Hubertus Knabe / dpa

Schließung des Bundesarchivs für Stasi-Unterlagen - „Ein hochsymbolischer Akt“

Im Jahr 2020 gab es noch über 30.000 Anträge auf Einsicht in die Stasi-Akten. Trotzdem wird das Bundesarchiv für Stasi-Unterlagen in Berlin-Lichtenberg geschlossen. Geht mit der Übernahme der Akten durch das Bundesarchiv nun ein Teil unserer Erinnerungskultur verloren?

Autoreninfo

Alissa Kim Neu studiert Kulturwissenschaften und Romanistik in Leipzig. Derzeit hospitiert sie bei Cicero.

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Hubertus Knabe ist Historiker und war bis 2018 wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.

Das Bundesarchiv für Stasi-Unterlagen (BStU) wird einem Festakt am heutigen Donnerstag in das Bundesarchiv überführt. Dem gingen lange Diskussionen über einen solchen Schritt voraus. Ist das ein Rückschritt in der Aufarbeitung der SED-Diktatur oder ist es für Angehörige und Forschende jetzt leichter, an Informationen zu gelangen?

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Christa Wallau | Do., 17. Juni 2021 - 19:00

dem DDR-Unrechtsstaat befassen. Das lenkt doch nur ab vom "Hauptfeind", den RÄCHTEN!
Alle Alt-Parteien haben ihren Feind gefunden:
Es ist die AfD und es sind alle Bürger, die der vorwiegend links-grünen Agenda, auf die sich alle Über-5%-Parteien (außer der AfD) geeinigt haben, kritisch gegenüberstehen. Dazu gehören u. a. PeGida-Marschierer, Impfgegner u. Kritiker der Covid19- Politik,

"Der Feind steht rechts!" - Diese Devise gilt in Deutschland.
Linke, ob mit oder ohne DDR-Dreck am Stecken, sind längst integriert im Main-Stream. Man sieht es am Umgang mit der Partei "Die Linke".
Was soll da also noch eine Aufarbeitung der DDR-Geschichte? Sie ist überflüssig - sie stört nur. Da wird lieber das tausendste Projekt im "Kampf gegen Rechts" aufgelegt. Kosten sind dabei Nebensache.

Heute, am Tag des 17. Juni, erinnert nicht einmal mehr der CICERO an das, was unsere Landsleute im Osten 1953 an Gewalt bei der Unterdrückung ihres Freiheitswillens erleben mußten...
Schäbig und dumm!

Ihr erster Satz ist falsch, denn die Akten werden ja nur überführt, nicht vernichtet. Sie sind weiterhin einsehbar, zerstörtes Material wird gesichtet und wiederhergestellt. Es gibt eine SED-Opferbeauftragte, und der Opfer des Aufstandes vom 17. Juni 1953 wurde im Rahmen der gestrigen Veranstaltung, bei der auch der Bundestagspräsident anwesend war, mit einer Schweigeminute gedacht.
Als "schäbig und dumm" würde ich Ihren Beitrag nicht bezeichnen. Uninformiert trifft es aber ganz gut, und da Sie auch dieses Interview zum Anlass nehmen, die AfD ins Spiel zu bringen: Bei der letzten Bundestagswahl hat die SED-Nachfolgepartei fast eine halbe Million Wähler an die AfD verloren, was zeigt, dass anti-demokratische und rassistische Einstellungen das Parteienspektrum transzendieren.
Wie viele andere hier halten auch Sie die Bundesrepublik bekanntlich für ein quasi-diktatorisches Regime. Auch so kann man die Zustände in der DDR verharmlosen.

Herr Konrad: "Schuldkult"?!

Herr Hügle wie immer in Bestform des falsch verstehen wollen. Ihre Antwort hat weder was mit dem Inhalt von Frau Wallau zu tun noch wollen Sie wirklich eine andere Sichtweise neutral lesen, hören und schon gar nicht überdenken. Um Ihnen der Begriff Schuldkult erklären zu wollen, bedürfte es den Willen, es verstehen zu wollen. Den kann ich bei Ihnen nicht erkennen. Aha. Der Bundespräsident hat eine Schweigeminute abgehalten. Ja dann, ist der vielen Toten an der Grenze und in Gefängnissen malträtiert, der vielen zerstörten Existenzen durch Ausspionieren, Gefängnisaufenthalte und Kindesentzug bis zur endgültigen Trennung von Familien ja ausreichend gedacht. Sorry, aber Sie haben in dieser Hinsicht ein schlichtes Gemüt und Ihnen fehlt selbst erlebte Erinnerung, die viele Kommentatoren oft, sehr oft hier einbringen. Deshalb erkennen Sie auch nicht, wohin Merkel dieses Land geführt hat und merken auch nicht den Verlust an Demokratie, durch Beschneidung von Grundrechten.

Ich beneide ihre Kunst, mit kurzen präzisen Worten & Sätzen ohne belehrend & verletzend zu sein, wichtige & meiste ungesagte Aussagen zu schreiben.
Ja, der 17. Juni - nur ein Gedenktag für die "Knackigen" - weil es öfters mal vorn oder hinten knackt ;>)
Und Ja, ruhet in Frieden - ihr Seelenlose Gesellen von Akten.
Bei den meisten war so wie so das "Interessante" geschwärzt oder gleich entfernt.
Und so schlimm war dann wohl der Klassenfeind doch nicht, wenn 60% der Stasi weiter beschäftigt worden sind.
Und nicht eine angeschlagene Kartoffel wurde in der Stiege von den wissbegierige Medien & ihren Journalisten gefunden ??, geschweige eine Faule - eine Leiche.
Nun ja, Giom, Erich, Schalk-G. & ein paar andere & lächerliche waren die Bauernopfer. Und Mielke hatte ja alle lieb & anschließend konnte man zur Versöhnung das Leichentuch des Vergessen drüber ziehn.
Ja Frau Wallau. Bestimmt hat die AFD oder andere Rechte wie Silberjunge ihre Finger in diesen Spiel?. Ruhet in Frieden, ihr Akten

Gerhard Schwedes | Do., 17. Juni 2021 - 19:17

Ich frage mich, ob der fehlende Name des Interviewers gleichfalls ins Bild passt. Will da bewusst der Interviewer nicht genannt werden, weil er weiß, dass ein solches Interview von bestimmten Stellen höchst unerwünscht ist? Oder höre ich da nur die Flöhe husten? Auch die Art und Weise, wie man Hubertus Knabe als Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohen-Schönhausen 2018 aus dem Wege räumte, war bereits höchst verdächtig. Seltsam, dass in diesem Interview nicht die Parallelen zu dem damaligen Vorgang zur Sprache gebracht werden. Und auch der Interviewte scheint mir seltsam verhalten zu sein und ergeht sich nach meinem Geschmack nur in Andeutungen, ohne so richtig Ross und Reiter zu nennen. Es läuft gewaltig viel schief in diesem Land, und zwar in allen Bereichen. Wenn nicht die Schweigespirale, so dreht sich doch die Verhaltenheits- und bestenfalls Andeutungsspirale. Das Ganze geschieht auf leisen Sohlen. Wer Ohren hat zu hören, der höre; wer Augen hat, der lese zwischen den Zeilen!

Karl-Heinz Weiß | Do., 17. Juni 2021 - 19:19

Der wichtigste Aspekt ist für mich das weiterhin bestehende individuelle Auskunftsrecht. In den vergangenen 16 Jahren hätte Gelegenheit bestanden, durch eine Persönlichkeit mit DDR-Sozialisation maßgebend zur Vergangenheitsbewältigung beizutragen. Warum dies unterblieben ist, erklärt sie vielleicht in ihren Memoiren. Dann ist es aber zu spät.

Jedenfalls steht fest >Dass es unterblieben ist<
Dies ist auch schon die Antwort.
Zu viele Ver-Knotungen im Spinnennetz.
Da kämen die Fliegen nicht mehr heraus

Ernst-Günther Konrad | Do., 17. Juni 2021 - 20:02

Da wurde sicherlich hinter den Kulissen kräftig von den SEDlern, die sich jetzt LINKE nennen an der Schraube des gewollten Vergessens gedreht. Vorne weg eine Kanzlerin, die selbst in der FDJ für Agitprop zuständig war und in Moskau, als Belohnung für besondere Linientreue studieren durfte, die ein Interesse am "Vergessen" hat.
Böse Zungen behaupten ja, sie sei das Vermächtnis von Erich. Mich hätte sehr interessiert, wieviel IM enttarnt und zur Verantwortung gezogen wurden. Bestehen die "alten" Seilschaften noch? Wieviele Stasi-Offiziere sind inzwischen im Verfassungsschutz und anderen Schaltstellen der Macht, stellen dort ihr "Können", wie nach der Hiterzeit etliche Nazis der neu gegründeten BRD zur Verfügung? Es ist schon verwunderlich. 76 Jahre nach dem Krieg, der sicherlich widerlich und nicht entschuldbar ist, begegnen uns die Erinnerung bald täglich im ÖRR und in der politischen Diskussion, um den Schuldkult zu bedienen. Die andere Diktatur will man aber vergessen machen.

Rob Schuberth | Do., 17. Juni 2021 - 20:06

Wo ist denn das Problem?

Der Zugang, also Auskunftsersuchen, werden doch weiterhin ermöglicht.

Hier wurde ein Amt mit einem anderen Amt fusioniert...mehr nicht.

Die neue Bez. gefällt mir auch besser, da sie deutlich macht um was es sich bei den sogn. Stasi-Akten handelt.

Bernhard Homa | Fr., 18. Juni 2021 - 03:01

Das Interview (NB: von wem geführt?) geht an den wirklichen Problemen im Umgang mit den Stasiunterlagen ziemlich vorbei, nämlich: 1.) dem teilweise noch immer unzureichenden Erschließungsstand – hier könnte die fachliche Steuerung im Bundesarchiv sogar Verbesserungen bringen 2.) Den eingschränkten Zugangsmöglichkeiten (sog. "Verbot mit Erlaubnisvorbehalt") nach StUG, die im Gegensatz zum prinzipiell voraussetzugslosen Zugang für Archivgut nach dem BArchG stehen. Dies war schon unter dem Dach eines eigenständigen BStU ein Hindernis für Forschungen zur DDR und hat nichts mit der Überführung ins Bundesarchiv zu tun.
Nebenbei: "BStU" hieß und heißt nicht "Bundesarchiv für Stasi-Unterlagen", vielmehr gab es ein Archiv beim Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen (= BStU)

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 18. Juni 2021 - 10:58

Keinesfalls will ich bestreiten, dass Mancher ein größeres Interesse haben könnte an "Verschluss", manch Anderer an gerade mehr Aufklärung, aber eine permanente Sonderstellung, wenn man doch zusammenwachsen will, scheint mir keine befriedende Antwort.
Ich gehe ohnehin davon aus, dass die wirklich brisanten Akten schon eine Zeit davor vernichtet wurden.
Da traue ich dieser "Honecker"-Regierung gewissermassen noch am meisten zu.
Eine neue Ebene, die Bundesebene bietet sich also an.
Deren Zuständigkeiten müssen doch nicht in Ewigkeiten festgeschrieben werden.
Irgendwann wird die Aufarbeitung aber mehr und mehr die von Historikern.
Ich mache mir in der Bundesrepublik Deutschland eigentlich überhaupt keine Sorgen darum, dass es etwa eine übergroße Nähe zur DDR und zum Staats"kommunismus" geben könnte.
Im Gegenteil fand ich eins meiner Anliegen immer wichtig, Menschen den je Anderen näherzubringen, wenigstens zu erklären.
Ich war und bin fasziniert davon, dass es Gesellschaften gibt.
ZUKUNFT

Bernd Muhlack | Fr., 18. Juni 2021 - 15:48

Ursprünglich war das Bundesarchiv mit Hauptsitz in Koblenz angesiedelt - im höchsten Gebäude der Stadt.
Mein Opa Jupp arbeitete dort in der Bibliothek.
Ich habe ihn während meiner Kindheit oft besucht; manchmal war ein Freund dabei und wir spielten in den endlosen Bücheregalen verstecken.
Man konnte einfach in das Gebäude herein gehen und an der Pförtnerloge grüßend vorbeispazieren:
"Hallo Bernd!"

Mit Beginn des RAF-Terrors fingen die Kontrollen an und irgendwann war es fast ein Ding der Unmöglichkeit sich Zugang zu verschaffen.

Opa hatte ein großes Büro mit einer riesigen Fensterfront. Dort hegte und pflegte er seine tollen Pflanzen. Als er in Pension ging standen die Mitarbeiter Schlange, um eine Pflanze zu erhalten!
Das war eine sehr schöne Zeit!
Wahrscheinlich liegen hier die Wurzeln meiner Vorliebe für Bücher

Alles hat ein Ende und wie bereits gesagt wurde, werden diese Akten nicht vernichtet sondern "umgebettet". Natürlich kann dabei was verschütt gehen, nichts ist unmöglich!