
- Augen zu und durch
Zuschauer werden nun doch nicht bei den Spielen von Tokio zugelassen. Knapp zwei Wochen vor dem Olympiastart liegen die Nerven blank in Japan. Nur noch ironisch ist die Veranstalter-Verlautbarung zu verstehen: Die Spiele von Tokio würden den Sieg der Menschheit über die Pandemie verkünden.
Die Sonne scheint über Tokio schon seit Tagen nicht mehr. Beinahe ununterbrochen ist der Himmel grau, Nieselregen fällt auf Japans Hauptstadt nieder. Es passt zur Stimmung: Vergangenes Wochenende erschütterte ein Erdrutsch in der westlich von Tokio gelegenen Präfektur Shizuoka das Land. In der Küstenstadt Atami werden nach einer Schlammlawine noch immer mehr als 20 Personen vermisst, neun sind tot. Und dann greift noch die Delta-Variante des Coronavirus um sich.
Gute Nachrichten könnte Japan dieser Tage gut gebrauchen. Doch das, was am Donnerstagabend japanischer Zeit verkündet wurde, verdeutlicht zunächst nur, wie ernst die Lage ist. Zum vierten Mal seit Beginn der Pandemie hat Japans Regierung einen Ausnahmezustand über die Hauptstadtregion um Tokio verhängt. Damit beginnt der softe Lockdown, der von Ende April an bis vorigen Monat ohnehin galt, von Neuem: Menschen sollen möglichst zu Hause bleiben, Treffen in Gruppen vermieden, Alkohol nicht ausgeschenkt werden.