
- Monsieur Klartext
Als Außenminister von Luxemburg hat Jean Asselborn zwar nicht viel zu sagen, trotzdem spricht er stets auf allen Kanälen – die Omnipräsenz gehört zu seiner Strategie
Wenn Jean Asselborn eine Woche lang nicht vom Deutschlandfunk interviewt wurde, muss man sich Sorgen machen, heißt es spöttisch unter Luxemburgs Journalisten. Wie in jedem guten Witz steckt auch in diesem ein Stück Wahrheit. Kein ausländischer Politiker ist in deutschen Medien so gefragt wie er. Das liegt vor allem an seinem erfrischenden Hang zum Klartext. Wenn der dienstälteste Außenminister in der EU mit Journalisten spricht, ist die Schlagzeile sicher.
Sein Image als „Europameister der kantigen Aussagen“ (Spiegel) oder „außenpolitischer Sprecher der EU“ (Luxemburger Wort) verdankt der 69-Jährige einer Mischung aus Charme, Erfahrung und medialer Strategie. Letzteres würde er zwar nie zugeben. Doch die Dichte seiner Zitate in der Auslandspresse ist kein Zufall. Oft genug meldet sich der Chefdiplomat des 600 000-Einwohnerstaats sogar selbst per Handy bei Journalisten, mit denen er europaweit mehrsprachig per Du ist. Die wenigsten können ihm mittlerweile widerstehen.