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Die Corona-Krise deckt die schlechten Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie auf / dpa

Corona-Fälle in der Fleischindustrie - „Das System ist von Grund auf krank“

Durch hohe Corona-Fallzahlen in Fleischverarbeitungsbetrieben kommen die prekären Arbeitsverhältnisse der Branche ans Licht. Jonas Bohl, Pressesprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, kritisiert die gesamte Branche im Interview scharf und appelliert an die Konsumenten. 

Autoreninfo

Rixa Rieß hat Germanistik und VWL an der Universität Mannheim studiert und hospitiert derzeit in der Redaktion von CICERO.

 

So erreichen Sie Rixa Rieß:

Jonas Bohl ist Pressesprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Die NGG vertritt seit 1949 unter anderem die Interessen der Beschäftigten in der Fleischwarenindustrie und dem Fleischerhandwerk. ​

Herr Bohl, die Fleischindustrie macht derzeit Schlagzeilen, weil die Betriebe als Infektionsherde gelten. Im Kreis Coesfeld wurden über 850 Neuinfektionen festgestellt – davon über 250 im Fleischbetrieb Westfleisch. Wie konnte es dazu kommen?
Wir beobachten in der Branche eine Besonderheit seit vielen Jahren. Die dort beschäftigten Menschen stammen in der Regel aus Osteuropa. Sie kommen für Wochen oder Monate nach Deutschland, um in den Schlachthöfen zu arbeiten. Während ihrer Zeit sind sie oft in Massenunterkünften untergebracht, in denen man auf engstem Raum wohnt. Unserer Einschätzungen nach stammen die Ansteckungen eher aus diesem Bereich. Also nicht direkt aus den Arbeitsstätten selbst, wo inzwischen auch die nötigen Corona-Maßnahmen erlassen wurden.

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Tomas Poth | Mi., 13. Mai 2020 - 11:42

So ist die EU konstruiert, jeder darf überall arbeiten, ohne Einschränkung.
Sprechen sie doch mal mit Fr. vdL und tragen dort Ihre Position vor.
Die "Geiz ist Geil Mentalität" ist vielleicht für viele eher eine Frage wie komme ich mit meinem Einkommen über die Runden.
Hier wäre doch der eigentliche Ansatz für die Gewerkschaften, einen Anteil am erwirtschafteten erstreiten der ein Auskommen mit dem Einkommen ermöglicht.
Der gewerkschaftliche Organisierungsgrad in Deutschland soll im Gegensatz zu früher nur noch zwischen 15 und 20 Prozent liegen. Was machen die Gewerkschaften falsch??

Yvonne Walden | Mi., 13. Mai 2020 - 14:29

Antwort auf von Tomas Poth

Die Leih- und Zeitarbeiter in der Fleischindustrie und anderswo sind keine Gewerkschaftsmitglieder. Wie auch?
Jemand, der nicht einmal genug zum Überleben als Lohn erhält, wird kaum bereit sein, 1 Prozent seines Wochenlohns oder Monatseinkommens als Mitgliedsbeitrag in die Gewerkschaftskasse zu zahlen.
Inzwischen wissen im übrigen die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, daß ihre gewerkschaftlichen Vertreter im Gegensatz zu ihnen selbst fürstlich bezahlt werden.
Sie greifen gleichsam in die Gewerkschaftskasse.
Als vor Jahren bekannt wurde, daß der damalige Verdi-Bundesvorsitzende Frank Bsirske ein höheres Einkommen als die deutsche Bundeskanzlerin erhielt, ging ein Aufschrei durch die Presse.
Wie kann das sein?
Von Seiten der Gewerkschaften wurde ziemlich hilflos argumentiert, die gewerkschaftlichen Funktionäre müßten mit den Arbeitgebervertretern (Vorstände und Verbandsfunktionäre) zumindest "auf Augenhöhe" verhandeln können, um bei Tarifverhandlungen ernst genommen zu werden!?

bruno leutze | Mi., 13. Mai 2020 - 15:06

Antwort auf von Tomas Poth

Der gewerk. Standpunkt basiert- verkürzt gesagt - auf dem Verhältnis Kapital und Arbeit. Das Kapital setzt die Arbeit für sich ein, zahlt dafür einen Lohn, der ein Kostenfaktur und damit Einschränkung seines Gewinnes ist. Umgekehrt verkauft der (Lohn-)Arbeiter seine Arbeitskraft dem Kapital. Beide stehen in einem Bedingungsverhältnis zueinander, mit dem wesentlichen Unterschied, der Kapitalist hat das Kapital zum Eigentum und der Arbeiter ausschließlich seine Arbeitskraft. Schränkt der Kapitalist zum Zwecke der Gewinnsteigerung - o. i. Krisen - zu seinem Erhalt die Kosten für Arbeit ein, hat der Arbeiter sein materielles Nachsehen.
Dieses Abhängigkeitsverhältnis bildet die Grundlage für die Gewerkschaftspolitik: das Kapital darf nicht geschädigt werden, damit es den Faktor Arbeit benötigt. Dieses Motto hat sich der Lohnabhängige zu eigen gemacht. Und für dieses Verhältnis braucht er keine Gewerkschaft mehr, da reicht der Staat aus als ideeller Gesamtkapitalist.

bruno leutze | Mi., 13. Mai 2020 - 15:36

Antwort auf von Tomas Poth

Und dieser gewerkschaftl. Standpunkt spiegelt sich auch in der Fleischindustrie, und in all jenen Unternehmen, die global wirtschaften.
Insofern ist die Klage darüber, man erreiche die Arbeiterschaft nicht mehr, bsw. weil heterogen, kein Deutsch sprechend, Sorge um die Daheimgebliebenen usw., man könne sie gewerkschaftlich nicht mehr für ein gemeinschaftliches Handeln agitieren, pure Heuchelei.
Es ist überhaupt nicht der Zweck der Gewerkschaft ,die sich aus dem ökonomischen Verhältnis bestimmende materielle Abhängigkeit der Lohnarbeiter, der ein Klassengegensatz ist, zu beenden. Ihr Zweck ist ihn staatsverträglich mitzugestalten.
Der "Skandal" in den Schlachtbetrieben ist - wie ein Forist unten schreibt - mit ein gewerkschaftliches Produkt (nicht ausschließlich, wie es m. E. n. irrtümlich schreibt): das gemeinschaftliche Werk von Staat,Kapital und Gewerkschaft.
Weil der Lohnarbeiter vom Sozialstaat fürs Kapital als Lohnarbeit erhalten wird, braucht er für sich keine Gewerkschaft...

Bernhard K. Kopp | Mi., 13. Mai 2020 - 15:48

Antwort auf von Tomas Poth

Wir erleben seit mehr als 20 Jahren ein Totalversagen der europäischen G + S. Das System sind die rechtlichen Bedingungen, die die erbärmlichen Arbeits- und Lebensbedingungen von insgesamt bis zu 5 Mio. Wanderarbeiter in der EU erst ermöglichen. Diese rechtlichen Bedingungen wurden mit und trotz der G + S so geschaffen. Da gab es keine Proteste, keine Emotionalisierungen, keine Parteinahme für die rechtlich und sozial Schwächeren. Für die Mehrheit der 5 Mio. ist es vorindustrieller Manchester-Kapitalismus, wie in Karl Marx vor 170 Jahren vorgefunden hat.

Michaela 29 Diederichs | Mi., 13. Mai 2020 - 22:35

Antwort auf von Tomas Poth

Fleisch vom Biobauern aus der Umgebung kaufen und einfrieren, ist für mich persönlich die 1. Wahl. Da muss man dann auch Suppenfleisch, Knochen, Hack, Bauch, Leber, Zunge mitkaufen, denn Tiere bestehen eben nicht nur aus magerem Filet; das sorgt aber für eine ausgewogene, leckere und vielfältige Küche und hilft den Biobauern in meiner Umgebung. Übrigens können auch Städter sich informieren, wo Bauern im Umland schlachten und sich ihr Fleisch dort kaufen. Ein Ausflug mit den Kindern zum Hof ist eine schöne Abwechslung und bringt Kindern nicht nur die Natur, sondern auch bewusstes Essen nah. Täglich auf den Teller gehört Fleisch ohnehin nicht. Hier wie an so vielen Stellen gilt: weniger ist mehr. Die Deutschen sind wirklich seltsam. Für Nahrung mögen sie kein Geld ausgeben, da wird auf den Cent geschaut und führt zu so unglaublichen Zuständen.

Juliana Keppelen | Do., 14. Mai 2020 - 13:53

Antwort auf von Michaela 29 Di…

Das was sie schreiben ist der Idealfall eines bewusst und konsequent handelnden Verbrauchers, aber wir wissen gemessen am Gesamtfleischverbrauch, dass es nur eine Minderheit ist die so einkäuft (aus welchen Gründen auch immer). Also der Verbraucher entscheidet und somit ist der schwarze Peter beim Verbraucher, damit machen wir es der Politik aber ziemlich leicht. Ich erwarte aber von der Politik, dass sie die Standards setzt unter welchen Bedingungen, in dem Fall die Tiere und ihre Verarbeitung, gehalten werden müssen um Missstände auszuschließen. Wie sehr sich die Politik aber davor drückt glasklare Vorgaben zu machen, um diversen Lobbysten nicht auf die Füsse zu treten, zeigen die vielen Nebelkerzen und Labels die nur dazu dienen dem Verbraucher heile Welt vorzugaukeln und zu verschleiern wie es hinter den Kulissen zugeht. Also bevor wir die Verbraucher in die Pflicht nehmen sollten wir erst mal die Politik in die Pflicht nehmen.

Yvonne Walden | Do., 14. Mai 2020 - 10:14

Antwort auf von Tomas Poth

Inzwischen ist die fleischverarbeitende Industrie (Großschlachthöfe) ins Gerede gekommen. Das Corona-Virus hat auch die Ärmsten der Armen erreicht, nämlich Fremdarbeiter aus Rumänien, Bulgarien und anderswo, die über Leiharbeitsfirmen in die deutschen Schlachthöfe gelangen und dort regelrecht ausgebeutet werden.
Der frühere Stellvertreter des Weihbischofs in Vechta, Prälat Peter Kossen, setzt sich seit Jahren für diese Arbeitnehmer ein, ziemlich vergeblich.
Inzwischen hat ihn die katholische Kirchenleitung von Vechta nach Lengerich versetzt, wo er jetzt als "einfacher" Gemeindepfarrer tätig ist.
Seine Appelle klangen immer wie die Stimme des Rufers in der Wüste, sie fanden einfach kein Gehör, weil die Fleischbosse sicherlich auch der katholischen Kirche ihr Scherflein zukommen ließen, als "Schweigegeld" gewissermaßen.
Wo bleiben übrigens die Gewerbeaufsichtsämter und die Gesundheitsämter, um Mißstände in der Fleischindustrie zu ahnden?
Hoffentlich geschieht dort alsbald etwas!

dieter schimanek | Mi., 13. Mai 2020 - 12:14

Ich meine schon längst nicht mehr! Die Zustände in der Fleischindustrie sind lange bekannt und nicht nur dort. In vielen anderen Bereichen z.B. Pflege und Dienstleistungen sind nicht nur die Löhne schlecht, sondern auch die Arbeitsbedingungen. Es ist die Aufgabe der Gewerkschaften das zu ändern, nicht die der Politik. Wer wie die Gewerkschaft seine Unternehmen und damit den finanziellen Rückhalt verdummt und verplempert hat, kann mangels Masse nicht streiken. Arbeitnehmervertretung ist eine leere Hülse.

User-Andreas sagt dazu: Nachdem sich die Kadaverfresser unter unseren Mitbürgern über viele Jahrzehnte hinweg an Massentierhaltung gewöhnt haben, werden sie sicherlich auch kein Problem damit haben, dass nun eben Menschen in Massenmenschenhaltung untergebracht und ausgebeutet werden. Diese Kadaverfresser werden auch dessen ungeachtet weiterhin das Billigstfleisch bei Aldi, Lidl & Co kaufen. Sollte man das in Deutschland untersagen werden die Schlachthöfe eben nach Osteuropa verlagert werden und die Kadaverfresser kaufen dann eben Billigstfleisch aus Osteuropa. Traurig aber vermutlich wahr.«
So ist die Gegenwart für Fleischfresserei und Fettleibigkeit im Konsumparadies.

PS: So auch ganz im Interesse der Profite und Dividenden der Gesundheits- und Krankheitsindustrien.

Wie macht das User Andreas? Schneidet er das Fleisch vom lebenden Tier? Vegane Arroganz! Es gibt in unseren Land viele Menschen, die können nur bei Aldi und nur billiges Fleisch kaufen, viele sogar nur bei der Tafel. Obst und Gemüse sind auch nicht gerade preisgünstig. Bei halben Stromkosten könnten sie vielleicht teureres Fleisch kaufen. Nein, aber das sollen sie ja überhaupt nicht tun; Methan, CO2 usw. Ich billige solche unzivilisierten Arbeits- und Lebensbedingungen natürlich auch nicht. Anstatt Netzwerkdurchsetzungsgesetze zu beschließen könnte die gewerkschaftsnahe SPD vielleicht mal gesetzliche Grundlagen für Mindestwohnflächen in Unterkünften und strengere Kontrollen des Arbeitsschutzes durchsetzen. Man muss den Schlachthof ja nicht gleich verstaatlichen.

...dass ein Kadaver ein totes Tier in Verwesung ist. Ein solches wird von Menschen per se nicht gegessen. Etwas anderes sind die Zustände in der Fleischindustrie, die nicht hinzunehmen sind. Durch die zahlreichen EU-Vorschriften sind viele unserer Metzgereien mit eigener Schlachtung auf der Strecke geblieben. Auch der Verbraucher greift trotz gegenteiliger Bekenntnisse lieber zum Billigfleisch! Wie dies in die Regale kommt , wird selten hinterfragt. Ob Spargel oder Fleisch: Mitarbeiter unter unwürdigen Bedingungen arbeiten und wohnen zu lassen, müsste die Politik auf den Plan rufen! Bei den Gewerkschaften hat man leider das Gefühl, sie kümmern sich schon länger lieber um Genderfragen und political correctness.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 13. Mai 2020 - 13:39

Egal, in welchem Bereich. Wenige Gewerkschaftler, die ihre Arbeit noch der Sache wegen tun. Die meisten sehen es politisches Sprungbrett, unkündbare Stellung, Machtapparat gegenüber ihren Mitgliedern. Wenn ich lese, wie viele Gewerkschaftsbosse und Vorsitzende in Aufsichtsräten sitzen, selbst auf ihre Art "Lobbyarbeit" verrichten und nur als Pseudovertreter ihrer Zunft unterwegs sind, kommt mir das große k....
Was hier in der Fleischindustrie sich abspielt und ist doch allenthalben in fast jeder Branche so. Kein Wunder, das die Gewerkschaften Mitgliederschwund haben und eben auch keinen Zuspruch mehr. Der Osteuropäer, der hier zeitweise arbeitet, braucht keine Gewerkschaft, will sie auch nicht. Der will hier Geld verdienen, besseres Geld als zu Hause. Den stört eine Gewerkschaft, die eh nichts für ihn persönlich tut.
Sorry, aber die Gewerkschaften haben seit Jahren alles verschlafen. Das war auch vor Corona schon so. Nur, jetzt kommt es eben nochmal dicker.
Ich kaufe beim Metzger.

Ganz schlicht und einfach. Die Fleischindustrien, Alten- und Pflegeheime unterliegen keinerlei überraschenden Kontrollen. Warum? Kontrollbesuche werden vorab bekannt gegeben. Dieses Tatsache ist auch nicht überraschend. Wäre doch der wichtigste An-satzpunkt. Kostet nichts, außer eventueller "Freundschaften"

Ulf Altenbeeke | Mi., 13. Mai 2020 - 14:56

Es geht um Leiharbeit, Ausbeutung, mangelnden Gesundheitsschutz, Profitinteressen und das herzliche Desinteresse der Fleischkonsumenten an den Produktionsbedingungen. Auf wen wird folglich hier von den Fleischkonsumenten eingedroschen? Auf die Gewerkschaften.

dieter schimanek | Do., 14. Mai 2020 - 11:53

Antwort auf von Ulf Altenbeeke

Wie sie richtig bemerken geht es um Ausbeutung zur Gewinnmaximierung. Dabei geht es um Textil, Pflege, Dienstleistungen usw. usw. Ein breites Spektrum von gewerkschaftlichem Versagen. An ihre ursprüngliche Aufgabe können sich die Damen & Herren nur noch vage erinnern. Selbst kleinste Gewerkschaften erreichen mehr als der große DGB, wie man z.B. in Frankreich sehen kann.

Steiner | Mi., 13. Mai 2020 - 17:22

Die „Geiz ist geil Mentalität“ in unserem Land wird immer unerträglicher. Menschen arbeiten unter menschenunwürdigen Verhältnissen und Tiere werden gequält dass es einen erbarmt nur um jeden Tag billiges Fleisch essen zu können. Dass dieses Billigfleisch den Konsumenten nicht im Halse stecken bleibt spricht nur für Ignoranz vieler Mitbürger. Ich bin kein Vegetarier, auch kein Weltverbesserer aber ein bisschen gesunder Menschenverstand hilft mit diesem Thema verantwortungsvoll umzugehen. Abgesehen davon, dass täglicher Fleischverzehr äußerst ungesund ist, haben wir mittlerweile soviel Möglichkeiten uns gesund und vielfältig zu ernähren, dass es nicht täglich Fleisch sein muss. Nicht zu vergessen wir Verbraucher haben die Macht. Wenn wir dieses Billigfleisch nicht mehr kaufen, wird sich die Fleischindustrie sehr wohl überlegen ob sie wie bisher weiter produziert.

STEFAN KREPPEL | Mi., 13. Mai 2020 - 18:19

Ist es das Problem, dass mit der EU eine Landwirrschaft auf industriellen Niveau geschaffen wurde? Tiere die auf widerwärtigste Weise "produziert" werden. Unmengen Gülle die das Grundwasser belasten. Wer ist Schuld? Letztlich der Verbraucher der Discountfleisch in Massen will, Milch für 50 Cent. Eine Änderung ist mit der EU nicht zu machen. Bereits Frankreich würde einer Neuausrichtung im Wege stehen. Es wurde bereits in den 70er Jahren der falsche Weg eingeschlagen als nur noch immer größere Bauern gefördert und kleine Betriebe vernichtet wurden. Lässt es sich ändern?

Albert Schultheis | Mi., 13. Mai 2020 - 23:12

Ja, auch das System der Gesundheitskontrolleure, der Gewerbeaufsicht, der Gesundheitsämter ist von Grund auf krank. Eine weitere Spielart des tendenziellen Staatsversagens.

Lieber Herr Schultheis, Ihre Aussage ist zutreffend. Ich möchte jedoch weiterforschen und weiterdenken.
Wer trägt denn die Schuld an der der "Erkrankung" der staatlichen Kontrollorgane, am Staatsversagen des Kontrollsystems?
Doch nicht wir Verbraucherinnen und Verbraucher? Nein, die Fleischerzeuger und Fleischverarbeiter haben nur ein Ziel: Profitmaximierung.
Wir Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten einwandfreie Erzeugnisse auch aus der Fleischbranche und ein gesetzestreues Agieren der Akteure innerhalb dieses industriellen Zweiges, wenn er denn schon industriell gestaltet sein muß.
Die fehlenden staatlichen Kontrollen - nicht nur in der Lebensmittelindustrie - haben Methode: wenige Kontrollen ergeben wenige Beanstandungen und damit wenig Ärger mit Konzernen, die mit ihren Millionengewinnen alles steuern, auch die Kontrolleure.

Dagmar Kluth | Sa., 16. Mai 2020 - 21:58

von den Zuständen in den Schlachtbetrieben nichts gewusst zu haben. Mehrfach wurde zur besten Sendezeit im ÖR Fernsehen sehr drastisch über die Arbeits- und Lebensbedingungen der südost-europäischen Arbeiter berichtet. Dem Verbraucher die Schuld zuzuschieben, der bei den Discountern einkauft, ist zu kurz gesprungen. Nur etwa 40 % der hier geschlachteten Tiere werden in Deutschland verzehrt, der Rest geht in den Export. Außer der Gier der Betreiber der Schlachthöfe ist die Politik anzuprangern, die für die Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen verantwortlich ist und ihrer Verantwortung nicht nachkommt. Wenn Überprüfungen einmal im Zeitraum von 25 Jahren erfolgen, ja da kann der Betreiber Schenkel klopfend davon ausgehen, dass er sein Geld gut eingesetzt hat.