Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und der Virologe Christian Drosten / dpa

Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit in der Corona-Krise - „Die gewünschte Schockwirkung erzielen“

In der Corona-Krise werden Forscher mit abweichenden Meinungen gern als irrelevante Minderheit klassifiziert. Doch wer die tatsächliche Vielfalt des wissenschaftlichen Meinungsspektrums leugnet, untergräbt das Vertrauen in die Wissenschaft – und in die Politik.

Autoreninfo

Thorsten Benner ist Mitgründer und Direktor des Global Public Policy Institute (GPPi) in Berlin, einem unabhängigen und gemeinnützigen Think Tank. Er ist zudem Lehrbeauftragter an der Hertie School of Governance sowie Mitglied des Global Board von More in Common. Twitter: @thorstenbenner.

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Vom 19. bis 22. März 2020 verfasste eine von Staatssekretär Markus Kerber zusammengebrachte informelle Gruppe von Wissenschaftlern (Ökonomen, Soziologen und Chinaforscher) binnen vier Tagen für das deutsche Innenministerium (BMI) ein Papier mit dem Titel „Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen“. Die bizarre Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Papiers ist ein Lehrstück über typische Fallstricke in der Dreiecksbeziehung zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit, die im Zuge der Corona-Pandemie und damit verbundenen politischen Krise deutlich zutage getreten sind. 

Wissenschaft, politische Entscheidungsträger und Medien können und sollten daraus Lehren ziehen, wie sich wissenschaftliche Unabhängigkeit und eine beratende Rolle gegenüber Politik und Öffentlichkeit besser verbinden lassen. 

Im Papier entwerfen die Experten drei Szenarien zur Verbreitung des Coronavirus, inklusive der jeweils zu erwartenden Todeszahlen: den „worst case“ (mit einer Million Todesfällen in Deutschland im Jahr 2020), das Szenario „Dehnung“ (220.000 Tote) sowie „Hammer and Dance“ (12.000 Tote).

Die Wissenschaftler formulieren zudem eine Vielzahl politischer Handlungsempfehlungen, um den schlimmsten Fall zu vermeiden. Unter anderem fordern sie, den Datenschutz dem Gesundheitsschutz unterzuordnen, denn längerfristig sei „der Einsatz von Big Data und Location Tracking unumgänglich“. Es geht im Papier viel darum, wie die Zustimmung der Bevölkerung zu einschränkenden Maßnahmen sichergestellt werden kann.

Den schlimmsten Fall betonen 

Zentral sei dabei, wie gleich in der Einleitung hervorgehoben wird, den Teufel an die Wand zu malen – also den schlimmsten Fall zu betonen: „Um die gesellschaftlichen Durchhaltekräfte zu mobilisieren, ist das Verschweigen des Worst Case keine Option.“ Entsprechend ausführlich geht das Papier darauf ein, wie man die Bevölkerung, die sich aufgrund der vergleichsweise geringen Sterberate bei Infizierten und der Konzentration der Todesfälle auf Alte und Vorerkrankte mehrheitlich in Sicherheit wiegt, gezielt „schockt“, um die Zustimmung zu vorübergehenden Freiheitseinschränkungen zu erhöhen:

 „Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden: 1) Viele Schwerkranke werden von ihren Angehörigen ins Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. Das Ersticken oder nicht genug Luft kriegen ist für jeden Menschen eine Urangst. Die Situation, in der man nichts tun kann, um in Lebensgefahr schwebenden Angehörigen zu helfen, ebenfalls. Die Bilder aus Italien sind verstörend. 2) ,Kinder werden kaum unter der Epidemie leiden‘: Falsch. Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.“

Der Text wird zunächst als Verschlusssache eingestuft, doch schon Ende März berichtet die Süddeutsche Zeitung aus einem „vertraulichen Strategiepapier“. Die Webseite „FragDenStaat“ veröffentlicht das Papier schließlich am 1. April 2020. Daraufhin stellt auch das Innenministerium den Text online. 

Oppositionsparteien im Bundestag stellen in der Folge zahlreiche Anfragen dazu, wie das Papier entstanden ist. Das Innenministerium beschreibt die eigene Rolle in seinen Antworten als „rein koordinierend und redaktionell (Erstellung einer Zusammenfassung)“ und behauptet: „Die Entwicklung des Papiers ist aus einem fachlichen Dialog zwischen dem BMI und verschiedenen Wissenschaftlern entstanden und auf Initiative der Wissenschaftler erfolgt.“

Das umstrittene Expertenpapier

Auch mehr als ein Jahr später schlägt das Expertenpapier noch hohe Wellen. Anfang Februar 2021 veröffentlichte die Welt am Sonntag die Ergebnisse einer Recherche zur Genese des Dokuments, die auf von einem Berliner Anwalt erstrittenen Einsichten in den E-Mail-Verkehr zwischen den Forschern und dem zuständigen Staatssekretär im BMI, Markus Kerber, beruht. Die Journalisten Anette Dowideit und Alexander Nabert schreiben: 

„In jenen vier Tagen verfolgten Kerber und andere hochrangige Beamte des Ministeriums die Arbeit der Forscher akribisch und diktierten das Vorgehen: Aus dem Schriftwechsel geht hervor, dass es in kurzen Abständen Telefonkonferenzen zwischen dem BMI und den Forschern gab, während diese an ihrem Modell und den daraus resultierenden Empfehlungen arbeiteten.“ 

Und sie schlussfolgern: „Die gut 200 Seiten an E-Mails belegen somit, dass die Forscher zumindest in diesem Fall längst nicht so unabhängig agierten, wie es Wissenschaftler und Bundesregierung seit Beginn der Pandemie stetig betonen – sondern auf ein von der Politik vorgegebenes, feststehendes Ergebnis hinwirkten.“ Wissenschaft werde so „zum verlängerten Arm der Politik“. Der Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke, Dietmar Bartsch, kritisiert daraufhin: „Wenn Wissenschaft Unabhängigkeit aus der Hand gibt, leidet Glaubwürdigkeit. Vertrauen und Glaubwürdigkeit sind aber Schlüssel in der Krise, um Akzeptanz für Maßnahmen zu stärken.“ 

Ende Februar publizierte die Welt am Sonntag einen weiteren Artikel, der sich mit Otto Kölbl, einem Mitglied der Ad-Hoc-Taskforce des Innenministeriums, auseinandersetzt. Er hat die Passagen zur „Schockwirkung“ im Entwurf des Papiers verfasst, was das besondere Interesse an seiner Person erklärt. Der 52-jährige Germanist Kölbl ist Sprachprüfer für Deutsch sowie Doktorand an der Universität Lausanne. Diese hielt Kölbl an, für seine Publikationen zum Thema Corona-Pandemie nicht die offizielle E-Mail-Adresse der Universität zu verwenden. Als sich BMI-Staatssekretär Kerber daraufhin per E-Mail für Kölbls Rolle als Corona-Berater beim zuständigen Dekan der Universität Lausanne einsetzt, hält die Universität die Nachricht für „nicht glaubhaft“ und betont, Kölbls Aktivitäten zum Thema Pandemie stünden in „keinerlei Zusammenhang“ mit seiner Tätigkeit als Sprachprüfer für die Universität.

Ein Mao-Fan als Politikberater

Auf seinem Twitter-Profil preist sich Kölbl nach wie vor als Mitglied der gegenwärtig inaktiven BMI-Corona-Taskforce an. Er ist, das ist aus seinen öffentlichen Äußerungen leicht erkenntlich, ein Mao-Fan sowie ein glühender Verteidiger des chinesischen Parteistaats und der Repression der Kommunistischen Partei (KP) Chinas. Für den Feuilletonchef der Welt, Andreas Rosenfelder, setzt der Bericht zu Kölbl „den Kurs der Bundesregierung in der Pandemie-Politik in ein neues Licht und ist Pflichtlektüre für jeden, der sich fragt, wie das autoritäre Element in eine liberale Gesellschaft Eingang fand.“

Klar ist: Die in den beiden Welt-Artikeln formulierten Vorwürfe können nicht gleichzeitig stimmen. Entweder hat KP-Fan und Co-Autor Otto Kölbl das Innenministerium von einem von Chinas Politik inspirierten repressiven Kurs in der Pandemie überzeugt – oder die Forscher haben eine Auftragsarbeit nach politischen Vorgaben des Innenministeriums abgeliefert.

Bei genauerer Betrachtung lässt sich der Vorwurf, Kölbl habe die Linie der Bundesregierung in Richtung „autoritäre Elemente“ beeinflusst, schnell als wenig plausibel einordnen. Sowohl Staatssekretär Kerber als auch Innenminister Horst Seehofer haben in den letzten Jahren bedrohliche oder sogar lebensbedrohliche Viruserkrankungen überstanden. Das mag, so mutmaßte etwa die Zeit, zu einer frühen Präferenz für eine entschlossene Eindämmung der Pandemie beigetragen haben.

Zum Vergleich: Kanzlerin Angela Merkel etwa sprach in den Anfangswochen der Pandemie noch davon, dass man lediglich eine Situation verhindern müsse, in der zu viele Menschen gleichzeitig infiziert sind, um die Versorgung in Krankenhäusern aufrechterhalten zu können.

Kerber sucht Unterstützung 

Für die strikte Position seines Ministeriums suchte Kerber in den Reihen der deutschen Wissenschaft Unterstützung und weitere Ideen. Auf Kölbl aufmerksam wurde er über ein Papier, das dieser gemeinsam mit dem Bonner Chinaforscher Maximilian Mayer, heute einer der Köpfe der #NoCovid-Bewegung, verfasst hat. Darin legen die Autoren dar, was Deutschland aus ihrer Sicht von Chinas Maßnahmen in Wuhan lernen könne.

Es war sicher ein politischer Fehler Kerbers, Kölbls Hintergrund vor einer Berufung in ein Expertengremium des BMI nicht weiter zu überprüfen – insbesondere, nachdem die Universität Lausanne sich so deutlich von Kölbl distanzierte. Jemand mit derartigen politischen Ansichten zur KP darf nicht in eine öffentliche Taskforce berufen werden. Doch es wäre irrig anzunehmen, Kerber sympathisiere mit Kölbls Ansichten zur KP. Der Staatssekretär gehört zu den deutschen Spitzenbeamten, die der Rolle und dem Einfluss des chinesischen Parteistaats extrem kritisch gegenüberstehen und sich für eine sehr robuste deutsche China-Politik einsetzen. Es ist absurd anzunehmen, dass er Kölbls Ansichten nahesteht. Viel wahrscheinlicher ist: Kölbls Positionen zur KP waren dem BMI zum Zeitpunkt seiner Berufung in die Taskforce nicht bewusst.

Was ist mit dem zweiten Vorwurf, die Wissenschaftler hätten sich von Kerber und seinem Ministerium vor den Karren spannen lassen – also Argumente für ein „politisch feststehendes Ergebnis“ geliefert und somit ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit untergraben? Sicherlich hat Kerber nur Experten (Expertinnen waren in der Runde bemerkenswerterweise keine vertreten) berufen, deren Positionen er tendenziell teilte. Deshalb fanden sich in der Gruppe keine Befürworter etwa der Strategie, die Pandemie graduell „durchlaufen zu lassen“, um so eine natürliche Herdenimmunität aufzubauen.

Und sicherlich wollte Kerber Argumente und Vorschläge für einen Kurs harter Beschränkungen sammeln und mit Hilfe des Papiers der Wissenschaftler auch den Rest der Bundesregierung von diesem überzeugen. Das ist wenig verwunderlich. Politische Entscheidungsträger suchen sich ihre Beraterinnen oft danach aus, ob letztere grundlegend mit den eigenen Überzeugungen übereinstimmen. Und sie nutzen die Ergebnisse, um ihre Position in der politischen Auseinandersetzung innerhalb der Regierung oder in der Öffentlichkeit zu verfolgen. 

Legitimation durch Wissenschaftler

Es kompromittiert wissenschaftliche Berater nicht, wenn ihnen klar ist, dass ihr Rat gesucht wird, um politisches Handeln zu ermöglichen oder zu legitimieren. Sie können die eigene Beratungstätigkeit ja trotzdem nutzen, um Vorschläge zu machen, die aus ihrer Sicht politische und gesellschaftliche Verbesserungen bewirken, oder schlicht um zur besseren Information von Entscheidungsträgerinnen beitragen. Klar muss ihnen dabei jedoch sein: Was in vielen Fällen von ihnen gefragt wird, sind Vorschläge für politisches Handeln.

Diese Vorschläge können auf wissenschaftlicher Forschung und Expertise beruhen – in den meisten Fällen gehen sie jedoch deutlich darüber hinaus. Nicht alle politischen Handlungsempfehlungen lassen sich in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich unterfüttern. Und selbst wo dies der Fall ist, bleibt immer ein normatives, nicht auf wissenschaftliche Evidenz rückführbares Element, das politisches Handeln unweigerlich mit sich bringt – sei es darüber, was das Ziel ist, oder wer oder was auf dem Weg dahin möglicherweise auf der Strecke bleiben darf.

Das ist natürlich kein neues Phänomen – man denke beispielsweise an gegen Atomwaffen engagierte Naturwissenschaftler. Eine Kernphysikerin, die sich dafür einsetzt, dass Deutschland den Atomwaffenverbotsvertrag unterschreibt, tut dies nicht allein aufgrund ihrer wissenschaftlichen Expertise. Normative Überzeugungen und Wertvorstellungen spielen eine zentrale Rolle. 

Auch viele der Fragen, die Forscher von Politikerinnen oder Journalisten gestellt bekommen, zielen auf Antworten ab, die normative Wertungen enthalten – und gehen so weit über die objektive Faktenlage und gesicherte Forschungsergebnisse hinaus. Die in dem für das BMI verfassten Papier zentrale „Schockwirkung“ ist nur ein Beispiel dafür.

Aufgeheizte politische Debatte

In einer aufgeheizten politischen und gesellschaftlichen Diskussion ist es unvermeidlich, dass Forscher, die sich öffentlich mit Empfehlungen äußern oder als Beraterinnen von Entscheidungsträgern fungieren, ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Sie werden – meist ohne, dass sie es wollen – selbst zu politischen Zielscheiben. Das bringt Forscherinnen in eine oft unbequeme Situation. Es wäre jedoch ein herber Verlust für die Qualität der öffentlichen Diskussion und politischen Entscheidungsfindung, ließen sich Forscherinnen dadurch abschrecken und träten stattdessen den Rückzug in den Elfenbeinturm an.

Aus der Kontroverse um die Corona-Beratergruppe des BMI lassen sich einige Lehren ziehen, wie Wissenschaftlerinnen, politische Entscheidungsträger und Journalistinnen die schwierige Dreiecksbeziehung zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit gestalten können, damit alle Seiten etwas davon haben. 

Erstens: Es hilft nicht, andere durch Ad-hominem-Attacken zu disqualifizieren oder dies zu versuchen. Zwei Spiegel-Redakteurinnen taten dies auf rabiate Art und Weise in einem Interview mit dem Berliner Virologen Christian Drosten, in dem sie argumentierten: „Einen größeren Schaden als Corona-Leugner haben im vergangenen Jahr wohl Experten angerichtet, die immer wieder gegen wissenschaftlich begründete Maßnahmen argumentiert haben, zum Beispiel Jonas Schmidt-Chanasit und Hendrik Streeck“. Eine solche als Frage camouflierte Entgleisung dürfte im Qualitätsjournalismus eigentlich nicht vorkommen.

Dass die Führung des Spiegel sich nach Kritik an der Interviewführung der beiden Redakteurinnen noch öffentlich zu deren Äußerungen bekannte, untergräbt die Glaubwürdigkeit des Wissenschaftsjournalismus. Ebenso kontraproduktiv war jedoch ein öffentlicher Angriff des Virologen Schmidt-Chanasit auf seinen Wissenschaftlerkollegen Maximilian Mayer, in welchem er Mayer ideologisch in die Nähe seines Mao-verehrenden Co-Autoren Kölbl rückte, um die Glaubwürdigkeit des #NoCovid-Ansatzes in Frage zu stellen.

Ebenfalls kontraproduktiv ist, dass Christian Drosten eine von Schmidt-Chanasit und dem Bonner Virologen Hendrik Streeck mitunterzeichnete Erklärung als Beispiel für „Pseudoexpertentum“ nennt und gleichzeitig den von Streeck verwendeten Begriff „mit dem Virus leben lernen“ in die Nähe von „Wissenschaftsleugnung“ rückt.

Maximale Transparenz

Zweitens: Alle Seiten – Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit – sollten maximal mögliche Transparenz herstellen. Es gibt gute Gründe dafür, dass nicht alle Interna und Details veröffentlicht werden, wenn Wissenschaftlerinnen Politiker beraten, etwa aus Gründen politischer Vertraulichkeit oder des Geheimnisschutzes. Solche triftigen Gründe waren im Falle der Corona-Taskforce des BMI jedoch kaum gegeben. Es ist nicht anzunehmen, dass die Forscher mit geheimen Regierungsinformationen hantierten. Und wenn der interne Bericht einer die Politik beratenden Expertengruppe erst als „vertraulich“ eingestuft wird, kurze Zeit später aber einzelnen Journalistinnen vorliegt, die daraus selektiv berichten, dann untergräbt dies die Glaubwürdigkeit aller Beteiligten – und ist nebenbei Wasser auf die Mühlen von Verschwörungstheoretikerinnen.

Das BMI hätte den Bericht selbst proaktiv im Netz veröffentlichen sollen. Es war auch nicht unbedingt hilfreich, dass das BMI seine Rolle bei der Genese des Papiers in Antworten auf parlamentarische Nachfragen eher heruntergespielt hat, legt der jetzt öffentlich gewordene E-Mail-Verkehr zwischen beteiligten Personen doch eine sehr aktive Rolle des Ministeriums nahe. 

Drittens: Die Rollen sollten klar verteilt sein. Wissenschaftler geben Empfehlungen, aber Politikerinnen entscheiden – und dürfen sich bei unbequemen Entscheidungen auch nicht hinter der Wissenschaft verstecken. So war es beispielsweise extrem kontraproduktiv, dass der Berliner Bürgermeister Michael Müller als Rechtfertigung für eine Verlängerung der Kontaktbeschränkungen im Januar 2021 argumentierte, dass „ohne Ausnahmen“ alle konsultierenden Experten dies als richtigen Weg bestätigt hätten.

Tatsache ist, dass es in der Wissenschaft keine einheitliche Haltung zu dieser politischen Entscheidung gibt. Müllers Aussage gibt also eher über die selektive Auswahl seiner Gesprächspartnerinnen aus der Wissenschaft Aufschluss.

Alternativlose Politik?

Wenn von Politikern Einheitlichkeit der wissenschaftlichen Meinung suggeriert wird, um unbequeme Entscheidungen zu legitimieren, leiden Glaubwürdigkeit von Wissenschaft und Politik. Der Soziologe Alexander Bogner formulierte es in seinem Buch „Die Epistemisierung des Politischen“ so: „Eine Politik, die sich – dank ihrer Übereinstimmung mit der Wissenschaft – als alternativlos versteht, provoziert eine Politik der alternativen Fakten.“ (Seite 121)

Das ist eine überspitzte Formulierung. Dennoch ist es nicht unplausibel, dass eine Politik der vermeintlich wissenschaftlich untermauerten Alternativlosigkeit dabei hilft, anti-wissenschaftliche Protestbewegungen anzustacheln. Der Schweizer Historiker Caspar Hirschi unterstreicht in einem FAZ-Essay diese Gefahr: „Populisten nutzen das expertokratische Zerrbild, um das Schreckgespenst einer Expertenherrschaft an die Wand zu malen, Expertokraten das populistische, um Expertenaussagen der demokratischen Diskussion zu entziehen“. Als Gegengift hat er den guten Rat parat, dass „eine Demokratie dann am stärksten ist, wenn politische Entscheidungen so viel wie möglich auf wissenschaftliche Expertise gestützt sind und so wenig wie möglich mit ihr legitimiert werden“.

Vertrauen geht verloren

Viertens: Auch Wissenschaftlerinnen sollten sich von einem wissenschaftlichen Absolutheitsanspruch verabschieden, wenn sie politische Empfehlungen geben. Die Virologin und #NoCovid-Befürworterin Melanie Brinkmann etwa präsentiert ihre Überzeugungen gern als wissenschaftlich unumstritten. Wissenschaftler mit anderen Meinungen werden von ihr als irrelevante Minderheit klassifiziert. Hier nicht ehrlich zu sein, was die tatsächliche Pluralität des wissenschaftlichen Meinungsspektrums anbelangt, untergräbt ebenfalls das Vertrauen in die Wissenschaft.

Der Soziologe Bogner warnt treffend vor der Illusion einer „rein wissensgesteuerten Politik“. Eine solche Vorstellung basiere „auf der irrigen Annahme, dass es auf politische Streitfragen stets ‚richtige‘ oder wahre Antworten gibt“. Doch, so schreibt er weiter, das sei nicht der Fall: „Selbst wenn wir zuverlässige Zahlen über die Infektiosität des Virus oder über das Ausmaß der globalen Erwärmung haben, so steckt in diesen Zahlen doch noch kein politisches Handlungsprogramm.“

Für die politische Auseinandersetzung um das „richtige“ Handlungsprogramm können Wissenschaftlerinnen wichtige Impulse liefern. Wie das aktuelle Beispiel der Corona-Politik zeigt, funktioniert das am besten transparent, mit Offenheit für verschiedene Positionen und mit klarer Rollenverteilung zwischen Politik und Wissenschaft.

Das ist übrigens auch der beste Weg, um die Wissenschaftsfreiheit zu verteidigen und diese für Debatten in einer offenen Gesellschaft nutzbar zu machen.

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Tomas Poth | Mi., 5. Mai 2021 - 18:29

Danke für diesen Beitrag, deckt er doch auf wie hier die öffentliche Meinung manipuliert wurde/wird, im Zusammenspiel von Politik, Wissenschaft und Medien. Sie sind die Spalter unserer Gesellschaft und Verursacher der daraus folgenden gesellschaftlichen Schäden!
Wir haben kein Problem mit "Corona-Leugnern" sondern mit Corona-Alarmisten oder besser sogar "Corona-Verschwörern".
Hier zählt auch nicht daß man vielleicht lieber dramatisiert um zu schützen, denn es liegen ja Erfahrungen in jüngerer Vergangenheit mit Fehlalarmen z.B. bei Schweine- und Vogelgrippe vor. Außerdem hat hat man beim Beschützen der gefährdeten Personengruppen versagt!
Wir müssen sie alle zur Verantwortung ziehen!

Wir haben nur deswegen ein Problem mit den Alarmisten, weil sie neben dem Alarmieren spätestens seit ca. Mitte 2020 nie das getan haben was geboten gewesen wäre, und deshalb von Vorbereitung auf den Herbst, und effektiver und zeiteffizienter Impfstoffbeschaffung keine Spur war. Andererseits haben wir auch immer noch das Problem mit den Querulanten - gerade diese Woche hat ein Gericht an meinem Wohnort eine Klage gegen Testen in Schulen abgewiesen. Es wird sogar noch im Mai 2021 eine Vorsorgestrategie für Schulen, die bereits seit September 2020 hätte gefahren werden müssen, von Querulanten auf dem Rechtsweg attackiert.

Offensichtlich verstehen Sie den Beitrag nicht.
Zitat: "Kanzlerin Angela Merkel etwa sprach .. davon, dass man lediglich eine Situation verhindern müsse, in der zu viele Menschen gleichzeitig infiziert sind." Alarmismus?
War das Papier nicht zunächst unter Verschluss? Und wer wusste schon - ausser den "Üblichen" - was mit Corona auf die Menschen zukommen würde? Selbst die AfD hat in den Anfangstagen der Pandemie der Regierung Untätigkeit vorgeworfen.
Was folgte, war in der Tat Alarmismus, allerdings von der anderen Seite. Die "Politik der alternativen Fakten", die Corona als harmlos oder gar als nicht existent entlarven wolltn, versuchte, die Diskussion zu manipulieren - auch weil manche hofften, eine neue "Waffe" gegen die Regierung Merkel gefunden zu haben. Auch wenn Zehntausende Menschen verstarben, viele erkrankten. Völlige egal.
Jetzt hat einer hier sogar den sendungsbewussten Sachbearbeiter Krohn als Zeugen eines angeblichen Komplotts wiederentdeckt.
Alarmismus, rechtsaussen.

Es wird wohl immer schwieriger der Bevölkerung zu erklären, warum der Mittelstand ruiniert und Bürgern ihre Grundrechte entzogen wurden.
Siehe hierzu:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2…
"Die Mitglieder des Beirats betonten, dass die Pandemie zu keinem Zeitpunkt die stationäre Versorgung an ihre Grenzen gebracht hat."
Bzw. "Im Jahresdurchschnitt waren vier Prozent aller Intensivbetten mit Corona-Patientinnen und -Patienten belegt." Oder "Die ausschließlich stationären Erlöse der allgemeinen Krankenhäuser sind durchschnittlich um 3,7 Prozent und die der psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken durchschnittlich um 10,6 Prozent gestiegen, wobei die geleisteten Ausgleichszahlungen des Bundes hierfür maßgebend gewesen sind."
Diese 3 Auszüge aus dem Positionspapier "Corona-Gutachten Beirat BMG" stehen aber im krassen Gegensatz zu Pressemeldungen und den Aussagen aus der Politik.

Hier schlägt man locker mehrere Fliegen mit einer Klappe:

1. Spätestens wenn man im Supermarkt einen negativen Test vorweisen muss, lassen sich ganz viele impfen, die das eigentlich nicht wollten, weil sie es leid sind, wegen jeder Kleinigkeit zum Testen zu müssen. Auf dem Weg dahin werden es auch schon viele sein, weil sie ihr normales Leben zurück haben wollen.

2. Man wird ganz schnell feststellen, wie super die Impfung wirkt - und dass Geimpfte das Virus nicht übertragen können, weil die Geimpften ja nicht mehr getestet werden. So bekommt auch niemand mehr mit, wenn diese positiv und Überträger sind. Man kann den Geimpften weitere Grundrechte zurückgeben.

3. Je mehr Leute geimpft sind und je weniger dadurch getestet wird, desto niedriger werden die Inzidenzwerte und desto "erfolgreicher" ist logischerweise die Impfung. Eine Positivquote wird es auch deshalb nie geben....

4. Man findet selbstverständlich nur noch Positive unter den Ungeimpften und jeder Frust auf noch bestehende Maßnahmen wird sich über diesen Menschen entladen und dadurch den Impfdruck erhöhen. Das halten dann nur die Hartgesottenen aus.

5. Damit umgeht man auch die Erklärungsnot, in die man käme, fände man unter den getesteten Geimpften massenhaft positive Ergebnisse. Dadurch, dass diese Gruppe nicht mehr getestet wird, kann man ihnen den Stempel des "Gesunden" ebenso aufdrücken wie den des "symptomlos Erkrankten", der für alle Ungeimpften verwendet wird - und man muss sich keine bissigen Fragen über die hohe Positivrate nach Impfungen mehr gefallen lassen.

6. Irgendwann werden es hauptsächlich die Kinder sein, die noch positiv und dadurch "Infektionstreiber" sind. Dann wird man sehr schnell einen Impfstoff für Kinder zulassen und eine Impfpflicht, wie bei den Masern, einführen. Zutritt zum Kindergarten und in die Schule nur für Geimpfte.

7. Damit hat man locker über 90% der Bevölkerung geimpft und "das Virus ist besiegt". Aber inzwischen kommt die wirklich schlimme Mutation ABCD1.1111111, die Impfung muss leicht abgewandelt werden und alle müssen wieder ran zum Auffrischen.

8. Schließlich kann man auch die Nachweispflicht und damit die Verwendung teuer bezahlter Apps rechtfertigen, um die Virtualisierung von Klinikdaten voranzutreiben.

Kurz: Je größer die Impfbereitschaft, desto näher die Einführung eines digitalen Impfnachweises.
Clever gemacht. So kann man die Bevölkerung weiter täuschen und spalten, und eine perfide Agenda fortführen.

Danke, Herr Forbrig, für Ihre Sicht auf die Dinge, die zu 100 Prozent auch die meinige ist. Unbegreiflich und deprimierend, daß diese Sichtweise, die sich übrigens auch mit meiner jahrzehntelangen Lebenserfahrung deckt, so wenig im alltäglichen Umfeld wiederzufinden ist. Dabei sind die Zusammenhänge eigentlich so leicht zu durchschauen.

Ungleich schwerer ist es wohl, hinter den schillernden, von Politik, Medien und einigen Wissenschaftlern ständig neu dekorierten Corona-Vorhang zu schauen und die wahre Agenda zu entdecken.

Für einen globalen Impfplan gab und gibt es klare, nicht zu überhörende Ansagen.

Das ist doch unerhört! Wo haben Sie das streng geheime Strategiepapier der Regierung her??
PS: Wer in meinem Kommentar Ironie findet, darf sie behalten ...

Hallo Herr Forbrig, genial von Ihnen analysiert! Als Zugabe hat man eine zutiefst gespaltene Gesellschaft und auch das spielt den Verschwörungspraktikern in die Hände um weiter zu manipulieren, die Menschen immer wieder auf's neue hinter die Fichte zu führen! Die Verschwörungspraktiker sitzen auf der Regierungsbank und bei den Pharmalobbyisten, das andere sind nur die Verschwörungstheoretiker! Vielen Dank für ihre Analyse!

Danke für den Hinweis, dass "die Wissenschaft" bei Corona sehr differenziert war. Nur nahm dies die deutsche Politik nicht zur Kenntnis. Da waren die Schweden klüger.

Brigitte Miller | Mi., 5. Mai 2021 - 18:39

danke für diesen Text!

Manfred Sonntag | Mi., 5. Mai 2021 - 19:04

Herr Benner, dies ist ein sehr informativer Artikel. Leider verspielen Sie am Ende Ihres Essays die Legitimation Ihres Beitrages: "Wie das aktuelle Beispiel der Corona-Politik zeigt, funktioniert das am besten transparent, mit Offenheit für verschiedene Positionen und mit klarer Rollenverteilung zwischen Politik und Wissenschaft.". Hier trifft das Sprichwort zu:" Was er vorne macht, schmeißt er hinten um". Das was wir heute erleben ist ein Glaubenskrieg, kein Diskurs über die Möglichkeiten. Es ist weder den Medien noch den Politikern zu trauen und manche Wissenschaftler betätigen sich sogar als Messias einer höheren Sache. Mit der Verfolgung Andersdenkender (die Corona-Maßnahmen betreffend) und mit der maximalen Aussetzung der Grundrechte, egal ob publizistisch oder demonstrativ, hat offensichtlich schlimmste totalitäre Ziele: Der Endsieg bei der Befreiung vom Coronavirus heiligt alle Mittel. In der Geschichte führten solche absolute Zielstellungen zu Gulag und Diktatur.

nach allem, was zur Mutierfreudigkeit des Virus bis dato via Medien kommuniziert worden ist, ohnehin kaum geben. Oder hat man schon je davon gelesen oder gehört, die "Virus-Grippe" sei nun ein für alle Mal besiegt und daran werde künftig niemand mehr lebensbedrohlich erkranken und im Extremfall gar sterben? Eben. Nur schon deshalb wecken Positionsbezüge von Politikern und Wissenschaftlern (für *Innen gilt dasselbe), die mehr oder minder klar darauf hinauslaufen, dass matchentscheidende Fortschritte in der Pandemiebekämpfung ohne massive Einschränkung auch von Grundrechten a priori zum Scheitern verurteilt seien, bei einem wachsenden Teil des allgemeinen Publikums mindestens Zweifel, ob dem effektiv so ist oder die Problemlage allenfalls aus Gründen dramatisiert wird, die mit dem Pandemiegeschehen als solchem nur bedingt etwas zu tun haben. Und genügen bereits Zweifel, um als "Querdenker", "Verschwörungstheoretiker" etc. gebrandmarkt zu werden, wirkt das auch nicht vertrauensbildend.

Genauso empfinde ich es auch Herr Sonntag. Ich habe diesem Staat nicht fast 44 Jahre gedient, damit die derzeit herrschenden Politiker Recht und Gesetz umgehen oder brechen, das GG mit Füßen treten und den Souverän mittels Diffamierung und Beschimpfungen zu Nazis und Verfassungsgegnern erklären. Jede Kritik woran auch immer, wird inzwischen durch bezahlte und abhängige Medien öffentlich zu Verschwörungstheorien usw. umgedeutet. Der kritische Bürger ist nicht gewollt. Merkel und ihre Vasallen wollen den vergrünten, nach links neigenden Untertan. Der Staat wird durch Misstrauen in die eigenen Sicherheitsorgane und Einflussnahme bis in die untersten Verwaltungsorgane von innen heraus zersetzt. Durch Personalabbau und beamtenrechtlichen Druck auf die Staatsdiener wird eine Klonarmee geschaffen. Die immer mehr an Auflagen verlierenden regierungstreuen Medien werden finanziell protegiert und die extremistische ANTIFA ebenso, als Handlanger fürs Grobe gegen die Bürger aufgefahren.

Wenn die Bürger erfolgreich gegeneinander aufgehetzt werden können, hat der
Staat (der in Deutschland inzwischen von reinen Ideologen beherrscht wird) immer leichtes Spiel, um seine totalitären Maßnahmen durchzusetzen.

Das große Mißtrauen, welches die meisten Deutschen inzwischen fast reflexhaft für jeden empfinden, der auffällig von dem abweicht, was täglich als "richtig" im Fernsehen verkündet wird, hat unzwischen die Gesellschaft durchdrungen wie ein Pilzgeflecht.

Es wird nicht beim vorsichtigen Umsschauen nach allen Seiten bleiben.
Die Denunzianten sind bereits auf dem Vormarsch.
Die alte Devise "Teile und herrsche" gilt noch immer!
Je zersplitterter die Gesellschaft, umso besser läßt sie sich verunsichern, verängstigen und instrumentalisieren.

Unsere demnächst ganz offen "grüne" Regierung wird sich dies in großem Stil zunutze machen.

Lieber Herr Konrad.
Und es steht zu befürchten, dass wir erst am Anfang stehen. Die Unterwerfung oder sagen wir: der Kniefall des ÖR und vieler einst hochkarätiger Printmedien (das ist lange her...) vor der Schnattergans, das Huldigen jedes hoch so dämlichen Satzes aus ihrem Munde, lässt einen verzweifeln.
Vor kurzem aber schrieb ich hier, dass ich ein „wenig beruhigt“ war, dass doch der eine oder andere Wirtschaftsvertreter die Sache mit ihr als Kanzlerin nicht ganz so dramatisch sieht.
Aus wirtsch. Sicht , kann man also nur hoffen, dass einige im grünen Lager ihre „Dehnbarkeit“ erhalten haben wie einst zu Zeiten v Schröder.
Aber der Zerfall unserer medialen Kultur ist vorerst wohl nicht mehr zu verhindern und auch nicht das Schleifen der Grundrechte zu „höheren Zwecken“.
Die Diederich Heßlings werden uns auch erhalten bleiben, aber daran wird die Welt nicht untergehen. Die Auseinandersetzung mit ihnen muss aber immer gesucht werden.
Nicht nochmal die gleichen Fehler...

Ich stimme Ihnen zu, Herr Sonntag. Wir erleben Wissenschaftler, die die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis, die in der Denkschrift „Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ beschrieben sind, mit Füßen treten. Dieser informelle Ehrenkodex gilt in den westlichen Industrieländern seit dem zwanzigsten Jahrhundert. Von welcher Qualität ist Wissenschaft in diesen Tagen? Wir erleben Journalisten, die nicht mehr investigativ tätig sind. Die nicht mehr um Wahrheit, sondern um Haltung bemüht sind und deren unehrenhafte Verfasstheit schlimmstes Unheil anrichtet. Von welcher Qualität ist solcher Journalismus? Wir erleben Politiker, die keine res publika und keinen Souverän mehr kennen. Von welcher Qualität kann das politische Handeln solcher Politiker sein. Transparenz ist gewiß von Nöten. Den schlimmsten Schaden richtet aber der eklatante Mangel an Anstand an. Ist es nicht immer dieses scheinbar profane „das tut man nicht“, ohne das keine Gemeinschaft auskommt? Anstand ist lebensrettend

Quirin Anders | Mi., 5. Mai 2021 - 19:15

der insbesondere zu Beginn interessante Informationen liefert; und erschreckende.
Das bezieht sich nicht auf die - von der Politik mehr oder minder gesteuerte - Arbeit der sog. "Wissenschaftler", sondern auf das, was die politisch Verantwortlichen daraus gemacht haben und immer noch machen.
Dass im März 2020 unterschiedliche Szenarien überlegt wurden, ist in Ordnung. Aber spätestens im Herbst 2020 hätte die Politik einen Abgleich mit der Realität vornehmen müssen. Dann hätten sie zur Kenntnis nehmen müssen: Die bis Ende Nov. insgesamt rund 16.000 "an oder mit" C-19 in D. Verstorbenen lagen dem "harmlosesten" Szenario (2020 in D: "12.000 Tote") um ein Vielfaches näher als auch nur dem mittleren (2020 in D.: "220.000 Tote").
Angesichts der bereits 2020 erkennbaren Schadensfolgen der ersten Lockdowns für die körperliche und geistige Gesundheit großer Teile der Bevölkerung, hätten die menschenverachtende Panikmache enden und viele überzogene EInschränkungen unterbleiben müssen.

Lisa Luthien Dömeland | Mi., 5. Mai 2021 - 21:01

Danke Herr Benner, einfach nur Danke. Seit einem Jahr warte ich auf diesen Artikel.

Urban Will | Mi., 5. Mai 2021 - 21:05

Hudson zu setzen (anstatt, wie vielleicht zunächst am naheliegendsten, zu versuchen, zu einem der vielen umliegenden Flughäfen zu gleiten, von denen er aber keinen mehr erreichen konnte), machte er wohl eine bessere Options- und Risikoabwägung als unsere Obrigkeit bei Corona, obwohl dieser im Vergleich zu den paar Sekunden, die er hatte, sehr viel Zeit zur Verfügung stand.

Jede vernünftige Entscheidungsfindung kann nur, ja sie muss auf einer klaren Faktenanalyse, Optionsbenennung und Risikoabwägung erfolgen.
Was hier aus dem Artikel herauskommt, ist zutiefst beschämend und lässt mich den Respekt sowohl vor den Wissenschaftlern, deren Aufgabe es sein muss, entweder glasklare, unabhängige Fakten zu liefern oder sich an diese zu halten, wenn sie forschen, als auch vor den Politikern, die vom oben beschriebenen Modell der Entscheidungsfindung offensichtlich keine Ahnung haben, ja es wohl ihrer Ideologie unterordnen, verlieren
Und das zum Schaden der Bürger.
Sie sollten sich alle schämen.

Lisa Luthien Dömeland | Mi., 5. Mai 2021 - 21:30

Danke für den Artikel Herr Benner,
Einfach Danke.
Ich habe solange darauf gewartet, und war gespannt, wer es tun wird.

Herzliche Grüße

Ernst-Günther Konrad | Do., 6. Mai 2021 - 06:53

Alles was Sie da schreiben entspricht meiner Wahrnehmung. Ich hatte bereits vor einem Jahr auf dieses Papier hingewiesen. Der Kommentar mit LINK zum Papier nicht veröffentlicht. Inzwischen hatte ich noch zweimal auf dieses Papier hingewiesen, mein Kommentar wurde zwar veröffentlicht, aber wirklich getan hat sich nichts. Wer das Papier liest wird feststellen, die Politik arbeitet diese Corona Strategie ab. Leider fehlt der Hinweis in Ihrem Artikel auf den 196 Seiten umfassenden Bericht des Regierungsoberrat KOHN, damals im Referat KM 4 im BMI vom April 2020, der mit Hilfe unabhängiger Wissenschaftler unter dem Titel " Die Pandemie ist ein Fehlalarm",dies nachvollziehbar erklärte. siehe verkürzte Version.
https://www.tichyseinblick.de/wp-content/uploads/2020/05/Corona-Ma%C3%9…
Der Mann wurde durch Seehofer versetzt. Er wäre angeblich nicht befugt gewesen. Deshalb sage ich auch, die Pandemie (nicht das Virus) ist eine Lüge und die Politik arbeitet nach Plan.

Klaus Funke | Do., 6. Mai 2021 - 10:00

Alle Illusionen waren bei mir schon vorher weg, seit der Finanzkrise und der Migrationskrise. Ich fühle mich durch diesen glasklaren und notwendigen Artikel hier bei CICERO vollauf bestätigt. Eine kleine Clique um Kanzlerin Merkel und diese besonders hervorgehoben nutzte die Gelegenheit unsere Demokratie in eine Diktatur neuen Typs umzuwandeln. Dazu wurde das System der Abhängigkeiten, in dem besonders die Medien und die Wissenschaft (weil zu fast 100% finanziell vom Staat versorgt) drinhängen wie die Fliege im Spinnennetz, clever und rücksichtslos ausgenutzt und instrumentalisiert. Das Volk ist für Merkel & Co. eine beliebig manipulierbare Masse. Rechte kann man nehmen und geben je nach Belieben. Immer geht es ihr um Macht. Das ist ihre Droge, der sie vollständig verfallen ist. Das Virus ist für Leute wie Merkel ein Geschenk. Alle Instrumente wurden erprobt. Mit dem Klima wird es weitergehen. Die Lösung? Nur eine wütende Volksbewegung kann das noch stoppen. Und die wird kommen.

Den revanchistischen SED-Seilschaften ist gelungen, was man schon wenige Wochen nach der Friedlichen Revolution 1989 befürchten musste: Die Menschen waren glücklich, dass sie den SED-Kommunismus überstanden hatten und ihre Welt schien jetzt offen zu sein für Erneuerung und wirkliche Demokratie. Im überschwänglichen Glückstaumel wurden die Menschen nachlässig gegenüber den Interessen der früheren Machthaber. Jetzt war es für alte Seilschaften aus SED & RAF leichtes Spiel, die Menschen so zu vernebeln, dass die Aufarbeitung der Stasi-Verbrechen, vierzig Jahre SED-Bevormundung und Stasi-Verbrechen in den Hintergrund rückte. Moralische Werte konnten nun leicht verdreht – Vorzeichen ausgetauscht werden: aus Böse wurde gut und aus gut Böse! Wegbereiter waren spezielle „Stiftungen“ und „Vereine“, die von früheren Stasi-Mitarbeitern und IMs gegründet wurden (und „geführt“ werden?). Sind diese feinen Herrschaft*innen sind für „Political Correctness“ verantwortlich und „Sprachhygiene“?!

Gerhard Hellriegel | Do., 6. Mai 2021 - 10:11

Die größte Gefahr für die wissenschaftliche Unabhängigkeit ist die Einflussnahme externer mächtiger Leute (siehe Drittmittelbeschaffung, siehe Wissenschafts-Strategie des Morris-Konzerns). Dass es dabei jede Menge Leute mit wissenschaftlicher Ausbildung gibt, in der Industrie, an den Unis, die sich zu Komplizen machen, ist kein Geheimnis.
Unterschiedliches wissenschaftliches Verständnis ist der Motor der Wissenschaft, wissenschaftlicher Streit gehört aber nicht dazu. Dass es auch hier menschelt - geschenkt.
In einer arbeitsteiligen Welt ist auch das Wissen verteilt. Also ist Vertrauen unerlässlich. Gilt für alle. Jeder ist selbst dafür verantwortlich, wem er vertraut, wem nicht. Wer sich nur die herauspickt, die ihm munden, handelt nach dem Motto: "weil sein muss, was sein soll."

Günter Johannsen | Do., 6. Mai 2021 - 10:25

oder opportun? Ich denke, beides ist möglich, aber es ist nicht alles gut, was golden glänzt!
„Einen größeren Schaden als Corona-Leugner haben im vergangenen Jahr wohl Experten angerichtet, die immer wieder gegen wissenschaftlich begründete Maßnahmen argumentiert haben, zum Beispiel Jonas Schmidt-Chanasit und Hendrik Streeck.“
Allein ein solcher Satz, Herr Benner, weck in mir kein Vertrauen zu Wissenschaftlern, die sich damit nach meinem Gefühl dem Staat andienen.
Staatsgefällige "Wissenschaftler" gab es zu jeder Zeit, vor allem aber in vormundschaftliche Systemen.

Hans Meiser | Do., 6. Mai 2021 - 15:14

wenn der Autor den handelnden Personen derart viel guten Willen unterstellt. Und der Rest war natürlich nur Pech und ist etwas dumm gelaufen ...
Wenn dem so wäre - wie erklärt sich die heutige Situation?

Bernd Muhlack | Do., 6. Mai 2021 - 18:35

schrie unser aller Greta damals bei diesem Klimagipfel.
Wutentbrannt, Zornesröte im Gesicht.
Sicherlich zu Hause vor dem Spiegel bis zur Perfektion einstudiert - wie Prof. Dr. Boerne im Münstertatort.

"Mene mene tekel u-parsin"
"Deine Tage sind gezählt" (sinngemäß).
Oder auch Murphy´s law: "all that can go wrong goes wrong!"

Das sind quasi die Handlungsleitlinien unser Merkel-Regierung!
"Sonst ist das nicht mehr mein Land!"
Das betraf das bis heute katastrophale Mißmanagement der "Flüchtlingskrise".
"Mein Land?"
Seit wann hat unsere Kanzlerin ein eigenes Land?

Wenn das Wetter (unabhängig vom Klima) passt u die Hausärzte sich gewaltig den A... aufreißen werden wir im Herbst eventuell "durch" sein.
Frau Dr. Merkel wird die Dauerraute zelebrieren, gar die "Betenden Hände" (Ehrendoktorwürden) falten.
Die Kollateralschäden ihrer Politik sind ihr vollkommen egal!
Sie denkt ja "vom Ende" her.
Eine Bilanz besteht aus SOLL u HABEN.
HABEN: etwa 100.000 C-Tote u Dauergeschädigte.
SOLL - ähem

Ich kann den Foristen nur absolut zustimmen und hoffen, daß der Spiegel die Gelegenheit nutzt, seinen negativen Eindruck aufpoliert und den Artikel noch VOR der Wahl 2021 abdruckt.
Vielleicht erweckt es den Deutschen Michel aus seinem Dämmerschlaf, er schaltet seine Grauen Zellen auf Denken und er überlegt endlich.
Ich zweifele und bin nicht so optimistisch wie Herr Funke.
Mit bald 81 Jahren habe ich ohnehin das Schlimmste überstanden und den Rest vertrage ich - locker??