
- Zwangsbehandlungen gegen ein strukturelles Problem
In New York und anderen großen Städten der USA versuchen Politiker, die Obdachlosenkrise unter anderem durch Zwangseinweisungen psychisch kranker Obdachloser zu entschärfen. Denn viele dieser Menschen leiden unter psychischen Problemen. Daran gibt es massive Kritik.
Die Obdachlosigkeit in den großen Städten der USA ist eine langsam rollende Krise, die immer gravierender wird. Während die Hintergründe facettenreich sein können, spielen psychische Erkrankungen häufig eine Rolle. Laut Angaben der American Psychiatric Association leiden knapp 20 bis 25 Prozent der Obdachlosen in den Vereinigten Staaten unter schweren psychischen Problemen. In der Gesamtbevölkerung sind es um die vier bis sechs Prozent. Psychische Probleme sind in dem Zusammenhang aber nicht nur ein Prädiktor. Obdachlosigkeit verschlimmert und erhöht das Risiko für psychische Probleme auch.
Doch wie sollen schwer psychisch kranke Menschen, die auf der Straße oder in der U-Bahn leben, und die Behandlung mit Medikamenten verweigern, untergebracht und behandelt werden? Diese Frage stellen sich aktuell immer mehr US-amerikanische Politiker und suchen entsprechend nach Antworten. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom etwa hat kürzlich ein Gesetz unterzeichnet, das die Zwangsbehandlung von Menschen mit bestimmten psychischen Erkrankungen erleichtert. Die New York Times berichtete, der Bürgermeister von Portland, Oregon, erwäge ähnliche Maßnahmen. Und in New York City hat der Appell von Bürgermeister Eric Adams für unfreiwillige Einweisungen Obdachloser eine kontroverse Debatte ausgelöst.