Handelt Chinas Staatschef Xi Jinping nach einem großen Plan? / dpa

Rudolf Scharping liest... - Das politische Buch

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Keyu Jin hat in ihrem neuen Buch ein „Playbook“ entdeckt, nach dem China handelt. Rudolf Scharping zweifelt zwar daran, dass es diesen Masterplan gibt. Warum er das Buch trotzdem für lesenswert hält.

Rudolf Scharping

Autoreninfo

Rudolf Scharping war von 1993 bis 1995 Bundesvorsitzender der SPD, von 1991 bis 1994 Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz und später Bundesminister der Verteidigung. Bei der Bundestagswahl 1994 war er Kanzlerkandidat und von 1995 bis 2001 Präsident der Europäischen Sozialdemokraten. Nach seiner Zeit als Politiker baute er die eigene Beratungsgesellschaft RSBK AG auf, die deutsche Unternehmen im Zusammenhang mit China berät. Seit 2005 hat Scharping auf zahlreichen Reisen insgesamt fast sechs Jahre in China verbracht.

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Folgt Chinas Aufstieg einem Masterplan; vielleicht sogar einer Art „Playbook“? Man könnte das tatsächlich glauben, liest man allein den Titel des gerade auf Englisch erschienenen neuen Buches der chinesischen Wirtschaftswissenschaftlerin Keyu Jin: „The New China Playbook: Beyond Socialism and Capitalism“. Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen. Man erfährt darin viel über Chinas Selbstverständnis, über kulturelle, politische und wirtschaftliche Kontexte; und nicht zuletzt zeigt die an der London School of Economics lehrende Keyu Jin, was man in asiatischen (nicht nur chinesischen) Kontexten aktuell schreibt, andeutet oder erst gar nicht anspricht.

Chinas Aufstieg durch „Öffnung und Reform“ ist einzigartig; einem „Playbook“ aber folgte er nicht. Es war vielmehr, in den Worten von Deng Xiaoping, ein tastendes Überqueren des Flusses, von Stein zu Stein, Versuch und Irrtum, Korrektur und neue Justierung. Die Erfolge, von Keyu Jin in ihrem Buch in Phasen unterteilt, sind enorm und weit mehr als wirtschaftlicher Natur: Man hat das Analphabetentum ausgerottet, den Hunger besiegt, eine breite Mittelklasse, ein leistungsfähiges Bildungssystem, ein leidliches Sozialsystem geschaffen.

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Werner Zillig | Mi., 13. September 2023 - 18:17

... wird offenbar nicht genannt. Es gilt für China, Indien und Afrika: Die schiere Anzahl der Menschen, die da leben. Welches Wirtschaftssystem auch immer -- die Anzahl der Menschen bestimmt den Resourcen-Verbrauch. Man stelle sich nur vor in CIA -- na ja, wie die Abkürzungen eben so zustande kommen -- möchte "die Mittelschicht" ausnahmslos ein Auto fahren und auch sonst entsprechend Europa-Standards leben. Das Weltswirtschaftssystem würde an die Wand krachen.

Christoph Kuhlmann | Do., 14. September 2023 - 09:26

Man darf die Wechselwirkung nicht vergessen. Als Mario Puzo seinen Roman, „Der Pate“ veröffentlichte und dieses Buch dann noch verfilmt wurde, hatte diese Fremdbeschreibung danach erheblichen Einfluss auf das Verhalten der Mafiosi. Sie versuchten, den filmischen Vorbildern nachzueifern. Insofern ist, kann die Veröffentlichung eines Playbooks in China und anderswo durchaus als Vorlage für künftige Entscheidungen und Vorgehensweisen dienen, selbst wenn es zuvor in der Realität der chinesischen Politik keine Rolle spielte.