine zum Iran, weil wir von denen nicht abhängig sind?

Das ist opportunistisch und heuchlerisch.

Aber Putin verteidigt völkische Werte, der Iran jedoch ist ein Mullah-Staat.

Das erklärt "alles"

Elfriede Puhvogel | Fr., 21. Oktober 2022 - 17:37

Antwort auf von Gerhard Lenz

… zu Terrorregimen.
Kann man unterschreiben, aber was machen wir dann mit der Ukraine. Die terrorisiert ihre russische Bevölkerung, besonders seit 2014 im Donbas, den abtrünnigen Gebieten, die unter Dauerbeschuss der ukrainischen Artillerie seit dem dort leben müssen. Das ist doch auch Terror oder finden Sie das gut?

Helmut Bachmann | Fr., 21. Oktober 2022 - 12:00

Hier geht es um das linke Narrativ, dass "der" Islam ja gut sei und nur aggressiv weil von den USA und "den Juden" ausgebeutet und bedroht wird. Dieser Wahnsinn ist nicht auskuriert, vermutlich noch lange nicht. "Wehrhafte" Demokratie, das ich nicht lache. Die Innenministerin stellt einen Pappkameraden auf ("die Rechten"), die Außenministerin redet von "feministischer" Außenpolitik und will die unteren Ränge bestrafen, statt die Befehlshaber. Armselig! Und noch einmal und gern: Islamversteher machen den selben Fehler wie Putinversteher.

Elfriede Puhvogel | Fr., 21. Oktober 2022 - 12:44

Deutschland steht immer auf der richtigen Seite! Manchmal stehen andere aber auf der besseren Seite!
Das ist das deutsche Dilemma.
In den Sozialwissenschaften ist dies als das sogenannte "Suppenphänomen" bekannt: Egal welche Suppe man anrührt, es gibt immer einen der hineinspuckt.

Sabine Lehmann | Fr., 21. Oktober 2022 - 14:11

Solidarität? Da brauchen Sie in Deutschland aber gar nicht mit zu kommen. Die Affinität zur "islamischen Folklore", sei es Hidjabs, Ehrenmorde oder sonstige pseudo-religiöse Gewaltexzesse, der Deutsche verharmlost Verfassungsfeinde, Terroristen und Gewalttäter. Im Schulterschluss mit radikalen Organisationen gefällt sich der Deutsche in seiner Rolle des Verständnisvollen bis hin zur Unterwerfung, bis in den Tod. Ein paar Teelichter und Teddybärchen an den Schauplätzen und Grabstätten sollten reichen, natürlich mit entsprechender Betroffenheitsmimik und ein paar Rassismus-Keulen in die "richtige" Richtung. Linke Wange, rechte Wange, das reicht schon lange nicht mehr, wir sind schon weiter. Für eigene Werte und Traditionen empfindet der Deutsche nur noch kulturelle Abneigung. Der mediale und gesellschaftliche Umgang mit der jüngsten Gewaltorgie eines zugereisten Islam-Fans in Oggersheim spricht Bände. Vor diesem Hintergrund klare Kante gegenüber islamischen Diktaturen zu zeigen? Absurd

Sabine Lehmann | Fr., 21. Oktober 2022 - 14:39

Erinnern Sie sich noch an das Glückwunsch-Telegramm unseres Staatsoberhauptes an das iranische Mullah-Regime vor 2 Jahren? Steinmeier in Bestform. Im Schloss Bellevue gab es eine "glorifizierende" Veranstaltung, bei der gottlob noch einer saß, der den Mund aufmachte u. sich wehrte: H. Abdel-Samad. Ein legendärer Auftritt, der den anwesenden Mainstream-Claqueuren so den verlogenen Spiegel vorhielt, dass sich manch einer vor lauter Unbehagen auf seinem Stuhl wandte, dass es eine Freude war zuzusehen! Das who is who unserer Elite aus Kirche, Politik, Kunst, Wissenschaft u. Medien. Sie alle fühlten sich offenbar in diesem Glückwunsch geeint. Widerlich, aber typisch deutsch.
Abdel-Samad brachte diese Geste auf den Punkt: Ein Signal an die iranische Diktatur weiter zu machen, ein Schlag ins Gesicht aller Oppositionskräfte im Iran, u. schlussendlich das Signal an alle Bürger Deutschlands: Wir sch..... auf unsere eigenen Werte, vor allem auf das Grundgesetz, unsere Grundrechte. Not in my name!

Walter Bühler | Fr., 21. Oktober 2022 - 19:08

Diese Solidaritäts-Kampagnen (gegen Weißrussland, gegen Syrien, gegen den Irak usw.) wirken auf mich immer so, als werden sie von ein und derselben Werbeagentur organisiert.

Z. B. das in diesem Artikel präsentierte Bild: Wenn in den Berichten aus dem Iran auch nur ein Körnchen Wahrheit enthalten ist, dann kann diese Demonstration eigentlich dort nicht so stattgefunden haben. Eine über und über tätowierte Frau, mit roter Farbe an den Händen (um blutige Hände auf den Transparenten zu produzieren?) und mit den Nationalfarben im Gesicht. Nirgends ein Kopftuch in Sicht, aber die Ästhetik und Mode aus einem Berliner oder New Yorker "Club".

Nun, möglicherweise bin ich nicht phantasievoll genug - aber ich habe Schwierigkeiten damit, dass dieses Bild der "picture alliance" wirklich im Iran aufgenommen sein kann.

Walter Bühler | Sa., 22. Oktober 2022 - 21:10

1968 protestierte in Berlin die marxistisch geprägte Studentenschaft gegen die "Gewaltherrschaft" des Schahs (dessen Frau Soraya in D damals sehr beliebt war). Die Proteste gegen den Schah und gegen die "Jubelperser" waren zugleich Solidaritäts-Bekundungen für den Revolutionär Chomeini, den Stammvater der heutigen Ayatollah-Herrschaft. Dieser fand vor seiner Rückkehr 1978 Exil in Frankreich, wo er vom linken juste Milieu regelrecht bewundert wurde (s. Wikipedia) "Während der vom 4. bis 7. Januar 1979 stattfindenden Konferenz von Guadeloupe beschlossen der französische Präsident V. Giscard d’Estaing, US-Präsident J. Carter, der britische Premierminister J. Callaghan und Bundeskanzler H. Schmidt, den Schah nicht mehr zu unterstützen und Chomeini die Rückkehr in den Iran zu ermöglichen."

Jetzt, 44 Jahre später, finden in Berlin wieder Demonstrationen gegen die iranische Regierung, gegen die Nachfolger Chomeinis statt. Welch wundersame Wandlung der Solidarität!