
- Was wir verlieren
Ein weiterer Lockdown gefährdet die Kultur. Dabei geht es nicht nur um Honorare und um ein gesichertes Auskommen für Künstlerinnen und Künstler. Längst geht es um den Unterbau unserer Gesellschaft. Ein Warnruf.
Die Empörung ist groß. Wieder ein Lockdown, wieder eine Breitseite gegen die Kultur. Und damit hier kein Missverständnis aufkommt, sei es gleich zu Beginn gesagt: die Schauspieler und Musiker, die Literaten und Künstler, die Designer, Fotografen, Regisseure, Tänzer, Artisten, sie wollen keine Extrawurst, sie sind Stellvertreter in einem existenziellen Drama.
Seitdem die Bundeskanzlerin zusammen mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder am vergangenen Mittwoch den Teil-Lockdown verkündet hat, sind die Künstler in ihre angestammte Rolle als Leidensmänner der säkularen Gesellschaft zurückgedrängt worden. Sie sind die Auserwählten qua Profession, denn sie wird es wieder am härtesten treffen - nicht nur in den kommenden Wochen, vermutlich über die nächsten Jahre hinweg. Denn die Narren und der Bürgerschreck haben immer schon finanziell am Limit gelebt, und ihr Feingefühl für die Sprache hat ihnen längst offenbart, dass mit dem Wort „Existenzangst“ eine ähnliche Schwellensituation zwischen Sein und Nicht-Sein beschrieben ist, wie mit dem Wort „Corona“.