19.11.2018, Berlin: Mo Asumang, Regisseurin und Schriftstellerin, steht nach der Pressekonferenz zum Auftakt der Kampagne «Berlin steht an der Seite von Betroffenen rechter Gewalt» vor Plakaten.

Kampf gegen Rassismus - Attacke, ich bin deutsch!

Fragen sind ihre Waffe, die Angst ihr Motor: Die Dokumentarfilmerin Mo Asumang hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die sie wegen ihrer Hautfarbe beleidigen. Das ist nicht leicht und manchmal auch gefährlich. Warum sie es trotzdem macht, erzählt sie hier

Autoreninfo

Mo Asumang ist Dokumentarfilmerin („Roots Germania“, „Die Arier“), Autorin, Schauspielerin und Filmproduzentin. Sie kam 1963 als Tochter einer Deutschen und eines Ghanaers zur Welt und ist bei ihrer Großmutter aufgewachsen. Sie zeigt ihre Dokumentarfilme in Schulen und hält Vorträge über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Dafür wurde sie gerade vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.  

So erreichen Sie Mo Asumang:

Angenommen ich wüsste, dass die Nazis kurz vor der Machtübernahme stehen. Und wir hätten nur ein Jahr Zeit, die Brut aufzuhalten, was würde ich tun? Manchmal stelle ich mir deshalb vor, ich bin meine eigene Großmutter. Sie war bei der SS Schreibkraft, hat geheime Dokumente für die Nazis geschrieben. Sie hat damals alles mitgemacht, aber wenn ich jetzt sie bin, mache ich es anders. 

Ich werde mich wehren. Das muss ich tun, denn sind sie einmal an der Macht, war‘s das. Dann sind plötzlich 3.000 Richter weg, und es könnte noch schlimmer kommen. Ich habe nicht viel Zeit. Meine Strategie, ich werde wo ich kann mit den Feinden der Demokratie ins Gespräch kommen. Meine Geschichte beginnt in Verbindung mit einer Neonaziband mit dem Namen „White Aryan Rebels“. Die Pseudoarier haben aus einem für mich unsichtbarem Raum ihren Song „Die Kugel ist für Dich, Mo Asumang“ an ihre Mitläufer rausgeschossen, in Erwartung, dass diese mir Angst machen, und das taten sie auch. Aber das ist noch nicht alles.

„Schau mal, sie haben Ohren“

Die Angst ist nun mein Motor. Sie hilft mir, Dinge zu tun, die ich in der Gemütlichkeit meiner Komfortzone niemals wagen würde. Im Hinterkopf auch immer Oma Charlotte und die Frage, wie ich unsere Familiengeschichte transformieren kann. 

3.000 Neonazis auf dem Alexanderplatz und ich mitten drin. Oma Charlotte wäre vorbeigegangen. In Gedanken rufe ich sie und sage „schau mal, sie haben Ohren, haben Münder, sag doch mal was, mal sehen, was passiert“. Als ich dann selbst versuche, mit einem Rassisten ins Gespräch zu kommen, merke ich, das ist nicht so leicht. Der Schweiß läuft einem ja den Rücken runter, meine Beine zittern, und mir ist speiübel. Trotzdem, ich gebe nicht auf, mag nicht so ein Jammerlappen sein. Ich versuche es weiter. Sie drehen sich alle weg. Ich sehe nur Rücken. Das ist fies, aber was sagt mir das? Haben sie etwa Angst?

Fragen in Extremsituationen

In den folgenden Jahren gehe ich auf viele, sehr viele Nazidemonstrationen und treffe mich sogar mit dem KuKluxKlan in den USA, um Mitternacht, irgendwo am Waldesrand. Das Gespräch mit dem Klansman findet statt, aber die beiden Maschinengewehre auf dem Rücksitz seines Pickup Trucks ermahnen mich nicht zu weit zu gehen. Vermutlich ist er ein stinknormaler Jung, wenn er seine Mütze mit den beiden dunklen Augenlöchern abzieht. „Warum verbrennt Ihr ein Kreuz“ frage ich ihn.

„Für Jesus Christus, weil der von der Dunkelheit ins Licht ging“ sagt er. „Aber Jesus liebt doch auch die Schwarzen“ fällt mir da zum Glück noch ein. Sein Körper schlängelt sich ins Aus. Ich spüre, dass eine simple Frage bei Rassisten etwas bewegt. Ob Oma das vielleicht sogar versucht hat? Ich stelle fest, ich muss gar nicht diskutieren. Nur Fragen stellen, solche, die in seiner Community sonst keiner stellt, keiner! Sein Versuch, auf etwas zu antworten, mit dem er sich so noch nie beschäftigt hat, bringt ihn ins Wanken, das schenkt mir Zeit und Kraft, weiter zu fragen. Später nenne ich dieses Fragen in Extremsituationen „TalkMo“, ich möchte, dass das auch andere können. Man kann das lernen.

Mit der unsichtbaren Oma an der Seite

Jetzt bin ich in der Zwickmühle, denn instinktiv weiß ich, ohne mich wird er nicht wachsen, wird da nicht rauskommen. Fragt ja kein Nazi den anderen „sag mal Nazi, warum bist Du denn eigentlich ein Nazi, geh mal nach Hause und denk drüber nach“ Das machen sie nicht, sie wollen ja safe in ihrer Abwehrhaltung, ihrer Negativität, ihrer „der andere ist schuld Haltung“ verharren. Rassisten hassen innere Veränderung. Und gerade deshalb bringe ich sie jetzt zu ihm oder ihr. Jetzt oder nie. Manchmal fühle ich mich trotzdem schwach, auch mit meiner unsichtbaren Oma an meiner Seite. Dies ist auch ein Hilferuf.

Dann, wieder eine dusselige Rassistendemo – und mein Versuch, mit einem Nazi zu flirten, denn er sieht irgendwie nett aus, darf man das sagen? Nach einer halben Stunde plötzlich ein kleines Lächeln seinerseits und von schräg rechts ein Arm, der ihn zur Seite reisst, ein Mund, der sagt „wir dürfen nicht mit der da reden“. Ich frage, warum dürft ihr nicht mit mir reden?

Das Fragen ist meine Waffe  

Es kommt nichts. Zu Hause male ich mir aus, was passieren könnte, wenn „Atze, oder Hans oder Marcel“ mit mir nen Kaffee trinken gehen?. Wir würden uns gegenseitig unsere Geschichte erzählen, er mir und ich ihm. Wir wären raus aus dem Kopf und drin im Gefühl. Käme da der Anruf „Atze, kommst Du mit zur nächsten Nazidemo?“, was würde er nun sagen? Vielleicht ganz einfach: „Nein.“ Jedes Gespräch hat Kraft, aber vor allem das Fragen ist meine Waffe. 

Als ich früher bei Pro Sieben, ORB/rbb und Viva moderiert habe hätte ich mir niemals vorstellen können, dass ich mal so oft mit Rassisten zu tun haben werde. Ich dachte immer, ich bin ja hier geboren, auch meine Mutter und Oma sind so richtig „echte Deutsche“, ich spreche die Sprache, und das Wort Identität ist mir förmlich auf den Leib gesprayt, Attacke ich bin deutsch. Aber was macht man, wenn einem einer im Vorbeigehen sagt:  „geh zurück nach Afrika!“ oder „dein Vater ist ein Genentführer, der hat die Gene Deiner weißen Mutter geraubt, um seine Rasse aufzuwerten“. Und was machen wir, wenn Propaganda im großen Stil übers Netz und TV flimmert? 

Aufklärung über Hatespeech

In einer Zeit, in der der Nationalismus in Deutschland, Europa und sogar weltweit ansteigt, brauchen wir viele neue Wege, damit umzugehen. Wenn ich jetzt in Schulen und Universitäten über Hatespeech, Rassismus und Antisemitismus rede, wenn ich beschreibe, wie ich trotzdem die Begegnungen mit den ewig Gestrigen halte, flüstert mir Oma ins Ohr: „Sprich weiter, stell Fragen, talkmo‘ – und lasst sie nicht mit sich selbst allein“.

Von Mo Asumang ist zuletzt das Buch erschienen „Mo und die Arier. Allein unter Rassisten und Neonazis", Fischer, 14,99 Euro. 

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Hans-Jürgen Stellbrink | Mo., 23. Dezember 2019 - 11:08

Frau Asumang tut etwas, das in heutigen Zeiten selten geworden ist: Sie stellt Fragen und sucht das Gespräch, statt andere zu überbrüllen. Das ist weise und bewundernswert. Man mag eine Überzeugung ablehnen, sie sogar hassen, aber das gibt einem nicht das Recht, die Äußerung dieser Meinung zu verbieten, wenn sie nicht zur Gewalt aufruft.
Bei aller Ablehnung den menschlichen Kern in verbohrten Unbelehrbaren zu suchen und ihren Hass durch Begegnungen auf allgemein menschlichem Niveau zu entwaffnen wird mehr Menschen aus dieser Szene herauslösen als die Prügel der Antifa.
Dankeschön an Frau Asumang für diese nachdenklichen Worte. Sie passen sehr gut zur Adventszeit.

gabriele bondzio | Mo., 23. Dezember 2019 - 11:16

aber wenn ich jetzt sie bin, mache ich es anders."...so einen Satz sollte man nur zweifelsfrei in den Raum stellen, wenn man sich in der Situation befindet.
Stellen sie sich lieber der Frage, warum Nationalismus in Deutschland, Europa und sogar weltweit ansteigt. Ob das tatsächlich nur eine Sache ist, die aus Rassismus und Nazi-Sein, erwächst.
Jeder Fluß hat eine Quelle, wenn man mit "dem Strom schwimmt" wird sie nicht offenbar.

Klaus Peitzmeier | Mo., 23. Dezember 2019 - 12:02

Daß die Nazis durch ihre eigene Überzeugungskraft in DE an die Macht kommen, glaube ich nicht. Wenn, dann nur aus einer quasi Notwehrsituation heraus, wie es auch die AfD zu ihrer jetzigen Stärke schaffte. Die AfD erreichte ihre Höhenflüge doch nicht auf Grund der politisch intellektuellen Glanztaten ihrer Führer u Führerinnen. Nein, einzig u allein wg der unglaublich scheinheiligen gutmensch Tümelei der GRÜNEN, SPD u LINKEN. Leider auch teilweise der CDU/CSU. Deren Handlungsunfähigkeit gegen Migration, Islamismus, Clankriminalität u Klimahysterie machen viele Menschen wütend.
Wenn CDU/CSU u FDP als Regulatoren einer als verspinnert empfunden Politik ausfallen, gewinnt die AfD u leider wird damit auch "braune" Brühe an die Oberfläche gespült. Also: weniger ROT/GRÜN macht weniger BRAUN.
Das sagt schon die Farbenlehre.

Ich bin nicht immer Ihrer Meinung. Doch diesem Kommentar kann ich voll und ganz zustimmen. Mir viel die Farbenlehre auch gleich ein. Sie sprechen es an, wird die Ursache erkannt und benannt, öffentlich darüber berichtet ohne Schaum vor dem Mund, braucht es die Blauen nicht. Nur, jetzt sind sie um so wichtiger, weil die Bürgerlich-Konservativen versagt und sich wie ein Chamäleon verfärbt haben.
Liebe Frau Asumang. Danke dafür, das sie etwas tun, was die Gellschaft insgesamt mehr tun müsste. Mit anderen, insbesondere den Andersdenkenden reden. Man wird nicht jeden brauen Spinner erreichen, ich habe aber die Erfahrung gemacht, das die wenigstens auf Fragen Antworten haben. Manche werden dann auch nachdenklich. Nicht durch eine Frage, aber durch ständiges hinterfragen. Wer sich mit denen nämlich unterhält, stellt schnell fest, dass die Allermeisten argumentativ, geschweige denn historisch wirklich etwas wissen und argumentieren können. Denen geht es genauso wie anderen Ideologen.

Liebe Frau Mo Asumang,

zweimal las Ihren Artikel. Er sprach mich sehr an, ich setzte mich mit dem Tenor auseinander und stelle eine gewisse Selbstbeweihcherung fest. Auch ich sammle eigene Erfahrungen. Werde als "Nazischwein" betitelt, das lasse nicht zu.

Meine Urgroßmutter war Inderin. Im Hitler-Deutschland, weil nicht reinarisch,
erlitt meine Familie die schlimmsten Repressalien. Mein Vater entschloß sich,
- um uns zu schützen - der Partei beizutreten. Er war die Güte in Person. Nach dem Krieg wurde mein Vater als Nazi eingestuft. Er erhielt - auf Grund dieser üblen Verleumdung - keine Arbeitsstelle. Wir litten erneut. Wenig später lebte
ein Jude bei uns. Einfach schön! Mit ihm bildeten wir eine Großfamilie. Trotz
dieser schönen Erinnerung bin eine AfD-Wählerin. Bin ich in Ihrem Verständnis eine Narzisstin?

Ich würde mich mit Ihnen sehr, sehr gerne unterhalten. Einfach in die Augen sehen.

Ein frohes Weihnachtsfest und wunderbares neues Jahr,
Ihre Brigitte Simon aus München.

Joachim Kopic | Mo., 23. Dezember 2019 - 16:52

Antwort auf von Brigitte Simon

mir geht es ähnlich: Mein Großvater war "Tscheche" (daher der Name), mein Jüngster sieht "südlich" aus und ich habe oft mit Ausländern (der positiven Art) beruflich zu tun und trotzdem muss ich vorsichtig sein, um nicht von sog. "Gutmenschen" eine "Maß-Regelung" zu erhalten, wenn ich mich offen darüber äußere, was ich von der "Merkelschen Politik" halte, die in meinen Augen eher die Fremdenfeindlichkeit verstärkt als sie bekämpft.
Ihnen, aber auch allen, die den Mitmenschen wohlgesonnen sind:
Ein frohes und v.a. friedvolles Weihnachten und ein gesundes 2020!

Christa Wallau | Mo., 23. Dezember 2019 - 17:16

Antwort auf von Brigitte Simon

mir ergeht es ähnlich wie Ihnen. Auch ich war beim ersten Lesen dieses Textes von Frau Asumang angerührt. Dann dachte ich aber: Diese Frau trägt viel zu dick auf.
Sie spielt etwas hoch, was s o nicht existiert. Ihre Angst vor "Nazis" und Rassisten nehme ich ihr nicht ab. Immerhin konnte sie in D Fernsehmoderatorin werden und Bücher schreiben. Kurz: Sie ist groß herausgekommen, und niemand hat ihr diese Karriere bisher in irgendeiner Weise streitig gemacht.
Was p e r s ö n l i c h e Angriffe einzelner Menschen oder auch ganzer Gruppen anbelangt, so steht sie als Betroffene ja damit keineswegs allein da!
Ebenso wie Sie, liebe Frau Simon, muß i c h mich häufig als "Nazi", Fremdenhasserin und als unchristlicher Mensch beschimpfen lassen, nur deshalb, weil ich Mitglied der AfD bin. Mein Großvater war bekennender Hitlergegner und wäre fast im KZ gelandet.
Mit dem Spielen auf der Klaviatur der Larmoyanz kommen wir keinen Schritt weiter.
Wir müssen schon ernsthafter miteinander reden.

Richtig und wichtig dieser Bericht von Frau Asumang und das, was sie tut: ins Gespräch kommen als Deutsche mit Deutschen, die offensichtlich anders ticken.
Ihr Kommentar dazu, Frau Simon, ist in meinen Augen mindestens genauso wichtig und hat mich ermutigt, denn das nennt sich Meinungsfreiheit. Danke dafür.

dieser Artikel hat mir überhaupt nichts gesagt und Beeindruckt bin ich schon gar nicht! Das Wort "Nazi" wird hier inflationär gebraucht. Dadurch werden die abscheulichen Verbrechen der "echten" Nazi´s ja fast schon "Bagatalisiert"
Und echten "Gewinn" oder neue Erkenntnisse hat dieser Artikel überhaupt nicht geliefert! Irgendwie Wischi Waschi!
Haben wir jetzt auch schon ein "Winterloch" in der Berichtserstrattung?

Helmut Bachmann | Mo., 23. Dezember 2019 - 13:17

ein wenig masochistisch, sich immer wieder inmitten von Idioten aufzuhalten? Das diese tatsächlich auch Menschen sind ist zwar eine wichtige Erkenntnis, die so manchem Linken die Zornesröte ins Gesicht treibt. Aber: quälen sie sich doch nicht! Extremisten brauchen ihren Extremismus aus irgendeinem Grund. Der kann links, oder rechts, oder islamistisch sein. Da kann man beim Einzelnen evtl. etwas bewirken, aber nicht auf deren Demos.
Anders als gerne behauptet, wird der weit überwiegende Teil der berühmten Mitte ihr Deutschsein nicht mal ansatzweise in Frage stellen. Auch die meisten AfD-Wähler werden dies nicht tun. Wie schon andere Leser betonen, ein systemischer Blick auf das Entstehen von intoleranten Haltungen in der Mitte wäre sinnvoller. (Stichwort Selbstauflösung des konservativen Pols, Verächtlichtmachen von allem, was nicht links ist in den ÖR-Medien und den meisten Zeitungen). Denn nur, wenn die wirklich kippen würde, hätten Extremisten eine Chance.

Tomas Poth | Mo., 23. Dezember 2019 - 15:41

Bei 82 Mio. Bewohnern in Deutschland entspricht das 36,5 ppm. Unabhängig davon kann man vielleicht von etwa 2 bis 3% Rechtsradikalen in der Bevölkerung ausgehen, also jene die für Adolf noch den rechten Arm steif werden lassen.
Der Beitrag von Frau Asumang erscheint mir von daher ein bisschen überspannt. Allerdings mag man sich so fühlen wenn man sich unter seine "Feinde" begibt und Fragen als eine Waffe betrachtet. Wo bleibt da die Aufklärung, das Verstehen?
Wir sind eine stabile Demokratie und das wollen wir auch bleiben, wobei für mich immer wieder Zweifel auftreten wenn ich das politische Agieren der R2G-Szene in Betracht ziehe. Nach meiner Einschätzung droht von dieser Seite derzeit eher ein Verrat an unserer Demokratie.
Die Rückbesinnung auf nationale Identität die überall sichtbar wird, darf man nicht alarmistisch als Nationalismus benennen. Man schaue sich nur die Bilder und Reden in den Zeiten des Nationalismus von 1815 bis 1945 an.

dieter schimanek | Mo., 23. Dezember 2019 - 18:35

......unterhalte ich mich mit dem Verkäufer der Obdachlosen Zeitung u. trinke mit ihm einen Kaffee. Als wir danach auf dem Parkplatz standen u. uns noch ein wenig unterhielten, kam ein Afrikaner auf uns zu, beschimpfte uns als Rassisten, hielt uns seinen Kassenzettel unter die Nase - "ich habe bezahlt, nicht gestohlen". Wir hatten den Mann vorher überhaupt nicht bemerkt. Vielleicht schaute einer von uns zufällig einmal in seine Richtung. Das war Anlass genug uns als Rassisten zu diffamieren. Ein(e) Betroffener ist sensibilisiert auf Grund seiner Erfahrungen, das kann ich verstehen aber wir leben nicht unter massenhaft Rassisten und Ausländerfeinden.

Maria Fischer | Mo., 23. Dezember 2019 - 23:09

er war Dermatologe, er war schwul, er war schön und er hatte eine dunkle Hautfarbe (sein Vater war Afroamerikaner).
Wir lebten Anfang der 90ern in Kreuzberg 61.
In den Jahren unserer Freundschaft, wir lebten im selben Haus und sahen uns fast täglich, haben wir maximal 3 oder 4 x über Rassismus gesprochen.
Keiner in unserem Freundeskreis hat ihn nach seiner Hautfarbe beurteilt und er selbst hat sich nie damit geschmückt, weder im positiven noch im negativen Sinne.
Über Vorurteile (positive und negative), die sich auf so primitiver Art manifestiert haben, hat er sich hinweggesetzt und sein Gegenüber spüren lassen, dass sie als intellektuell inadäquat empfunden werden.

Wolfgang Tröbner | Di., 24. Dezember 2019 - 11:00

Frau Asumang, Ihr Artikel hat mich nachdenklich gemacht. Ich verstehe, dass es für Sie in einer Gesellschaft, die Ihnen gegenüber nicht immer freundschaftlich gesinnt ist, nicht leicht ist. Glauben Sie mir, auch für uns ist es nicht immer leicht und auch wir sind nicht immer sicher. Ein kleines Beispiel: Zur Osterzeit war ich mit einer Enkeltochter im Park spazieren. Meine Enkeltochter wollte mit meiner Hilfe auf einem schmalen Mäuerchen balancieren. Ich hielt also mit beiden Händen ihre Hände fest, so dass sie nicht herunter fallen konnte. Wie aus dem Nichts kam plötzlich ein Afrikaner auf uns zugerannt, der lautstark mehrmals drohte: I will kill all of you. Was machen Sie in einer solchen Situation? Wegrennen? Bleiben? Ich hatte nur einen einzigen Gedanken: Ich muss das Kind schützen, falls er uns angreift. Zum Glück ist er vorbeigegangen, wobei er unablässig seine Drohung wiederholte. Nichts ist passiert. Und trotzdem habe ich seitdem diesen Gedanken: Ich werde mich wehren ...