
- Borniertheit als Staatsraison
Egal ob Impfpflicht, Energiewende oder gesellschaftspolitische Zwangsmaßnahmen: In Deutschland hält man engstirnig an jedem einmal eingeschlagenen Kurs fest, auch wenn er längst durch die Realität widerlegt wurde. Eine Ursache ist der herrschende Konsenskult, der jede geistige Beweglichkeit verdächtig macht. So ist eine fatale Wagenburgmentalität entstanden.
Deutsch sein bedeute, „die Sache, die man treibt, um ihrer selbst und der Freude an ihr willen treiben“, schrieb einst Richard Wagner. Man hat dies Zitat später zu dem markanten „Deutsch sein bedeutet, eine Sache um ihrer selbst willen zu tun“ verstümmelt. So klingt es zackiger, forscher und noch ein wenig bornierter als ohnehin.
Nimmt man Wagners Diktum zur Grundlage, so führt Deutschland seit nunmehr zwei Jahren wieder einmal ein Glanzstück in Sachen Deutschsein auf. Denn nirgendwo auf der Welt hält man so verbissen, so engstirnig und so bar jeder empirischen Evidenz an einmal beschlossenen Corona-Maßnahmen fest. Österreich einmal ausgenommen. Aber gemeinsame Geschichte verbindet: Einfach mal wieder eine Sache um ihrer selbst willen tun. Nicht weil sie sinnvoll ist oder angemessen, sondern aus Prinzip. Das ist tatsächlich des Deutschen Königsdisziplin. Selbst für die postnational und multikulturell gestimmten Deutschen des frühen 21. Jahrhunderts.