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„Ich lebe gern im Schatten“

Am Tag der offiziellen Verkündung der Scheidung des Ehepaars Sarkozy gewährte Cécilia ein Interview.

Warum haben Sie sich entschlossen, heute über Ihre Sicht der Dinge zu sprechen? Ich denke, ich muss erklären, warum ich die Rolle – wenn es denn eine Rolle ist – der Première Dame in Frankreich nicht mehr spielen will, aus welchen Gründen ich die Scheidung eingereicht habe, warum ich mich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen möchte. Ich denke, die Franzosen stellen sich Fragen, und ich bin es ihnen schuldig, ihnen die Gründe für mein Handeln zu erklären. Sie haben gerade zwei grundlegende Dinge angesprochen: Ihren Rückzug aus dem öffentlichen Leben und Ihre Scheidung. Was ist für Sie wichtiger? Lässt sich das eine durch das andere erklären? Man kann diese beiden Punkte nicht voneinander trennen. Vor zwei Jahren geschah etwas, worüber Frankreich leider im Bilde ist, da sich die Medien aufgrund der Position meines Mannes für meine Person interessieren, und für alles, was in meinem Leben geschieht, eine Erklärung verlangt wird. 2005 lernte ich jemanden kennen, verliebte mich und ging fort. Angesichts des medialen Kontextes, in dem ich damals noch lebte, vielleicht etwas überstürzt. Ich wollte versuchen, mich korrekt zu verhalten, und kehrte nach Hause zurück, um unserer Beziehung eine neue Chance zu geben, um zu versuchen, zu meinen gewohnten Prinzipien, nach denen ich erzogen wurde, zurückzukehren. Deshalb geschah damals alles sehr schnell, ohne dass ich wirklich in der Lage gewesen wäre, Einfluss auf die Umstände zu nehmen. Ich habe seit zwei Jahren nicht gesprochen. Sie müssen wissen, dass ein Leben in der Öffentlichkeit nicht zu mir passt, nicht zu dem passt, was ich tief in meinem Innersten bin. Ich bin jemand, der gerne im Schatten lebt, ich liebe die Klarheit, die Ruhe. Ich hatte einen Mann, der in der Öffentlichkeit stand, das war mir immer klar, ich habe zwanzig Jahre an seiner Seite verbracht. Dieser Kampf hat ihn an einen Ort geführt, den er, wie ich finde, wunderbar ausfüllt, denn er ist ein Staatsmann, ein Mann, der in der Lage ist, viel für Frankreich und für die Franzosen zu tun. Aber ich glaube, dass das einfach nicht mein Platz ist; nicht mehr mein Platz ist. Und wie Journalisten und Publizisten immer gerne sagen: Frankreich hat einen Mann gewählt, kein Paar. War für Sie der Einzug von Nicolas Sarkozy in den Elysée-Palast ein wenig wie das Ende eines Abschnitts? Haben Sie in gewisser Weise eine Mission erfüllt? Nein, da vermischen Sie privates und öffentliches Leben. Aber es stimmt schon – wenn man einen Politiker heiratet, sind privates und öffentliches Leben untrennbar. Damit beginnen die Probleme. Ich habe keine Mission erfüllt, es war ein gemeinsamer Kampf. Ich bin eine Frau, die sich engagiert, ich brauche das. Ich muss, mehr mir selbst als anderen, beweisen, dass ich in der Lage bin, etwas zu schaffen. Ich habe also zwanzig Jahre lang gekämpft, doch es gab auch interessante, leidenschaftliche Momente – denn Politik ist leidenschaftlich – an der Seite des Mannes, mit dem ich verheiratet war. Er selbst ist ein wenig wie ein Geiger, dem Sie eine Stradivari in die Hand geben. Plötzlich hat er die Möglichkeit, seine Kunst zu entfalten. Aber auf mich trifft das überhaupt nicht zu. Ich habe an seiner Seite gearbeitet, aber ich wurde nicht gewählt und wollte auch nicht gewählt werden. Das ist einer der Gründe, weshalb dort einfach nicht mein Platz war. Ohne zu sehr auf Ihr Privatleben eingehen zu wollen – können Sie uns einige Gründe nennen, die Sie zu dieser weitreichenden Entscheidung bewogen haben? Was mir passiert ist, ist schon Millionen von Menschen passiert. Eines Tages merkt man, dass man in der Beziehung keinen Platz mehr hat, dass die Beziehung nicht mehr das Wichtigste im Leben ist, dass sie nicht mehr funktioniert. Die Gründe dafür kann man nicht erklären. Das passiert vielen Menschen, und es ist uns passiert. Da wir gewisse Prinzipien haben, haben wir versucht, die Beziehung wieder aufzubauen, der Familie den Vorrang zu geben – dieser Patchwork-Familie, über die ganz Frankreich gesprochen hat – die Familie vornan zu stellen, aber es hat nicht mehr geklappt. Wir haben alles versucht, ich habe alles versucht. Es hat ganz einfach nicht mehr geklappt. Ist diese persönliche Krise dafür verantwortlich, dass Sie bei verschiedenen öffentlichen Anlässen, bei Reisen, wo man Sie erwartet hätte, nicht anwesend waren? Die Krise kam nicht von heute auf morgen. Ich bin vor einem Jahr nach Hause zurückgekehrt. Ich habe ein Jahr lang versucht, mich beruflich und persönlich zu engagieren, doch das hat nicht jeden Tag geklappt. Während des G-8-Gipfels habe ich es vorgezogen abzureisen, weil ich mich dort nicht mehr wohlfühlte. Der Wahl bin ich ferngeblieben, weil es mir nicht gut ging, ich wollte mich in dem Moment nicht in der Öffentlichkeit zeigen. Ich denke, die Franzosen können verstehen, dass es Momente im Leben gibt, in denen es einem schlechter geht als sonst, in eine solche Krise kann jeder geraten. Ich habe es daher vorgezogen, mich nicht zu zeigen, mich nicht zu exponieren, mich zu schützen. Eine der Perversionen meiner Position ist diese Pflicht, mich dafür zu rechtfertigen, dass ich in Ruhe und zurückgezogen leben möchte. Gleichzeitig hat die Tatsache, dass Sie dort, wo Sie erwartet wurden, nicht erschienen, diesem Phänomen Vorschub geleistet, das man das „Rätsel Cécilia“ oder das „Mysterium Cécilia“ nennt und nach dem die Medien ganz verrückt sind. Es gibt kein Rätsel, kein Mysterium. Es gibt nur ein Paar, das eine Krise durchgemacht und versucht hat, diese zu bewältigen, es aber nicht geschafft hat. Ich bin einfach sehr vorsichtig, in der Presse Dinge auszubreiten, über Dinge zu sprechen oder Dinge zu erklären, die eigentlich niemanden etwas angehen. Und natürlich leide ich darunter, dass mein Privatleben erklärt und auseinandergenommen wird, mit diesen abwegigen Dingen, die ich gelesen habe. Jeder würde darunter leiden. Wer das Gegenteil behauptet, sagt nicht die Wahrheit. Kein Panzer ist dick genug, um sich davor zu schützen. Hoffen Sie, mit Ihrer Entscheidung dieses Kapitel abschließen zu können? Das hoffe ich nicht nur, das werde ich. Ich werde von jetzt an versuchen, in Ruhe und im Schatten zu leben, so wie ich es mag. Es gibt vielleicht kein „Mysterium“ oder „Rätsel Cécilia“, aber es gibt das Paradox Cécilia: Offenbar wünschen Sie sich, sich dem Medienrummel, der um eine Première Dame in Frankreich gemacht wird, zu entziehen. Und gleichzeitig haben Sie eine hochspektakuläre Mission in Libyen vollendet. Ihnen ist die Befreiung der bulgarischen Krankenschwestern und des palästinensischen Arztes gelungen. Sie wussten, dass sich bei Ihrer Rückkehr alle auf Sie stürzen würden… Ich habe gehandelt, ohne dabei an die medialen Folgen zu denken. Eines Tages sprach ich mit dem Generalsekretär des Elysée-Palastes, Claude Guéant, und er sagte zu mir: „Ich fahre nach Libyen.“ Ich spürte, dass ich helfen konnte, dass ich einen Beitrag leisten konnte. Warum? Ich spürte, dass ich es schaffen konnte. Ich sagte zu ihm: „Ich komme mit!“ Er war überrascht, sprach mit dem Präsidenten und der sagte: „Na gut, versuchen wir es. Nehmen Sie sie mit.“ Im Flugzeug machte ich mich dann mit dem Dossier vertraut, versuchte zu verstehen und vertiefte mich darin. Bei der Ankunft merkte ich, dass eine Lösung in Reichweite war. Auf die erste Reise folgte eine zweite und so fort. Ich habe fünfzig Stunden diskutiert, geredet, verhandelt, um das Einzige zu erreichen, was mich interessierte: diese Frauen und diesen Mann zu befreien. Ich hatte ihnen mein Wort gegeben, und das musste ich halten. Ich erwartete nichts im Gegenzug und ich verstehe die ganze Polemik nicht, denn alles, was ich wollte, war, diese Menschen, die schreckliches Leid durchlebt haben, zu befreien. Ich habe zu keinem Zeitpunkt weder an die medialen Folgen noch an die Erklärungen, die man von mir verlangt, oder an sonst irgendetwas gedacht. Ich habe einfach ein humanitäres Ziel verfolgt. Das ist alles. Eine Frage, die sich viele Franzosen stellen: Was empfanden Sie in dem Moment, als Sie erfuhren, dass Nicolas Sarkozy, nach all den Jahren des Kampfes, Staatspräsident wurde? Ich war stolz! Ich war stolz, weil das eine Aufgabe ist, die ein ganzes Leben in Anspruch nimmt. Man muss sich selbst zurückstellen, viele Opfer bringen, um dort hinzukommen. Dennoch glaube ich, dass er zu den Männern zählt, die ihre Karriere in den Dienst des Staates stellen, ohne etwas im Gegenzug zu erwarten. Ist er ein Staatsmann? Ich denke, ja. Ich denke, dass Frankreich ihn verdient und dass er Frankreich verdient. Ich war stolz und habe mich für ihn gefreut. Wirklich für ihn. Es wurde viel gesagt über Ihre Rolle an seiner Seite. Waren Sie eine Beraterin, hatten Sie Einfluss auf die strategischen Entscheidungen, auf Ernennungen? Nicolas braucht diese Art von Ratschlägen überhaupt nicht. Ich habe immer versucht, ihm eine Stütze zu sein, weil ich den Blick von außen hatte und mir immer ein kleines Stück Leben außerhalb und parallel zum politischen Leben bewahrt habe. Ich habe einen frischeren und eher außen stehenden Blick auf die Dinge. Andererseits schließe ich, wenn es um Dinge wie Ernennungen oder Entscheidungen geht, die Bürotür. Ich wollte mich nie, worin auch immer, einmischen. Ich glaube jedoch, dass eine völlig unbeteiligte Meinung von außen– denn ich erwartete keine Gegenleistung – per definitionem eine gute Meinung ist. Woher rühren dann diese Hirngespinste? Vielleicht, weil ich nicht genug gesprochen, erklärt habe… Ich weiß es nicht. Was werden Sie in den nächsten Tagen tun? Ich werde mich auf meine Familie konzentrieren. Und dann werde ich meine Zukunft planen. Ich will nicht mehr mit Rückblick auf meine Vergangenheit leben. Ich lebe nicht gerne in Trümmern. Das Blatt wendet sich, das ist sehr schwer, das ist normal, angesichts der Umstände und alles dessen was auf dem Spiel steht. Aber ich bedaure nie meine Entscheidungen. Schon als Kind wendete ich, wenn ich ein Bild fertig hatte, das Blatt und begann ein neues. Und nun habe ich also meine Pinsel zur Hand genommen, um eine neue Geschichte zu malen. Übersetzung: Tanja Felder Das Interview führte Yves Derai für L’Est Républicain Foto: Picture Alliance

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